Introduction
On January 24, 1961, West German prosecutors interrogated Georg Michalsen, a former SS officer involved in Ghetto liquidations in the Generalgouvernement. In his testimony, Michalsen stated that he was deployed alongside Hermann Höfle as part of the so-called “resettlement staff” tasked with overseeing the clearing of the Warsaw Ghetto in the summer of 1942. He describes how Jews were rounded up, concentrated at the Umschlagplatz, and sent by train to their deaths. Though he claims he did not know the deportees were being killed “at the beginning,” he admits that he soon “found out during the operation”. He further stated that”other members of our unit and those involved in the resettlement also eventually learned what the real fate of the Jews was”.
Document

Der Leitende Oberstaatsanwalt bei dem Landgericht
– 141 Js 573/60 –
Gegenwärtig:
StA. Schuster
StA. Zeug
v.d. Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen Ludwigsburg
als Vernehmende
JA. Buff
als Protokollführerin
Hamburg, den 24.1.1961
Vernehmungsprotokoll
Vorgeführt erscheint der Beschuldigte Georg Michalsen, wohnhaft: Hamburg-Blankenese, Sachestieg 10, macht folgende Angaben:
I. Zur Person:
Ich bin am 13.9.1906 in Wendrin / OS. als Sohn des Lehrers Georg Michalczyk geboren. Mein Name Michalczyk ist etwa im Jahre 1940 in Michalsen umgeändert worden. Die Volksschule habe ich bis zum Jahre 1920 in Oppeln besucht. Ich war dann von Oktober 1920 bis Januar 1923 zunächst bei einem Rechtsanwalt tätig, und zwar als Anwaltslehrling. Von 1923 bis 1925 arbeitete ich als Volontär bei dem Verband Oberschlesischer Genossenschaften. Anschließend war ich bis Ende 1926 als Buchhalter bei der Landwirtschaftlichen Ein- und Verkaufsgenossenschaft in Oberlogau tätig. Bis Kriegsanfang war ich denn als Buchhalter bzw. als Sachbearbeiter bei verschiedenen Unternehmen der Wohnungswirtschaft beschäftigt, und zwar bei der Baustoffbeschaffung G.m.b.H., der Oberschlesischen Heimstätte und zuletzt beim Bauverein Oberschlesien. […]
In die NSDAP bin ich im Jahre 1928 eingetreten. In der Folgezeit war ich u.a. Kassenwart und Schriftwart. Im Jahre 1930 war ich außerdem vorübergehend Ortsgruppenleiter in Oppeln. Der SA-Reserve gehörte ich etwa ab April 1929 an bis zu meinem Eintritt in die allgemeine SS im Januar 1932. Im Jahre 1937 wurde ich hier zum SS-Obersturmführer befördert, es kann sein, dass dies etwa am 30.1.1937 war. Meine Einheit war die 45. SS-Standarte in Oppeln.
Bei Kriegsausbruch sollte ich an sich zur Wehrmacht eingezogen werden. Am 6.9.1939 wurde jedoch in einer Schule in Oppeln ein Kommando derjenigen Angehörigen der allgemeinen SS zusammengestellt, die noch nicht eingezogen worden waren. Hierzu gehörte auch ich. Wir wurden dann mit Omnibussen nach Tschenstochau gebracht. Von Tschenstochau kam ich als Führer von rund 70 SS-Männern nach Petrikau. Hier waren wir zur Unterstützung der Gendarmerie bzw. des Landrates eingesetzt. Ich möchte mich verbessern, wir waren dem Landrat unterstellt. Wir wurden zum Wachdienst eingesetzt und außerdem wurde ein Teil meiner Leute auf die einzelnen Gendarmerieposten verteilt. Außerdem bildeten wir etwa 100 bis 150 Selbstschutz-Männer aus.
Im Sommer 1940 wurde die Gendarmerie verstärkt, sodass man uns nicht mehr benötigte. Ich war dann noch kurze Zeit in Tomaschow und Rawa zur Ausbildung von Selbstschutz-Männern eingesetzt. Etwa im September 1940 kam ich zum SS- und Polizeiführer Lublin, dessen Dienststelle ich bis zum August 1943 angehörte. Etwa im Jahre 1942 wurde ich zum SS-Hauptsturmführer (F) befördert, es kann sein, dass dies am 30.1.1942 war.
Im August 1943 wurde ich vom SSPF Lublin zum Höheren SS- und Polizeiführer in der Operationszone Adriatisches Küstenland versetzt. Höherer SS- und Polizeiführer war der SS-Gruppenführer Globocnik, der vorher auch SSPF in Lublin war. Beim HSSPF Adriatisches Küstenland war ich als Personal-Sachbearbeiter und Quartiermeister eingesetzt. Ich habe damals den Dienstgrad eines SS-Sturmbannführers (F) gehabt. Wann meine Beförderung zum SS-Sturmbannführer erfolgte, kann ich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Wenn mir vorgehalten wird, dass dies gemäß meinen Personalunterlagen am 30.1.1944 erfolgt ist, so kann dies stimmen. Wenn mir außerdem vorgehalten wird, dass ich nach einem Schreiben des SS-Gruppenführers Globocnik vom 11.2.1945 an den Chef des SS-Personalhauptamtes in Triest auch Kommandeur des slowenischen Sturmregimentes gewesen sein soll, so stimmt dies nicht. Ich habe auch nie als SS- und Polizeikommandeur der Provinz Triest einige tausend Mann geführt. Ich war zwar SS- und Polizeikommandeur; dies hatte jedoch nur theoretische Bedeutung. Ich nehme an, dass Globocnik lediglich deshalb diese Angaben gemacht hat, um eher meine Beförderung zu erreichen.
Im Mai 1945 bin ich in englische Gefangenschaft geraten, und zwar gemeinsam mit dem Gauleiter Rainer, dem SS-Oberscharführer Helletsberger, dem SS-Sturmbannführer Lerch, dem SS-Sturmbannführer Höfle, zwei Stenotypistinnen, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnern kann, und Globocnik. Globocnik hat sich kurz nach der Gefangennahme auf einem Polizeiposten mit Zyankali das Leben genommen. An den Namen des Polizeipostens kann ich mich nicht erinnern. Ich habe mit eigenen Augen die Leiche gesehen. Ein Irrtum ist völlig ausgeschlossen. Ich kann mich in örtlicher Hinsicht noch erinnern, dass der Polizeiposten in der Nähe von Weissenesee/Kärnten gelegen war.
Bis zum Jahre 1948 befand ich mich dann in britischer Gefangenschaft bzw. Internierung. Im Jahre 1948 wurde ich entlassen und begab mich zunächst zu meiner Schwägerin nach Oldenburg. Im Jahre 1949 traf ich hier wieder mit meiner Familie zusammen, die nach Bayern geflüchtet war. Im Mai 1950 verzog ich nach Hamburg, wo ich eine Stellung bei dem Bauverein der nlb-gemeinden in Hamburg-Nienstedten fand. Bei diesem Bauverein bin ich bis heute als Buchhalter tätig gewesen.
II. Zur Sache:
Frage: Wie Sie bereits in der Vernehmung zur Person angegeben haben, haben Sie von September 1940 bis August 1943 der Dienststelle des SSPF Lublin angehört. Welche Aufgaben haben Sie bei dieser Dienststelle wahrgenommen?
Antwort: Im September 1940 war ich zunächst etwa 10 Tage lang im Distrikt Lublin beim Bau der Grenzbefestigung an der Demarkationslinie eingesetzt. Ich war hierher versetzt worden, über die Dienststelle des SSPF Lublin. Ich wurde sodann ruhrkrank, lag bis Weihnachten 1940 im Lazarett und war anschließend noch bis April 1941 krankgeschrieben. Diese Zeit habe ich z.T. zu Hause verbracht, vier Wochen lang war ich in dem Badeort Bad Elster-Schönau. Im April 1941 kam ich dann wieder zu der Dienststelle des SSPF Lublin. Dort war ich zunächst mit Grundstückssachen beschäftigt, die im Zusammenhang standen mit Umsiedlungen Volksdeutscher von Lublin in den Warthegau. Ich habe diese Tätigkeit im Dienststellengebäude des SSPF Lublin ausgeübt. Mein Vorgesetzter war damals der SS-Hauptsturmführer Ulbricht, der beim SSPF insbesondere Personalsachen bearbeitete. Als Schreibkraft war mir ein SS-Unterscharführer namens Hoskowetz beigeordnet. Über den Verbleib dieser beiden SS-Angehörigen ist mir nichts bekannt.
Nach dem Ausbruch des Krieges mit Russland kam ich im Herbst 1941 zu der Dienststelle des Beauftragten für die Errichtung von SS- und Polizeistützpunkten in den besetzten Ostgebieten, die ihren Sitz ebenfalls in Lublin hatte. Beauftragter war der SSPF, der SS-Gruppenführer Globocnik. Etwa von September 1941 bis Sommer 1942 habe ich die Aussenstelle Nord dieser Dienststelle in Riga geleitet. Mein Vorgesetzter in Lublin war der Stabsführer Nemec beim SSPF Lublin. In Riga kann ich mich noch an die folgenden drei Mitarbeiter erinnern:
SS-Oberscharführer Meier, aus Stadthagen; er hat bei der Aussenstelle insbesondere die Löhne ausgezahlt,
Ein SS-Unterscharführer Willi Haufler aus Schwaben,
Ein SS-Unterscharführer Josef Slany aus dem Sudetengau.
Gekoppelt war die Aussenstelle mit der Bauinspektion unter SS-Hauptsturmführer List, der meiner Erinnerung nach aus Bayern stammt.
Im Sommer 1942 wurde die Dienststelle des Beauftragten für die Errichtung von SS- und Polizeistützpunkten aufgelöst. Etwa im Juni 1942 kam ich von Riga zurück nach Lublin und war dann zunächst für den Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums im Raum Zamosc eingesetzt. Mein Vorgesetzter in Lublin war jetzt der SS-Hauptsturmführer von Mohrenschildt. Etwa im Juli oder August 1942 kam der Befehl Zu einem Einsatz in Warschau. An der Besprechung bei dem SSPF Lublin, die diesem Einsatz vorausging, habe ich nicht teilgenommen. Vom SSPF Lublin fuhren damals mit mir etwa 15 Mann nach Warschau. Hierbei waren: Höfle, Claasen, Slany, Hantke, Gross und Schwarzenbacher und außerdem ein Untersturmführer namens Franz. Vom KdS Lublin gehörte unserem Kommando außerdem ein SS-Obersturmführer und Kriminalkommissar namens Worthoff an.
Schwarzenbacher war Führer einer Kompanie ukrainischer Hilfswilliger. Diese waren in Trawniki bei Lublin stationiert. Der Kompanie Ukrainer gehörte auch ein SS-Oberscharführer namens Roixmann an. Es ist mir bekannt, dass Schwarzenbacher im Jahre 1944 im Raum Trisct gefallen ist. Claasen soll ebenfalls gefallen sein. Ich kann mich noch erinnern, dass Hantke aus Oberschlesien stammte. Sein Vorname ist mir nicht mehr in Erinnerung. Gross dürfte im Sudetenland gebürtig gewesen sein. Auch sein Vorname ist mir nicht mehr in Erinnerung.
Frage: In Warschau haben mehrere Einsätze stattgefunden, wie viele Einsätze waren es und bei wievielen waren Sie dabei?
Antwort: Mir sind zwei grosse Umsiedlungsaktionen von Juden in Warschau bekannt. Die eine war die von der ich vorhin schon sprach (Juli/August 1942), die zweite fand im Jahre 1943 statt, dabei wurden schwere Waffen eingesetzt. Bei der letztgenannten Aktion war ich nur drei Tage in Warschau.
Frage: Mit welchen Warschauer Dienststellen wurden vor Beginn der Aussiedlungsaktion Besprechungen geführt?
Antwort: Wir haben mit folgenden Stellen Besprechungen geführt:
mit dem SSPF, Dr. von Sammern-Frankeneck
mit der Zivilverwaltung, die das Ghetto beaufsichtigte,
mit dem KdO,
mit dem KdS.
Ich selbst war bei keiner dieser ersten Besprechungen dabei.
Diese sind von Höfle und Worthoff geführt worden.
Frage: Waren Sie nicht bei der Besprechung mit Hahn dabei?
Antwort: Ich war bei einer Besprechung bei Dr. Hahn, aber nicht bei der ersten Besprechung.
Frage: Waren Sie bei der Besprechung mit dem Judenrat dabei?
Antwort: Bei einer Besprechung mit dem Judenrat vor Beginn der Aussiedlung war ich dabei. In meiner Begleitung befanden sich Höfle, Worthoff und ein Hauptsturmführer vom KdS Warschau. Bei dieser Besprechung wurde dem Judenrat offiziell von der Aussiedlung Kenntnis gegeben. Der Judenrat wurde aufgefordert, keine Schwierigkeiten zu bereiten und täglich eine gewisse Zahl von Juden zu stellen.
Frage: Was ist bei dieser Besprechung mit Hahn erörtert worden?
Antwort: Bei der Besprechung mit Hahn, an der ich teilgenommen habe, ist ihm ein Bericht von dem Stand der Aussiedlung gegeben worden.
Frage: Ist für die Umsiedlung auch vom KdS Warschau ein Kommando gestellt worden?
Antwort: Ja. Dieses Kommando war etwa 20 Mann stark. Es wurde von dem schon genannten Hauptsturmführer, an dessen Namen ich mich nicht erinnern kann, geführt. Dem Kommando gehörten u. a. der Untersturmführer Brandt und ein gewisser Mende an.
Frage: Wissen Sie, von welcher Abteilung des KdS diese Leute kamen?
Antwort: Nein, das weiss ich nicht.
Frage: Schildern Sie bitte den Vorgang der Aussiedlung.
Antwort: Bei unserer Ankunft in Warschau wurden wir zunächst in dem Gebäude der Sicherheitspolizei untergebracht. Das war aber nur für einige Tage. Es wurde dann für uns im Ghetto ein Gebäude freigemacht in der Zelasna-Strasse 103. Man nannte diese Stelle den Umsiedlungsstab. Die jüdische Polizei lieferte täglich eine bestimmte Zahl von Juden am Umschlagplatz ab, dort wurden die Juden in bereitgestellte Züge verladen und abtransportiert. Wieviele Menschen täglich abtransportiert wurden, vermag ich nicht anzugeben. Es fuhren aber regelmäßig ein Zug, manchmal auch zwei Züge am Tage ab.
Die Umsiedlung verlief zunächst ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Im Laufe der Zeit kamen aber nicht mehr genug Leute zum Umschlagplatz. Die jüdische Polizei konnte sich nicht mehr durchsetzen. Daraufhin mussten wir dazu übergehen, das Ghetto von Haus zu Haus durchzukämmen. Dabei wurde vor allem das Kommando der Sicherheitspolizei und Einheiten der fremdländischen Hilfswilligen eingesetzt. Ich meine, dass bei dieser Aussiedlungsaktion etwa 180.000 Menschen abtransportiert worden sind. Wenn mir vorgehalten wird, dass es lt. deutschen Angaben über 310.000 gewesen sein sollen, so scheint mir das zuviel.
Bei Beginn der Aussiedlungsaktion wurden zunächst die Alten und Kranken abtransportiert. Es ist möglich, dass auch zunächst die Gefangenen weggebracht worden sind. Das dürfte aber die Sicherheitspolizei gemacht haben. Die Inhaber von Arbeitsbescheinigungen wurden am Anfang von der Umsiedlung verschont. Später hat man aber auch auf sie z.T. zurückgegriffen. Nach dem Abtransport der Juden wurde das Ghetto verkleinert. Zu diesem Zwecke wurden auch im Ghetto Umzüge vorgenommen.
Für die Dauer unseres Einsatzes in Warschau unterstanden wir dem SSPF von Warschau. Wir bekamen auch von dieser Dienststelle in der Praxis Befehle, allerdings ist Höfle mehrmals während des Einsatzes nach Lublin gefahren und hat von Globocnik Befehle entgegengenommen. Globocnik selbst war während der Umsiedlung mindestens einmal in Warschau. Das Kommando der Sicherheitspolizei erhielt seine Befehle nicht von uns, sondern vom KdS.
Herr Michalsen wird vorgehalten, dass während dieser Aussiedlungsaktion zahlreiche Juden erschossen worden sein sollen. So sollen lt. deutschen Angaben vom 22.–31.7.1942 498, im Monat August 2.307 und später nochmals 2.648 durch Schussverletzungen ums Leben gekommen sein.
Mir schienen diese Zahlen überhöht. Erschossen sind bestimmt Menschen worden, aber ich glaube nicht soviel. Ich meine, dass diese Erschießungen auf den Einsatz der fremdvölkischen Einheiten zurückzuführen sind.
Ich selbst habe bei diesem Einsatz keinen Menschen getötet.
Auf Vorhalt: Mir ist bekannt, dass während der Aussiedlungsaktion die Insassen eines Krankenhauses erschossen worden sind. Ich glaube, es handelte sich bei den Opfern um Geisteskranke. Wer diese Menschen erschossen hat, weiss ich nicht. Ich glaube, es sind Leute aus Trawniki gewesen.
Es ist wiederholt vorgekommen, dass die Juden in arbeitsfähige und nicht arbeitsfähige Gruppen geschieden wurden. Die Arbeitsfähigen konnten an ihre Arbeitsplätze zurückkehren, die anderen wurden abtransportiert.
Als die Aussiedlungsaktion in Warschau begann, wusste ich zunächst selbst nicht, dass die Juden getötet würden. Ich habe das erst im Laufe der Aktion erfahren, allerdings schon nach kurzer Zeit. Ich glaube auch, dass die übrigen Angehörigen unseres Kommandos sowie der übrigen bei der Umsiedlung eingesetzten Personen im Laufe der Zeit erfahren haben, was das wirkliche Schicksal der Juden war.
Es ist richtig, dass während unseres Einsatzes in Warschau Leute von uns und der Sicherheitspolizei sowie Einheiten der fremdvölkischen Kräfte in Provinzorte des Distrikts Warschau gefahren sind und dort Judenumsiedlungen vorgenommen haben. Ich selbst war an zwei solchen Einsätzen beteiligt, weiss aber nicht mehr, in welche Orte wir damals gefahren sind. Diese Einsätze dauerten nur kurze Zeit, einen knappen Tag. An diesen Umsiedlungen, an denen ich beteiligt war, wirkten auch örtliche Dienststellen mit, und zwar Gendarmerie, polnische Polizei und Angehörige der Aussenstellen der Sicherheitspolizei.
Wir hatten den Auftrag, jeweils das gesamte Ghetto zu räumen. Es gelang uns aber nicht, alle Juden zu erfassen. Viele konnten flüchten.
Wer von der Sicherheitspolizei an den beiden oben geschilderten Fällen dabei war, weiss ich nicht. Es waren aber mindestens 10 Personen. Bei diesen beiden Aktionen haben das eine Mal Höfle und das andere Mal ich das Kommando geführt.
Es ist richtig, dass eines Tages auch die Familien der jüdischen Ordnungspolizisten abtransportiert worden sind. Auf Veranlassung Höfles hat man die Zeit in der die Polizisten irgendwo eingesetzt waren, dazu benutzt, ihre Familien zum Umschlagplatz zu bringen. Die jüdischen Polizisten erfuhren aber hiervon und liefen daraufhin zum Umschlagplatz. Sie gingen drohend auf mich zu. Es gelang mir aber, sie zu beruhigen. Ob ich dabei den heranrückenden Polizisten befohlen habe, anzutreten, weiss ich heute nicht mehr. Ihre Familien sind an diesem Tage weggebracht worden.
Meine Hauptaufgabe bei der Umsiedlungsaktion war folgende: Ich habe anhand des Stadtplanes festgelegt, wo nunmehr dünn besiedelte Teile des Ghettos entweder völlig geräumt werden sollten oder in andere Teile des Ghettos umziehen sollten, um so das Ghetto zu verkleinern. Darüber hinaus habe ich mich viel auf dem Umschlagplatz aufgehalten und dort den Abtransport der Juden mitüberwacht. Ich war auch mehrmals mit dabei, wenn Häuser oder Strassen von Juden geräumt wurden.
Mit der Werterfassung hatte unser Kommando nichts zu tun. Dafür gab es eine eigene Stelle, die von einem gewissen Conrad geleitet wurde. Sie unterstand dem SS- und Polizeiführer.
Es ist richtig, dass bei unserem Kommando ein Mann war, der hinkte. Er hiess Mayerhofer und stammte aus Österreich.
Hantke und Gross waren vielfach am Umschlagplatz, sie haben aber auch beim Heranholen der Juden mitgewirkt.
Das Einsatzkommando der Sicherheitspolizei war im Anfang täglich im Ghetto, später hat es unregelmäßiger mitgewirkt.
Auf Vorhalt: Der SS-Obersturmführer Kutschera hiess in Wirklichkeit Claasen. Kutschera war sein früherer Name.
Vorgelesen, genehmigt, unterschrieben
gez. Georg Michalsen
Geschlossen:
gez. Schuster
gez. Zeug
gez. Ruff
The Chief Public Prosecutor at the Regional Court
– 141 Js 573/60 –
Present: Prosecutors Schuster and Zeug From the Central Office of the State Justice Administrations Ludwigsburg as interrogators JA Buff as recording clerk
Hamburg, 24 January 1961
The accused, Georg Michalsen, residing in Hamburg-Blankenese, Sachestieg 10, appears and makes the following statements:
I. Personal Information: I was born on 13 September 1906 in Wendrin, Upper Silesia, as the son of teacher Georg Michalczyk. My name was changed from Michalczyk to Michalsen around 1940. I attended elementary school in Oppeln until 1920. From October 1920 to January 1923, I worked for a lawyer as an apprentice. From 1923 to 1925, I was a trainee at the Association of Upper Silesian Cooperatives. Until the end of 1926, I worked as a bookkeeper at the Agricultural Supply and Purchasing Cooperative in Oberlogau. Until the outbreak of war, I was employed as a bookkeeper or case officer at various housing associations, including Baustoffbeschaffung GmbH, Oberschlesische Heimstätte, and Bauverein Oberschlesien. […]
I joined the NSDAP in 1928. Over time, I held roles such as treasurer and recording clerk. In 1930, I was briefly local group leader in Oppeln. I joined the SA Reserve in April 1929 and the General SS in January 1932. I was promoted to SS-Obersturmführer in 1937, possibly on 30 January 1937. My unit was the 45th SS-Standarte in Oppeln.
At the outbreak of war, I was to be drafted into the Wehrmacht. On 6 September 1939, however, a detachment of General SS members not yet drafted was assembled at a school in Oppeln, including myself. We were transported to Częstochowa by bus and from there I led about 70 SS men to Piotrków, supporting the Gendarmerie and district administration. We performed guard duties and trained 100 to 150 Selbstschutz (self-defense) men.
In summer 1940, the Gendarmerie was reinforced, and we were no longer needed. I was briefly stationed in Tomaszów and Rawa to train Selbstschutz men. Around September 1940, I joined the SS and Police Leader (SSPF) Lublin, where I served until August 1943. I was promoted to SS-Hauptsturmführer (F) around 30 January 1942.
In August 1943, I was transferred by the SSPF Lublin to the Higher SS and Police Leader in the Adriatic Coastal Operational Zone under SS-Gruppenführer Globocnik. There, I served as personnel officer and quartermaster. I held the rank of SS-Sturmbannführer (F). If my records state I was promoted on 30 January 1944, I accept that. If, according to a letter by Globocnik dated 11 February 1945 to the Chief of the SS Personnel Main Office in Trieste, I was said to be commander of the Slovenian Assault Regiment, that is incorrect. I never commanded several thousand men as SS and Police Commander of Trieste. That designation was likely used by Globocnik to expedite my promotion.
In May 1945, I was captured by the British along with Gauleiter Rainer, SS-Oberscharführer Helletsberger, SS-Sturmbannführer Lerch, SS-Sturmbannführer Höfle, two stenographers (names forgotten), and Globocnik. Globocnik committed suicide with cyanide shortly after capture at a police station near Weißensee, Carinthia. I saw his body with my own eyes; there is no doubt.
Until 1948, I was in British custody or internment. In 1948, I was released and went to my sister-in-law in Oldenburg. In 1949, I reunited with my family who had fled to Bavaria. In May 1950, I moved to Hamburg and worked as a bookkeeper for the Bauverein of the nlb communities in Hamburg-Nienstedten, where I remained employed.
II. Subject Matter:
Question: As you already stated in the personal section of this interrogation, you were assigned to the office of the SSPF Lublin from September 1940 to August 1943. What duties did you perform in that office?
Answer: In September 1940, I was initially assigned for about 10 days in the Lublin district to help build border fortifications along the demarcation line. I was transferred there via the SSPF Lublin office. I then fell ill with dysentery, was in a military hospital until Christmas 1940, and was on medical leave until April 1941. I spent part of that time at home and four weeks at the spa town Bad Elster-Schönau. In April 1941, I returned to the SSPF Lublin office. I was initially involved in land matters connected with the resettlement of ethnic Germans from Lublin to the Warthegau. I performed this work in the SSPF Lublin office building. My superior was SS-Hauptsturmführer Ulbricht, who handled personnel matters. An SS-Unterscharführer named Hoskowetz was assigned to me as a clerk. I do not know what became of either of them.
After the outbreak of the war with Russia, I joined the office of the Commissioner for the Establishment of SS and Police Bases in the Occupied Eastern Territories in autumn 1941. This office was also based in Lublin and was headed by the SSPF, SS-Gruppenführer Globocnik. From around September 1941 to summer 1942, I led the northern branch of this office in Riga. My superior in Lublin was Chief of Staff Nemec under the SSPF Lublin. In Riga, I recall three colleagues:
SS-Oberscharführer Meier from Stadthagen, who handled payroll,
SS-Unterscharführer Willi Haufler from Swabia,
SS-Unterscharführer Josef Slany from the Sudetenland.
The branch was connected to the construction inspection office under SS-Hauptsturmführer List, who I believe was from Bavaria.
In summer 1942, the office of the Commissioner for the Establishment of SS and Police Bases was dissolved. Around June 1942, I returned from Riga to Lublin and was then assigned to the Reich Commissioner for the Consolidation of German Nationhood in the Zamosc region. My superior in Lublin was now SS-Hauptsturmführer von Mohrenschildt. Around July or August 1942, we received the order for a deployment in Warsaw. I did not take part in the preparatory meeting at the SSPF Lublin office. Around 15 men traveled with me from the SSPF Lublin to Warsaw. Among them were: Höfle, Claasen, Slany, Hantke, Gross, Schwarzenbacher, and an Untersturmführer named Franz. From the KdS Lublin, an SS-Obersturmführer and criminal commissioner named Worthoff also joined our unit.
Schwarzenbacher was the commander of a company of Ukrainian auxiliaries. They were stationed in Trawniki near Lublin. An SS-Oberscharführer named Roixmann also belonged to the Ukrainian company. I know that Schwarzenbacher was killed in 1944 in the Trisct area. Claasen is also said to have been killed. I remember that Hantke was from Upper Silesia, though I do not recall his first name. Gross was likely born in the Sudetenland. I do not recall his first name either.
Question: Several operations took place in Warsaw. How many were there, and how many did you participate in?
Answer: I am aware of two major resettlement actions involving Jews in Warsaw. One was the one I previously mentioned (July/August 1942), and the second took place in 1943 and involved the use of heavy weapons. I was only in Warsaw for three days during the latter operation.
Question: Which Warsaw offices were consulted before the start of the resettlement action?
Answer: We held discussions with the following offices:
With the SSPF, Dr. von Sammern-Frankeneck
With the civil administration overseeing the ghetto
With the KdO
With the KdS
I myself did not participate in any of the initial meetings. These were conducted by Höfle and Worthoff.
Question: Were you not present at the meeting with Hahn?
Answer: I was at one meeting with Dr. Hahn, but not the first meeting.
Question: Were you present at the meeting with the Jewish Council?
Answer: I was present at a meeting with the Jewish Council before the start of the resettlement. Accompanying me were Höfle, Worthoff, and a Hauptsturmführer from the KdS Warsaw. At this meeting, the Jewish Council was officially informed of the resettlement. They were instructed not to resist and to provide a daily quota of Jews.
Question: What was discussed at the meeting with Hahn?
Answer: At the meeting with Hahn that I attended, a report was given to him on the status of the resettlement.
Question: Did the KdS Warsaw also provide a detachment for the resettlement?
Answer: Yes. This detachment consisted of about 20 men and was led by the aforementioned Hauptsturmführer, whose name I cannot recall. The detachment included Untersturmführer Brandt and someone named Mende.
Question: Do you know which department of the KdS these men came from?
Answer: No, I do not.
Question: Please describe the resettlement process.
Answer: Upon our arrival in Warsaw, we were first housed in the Security Police building, but only for a few days. A building in the ghetto at Zelasna Street 103 was cleared for us. This location was called the “Resettlement Staff.” The Jewish police delivered a set number of Jews to the Umschlagplatz each day, where they were loaded into trains and deported. I cannot specify how many were deported daily, but usually one train departed, and sometimes two per day.
Initially, the resettlement went ahead without major problems. Over time, fewer people came to the Umschlagplatz. The Jewish police could no longer maintain control. We then began house-to-house searches. The Security Police and foreign auxiliaries were primarily used for this. I estimate that about 180,000 people were deported during this action. If I am told that German figures indicate over 310,000, that seems too high to me.
At the beginning, the elderly and sick were deported first. It is also possible that prisoners were taken initially—likely by the Security Police. Holders of work permits were initially spared but were later also taken in part. After the deportations, the ghetto was reduced in size. For this, internal relocations within the ghetto were carried out.
During our deployment in Warsaw, we were under the authority of the SSPF Warsaw and received practical orders from that office. However, Höfle traveled several times to Lublin to receive orders from Globocnik. Globocnik himself visited Warsaw at least once during the resettlement. The Security Police unit received its orders not from us, but from the KdS.
Confronted with the fact that many Jews were reportedly shot during this operation (498 from 22–31 July 1942, 2,307 in August, and another 2,648 later), Michalsen stated:
These numbers seem exaggerated to me. People were certainly shot, but I don’t believe so many. I believe these shootings were due to the deployment of the foreign units.
I personally did not kill anyone during this operation.
Upon further questioning: I know that during the resettlement, the patients of a hospital were shot. I believe they were mentally ill. I do not know who carried out the shooting. I believe it was people from Trawniki.
It repeatedly happened that Jews were divided into groups of fit and unfit for work. The fit were allowed to return to their workplaces, the others were deported.
At the beginning of the resettlement operation in Warsaw, I did not know that the Jews were being killed. I only found out during the operation, although quite soon. I believe the other members of our unit and those involved in the resettlement also eventually learned what the real fate of the Jews was.
It is true that during our deployment in Warsaw, personnel from our unit, the Security Police, and foreign auxiliaries traveled to provincial towns in the Warsaw District to conduct resettlements there. I took part in two such operations but no longer recall which towns. These operations lasted about a day. Local authorities such as the Gendarmerie, Polish police, and branches of the Security Police also took part.
We were ordered to clear each entire ghetto. However, we could not capture all Jews. Many managed to escape.
I do not know who from the Security Police was present during the two previously described cases. There were at least 10 people. In one action Höfle was in command, in the other I was.
It is true that one day the families of the Jewish order police were also deported. On Höfle’s initiative, their absence while on duty was used to take their families to the Umschlagplatz. The Jewish policemen found out and rushed to the Umschlagplatz. They approached me threateningly, but I managed to calm them down. Whether I ordered the arriving policemen to fall in, I no longer recall. Their families were deported that day.
My main task during the resettlement operation was to determine, using a city map, which sparsely populated parts of the ghetto were to be cleared or moved to other parts, to reduce the ghetto’s size. I also spent a great deal of time at the Umschlagplatz, overseeing the deportation of Jews. I also participated in clearing houses or streets of Jews.
Our unit had nothing to do with the registration of valuables. That was handled by a separate office, led by someone named Conrad, which was subordinate to the SS and Police Leader.
It is true that there was a man in our unit who limped. His name was Mayerhofer, and he was from Austria.
Hantke and Gross were frequently at the Umschlagplatz, but they also helped bring Jews in.
The Security Police’s Einsatzkommando was active daily in the ghetto at first, and later more irregularly.
Confronted: SS-Obersturmführer Kutschera’s real name was Claasen. Kutschera was his former name.
Read aloud, approved, signed:
signed Georg Michalsen
Closed:
signed Schuster
signed Zeug
signed Ruff
Archivial reference:
Bundesarchiv B 162/1698
Photograph of Georg Michalsen (ca. 1934/1935) from Bundesarchiv R 9361-I/56542