1960-03-31 / Testimony of SS Guard Gustav Münzberger on Treblinka Extermination Camp

Introduction

Interrogation transcript of former Treblinka extermination camp guard SS-Unterscharführer Gustav Münzberger, dated March 31 and April 1, 1960. In his testimony, Münzberger describes the arrival of prisoner transports, the systematic deception used to lead victims to their deaths, the operation of gas chambers powered by engine exhaust and the later cremation of the bodies as part of efforts to erase evidence of the mass killings. Münzberger names key SS personell and Ukrainian auxiliaries involved in the extermination process.

Documents

Der Untersuchungsrichter I beim Landgericht Düsseldorf
z.Zt. Garmisch-Partenkirchen, den 31.3.1960

UR I 21/59

In der Voruntersuchung gegen Franz

Gegenwärtig:
Landgerichtstrat Schwedercky als Untersuchungsrichter,
ap. J. Ass. Riedlberger als Urkundsbeamten der Geschäftsstelle.

erschien auf Ladung der nachgenannte Zeuge. Dieser wurde gem. §§ 57, 69 StPO belehrt, ermahnt und unterrichtet.

Er erklärte:

Zur Person: Münzberger Gustav, 56 Jahre alt, Bau- und Möbelschreiner, Unterammergau, Mühlgasse 207, mit dem Angeschuldigten nicht verwandt und nicht verschwägert. Der Zeuge wurde gem. § 55 StPO belehrt.

Zur Sache:
Bei Kriegsbeginn lebte ich in meinem Geburtsort Weikschitz, Kreis Teplitz-Schönau. Ich war damals selbständiger Bau- und Möbelschreiner. Etwa im August 1940 wurde ich dienstverpflichtet. Ich kam in die Heilanstalt Sonnenstein bei Pirna. Ich habe dort etwa zwei Monate in der Anstaltsschreinerei gearbeitet. Dann kam ich als Hilfskoch in die Küche. Mein Küchenchef war dort der Franz, Kurt. Ich bin bis etwa August 1942 in Sonnenstein verblieben. Ich war dort immer in der Küche tätig. Franz ist eine Zeitlang vor mir weggekommen. Ich selbst kam mit etwa 20 Leuten aus Pirna in ein Lager bei Lublin. Dort sind wir von aktiven Polizeimeistern kurz militärisch ausgebildet worden. Es war nur der Transport allein aus Pirna damals in das Lager. Etwa Ende September 1942 kam ich nach Treblinka. Ich trug SS-Uniform. Ich war zunächst Rottenführer und später SS-Scharführer. Später waren alle in Treblinka Diensttuenden wenigstens Unterscharführer.

In Treblinka habe ich Franz wiedergetroffen. Er war zu meiner Erinnerung nach stellvertretender Kommandant. Die eigentliche Arbeit wurde im Lager durch sogenannte „Arbeitsjuden“ ausgeführt. Die einzelnen Arbeitskommandos wurden von SS-Angehörigen geführt und beaufsichtigt. Franz stand darüber und beaufsichtigte die einzelnen Kommandos. Dem Franz unterstand auch die ukrainische Wachmannschaft. Spieß bei der Wachmannschaft war ein Berliner, älter als ich, von Beruf Pfleger. Er dürfte den Dienstgrad eines Oberscharführers gehabt haben. Mit Vornamen hieß er „Otto“. Wenn mir der Name Stadie genannt wird, so könnte das der Nachname gewesen sein.

Das Lager Treblinka war eingeteilt in das untere Lager – Auffangslager – und das obere Lager. Im oberen Lager fanden die Vergasungen statt. Franz hat sowohl im unteren als auch im oberen Lager die Tätigkeit der Arbeitskommandos überwacht.

Wenn ich gefragt werde, wer Kommandant war, so erinnere ich mich, dass dieser Stangl hieß und aus Linz oder Wels in Österreich stammte. Stangl ist meiner Erinnerung nach im Sommer 1943 weggekommen. Ich kann jetzt nicht mehr sagen, ob das vor oder nach dem Aufstand gewesen ist. In der letzten Zeit ist dann meiner Erinnerung nach nur noch Franz in Treblinka als Lagerleiter gewesen. Ich bin Ende November, Anfang Dezember 1943 fortgekommen. Ich gehörte zu der letzten Gruppe, die Treblinka verließ. Ich glaube, daß Franz etwas vor mir weggekommen ist. Ich bin dann zum Partisaneneinsatz nach Oberitalien gekommen und war in die Gegend von Triest und Fiume. Dort habe ich Franz mal wiedergesehen, der „meines Wissens“ Dienst beim höheren SS- und Polizeiführer getan hat.

Zur Zeit des Aufstandes in Treblinka war ich auf Heimaturlaub. Ich mag etwa um den 20. August 1943 wieder in Treblinka gewesen sein. Ich erinnere mich, daß ich zum Geburtstag meines Vaters am 13.8. zu Hause war. Nach meiner Rückkehr vom Urlaub sind keine Vernichtungstransporte mehr angekommen. Es sind aber noch Arbeitsjuden nach Treblinka gekommen, die zu den Aufräumungsarbeiten herangezogen worden sind. Diese Juden sind später wieder fortgekommen. Sie sind nicht in Treblinka vernichtet worden.

Bis zum Antritt meines Urlaubs sind noch Transporte ins Lager angekommen und die Transportangehörigen vernichtet worden. In dieser Zeit sind die Transporte jedoch nicht täglich gekommen, sondern vielleicht in einem Abstand von 4 bis 5 Tagen.

Die ukrainischen Wachmannschaften haben außerhalb und innerhalb des Lagers Dienst getan. Innerhalb des Lagers waren sie zugegen, wenn Transporte ankamen. Sie haben die Juden bewacht, wenn sie ausstiegen, wenn sie sich dann ausziehen mußten und auch, wenn sie durch den Gang zu den Gaskammern hingeführt wurden. Die Ukrainer haben aber auch im oberen Lager Wachdienst verrichtet, wenn die Juden in die Gaskammern selbst hineingebracht wurden und wenn später die Leichen herausgebracht und in die Gräben geworfen, bzw. später verbrannt wurden.

[…]

v.g.u.

Der Zeuge wurde zur Fortsetzung der Vernehmung unter ausdrücklichem Hinweis auf die in der schriftlichen Ladung zum heutigen Termin enthaltenen Bestimmung au mündlich geladen auf den 1. April 1960, 9.15 Uhr.


Der Untersuchungsrichter I beim Landgericht Düsseldorf
z.Zt. Garmisch-Partenkirchen, den 1. April 1960.

UR I 21/59

In der Voruntersuchung gegen Franz

Gegenwärtig:
Landgerichtstrat Schwedercky als Untersuchungsrichter,
ap. J. Ass. Riedlberger als Urkundsbeamtin der Geschäftsstelle.

erschien auf Ladung zur Fortsetzung der Vernehmung der Zeuge Münzberger (Personalien VI, 128). Dieser wurde erneut gem. §§ 57, 69, 55 StPO belehrt, ermahnt und unterrichtet.

Er erklärte:

III.) Die “Abfertigung” der Transporte spielte sich wie folgt ab: Die Züge wurden in das Lager hineingeschoben, so daß die Lokomotive außerhalb des Lagers stand. Die Gleise waren tiefer gelegt, so daß man beim Öffnen nicht hinauszusteigen brauchte. Bei den Wagen handelte es sich meist um Güterwagen, nur in einzelnen Fällen um Personenwagen. Bei Ankunft eines Transportes war anwesend der Lagerkommandant, sein Stellvertreter Franz, dann Küttner und Städl. Ferner waren die SS-Angehörigen anwesend, die zum Dienst eingeteilt waren und die ukrainischen Wachmannschaften.

Die Juden mußten aus den Wagen aussteigen und mußten in Richtung zum Auskleideplatz gehen. Dort mußten sich die Männer im Freien ausziehen, die Frauen und Kinder in einer Baracke, die ausdrücklich dafür bestimmt war. Die jüdischen Männer mußten, nachdem sie sich ausgezogen hatten, die gesamten Kleider zum Sortierplatz bringen. Das gleiche mußten auch die Frauen tun. Nach nochmaliger Überlegung: Es könnte sein, daß die Männer auch die Frauenkleider haben wegbringen müssen. Wenn alle ausgezogen und die Kleider abgeliefert waren, wurden die Juden durch den Gang, der sich zwischen den beiden Lagerteilen befand, zu den Gaskammern gebracht. Es wurde ihnen gesagt, es ginge zum Baden. Das wurde ihnen von Ukrainern, aber auch von den diensttuenden SS-Angehörigen gesagt. Von der ersten Zeit meines Aufenthalts in Treblinka abgesehen, wurden den Frauen die Haare abgeschnitten. Das geschah durch ein Arbeitskommando. Diese Haare wurden in Säcken gesammelt und es hieß damals, man brauche sie irgendwie für Unterseeboote.

Die Gaskammern hatten jeweils nur einen kleinen Eingang. Als ich nach Treblinka kam, waren drei kleine Gaskammern vorhanden. Die großen Gaskammern waren im Bau. Später mögen etwa 8 große Gaskammern vorhanden gewesen sein.
In die Gaskammern wurden Motorengase eingeleitet. Als die großen Gaskammern in Betrieb waren, gab es einen besonderen Motorenraum. Von dem dort befindlichen Motor liefen Verbindungsrohre zu den einzelnen Gaskammern. Dieser Motorenraum ist von dem gestern von mir erwähnten SS-Angehörigen Schmidt Fritz eingerichtet worden. Dieser hat auch zwei Ukrainer im Gebrauch des Motors unterwiesen. Diese beiden Ukrainer waren ständig dort. Einer von ihnen war sehr groß und stark. Er wurde Iwan genannt. Der andere ist mir weder dem Namen noch dem Spitznamen nach bekannt.

Wie lange die Gaskammern geschlossen blieben, das kann ich nicht sagen. Es mögen 15 bis 30 Minuten gewesen sein.
Nach dem Öffnen der großen Türen auf der anderen Seite der Gaskammern wurden die Leichen durch besondere Arbeitskommandos herausgeholt. Durch wieder andere Arbeitskommandos wurden sie auf versteckte Wertgegenstände abgesucht. Auch wurden den Leichen etwa vorhandene Goldzähne ausgebrochen. Schließlich wurden die Leichen fortgeschafft. In der ersten Zeit wurden sie in große Gruben geworfen, mit Chlorkalk überschüttet und dann mit einer Sandschicht bedeckt. Später wurden die Leichen verbrannt. Das geschah dadurch, daß man sie auf Eisenbahnschienen legte, die auf Betonblocks aufgelagert waren. Unter den Eisenbahnschienen brannten starke Holzfeuer. Als man dazu überging, die Leichen zu verbrennen, hat man auch die Leichen aus den Gruben wieder herausgeholt und ebenfalls verbrannt.

Auch die Arbeitskommandos im oberen Lager wurden durch Ukrainer bewacht. Diese Ukrainer sind nicht gesondert im oberen Lager untergebracht gewesen, sondern gemeinsam mit den anderen Ukrainern in den Ukrainerbaracken, die sich im unteren Teil des Lagers befanden. Die oben erwähnten zwei Ukrainer, welche die Motoren bedienten, die haben oben geschlafen, weil sie auch die Lichtmaschine beaufsichtigt haben, die sich im Bereich der kleinen Gaskammern befand. Auch Franz ist regelmäßig im oberen Lager gewesen, wenn dort gearbeitet wurde. Wie groß die Transporte zahlenmäßig jeweils waren, weiß ich nicht, weil ich Unterlagen darüber nie gesehen habe.

IV.) Im unteren Lager gab es etwas abseits einen besonders eingezäunten Platz, der das “Lazarett” genannt wurde. Dieser Platz war durch in den Zaun gesteckten Reisig gegen Einsicht geschützt. Es befand sich auf diesem umzäunten Raum eine Hütte und eine große Grube. Die Grube war von der Art wie die Gruben im oberen Lager, wenn auch nicht so groß. In das Lazarett wurden die Toten gebracht, die aus den Transportzügen ausgeladen wurden. Zum Lazarett wurden aber auch kranke und gebrechliche Menschen gebracht, die mit den Transporten angekommen waren. Diese sind dann dort im Lazarett erschossen worden. Miete war meist dabei. Wer sonst noch, kann ich im Augenblick jedenfalls nicht sagen.

Ich erinnere mich, daß etwa Ende 1942 im Lazarett auch typhuskranke Arbeitsjuden erschossen worden sind. In welchem Umfang das geschehen ist, kann ich nicht sagen. Entweder am Eingang vom Lazarett oder irgendwo drinnen – ich weiß das nicht mehr genau – befand sich übrigens ein rotes Kreuz auf weißem Felde, wie es sonst bei einem Lazarett üblich war. Ob auch Franz im Lazarett Erschießungen vorgenommen hat, das kann ich nicht sagen.

V.) Mir wird ein Fotoalbum vorgehalten. In diesem Album erkenne ich folgende Personen:
1. Auf Seite 1 erkenne ich ganz einwandfrei Lambert;
2. auf Seite 4 unten erkenne ich neben Franz den Kommandanten Stangl;
3. auf Seite 9 sind die Bagger abgebildet, die im oberen Lager eingesetzt gewesen sind. Nach schnellem Betrachten des Albums kann ich jetzt nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es sich um Treblinka handelt. Die Bagger waren jedoch von der Art, wie sie in Treblinka Verwendung gefunden haben;
4. auf Seite 10 erkenne ich den Baggerführer, kann jedoch seinen Namen nicht nennen, weil er mir entfallen ist. Der links unten Stehende war ein Flieger aus der Leipziger Gegend. Ich kann mich nur noch an seinen Vornamen Willi erinnern.
5. Auf Seite 11 ist der Hund von Franz abgebildet. Ich glaube, er hat “Barry” geheißen. 6. Auf Seite 12 links ist in der Mitte Stangl abgebildet. Links neben ihm dürfte, soweit man dies von hinten, bzw. von der Seite erkennen kann, Wentsig abgebildet sein. Dieser war zunächst Unter- später Oberscharführer. Er hat die schriftlichen Arbeiten für die Kommandantur gemacht. Mit Vornamen hieß er, glaube ich, Willi. Er war aus der Nähe von Breslau zu Hause. Damals mag er Anfang 30 Jahre gewesen sein. Auch er ist in Italien gewesen.
7. Auf Seite 12 rechts ist der gestern von mir erwähnte Fahrer Schmidt Fritz abgebildet.
8. Im übrigen erkenne ich außer Franz auf den sonstigen Bildern niemanden.

VI.) Den oben erwähnten Hund Barry hat Franz oft mitgenommen, wenn er durchs Lager ging. Es war ein Bernhardinerhund. Der Hund konnte bissig werden, wenn man ihn gestichelt hat. Daß er Häftlinge gebissen hat, habe ich nicht gesehen. Ich habe auch nicht gesehen, daß Franz den Barry auf Häftlinge gehetzt hat. Ich erinnere mich, daß darüber gesprochen wurde.

VII.) Franz war in seinem Auftreten in Treblinka recht sehr selbstbewußt und arrogant. In seiner Uniform steilte er was her. Sein Uniform war auch immer sehr gepflegt. Er hat einen Arbeitsjuden gehabt, der ihm das alles sauber gemacht hat. Wenn mir vorgehalten wird, daß Franz seine Schuhe selbst geputzt haben will, so erkläre ich: Das kann ich nicht glauben. Wir haben uns alle die Schuhe nicht zu putzen brauchen. Dann wird Franz nicht gerade eine Ausnahme gemacht haben. Den Häftlingen gegenüber war Franz recht streng. Franz war schnell aufgeregt und dann leicht dabei, die Pistole zu ziehen. Ich kann mich nicht erinnern, daß er dann auch geschossen hat. Unter Kameraden ist jedoch davon gesprochen worden, daß er auf Häftlinge geschossen hat. Selbst gesehen habe ich, daß Franz Häftlinge geschlagen hat und zwar mit einer Peitsche. Die allgemein im Lager üblichen Peitschen bestanden aus geflochtenem Leder. Ich kann mich nicht besinnen, daß Franz Häftlinge auf diese Weise totgeschlagen hat. Ich kann mich auch nicht erinnern, daß davon gesprochen worden ist.

Wenn mir vorgehalten wird, Franz habe sich dahin eingelassen, er sei lediglich Führer der ukrainischen Wachmannschaft gewesen, die Ukrainer hätten das Lager von außen bewacht und er selbst hätte mit dem inneren Lagerbetrieb nichts zu tun gehabt, so erkläre ich: Das ist ganz bestimmt nicht richtig. Ob Franz in Treblinka geritten ist und sich oft zu Pferde gezeigt hat, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich kann mich nur an eine Exekution erinnern, bei welcher ein Arbeitsjude gehängt worden ist. Das ist im unteren Lager geschehen. Von welchem Arbeitskommando der Jude war, weiß ich nicht. Ich kann mich nicht erinnern, wer von SS-Angehörigen dagegen war. Ich habe es nur aus einiger Entfernung gesehen. Es war ein Galgen aufgebaut. Ob die Erhängung mit den Füßen nach unten oder nach oben erfolgt ist, das kann ich jetzt nicht mehr sagen. Ich erinnere mich nicht daran. Die Arbeitshäftlinge waren bei dieser Erhängung nicht angetreten.

Auf nochmaligen Vorhalt: wenn ich gefragt werde, ob Franz bei dieser Erhängung zugegen war, so muß ich das bejahen. Ich habe Franz von der Stelle herkommen sehen, wo der Galgen stand. Ich habe die Beobachtung von meiner Wohnbaracke aus gemacht. Ich wohnte zusammen mit Schiffner Karl, Seidel Kurt und dem „Mülli“, dessen Bild ich heute in dem Fotoalbum gesehen habe. An sonstige Erhängungen kann ich mich nicht erinnern, auch nachdem mir entsprechende Einzelheiten über derartige Fälle vorgehalten worden sind.“

Mit Bestimmtheit kann ich mich erinnern, daß Küttner wiederholt Arbeitsjuden, die irgendwie aufgefallen waren, zum Lazarett geschickt hat oder selbst mit ihnen zum Lazarett gegangen ist. Diese Juden dürften dann von Küttner selbst, von Mietek oder sonst jemandem dazu Bestimmten erschossen worden sein.

Daß Häftlinge, die irgendwie aufgefallen waren, beim Appell geprügelt worden sind, das ist öfters vorgekommen. Es gab eine besondere Bank, über die die Häftlinge gelegt wurden. Geschlagen haben viel dazu eingestellte Häftlinge. Geschlagen wurde mit der von mir schon erwähnten Lederpeitsche. In der Peitsche war kein Draht eingeflochten und auch kein Blei. Manchmal mußten die Häftlinge, die geschlagen wurden, die Hosen runterlassen, manchmal auch nicht. Zeitweise haben auch SS-Angehörige selbst geschlagen. Wer von der SS geschlagen hat, das weiß ich heute nicht mehr mit Sicherheit.

Die Häftlinge haben 15, 20 auch 25 Peitschenschläge bekommen. Ich glaube nicht, daß sie auch mehr bekommen haben. Die geschlagenen Häftlinge waren hinterher ganz fertig. Sie wurden von einem jüdischen Arzt versorgt. Am nächsten Tage mußten sie wieder zur Arbeit antreten. Der jüdische Arzt konnte einen solchen Häftling wohl auch für einen Tag krank schreiben. Was geschehen ließ, wenn der Häftling dann noch nicht wieder arbeitsfähig war, das kann ich nicht sagen.

VIV.) Wenn ich gefragt werde, wo sich die Werkstätten des Tischlerkommandos befunden haben, so erkläre ich: Es hat im oberen und im unteren Lager eine Werkstatt gegeben. Im oberen Lager war die Werkstatt an die kleinen Gaskammern angebaut (vergleiche IV, 86 ff.).

X.) Der von mir gestern genannte Schiffner war Geburtsjahrgang 1901. Er ist keinesfalls in Festenberg geboren, sondern in meiner engeren Heimat, d. h. in Weißkirchlitz oder zumindest im Kreis Teplitz-Schönau. (vergl. Auskunft WAST. v. 3.3.60)

XI.) Wenn im Laufe meiner Vernehmung ganz allgemein von SS-Angehörigen gesprochen ist, so möchte ich dazu erläuternd noch folgendes sagen:

Angehörige der Waffen-SS sind nur wenige in Treblinka gewesen. Meiner Erinnerung nach waren das nur Franz und Mätzig. Dann gab es solche, die bei der Polizei aktiv gewesen waren, wie z. B. Küttner und schließlich diejenigen, die zur Polizei oder zur Tätigkeit in einer Heilanstalt dienstverpflichtet worden sind.

Wir haben nachher in Treblinka alle SS-Uniform getragen und zwar in feldgrau. Die SS-Runen durften nur die Angehörigen der Waffen-SS tragen. Die Dienstverpflichteten sind automatisch in die allgemeine SS aufgenommen worden. So ist das auch bei mir 1940 der Fall gewesen.

[…]

v.g.u.

District Court of Düsseldorf, Investigating Judge I

Currently in Garmisch-Partenkirchen, March 31, 1960

UR I 21/59
In the preliminary investigation against Franz
Present:
District Court Councillor Schwedercky as Investigating Judge,
Assistant Judge Riedlberger as the clerk of the court office.

The witness named below appeared upon summons. He was once again instructed, admonished, and informed in accordance with §§ 57, 69 of the Code of Criminal Procedure.

He declared:

Regarding his person:
Münzberger Gustav, 56 years old, construction and furniture carpenter, residing in Unterammergau, Mühlgasse 207. He is not related to the accused either by blood or marriage. The witness was instructed in accordance with § 55 StPO.

Regarding the matter:
At the beginning of the war, I was living in my birthplace, Weikschitz, district of Teplitz-Schönau. At that time, I was a self-employed construction and furniture carpenter. Around August 1940, I was conscripted for service. I was sent to the Sonnenstein psychiatric institution near Pirna. I worked there for about two months in the institution’s carpentry workshop. Then I was assigned as a kitchen helper. My kitchen chief there was Franz, Kurt. I remained in Sonnenstein until around August 1942. I was always working in the kitchen there. Franz left some time before I did. I myself, along with about 20 people from Pirna, was sent to a camp near Lublin. There, we were briefly trained militarily by active police officers. That transport from Pirna was the only one at that time to that camp. Around the end of September 1942, I came to Treblinka. I wore an SS uniform. At first, I held the rank of Rottenführer and later SS-Scharführer. Eventually, everyone serving in Treblinka held at least the rank of Unterscharführer.

In Treblinka, I encountered Franz again. According to my recollection, he was deputy commandant. The actual work in the camp was carried out by so-called “labor Jews.” The individual work details were led and supervised by SS members. Franz was in charge and oversaw the individual work details. The Ukrainian guard unit was also subordinate to Franz. The sergeant among the guards was a Berliner, older than I, by profession a nurse. He may have held the rank of Oberscharführer. His first name was “Otto.” If the name Stadie is mentioned, that could have been his last name.

The Treblinka camp was divided into the lower camp – the reception camp – and the upper camp. The gassings took place in the upper camp. Franz supervised the work details in both the lower and the upper camp.

When I am asked who the commandant was, I recall that his name was Stangl, and he came from Linz or Wels in Austria. According to my recollection, Stangl left in the summer of 1943. I can no longer say whether that was before or after the uprising. In the final period, to my recollection, only Franz remained in Treblinka as camp leader. I left at the end of November or beginning of December 1943. I belonged to the last group that left Treblinka. I believe Franz left somewhat before me. I was then sent to anti-partisan duty in northern Italy, in the region around Trieste and Fiume. I saw Franz again there once; to the best of my knowledge, he was serving under the Higher SS and Police Leader.

At the time of the uprising in Treblinka, I was on home leave. I believe I returned to Treblinka around August 20, 1943. I remember being at home for my father’s birthday on August 13. After I returned from leave, no more extermination transports arrived. However, labor Jews still arrived in Treblinka, who were used for cleanup work. These Jews were later transferred again. They were not exterminated in Treblinka.

Up until I went on leave, transports were still arriving at the camp, and the transportees were exterminated. During this period, however, the transports no longer came daily, but perhaps at intervals of 4 to 5 days.

The Ukrainian guards served both inside and outside the camp. Inside the camp, they were present when transports arrived. They guarded the Jews as they disembarked, when they had to undress, and when they were led through the corridor to the gas chambers. The Ukrainians also stood guard in the upper camp when the Jews were brought into the gas chambers and when the corpses were later removed and thrown into pits, or later burned.

[…]

read, approved, and signed

The witness was summoned for continuation of the interrogation with explicit reference to the instructions contained in the written summons for today’s appointment, and was verbally summoned for April 1, 1960, at 9:15 a.m.

District Court of Düsseldorf, Investigating Judge I
Currently in Garmisch-Partenkirchen, April 1, 1960
UR I 21/59

In the preliminary investigation against Franz

Present:
District Court Councillor Schwedercky as Investigating Judge,
Assistant Judge Riedlberger as the clerk of the court office.

The witness Münzberger (Personal Details VI, 128) appeared upon summons for continuation of his testimony. He was once again instructed, admonished, and informed in accordance with §§ 57, 69, 55 of the Code of Criminal Procedure.

He declared:

III.) The “processing” of the transports occurred as follows:
The trains were pushed into the camp so that the locomotive remained outside the camp. The tracks were set lower, so there was no need to step down when opening the doors. The wagons were usually freight cars, only occasionally passenger cars.

Upon arrival of a transport, present were the camp commandant, his deputy Franz, then Küttner and Städl. Also present were the SS personnel assigned for duty and the Ukrainian guards.

The Jews had to get out of the wagons and proceed toward the undressing area. There, the men had to undress in the open air, while the women and children did so in a barrack designated specifically for this purpose. After undressing, the Jewish men had to bring all the clothes to the sorting area. The same applied to the women. Upon further reflection, it is possible that the men also had to carry the women’s clothes.

When everyone had undressed and the clothes had been handed in, the Jews were led through the passage between the two parts of the camp to the gas chambers. They were told they were going to take a bath. This was said to them by Ukrainians and also by the on-duty SS personnel.

Except for the early period of my stay in Treblinka, women had their hair cut off. This was done by a work detail. The hair was collected in sacks; it was said at the time that it was somehow needed for submarines.

The gas chambers had only small entrances. When I arrived in Treblinka, there were three small gas chambers. The larger gas chambers were still under construction. Later, there may have been about eight large gas chambers.

Motor exhaust gases were fed into the gas chambers. Once the large chambers were operational, a special engine room was in use. From the motor located there, connecting pipes led to each gas chamber. This engine room had been set up by the SS man Schmidt Fritz, whom I mentioned yesterday. He also trained two Ukrainians in the use of the engine. These two Ukrainians were permanently stationed there. One of them was very tall and strong, and he was called Iwan. I do not recall the name or nickname of the other.

I cannot say exactly how long the gas chambers remained sealed – perhaps 15 to 30 minutes.

After opening the large doors on the other side of the gas chambers, the bodies were removed by special work details. Other work details searched the corpses for hidden valuables. Gold teeth were also extracted. Finally, the corpses were disposed of. In the beginning, they were thrown into large pits, sprinkled with chlorinated lime, and then covered with a layer of sand. Later, the corpses were burned by placing them on railroad rails supported by concrete blocks. Strong wood fires were burned underneath the rails. When the burning of corpses began, the previously buried bodies were also exhumed and burned.

The work details in the upper camp were also guarded by Ukrainians. These Ukrainians were not housed separately in the upper camp but together with the others in the Ukrainian barracks located in the lower part of the camp. The two Ukrainians who operated the engines slept in the upper camp because they also supervised the generator near the small gas chambers. Franz also regularly visited the upper camp when work was being done there. I do not know the numerical size of each transport, as I never saw any documentation.

IV.) In the lower camp, a fenced-off area called the “lazaret” (infirmary) was located somewhat apart. This area was shielded from view by brushwood stuck into the fence. Inside the fenced space was a hut and a large pit, similar to the pits in the upper camp, though not as large.

The dead who were unloaded from the transport trains were brought to the lazaret. Also brought there were sick and infirm individuals who had arrived with the transports. These people were then shot there in the lazaret. Mietek was usually involved. I cannot say for certain who else was.

I remember that around the end of 1942, typhus-infected Jewish laborers were also shot in the lazaret. I cannot say to what extent this happened. Either at the entrance to the lazaret or somewhere inside – I no longer recall exactly – there was a red cross on a white background, like typically seen at infirmaries. Whether Franz also participated in executions at the lazaret, I cannot say.

V.) I am shown a photo album. In this album, I recognize the following persons:
1. Page 1: I clearly recognize Lambert.
2. Page 4 (bottom): I recognize, next to Franz, the commandant Stangl.
3. Page 9: Shows the excavators used in the upper camp. After quickly browsing the album, I cannot say definitively if it is Treblinka, but the excavators match the type used there.
4. Page 10: I recognize the excavator operator but cannot recall his name. The man standing at the lower left was a pilot from the Leipzig area; I only remember his first name: Willi.
5. Page 11: Shows Franz’s dog. I believe its name was “Barry.”
6. Page 12 (left): In the center is Stangl. To his left, viewed from the back or side, is likely Wentsig, who was first an Unterscharführer and later an Oberscharführer. He did clerical work for the commandant’s office. I believe his first name was Willi. He was from near Breslau and was about 30 years old at the time. He also went to Italy.
7. Page 12 (right): Shows the driver Schmidt Fritz, whom I mentioned yesterday.
8. Other than Franz, I do not recognize anyone else in the remaining photos.

VI.) The dog Barry mentioned above was often taken by Franz when he walked through the camp. It was a Saint Bernard. The dog could become aggressive if provoked. I did not witness it biting inmates. I also did not see Franz set the dog on inmates. I do recall, however, that such things were talked about.

VII.) Franz appeared quite self-confident and arrogant in Treblinka. He cut quite a figure in his uniform, which was always very well maintained. He had a Jewish laborer who cleaned everything for him. If I am confronted with the claim that Franz cleaned his shoes himself, I can only say: I don’t believe that. None of us had to clean our own shoes. Franz surely wouldn’t have been an exception. He was quite strict with the prisoners. He was quick to become agitated and would easily draw his pistol. I cannot recall that he actually shot anyone, but among comrades it was said that he did shoot prisoners. I personally saw Franz beat prisoners with a whip. The whips commonly used in the camp were made of braided leather. I cannot recall that Franz ever beat prisoners to death in this manner, nor do I remember anyone talking about it.

If I am confronted with the claim that Franz only served as the leader of the Ukrainian guards, that the Ukrainians guarded the camp from the outside, and that Franz had nothing to do with the internal camp operations, I state: That is definitely not true. Whether Franz rode horses in Treblinka and was often seen on horseback, I cannot remember. I recall only one execution, in which a Jewish laborer was hanged. This took place in the lower camp. I do not know which labor detail the Jew belonged to. I cannot recall which SS member was responsible. I only saw it from some distance. A gallows had been set up. Whether the hanging was carried out feet up or feet down, I can no longer say. I do not remember. The labor prisoners were not assembled for this hanging.

Upon further questioning: if I am asked whether Franz was present at this hanging, I must say yes. I saw Franz coming from the area where the gallows stood. I observed this from my residential barrack. I lived with Karl Schiffner, Kurt Seidel, and “Mülli,” whose photo I saw today in the album. I do not remember any other hangings, even after being confronted with details of such cases.

I can state with certainty that Küttner repeatedly sent Jewish laborers who had drawn attention for some reason to the infirmary or accompanied them there himself. These Jews were likely shot by Küttner himself, by Mietek, or someone else designated for that purpose.

It happened more than once that prisoners who had drawn attention for some reason were beaten during roll call. There was a special bench over which the prisoners were laid. Many designated prisoners carried out the beatings. The beatings were done with the leather whip I already mentioned. The whip did not contain braided wire or lead. Sometimes the prisoners had to lower their trousers before the beating, sometimes not. Occasionally, SS members carried out the beatings themselves. I can no longer say for certain which SS members did this.

Prisoners received 15, 20, or even 25 lashes. I do not think they received more. The beaten prisoners were completely exhausted afterward. They were treated by a Jewish doctor. The next day they had to return to work. The Jewish doctor could certify such a prisoner as sick for one day. What happened if the prisoner was still unfit for work after that, I do not know.

VIV.) If I am asked where the workshops of the carpentry detail were located, I state: There was a workshop in both the upper and lower camp. In the upper camp, the workshop was attached to the small gas chambers (see IV, 86 ff.).

X.) The “Schiffner” I mentioned yesterday was born in 1901. He was definitely not born in Festenberg, but in my home region, i.e., in Weißkirchlitz or at least in the Teplitz-Schönau district (cf. WAST report of 3.3.60).

XI.) If SS personnel have been generally referred to during the course of my interrogation, I would like to add the following explanation: Only a few members of the Waffen-SS were in Treblinka. As I recall, that was only Franz and Mätzig. Then there were those who had previously served in the police, such as Küttner, and finally those who were conscripted for service in the police or in a mental institution.

Later, all of us in Treblinka wore SS uniforms, field-grey in color. The SS runes were allowed only to be worn by members of the Waffen-SS. The conscripted personnel were automatically incorporated into the General SS. That was the case with me in 1940.

[…]

read, approved, and signed

Archival reference:

Bundesarchiv, B 162/3821, p. 27 – 34.

Leave a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Scroll to Top