Introduction
On August 1, 1941, Reich Minister Alfred Rosenberg led a high-level meeting to discuss the governance of Nazi-occupied territories in Eastern Europe. Hinrich Lohse, the Reichskommissar for Ostland and Gauleiter of Schleswig-Holstein, reported that “approximately 10,000 Jews had been liquidated by the Lithuanian population”. Lohse emphasized that, following Hitler’s directive, “the Jews should be completely removed from this area”.
Documents
Berlin, den 5. August 1941
Protokoll
der Besprechung über die politische und wirtschaftliche Lage in Ostland in der Sitzung bei Reichsminister Rosenberg am 1. August 1941
Anwesend:
1.) Gebietleiter Meyer
2.) Reichskommissar Gauleiter Lohse
3.) Staatssekretär Neumann
4.) Staatssekretär Landfried
5.) Reichsbankdirektor Kretschmann
6.) Ministerialdirektor Dr. Schlotterer
7.) Ministerialdirektor Rieke
8.) Reichsbankdirektor Winter
9.) Regierungsrat Wiechmann
1.) Ministerialdirektor Runte
2.) Oberbereichsleiter Malletk
3.) Reichsamtleiter Dr. Leibbrandt
4.) Reichshauptstellenleiter v. Harder
5.) Pg. Eberle
Reichsminister Rosenberg legte dar, dass er sich auf Grund der inzwischen vom Reichskommissar Gauleiter Lohse gemeldeten Erfahrungen veranlasst gesehen habe, diese Sitzung einzuberufen. Sofortige Entscheidungen über die Lösung der Währungsfrage im Reichskommissariat Ostland erschienen erforderlich. Die sich für die besetzten Ostgebiete ergebenden Währungsfragen seien in der Sitzung vom 28. Mai schon grundsätzlich erörtert worden. Der Reichsminister begrüße auch eine Diskussion über die Währungsfrage aus dem Grunde, weil sie plastisch veranschaulichen werde, wie unlöslich politische und wirtschaftliche Gesichtspunkte für die besetzten Ostgebiete miteinander verbunden seien. Es sei zu beachten, dass die Zielsetzungen in den einzelnen Reichskommissariaten verschieden gelagert seien.
Reichskommissar Lohse gab einen Überblick über die von ihm vorgefundene Lage in Ostland. Politisch sei die Lage bisher weder geklärt noch befriedet. Der Bezirk Wilna werde heute übergeben, so dass die Landeshauptmannschaft Kauen nunmehr in vollem Umfang der Zivilverwaltung unterstehen werde. Die Bevölkerung verhalte sich ruhig und arbeite. Versuche von Regierungsbildungen und Aufstellungen von Militärabteilungen seien bereits vereitelt.
Ein wichtiges Problem sei die Judenfrage. Bisher seien ca. 10.000 Juden durch die litauische Bevölkerung liquidiert worden. Diese Exekution ging jede Nacht noch weiter. Für die Juden würden Arbeitslager eingerichtet. Auch die jüdischen Frauen sollen zur Mitarbeit herangezogen werden. Über das Schicksal der dreitausend nur Zeit in Gefängnissen befindlichen Bolschewisten werde der Reichsführer SS entscheiden.
Die Bevölkerung in den baltischen Staaten weise von Ostpreussen bis Revel ständig steigende Anteile nordischer Rasse auf. Vom Reichsführer SS werden 10% Prozent der Volksreise zur Eindeutschung als geeignet angesehen; er schliesse sich jedoch der Ansicht des Reichsministers an, der einen höheren Prozentsatz annehme.
Nach der Entscheidung des Führers soll die Eindeutschung des Reichskommissariats Ostland das Endziel sein; die Juden sollten restlos aus diesem Gebiet entfernt werden.
Nach den bisherigen Feststellungen des Reichskommissars haben die Sowjets bisher den Charakter der Wirtschaft in den ehemaligen baltischen Provinzen nicht wesentlich ändern können. Eine Reprivatisierung solle vorläufig nicht vorgesehen werden. Die Form der Verpachtung sei deshalb gegeben. Zuerst sei dazu die Bevölkerung selbst zu berücksichtigen. Bei Unvermögen oder wenn Hilfe aus dem Reich notwendig sei, würde er auf Reichsdeutsche zurückgreifen. Die Zuckerfabriken könnten z.B zum Teil von dort nicht mehr in Gang gesetzt werden.
Die augenblickliche wirtschaftliche Lage sieht der Reichskommissar bedenklich an. Das Preis- und Lohnnivau laufe Gefahr, in ein völliges Durcheinander überzugehen. Ein typisches Beispiel hierfür sei, dass ein Ei 20 Rpf., dagegen ein Zentner Roggen nur 2 RM koste. Die Preise müssten daher einheitlich auf Reichsmark gestellt werden. Eine einheitliche Lohnregelung sei ebenfalls dringend geboten. So zahle die Organisation Todt den im Straßenbau angestellten Bauern mit ihren Fahrzeugen so hoch mit deutschem Gelde, so dass die Knechte und Mägde die Arbeit der Ernteinbringung einfach liegen liessen.
Die Bevölkerung lehne die Annahme von Rubelscheinen ausnahmslos ab. Durch den festgelegten Umrechnungskurs von 1 Reichsmark = 10 Rubel würde die Bevölkerung nochmals geschädigt, nachdem die Sowjets die Lit und Lat, die vor den Sowjets einen Wert von 40 bis 50 Rpf hatten, weitestgehend dem Rubel gleichgesetzt hatten.
Eine Lösung dieser gesamten von ihm dargelegten Schwierigkeiten sehe er nur in der Einführung der Reichsmark-Währung, die sofort erfolgen müsse.
Es wurde nunmehr erörtert, wie die als notwendig erkennte Lösung der Währungsfrage durchgeführt werden kann. Die Einführung der Reichsmark-Währung sei nach den grundsätzlichen Ausführungen des Reichsbankdirektors Kretschmann noch nicht möglich. Er schlug als Übergang den Umtausch der Rubel in Reichskreditkassenscheine vor, der auf Rechnung des Reichsfinanzministers erfolgen müsse. Die Reichskreditkassenscheine würden den von Gauleiter Lohse gestellten Anforderungen sinngemäß entsprechen, diesen jedoch auch sogar den Vorteil der elastischen Handhabung. Zur Durchführung müssten neue Reichskreditkassen eröffnet werden. Auch die Dresdner Bank, die früher in diesen Gebieten tätig war, müsste eingeschaltet werden.
Reichskommissar Lohse hielt die Aufrufung des Rubels für zweckmässig, um die Gefahr der Hortung zu vermeiden. Staatssekretär Neumann machte auf die organisatorischen Schwierigkeiten der Anmeldung von Rubelbeständen aufmerksam, die einen zu grossen Apparat erfordern würden. Ministerialdirektor Schlotterer riet von einem offiziellen Aufruf ab, er schlug vor, den Rubel auf kaltem Wege herauszuziehen und nur noch als Scheidemünze zu verwenden. Staatssekretär Landfried unterstrich, dass es sich dabei nur um ein Übergangsstadium handele, in dem möglichst viele Reichskreditkassenscheine in Umlauf zu bringen seien.
Von Staatssekretär Landfried wurde die Frage der Sicherung der Ostgrenzen gegen das Moskauer Gebiet aufgeworfen. Reichskommissar Lohse hält vorläufig eine Absperrung der Grenzen aus technischen Gründen nicht für möglich. So habe z.B. der Gebietskommissar von Schaulen, dessen Gebiet größer sei als sein Gau Schleswig-Holstein, nur 4 Polizeibeamte zur Verfügung. Dabei sei die Bevölkerung zu 50 % jüdisch. Diese Grenzsicherung müsste deshalb nach Befriedung der Bevölkerung durch zuverlässige Einheimische Männer durchgeführt werden.
Es wurde nunmehr auf die Frage der Festsetzung der Löhne und Preise eingegangen. Ministerialdirektor Rieke hielt diese Maßnahmen für dringend geboten. Eine neue Preisniveau müsse bei den Bauern begonnen werden. Nach seinen Untersuchungen müsse auf der Basis von 50 – 60% der deutschen Reichspreise begonnen werden. Als Ausgangspreis wäre der Brotpreis am zweckmäßigsten, zwischen dessen Bereitstellung und Einkaufspreis bisher 300% Differenz gelegen hätten. Unter Berücksichtigung ausreichender Vergütung an den Bauern, durch Beibehaltung der Spanne von 300% für Verwendung bei Verbesserung der Landwirtschaft und zur Deckung der Unkosten des Reichskommissariats ergäbe sich das von ihm errechnete Preisniveau. Auf dem gewerblichen Sektor beständen nach den Ausführungen des Ministerialdirektors Schlotterer ein völliges Durcheinander der Preise. Manche Preise seien viel teurer (z.B. Kohle), manche viel billiger (Buntmetalle) als in Deutschland. Ministerialdirektor Schlotterer schlug deshalb für die gewerbliche Wirtschaft das gleiche Preisniveau wie im Reich vor. Gegen die dadurch entstehende ungünstige Preisschere zwischen der Landwirtschaft und der gewerblichen Wirtschaft (1 : 2) hat Ministerialdirektor Rieke keine Bedenken, weil nur geringe Liefermöglichkeiten zur Zeit für die landwirtschaftliche Bedarfsdeckung bestehen.
Zu der Frage der Währungsverhältnisse in den zukünftigen anderen Reichskommissariaten glaubt Ministerialdirektor Schlotterer, dass die ukrainische Bevölkerung jede von Deutschland eingeführte Währung akzeptieren würde, eine Ansicht, die vom Ministerialdirektor Rieke geteilt wurde.
Der Reichsminister gab die Erklärung ab, dass der Rubel in den Moskauer Gebieten ständig erhalten bleiben müsse. Was die Ukraine betreffe, so müsse mit der Endentscheidung noch gewartet werden. Um für jeden Einsatz bereit zu sein, müsse der Druck bedeutender Mengen Rubel in Deutschland beschleunigt projektiert werden.
Reichskommissar Lohse bat um beschleunigte Durchführung der technischen Vorbereitungen zur Einführung der Reichskreditkassenscheine; weiter bat er den Reichsminister unter Darlegung der Gründe, für die Ermöglichung seiner baldigen Übersiedlung nach Riga Sorge zu tragen.
Berlin, August 5, 1941
Protocol
of the meeting regarding the political and economic situation in Ostland in the session with Reich Minister Rosenberg on August 1, 1941
Present:
1. District Leader Meyer
2. Reich Commissioner Gauleiter Lohse
3. State Secretary Neumann
4. State Secretary Landfried
5. Reichsbank Director Kretschmann
6. Ministerial Director Dr. Schlotterer
7. Ministerial Director Rieke
8. Reichsbank Director Winter
9. Government Councilor Wiechmann
1. Ministerial Director Runte
2. Senior Regional Leader Malletke
3. Reich Office Leader Dr. Leibbrandt
4. Reich Main Office Leader v. Harder
5. Party Member Eberle
Reich Minister Rosenberg explained that, based on the experiences reported by Reich Commissioner Gauleiter Lohse, he had felt compelled to convene this meeting. Immediate decisions on the resolution of the currency issue in the Reich Commissariat Ostland appeared necessary. Currency issues arising for the occupied eastern territories had already been fundamentally discussed in the session of May 28. The Reich Minister also welcomed a discussion on the currency issue because it would vividly illustrate how inseparably political and economic aspects were linked for the occupied eastern territories. It should be noted that the objectives varied among the individual Reich Commissariats.
Reich Commissioner Lohse provided an overview of the situation he found in Ostland. Politically, the situation had so far been neither clarified nor pacified. The Wilna district would be handed over today, so that the provincial government of Kauen would now be fully under civil administration. The population behaved calmly and worked. Attempts at forming governments and setting up military units had already been thwarted.
An important problem was the Jewish question. So far, approximately 10,000 Jews had been liquidated by the Lithuanian population. This execution continued every night. Labor camps were being set up for the Jews. Jewish women were also to be involved in work. The fate of the three thousand Bolsheviks, who were temporarily imprisoned, would be decided by the Reichsführer SS.
The population in the Baltic states showed a consistently increasing proportion of Nordic race from East Prussia to Revel. The Reichsführer SS considered 10% of the ethnic groups suitable for Germanization; however, he agreed with the Reich Minister’s view, which assumed a higher percentage.
According to the Führer’s decision, the Germanization of the Reich Commissariat Ostland was to be the final goal; the Jews should be completely removed from this area.
According to the Reich Commissioner’s findings, the Soviets had so far been unable to significantly change the character of the economy in the former Baltic provinces. Reprivatization should not be considered for the time being. Therefore, leasing was the appropriate form. The local population should be prioritized in this regard. In cases of inability or if assistance from the Reich were needed, he would resort to Reich Germans. For example, the sugar factories could no longer be put back into operation in some cases.
The Reich Commissioner viewed the current economic situation as concerning. The price and wage levels risked descending into complete disorder. A typical example was that an egg cost 20 Rpf., whereas a hundredweight of rye cost only 2 RM. Prices therefore had to be uniformly set in Reichsmarks. A unified wage regulation was also urgently needed. The Todt Organization, for example, paid farmers working on road construction with their vehicles so generously in German currency that laborers and maids simply left the harvest work.
The population unanimously refused to accept ruble notes. The fixed exchange rate of 1 Reichsmark = 10 rubles further disadvantaged the population, after the Soviets had largely equated the Lit and Lat, which had previously been worth 40 to 50 Rpf, with the ruble.
He saw the only solution to the difficulties he described in the immediate introduction of the Reichsmark currency.
It was then discussed how the recognized necessary solution to the currency issue could be implemented. According to the fundamental explanations of Reichsbank Director Kretschmann, the introduction of the Reichsmark currency was not yet possible. He suggested, as an interim measure, exchanging rubles for Reichskreditkassenscheine, which would have to be financed by the Reich Finance Minister. The Reichskreditkassenscheine would generally meet Gauleiter Lohse’s requirements and would even offer the advantage of flexible handling. To implement this, new Reich Credit Offices would have to be opened. The Dresdner Bank, which had previously operated in these territories, should also be involved.
Reich Commissioner Lohse considered calling in the rubles advisable to avoid the risk of hoarding. State Secretary Neumann pointed out the organizational difficulties in registering ruble holdings, which would require an overly large apparatus. Ministerial Director Schlotterer advised against an official call-in, proposing instead that the ruble be gradually phased out and only used as small change. State Secretary Landfried emphasized that this was only a transitional phase, during which as many Reichskreditkassenscheine as possible should be put into circulation.
State Secretary Landfried raised the issue of securing the eastern borders against the Moscow region. Reich Commissioner Lohse currently considered border closure technically unfeasible. For example, the area commissioner of Schaulen, whose territory was larger than his Gau Schleswig-Holstein, had only 4 police officers available. In addition, the population was 50% Jewish. This border security would therefore need to be carried out by reliable local men after pacifying the population.
The discussion then turned to setting wages and prices. Ministerial Director Rieke considered these measures urgently necessary. A new price level needed to be established with the farmers. According to his studies, a level based on 50-60% of German prices should be established. As a starting point, the bread price would be the most practical, as there had been a 300% difference between its provision and purchase price. Considering adequate compensation for the farmers, by retaining the 300% margin for improving agriculture and covering the costs of the Reich Commissariat, the calculated price level would be achieved. According to Ministerial Director Schlotterer, the commercial sector had an even greater price disparity. Some prices were much higher (e.g., coal), others much lower (e.g., non-ferrous metals) than in Germany. Therefore, Ministerial Director Schlotterer proposed the same price level for the commercial sector as in the Reich. Ministerial Director Rieke had no objections to the resulting unfavorable price gap between agriculture and commerce (1:2), as only limited supply capabilities currently existed for agricultural needs.
Regarding currency relations in future other Reich Commissariats, Ministerial Director Schlotterer believed that the Ukrainian population would accept any currency introduced by Germany, a view shared by Ministerial Director Rieke.
The Reich Minister stated that the ruble had to be continuously maintained in the Moscow territories. As for Ukraine, the final decision had to be postponed. To be ready for any deployment, the printing of significant amounts of rubles in Germany needed to be expedited.
Reich Commissioner Lohse requested the expedited implementation of technical preparations for the introduction of Reichskreditkassenscheine; he further requested that the Reich Minister, providing the reasons, make provisions for his prompt relocation to Riga.
Archivial reference:
BArch R 6/300, p. 1 – 5.