1944-10-18 Insights from RSHA Memo: Polish people “fear that they, similar to the Jewish people, are to be annihilated in their ethnic substance”

Introduction

Memo by SS-Sturmbannführer Herbert Strickner, head of RSHA Department III (Volkstum, or Ethnicity), analyzing occupation policy from 1939 to 1944 and outlining considerations for reorganizing Polish policy. The document, dated October 18, 1944, explores various approaches to manage the Polish population, with a particular focus on the Generalgouvernement. Strickner notes that “a final and official decision on the ultimate fate of the Polish people was not reached” and the Polish people “fear that they, similar to the Jewish people, are to be annihilated in their ethnic substance.”

Documents

III B 2 d – Dr. Str./So.

Berlin, den 18.10.1944
Betr.: Neuordnung der Polenpolitik.

Die seit 1939 vertretene Polenpolitik ging von folgenden vier Voraussetzungen aus:

1. dem tausendjährigen Kampf zwischen dem deutschen und dem polnischen Volk, der polnischen Kriegsschuld und der Ermordung Zehntausender Volksdeutscher im September 1939.

2. der biologischen Unterwertigkeit des größten Teiles des polnischen Volkes und der aus einer Vermischung erwachsenden Gefahr für den deutschen Volkskörper.

3. der Tatsache, daß große Teile des Gebietes, das Polen 1939 bewohnten, dem Reich wieder eingegliedert (eingegliederte Ostgebiete) bzw. der übrige Teil als künftiger deutscher Siedlungs- und Volksboden (GG) angesehen wurde.

4. einem baldigen Kriegsende.

Folge war eine Polenpolitik für die Gegenwart, die baldige Endlösung einer Verdrängung des Polentums aus dem Reich interessierenden Raum in den Osten als Fernziel voraussah. Es war die Politik, die das polnische Volk auf den Raum des GG zusammendrängte (Evakuierungen aus den eingegliederten Ostgebieten), es politisch zu neutralisieren versuchte und dem Polen dort, wo er mit deutschen Menschen zusammenlebte oder leben mußte, differenziert behandelte, um alle politischen und biologischen Gefahren für das deutsche Volk nach Möglichkeit auszuschließen. Eine letzte und offizielle Entscheidung über das endgültige Schicksal des Polentums fiel nicht. Wenn auch das GG gelegentlich als “Heimstätte des polnischen Volkes” bezeichnet wurde, so war die deutsche Führung bemüht, dem Polentum dieses Gefühl einer Heimat nicht zu geben, sondern es über die deutschen Absichten, über sein Schicksal nach dem Kriege, im Unklaren zu lassen. Die Aussiedlung (anstatt Vernichtung) der polnischen Intelligenz aus den eingegliederten Ostgebieten in das GG führte dort zu einer Konzentration des politischen Polentums überhaupt, die umso gefährlicher wurde, als keine Sicherheitsventile für eine politische Tätigkeit offen gelassen waren oder geheimhaltet werden konnten.

Bis in das Jahr 1942 hinein konnte von einer durchaus vorhandenen Bereitwilligkeit und Mitarbeit, insbesondere der Bauern und Arbeiter gesprochen werden, wenn auch bereits damals die Verhältnisse auf wirtschaftlichem Gebiet (mangelhafte Erfassung und infolgedessen Schleichhandel) zum Teil unerfreulich waren und den Fähigkeiten der deutschen Verwaltung kein besonderes Zeugnis ausstellten. Gefördert durch die Feindpropaganda und im wesentlichen verursacht durch die militärischen Rückschläge des Reiches sowie durch die hin- und herschwankende Polenpolitik des GG, die insbesondere dem Polen immer wieder den Eindruck deutscher Schwäche vermittelte, hat sich bis zum Warschauer Aufstand die innerpolitische Lage des GG wesentlich verschlechtert und zu einem solchen Anwachsen der Tätigkeit und Macht der WB geführt, daß praktisch sich von ihr als einem Staat im Staate gesprochen werden kann. Die infolge Menschenmangel unzureichenden deutschen Bekämpfungsmaßnahmen und der häufige Kurswechsel in der Polenpolitik sowie Verfallerscheinungen innerhalb des deutschen Sektors im GG (Warschau nächst Paris umfangreichster Etappen- und Schleuderhandelsplatz) unterstützten die WB in ihrer Tätigkeit besonders stark. Politisch falsche Maßnahmen (Polenaussiedlung in Zamosc, Arbeiterfangaktionen usw.) verstärkten den polnischen Widerstandswillen. Leichtsinnige deutsche Versprechungen, die nicht gehalten wurden (Ernährung) gaben der WB und dem Ausland willkommene Propagandaparolen. Allgemein fehlte die einheitliche Linie in der Polenpropagandapolitik des GG. Zu all dem kommt einerseits der ausgesprochene Freiheitswille des Polentums, andererseits seine konspirative Veranlagung. Daneben spielte die P-Kennzeichnung der Polen im Reich, die als diffamierend empfunden würde, eine Rolle, ebenso wie alle durchgeführten Beschränkungen des kulturellen Eigenlebens, besonders auch auf dem Gebiete der Volksbildung und Erziehung, sowie die geringe Beteiligung an der Verwaltung.

Das polnische Volk fühlt sich zum Teil durch all diese Maßnahmen von deutscher Seite und besonders fehlende deutsche Äußerungen über sein künftiges Schicksal im neuen Europa aus der europäischen Völkergemeinschaft ausgestoßen und fürchtet, daß es ähnlich wie das jüdische Volk in seiner völkischen Substanz vernichtet werden soll.

Die fast tausendjährige Sehnsucht der Polen nach einem Großpolen ist heute mehr denn je in jedem Polen lebendig. Er ist dafür imstande, jedes Opfer zu bringen. Die Behandlung eines Volkes mit Methoden, die England für außereuropäische Völker (Blechlöffel und Kattun) anwandte, ist daher von vornherein auf das polnische Volk nicht anwendbar. Für eine Lösung des Polenproblems wären grundsätzlich 3 Möglichkeiten offen:

1.) Eine harte aber gerechte Behandlung unter voller Wiederherstellung der verloren gegangenen deutschen Autorität auf allen Lebensgebieten und mit allen Machtmitteln im GG. Dadurch wären alle biologischen und volkspolitischen Forderungen vom Standpunkte des Nationalsozialismus gewahrt.

2.) Man geht prinzipiell künftig davon ab, die Polenpolitik allein im Hinblick auf das Fernziel zu sehen, ohne dieses endgültig aufzugeben und wie bisher dem Polentum gegenüber sich über die künftige deutsche Besiedlung des GG zu äußern. Für diesen Fall wären zwei Auswege möglich:

a) Die Behandlung des Polentums wird entsprechend gelockert und man kündigt als eine angemessene Lösung der Polenfrage im Rahmen eines deutschen Schutzstaates in Aussicht an, falls das polnische Volk seine Bewährungsprobe besteht.

b) Das Polentum wird bereits jetzt an der Regierung des GG wesentlich bis in die mittlere Instanz hinein beteiligt bezw. erhält es ähnlich dem Protektorat oder der Slowakei eine beschränkte Eigenstaatlichkeit mit Selbstverwaltung.

3.) Es wird grundsätzlich von der bisherigen Konzeption, daß das bisher vom Polen bewohnte Gebiet Generalgouvernement deutscher Siedlungsboden wird, abgegangen und eine Lösung etwa im Sinne von 2 b) bereits in der Gegenwart durchgeführt.

Voraussetzung ist jedoch, daß zur einheitlichen Ausrichtung der Polenpolitik von Höchster Stelle entschieden wird, welches Schicksal dem GG in Zukunft zugedacht ist, ob es deutscher Siedlungsboden bleiben soll oder nicht, bzw. ob mit dem Polentum gespielt werden soll oder nicht.

Die Lösung des Polenproblems in den eingegliederten Ostgebieten ist dagegen weit klarer und hiesiger Ansicht nach unabhängig von der Gestaltung des GG, da ja praktisch von der bisher vertretenen Auffassung, die eingegliederten Ostgebiete werden deutsch besiedelt, nicht abgegangen werden kann. Eine Auflockerung der Polenpolitik in diesen Gebieten ist tatsächlich nicht möglich, da diejenigen Vorteile, die der Pole dort ersehnt (erhöhte Lebensmittelausteilung und -waren) nicht zugestanden werden können. Bezüglich der polnischen Zivilarbeiter im Altreich sind Auflockerungen nur in beschränktem Maße aus sicherheitspolizeilichen und volkspolitischen Gründen möglich. Von Reichsführer-SS wurde dazu bereits Änderung des Polenkennzeichens angeordnet und von IV B entsprechender Vorschlag gemacht. Außerdem wird für das Altreich Reichsführer-SS die Einführung des Leistungspolenprinzips, die sich im Wartheland durchaus bewährt hat, vorgeschlagen werden.

Der gegenwärtige Zeitpunkt wird von verschiedenster Seite als geeignet für eine Neuordnung der Polenpolitik angesehen.

Die Kapitulation Warschaus hat zu einer ungewöhnlichen seelischen Erregung der Bevölkerung des GG geführt, einem Zustand, der jedoch kaum von langer Dauer sein wird. Ist auch das Vertrauen des Polentums zu den Alliierten erheblich gesunken und das Mißtrauen dem Bolschewismus gegenüber stark gestiegen, so steht jedoch vor allen Dingen fest, daß allgemein die Überzeugung im gesamten polnischen Volk lebt, daß der Krieg für Deutschland verloren ist. Es wird sich dabei kaum eine größere Zahl von Polen finden lassen, die ohne jeden Rückhalt aufgrund der Warschauer Ereignisse heute geneigt ist, ernstlich auf die deutsche Sache zu bauen. Alle Maßnahmen, die für erfolgreiche Durchführung allein ihre Hoffnung auf die gegenwärtige politische Meinungsbildung des Polentums setzen, werden auf die Dauer keine zuverlässige Basis finden und müssen daher mit Rückschlägen enden. Bei den hier erfaßten Meinungsäußerungen von polnischer Seite ist dies stets klar zu sehen. (Siehe Anlage.) Es wird von Polen immer darauf verwiesen, daß eine loyale Zusammenarbeit mit den Deutschen auch von Seiten der AK derzeit durchaus möglich sei, jedoch die Alliierten nichts davon erfahren dürften.

Es muß daher von hier aus an der Ansicht festgehalten werden, daß die Realisierung einer mehr oder weniger einschneidenden Kursänderung in der Polenpolitik für zwecklos anzusehen ist, ja sogar als gefährlich erscheint, ehe es Deutschland nicht gelingt, wieder der Welt Beweise seiner ungebrochenen militärischen Stärke zu liefern, da dadurch die deutschen politischen Möglichkeiten vorzeitig ausgespielt oder verspielt werden.

III B 2 d – Dr. Str./So.

Berlin, October 18, 1944

Subject: Reorganization of Polish Policy

Since 1939, the policy on Poland has been based on the following four assumptions:

1. The thousand-year struggle between the German and Polish peoples, Polish war guilt, and the murder of tens of thousands of ethnic Germans in September 1939.

2. The biological inferiority of most of the Polish people and the danger that mixing presents to the German national body.

3. The fact that large parts of the territory inhabited by Poland in 1939 were re-incorporated into the Reich (the incorporated eastern territories), while the rest was considered future German settlement and national soil (the General Government, or GG).

4. An imminent end to the war.

As a result, the Polish policy in the present foresaw an impending final solution, with the long-term goal of displacing the Polish population from areas of interest to the Reich towards the East. This policy was intended to concentrate the Polish people in the area of the GG (evacuations from the incorporated eastern territories), politically neutralize them, and, where Poles lived or had to live among Germans, treat them differently to minimize all political and biological threats to the German people. A final and official decision on the ultimate fate of the Polish people was not reached. While the GG was occasionally referred to as the “home of the Polish people,” the German leadership endeavored not to give the Poles a sense of homeland, leaving them unclear about German intentions and their post-war fate. The relocation (instead of extermination) of the Polish intelligentsia from the incorporated eastern territories to the GG led to a concentration of politically active Poles, which became all the more dangerous since there were no safety valves left for political activity, nor could any be concealed.

Until 1942, there was a willingness to cooperate, particularly among farmers and workers, though even then economic conditions (inadequate control and, consequently, black markets) were unsatisfactory and did not reflect well on the abilities of the German administration. Encouraged by enemy propaganda and caused mainly by the Reich’s military setbacks and the inconsistent Polish policies in the GG, which continually gave the Poles the impression of German weakness, the internal political situation in the GG deteriorated significantly, leading to an increase in activity and power of the WB (resistance movement), effectively making it a “state within a state.” The insufficient German countermeasures due to a lack of personnel, frequent policy shifts regarding Poland, and signs of decay within the German sector of the GG (Warsaw, next to Paris, was a significant hub for black-market trading) greatly strengthened the WB. Incorrect political measures (e.g., forced relocations in Zamość, labor raids) intensified Polish resistance. Careless German promises that were not fulfilled (such as food provisions) provided welcome propaganda slogans for the WB and foreign countries. Generally, a consistent line in the GG’s propaganda policy was lacking. Additionally, the strong Polish desire for freedom and its conspiratorial nature played a role, as did the stigmatizing “P” designation for Poles in the Reich, along with restrictions on Polish cultural life, especially in education and limited involvement in administration.

The Polish people feel, partly due to all these measures by the German side and especially the lack of German statements about their future fate in the new Europe, cast out from the European community of nations and fear that they, similar to the Jewish people, are to be annihilated in their ethnic substance.

The almost thousand-year-old Polish yearning for a Greater Poland is more alive than ever. The Polish people are willing to make any sacrifice for it. Therefore, treating this people with methods England used for non-European peoples (tin spoons and cotton) is from the outset not applicable to the Polish people. There are three fundamental possibilities for solving the Polish problem:

1. A harsh but fair treatment with the full restoration of lost German authority in all areas of life, using all means of power in the GG. This would meet all biological and ethno-political demands from the National Socialist standpoint.

2. One could fundamentally abandon viewing Polish policy solely in terms of the long-term goal, without completely abandoning it, and, as before, avoid making definitive statements about future German settlement in the GG. Two approaches would be possible in this case:

a) The treatment of the Polish population is somewhat relaxed, with a potential solution of the Polish question as a German protectorate, if the Polish people prove their worth.

b) The Polish population is immediately given significant participation in the GG administration, potentially receiving limited autonomy, similar to the Protectorate or Slovakia, with self-administration.

3. Abandon the previous conception that the GG, the territory historically inhabited by Poles, would become German settlement soil, and implement a solution similar to 2b) already at present.

However, the prerequisite is a high-level decision on the future fate of the GG, whether it will remain German settlement land or not, and whether or not Polish cooperation is desirable.

The solution of the Polish problem in the incorporated eastern territories is much clearer and, from this perspective, independent of the GG’s structure, as the previous view that the incorporated eastern territories will be settled by Germans cannot be abandoned. Relaxing Polish policy in these areas is practically impossible, as the benefits the Poles desire (increased food distributions and goods) cannot be granted. For Polish civilian workers in the old Reich, loosening measures are only possible to a limited extent due to security and political concerns. The Reichsführer-SS has already ordered a change to the Polish designation, and IV B has made a corresponding proposal. Additionally, the introduction of the performance-based principle for Poles, which has proven effective in the Warthegau, will be proposed.

The present moment is seen by various sides as suitable for a reorganization of Polish policy.

The surrender of Warsaw has caused a remarkable emotional stir in the GG’s population, a state that likely will not last long. Although Polish trust in the Allies has decreased significantly, and distrust of Bolshevism has increased sharply, it is certain that the general conviction among the Polish people is that Germany has lost the war. It is unlikely that many Poles would be found willing to genuinely support the German cause based solely on the recent events in Warsaw. Any measures that rely on current Polish political sentiments for success will not find a reliable basis and will end in setbacks. This is always evident in Polish comments (see annex). Poles always point out that loyal cooperation with the Germans, even from the AK’s side, is currently possible, as long as the Allies are not informed.

Thus, the view from here remains that any significant shift in Polish policy would be purposeless and even dangerous until Germany can once again demonstrate its undiminished military strength to the world, as otherwise, German political options would be prematurely exhausted or forfeited.

Archival reference:

BArch R 58/1002, p. 29 – 31.

Further Reading:

Madajczyk, Czesław, ‘Sipo i SD o polityce okupacyjnej w Polsce’, Dzieje Najnowsze, R. 1 z. 1 (1969), p. 159 – 166.

Also posted here and here.

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