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Manuscript for Speech on November 18, 1941 Rosenberg
Contemporary Source

1941-11-18 / Alfred Rosenberg’s November 1941 Speech: “…biological eradication of all Jewry in Europe.”

Introduction

Manuscript of a speech delivered on November 18, 1941, by Alfred Rosenberg at his Reich Ministry for the Occupied Eastern Territories. In the confidential speech before members of the press, Rosenberg declared that “about six million Jews still live in the East, and this question can only be resolved by means of the biological eradication of all Jewry in Europe.” He went further stating that “it is necessary to push them beyond the Urals – or otherwise eradicate them in some other way.”

Document

Rede von Reichsminister Rosenberg anlässlich des Presseempfangs am Dienstag, 18. Nov. 1941, 15.30 Uhr, im Sitzungssaal des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete.

Geheim!

Meine Herren!

Ich habe Sie heute gleich am ersten Tage meiner nunmehr offiziell werdenden Tätigkeit hergebeten, um Ihnen einige allgemeine Ausführungen über die kommende Arbeit des Reichsministeriums zu machen. Ich möchte hier gleich am Anfang die Hoffnung aussprechen, daß unsere künftige Zusammenarbeit wirklich ein verständnisvolles Zusammenwirken darstellt und daß, wenn irgendwelche Mißverständnisse entstehen sollten, dies das Leben nun einmal mit sich bringt, dies in einem Geiste guten Einvernehmens wieder ausgeglichen wird. Ich sehr wohl auch die Nöte der Schriftleiter und Hauptschriftleiter zu schätzen; denn ich bin jahrelang ebenfalls Hauptschriftleiter gewesen und weiß, wie viele Meldungen man aus wenigen Seiten her in einer Zeitung zusammenzuringen. Es ist also nicht immer die Schuld der Schriftleitungen, wenn gewisse Mißverständnisse entstehen; es ist aber auch nicht immer die Schuld der verschiedenen Presseerörterten der Dienststellen, wenn so etwas vorkommt.

Die Ausführungen, die ich Ihnen machen werde, bitte ich nicht hinauszuschreiben und sie übrigens als vertraulich zu betrachten. Alle Einzelheiten, die den Osten betreffen, kann man heute noch nicht in der Presse behandeln. Es kommt aber darauf an, daß die allgemeine Einstellung uns heute schon einheitlich ist und daß von diesem Standpunkt die Dinge, die man behandeln kann, in der richtigen Führung erscheinen.

[…]

Zugleich ist dieser Osten berufen, eine Frage zu lösen, die den Völkern Europas gestellt ist: das ist die Judenfrage. Im Osten leben noch etwa sechs Millionen Juden, und diese Frage kann nur gelöst werden in einer biologischen Ausmerzung des gesamten Judentums in Europa. Die Judenfrage ist für Deutschland erst gelöst, wenn der letzte Jude das deutsche Territorium verlassen hat, und für Europa, wenn kein Jude mehr bis zum Ural und dem europäischen Kontinent lebt. Das ist die Aufgabe, die das Schicksal uns gestellt hat. Sie können sich nicht vorstellen, daß zur Durchführung dieser Maßnahmen nur Menschen berufen sind, die die Frage als eine historische Aufgabe begreifen, die nicht aus persönlichen Gründen handeln, sondern aus dieser sehr nüchtern politischen und historischen Einsicht. Der 9. November 1938 ist ein Schicksalstag und ein Entscheidungstag gewesen: von da ab ist endgültig gezeigt, daß es auf die Vernichtung Deutschlands eingestellt war. Daß dies nicht gelang, ist nur der Ehre und der Geschlossenheit der deutschen Nation zu verdanken. Wir haben deshalb vorzugehen, da nicht ein romantisches Geschwätz auf Europas Juden wieder aufnimmt. Und dann ist es nötig, sie über den Ural zu drängen oder sonst irgendwie auszurotten.

[…]



Speech by Reich Minister Rosenberg on the occasion of the press reception on Tuesday, November 18, 1941, 3:30 p.m., in the conference room of the Reich Ministry for the Occupied Eastern Territories.

Secret!

Gentlemen!

I have invited you here today, on the very first day of my now officially commencing duties, to give you some general remarks about the upcoming work of the Reich Ministry. At the outset, I want to express the hope that our future collaboration will truly be one of mutual understanding, and that, should any misunderstandings arise . as life inevitably brings them—they will be resolved in a spirit of good will. I am very aware of the difficulties faced by editors and chief editors; after all, I myself was a chief editor for years and know how much reporting must be squeezed into a few pages of a newspaper. So it is not always the fault of editorial boards when certain misunderstandings occur; but neither is it always the fault of the various press officers in the agencies when such things happen.

The remarks I am going to make should not be published, and I ask you to regard them as confidential. All details concerning the East cannot yet be addressed in the press today. But what matters is that our general stance is already unified, and that from this perspective, the things that can be addressed appear under the correct leadership.

[…]

At the same time, this East is called upon to resolve a question posed to the peoples of Europe: that is the Jewish question. About six million Jews still live in the East, and this question can only be resolved by means of the biological eradication of all Jewry in Europe. The Jewish question is only solved for Germany when the last Jew has left German territory, and for Europe, when not a single Jew remains from the Urals to the European continent. That is the task that fate has assigned to us. You cannot imagine that those called upon to carry out these measures are acting out of personal motives; they must understand the matter as a historical mission, guided not by individual feelings but by sober political and historical insight. November 9, 1938, was a day of fate and decision: from that moment on, it became definitively clear that the destruction of Germany was the goal. That this did not succeed is owed only to the honor and unity of the German nation. We must therefore proceed in such a way that no romantic chatter once again takes up Europe’s Jews. And then it is necessary to push them beyond the Urals – or otherwise eradicate them in some other way.

[…]

Archivial reference:

Bundesarchiv Berlin, NS 8/71, p. 10 & 18.

1st page of interrogation transcript dated April 1, 1960 on Treblinka Extermination Camp
Post-War Testimony

1960-03-31 / Testimony of SS Guard Gustav Münzberger on Treblinka Extermination Camp

Introduction

Interrogation transcript of former Treblinka extermination camp guard SS-Unterscharführer Gustav Münzberger, dated March 31 and April 1, 1960. In his testimony, Münzberger describes the arrival of prisoner transports, the systematic deception used to lead victims to their deaths, the operation of gas chambers powered by engine exhaust and the later cremation of the bodies as part of efforts to erase evidence of the mass killings. Münzberger names key SS personell and Ukrainian auxiliaries involved in the extermination process.

Documents

Der Untersuchungsrichter I beim Landgericht Düsseldorf
z.Zt. Garmisch-Partenkirchen, den 31.3.1960

UR I 21/59

In der Voruntersuchung gegen Franz

Gegenwärtig:
Landgerichtstrat Schwedercky als Untersuchungsrichter,
ap. J. Ass. Riedlberger als Urkundsbeamten der Geschäftsstelle.

erschien auf Ladung der nachgenannte Zeuge. Dieser wurde gem. §§ 57, 69 StPO belehrt, ermahnt und unterrichtet.

Er erklärte:

Zur Person: Münzberger Gustav, 56 Jahre alt, Bau- und Möbelschreiner, Unterammergau, Mühlgasse 207, mit dem Angeschuldigten nicht verwandt und nicht verschwägert. Der Zeuge wurde gem. § 55 StPO belehrt.

Zur Sache:
Bei Kriegsbeginn lebte ich in meinem Geburtsort Weikschitz, Kreis Teplitz-Schönau. Ich war damals selbständiger Bau- und Möbelschreiner. Etwa im August 1940 wurde ich dienstverpflichtet. Ich kam in die Heilanstalt Sonnenstein bei Pirna. Ich habe dort etwa zwei Monate in der Anstaltsschreinerei gearbeitet. Dann kam ich als Hilfskoch in die Küche. Mein Küchenchef war dort der Franz, Kurt. Ich bin bis etwa August 1942 in Sonnenstein verblieben. Ich war dort immer in der Küche tätig. Franz ist eine Zeitlang vor mir weggekommen. Ich selbst kam mit etwa 20 Leuten aus Pirna in ein Lager bei Lublin. Dort sind wir von aktiven Polizeimeistern kurz militärisch ausgebildet worden. Es war nur der Transport allein aus Pirna damals in das Lager. Etwa Ende September 1942 kam ich nach Treblinka. Ich trug SS-Uniform. Ich war zunächst Rottenführer und später SS-Scharführer. Später waren alle in Treblinka Diensttuenden wenigstens Unterscharführer.

In Treblinka habe ich Franz wiedergetroffen. Er war zu meiner Erinnerung nach stellvertretender Kommandant. Die eigentliche Arbeit wurde im Lager durch sogenannte „Arbeitsjuden“ ausgeführt. Die einzelnen Arbeitskommandos wurden von SS-Angehörigen geführt und beaufsichtigt. Franz stand darüber und beaufsichtigte die einzelnen Kommandos. Dem Franz unterstand auch die ukrainische Wachmannschaft. Spieß bei der Wachmannschaft war ein Berliner, älter als ich, von Beruf Pfleger. Er dürfte den Dienstgrad eines Oberscharführers gehabt haben. Mit Vornamen hieß er „Otto“. Wenn mir der Name Stadie genannt wird, so könnte das der Nachname gewesen sein.

Das Lager Treblinka war eingeteilt in das untere Lager – Auffangslager – und das obere Lager. Im oberen Lager fanden die Vergasungen statt. Franz hat sowohl im unteren als auch im oberen Lager die Tätigkeit der Arbeitskommandos überwacht.

Wenn ich gefragt werde, wer Kommandant war, so erinnere ich mich, dass dieser Stangl hieß und aus Linz oder Wels in Österreich stammte. Stangl ist meiner Erinnerung nach im Sommer 1943 weggekommen. Ich kann jetzt nicht mehr sagen, ob das vor oder nach dem Aufstand gewesen ist. In der letzten Zeit ist dann meiner Erinnerung nach nur noch Franz in Treblinka als Lagerleiter gewesen. Ich bin Ende November, Anfang Dezember 1943 fortgekommen. Ich gehörte zu der letzten Gruppe, die Treblinka verließ. Ich glaube, daß Franz etwas vor mir weggekommen ist. Ich bin dann zum Partisaneneinsatz nach Oberitalien gekommen und war in die Gegend von Triest und Fiume. Dort habe ich Franz mal wiedergesehen, der „meines Wissens“ Dienst beim höheren SS- und Polizeiführer getan hat.

Zur Zeit des Aufstandes in Treblinka war ich auf Heimaturlaub. Ich mag etwa um den 20. August 1943 wieder in Treblinka gewesen sein. Ich erinnere mich, daß ich zum Geburtstag meines Vaters am 13.8. zu Hause war. Nach meiner Rückkehr vom Urlaub sind keine Vernichtungstransporte mehr angekommen. Es sind aber noch Arbeitsjuden nach Treblinka gekommen, die zu den Aufräumungsarbeiten herangezogen worden sind. Diese Juden sind später wieder fortgekommen. Sie sind nicht in Treblinka vernichtet worden.

Bis zum Antritt meines Urlaubs sind noch Transporte ins Lager angekommen und die Transportangehörigen vernichtet worden. In dieser Zeit sind die Transporte jedoch nicht täglich gekommen, sondern vielleicht in einem Abstand von 4 bis 5 Tagen.

Die ukrainischen Wachmannschaften haben außerhalb und innerhalb des Lagers Dienst getan. Innerhalb des Lagers waren sie zugegen, wenn Transporte ankamen. Sie haben die Juden bewacht, wenn sie ausstiegen, wenn sie sich dann ausziehen mußten und auch, wenn sie durch den Gang zu den Gaskammern hingeführt wurden. Die Ukrainer haben aber auch im oberen Lager Wachdienst verrichtet, wenn die Juden in die Gaskammern selbst hineingebracht wurden und wenn später die Leichen herausgebracht und in die Gräben geworfen, bzw. später verbrannt wurden.

[…]

v.g.u.

Der Zeuge wurde zur Fortsetzung der Vernehmung unter ausdrücklichem Hinweis auf die in der schriftlichen Ladung zum heutigen Termin enthaltenen Bestimmung au mündlich geladen auf den 1. April 1960, 9.15 Uhr.


Der Untersuchungsrichter I beim Landgericht Düsseldorf
z.Zt. Garmisch-Partenkirchen, den 1. April 1960.

UR I 21/59

In der Voruntersuchung gegen Franz

Gegenwärtig:
Landgerichtstrat Schwedercky als Untersuchungsrichter,
ap. J. Ass. Riedlberger als Urkundsbeamtin der Geschäftsstelle.

erschien auf Ladung zur Fortsetzung der Vernehmung der Zeuge Münzberger (Personalien VI, 128). Dieser wurde erneut gem. §§ 57, 69, 55 StPO belehrt, ermahnt und unterrichtet.

Er erklärte:

III.) Die “Abfertigung” der Transporte spielte sich wie folgt ab: Die Züge wurden in das Lager hineingeschoben, so daß die Lokomotive außerhalb des Lagers stand. Die Gleise waren tiefer gelegt, so daß man beim Öffnen nicht hinauszusteigen brauchte. Bei den Wagen handelte es sich meist um Güterwagen, nur in einzelnen Fällen um Personenwagen. Bei Ankunft eines Transportes war anwesend der Lagerkommandant, sein Stellvertreter Franz, dann Küttner und Städl. Ferner waren die SS-Angehörigen anwesend, die zum Dienst eingeteilt waren und die ukrainischen Wachmannschaften.

Die Juden mußten aus den Wagen aussteigen und mußten in Richtung zum Auskleideplatz gehen. Dort mußten sich die Männer im Freien ausziehen, die Frauen und Kinder in einer Baracke, die ausdrücklich dafür bestimmt war. Die jüdischen Männer mußten, nachdem sie sich ausgezogen hatten, die gesamten Kleider zum Sortierplatz bringen. Das gleiche mußten auch die Frauen tun. Nach nochmaliger Überlegung: Es könnte sein, daß die Männer auch die Frauenkleider haben wegbringen müssen. Wenn alle ausgezogen und die Kleider abgeliefert waren, wurden die Juden durch den Gang, der sich zwischen den beiden Lagerteilen befand, zu den Gaskammern gebracht. Es wurde ihnen gesagt, es ginge zum Baden. Das wurde ihnen von Ukrainern, aber auch von den diensttuenden SS-Angehörigen gesagt. Von der ersten Zeit meines Aufenthalts in Treblinka abgesehen, wurden den Frauen die Haare abgeschnitten. Das geschah durch ein Arbeitskommando. Diese Haare wurden in Säcken gesammelt und es hieß damals, man brauche sie irgendwie für Unterseeboote.

Die Gaskammern hatten jeweils nur einen kleinen Eingang. Als ich nach Treblinka kam, waren drei kleine Gaskammern vorhanden. Die großen Gaskammern waren im Bau. Später mögen etwa 8 große Gaskammern vorhanden gewesen sein.
In die Gaskammern wurden Motorengase eingeleitet. Als die großen Gaskammern in Betrieb waren, gab es einen besonderen Motorenraum. Von dem dort befindlichen Motor liefen Verbindungsrohre zu den einzelnen Gaskammern. Dieser Motorenraum ist von dem gestern von mir erwähnten SS-Angehörigen Schmidt Fritz eingerichtet worden. Dieser hat auch zwei Ukrainer im Gebrauch des Motors unterwiesen. Diese beiden Ukrainer waren ständig dort. Einer von ihnen war sehr groß und stark. Er wurde Iwan genannt. Der andere ist mir weder dem Namen noch dem Spitznamen nach bekannt.

Wie lange die Gaskammern geschlossen blieben, das kann ich nicht sagen. Es mögen 15 bis 30 Minuten gewesen sein.
Nach dem Öffnen der großen Türen auf der anderen Seite der Gaskammern wurden die Leichen durch besondere Arbeitskommandos herausgeholt. Durch wieder andere Arbeitskommandos wurden sie auf versteckte Wertgegenstände abgesucht. Auch wurden den Leichen etwa vorhandene Goldzähne ausgebrochen. Schließlich wurden die Leichen fortgeschafft. In der ersten Zeit wurden sie in große Gruben geworfen, mit Chlorkalk überschüttet und dann mit einer Sandschicht bedeckt. Später wurden die Leichen verbrannt. Das geschah dadurch, daß man sie auf Eisenbahnschienen legte, die auf Betonblocks aufgelagert waren. Unter den Eisenbahnschienen brannten starke Holzfeuer. Als man dazu überging, die Leichen zu verbrennen, hat man auch die Leichen aus den Gruben wieder herausgeholt und ebenfalls verbrannt.

Auch die Arbeitskommandos im oberen Lager wurden durch Ukrainer bewacht. Diese Ukrainer sind nicht gesondert im oberen Lager untergebracht gewesen, sondern gemeinsam mit den anderen Ukrainern in den Ukrainerbaracken, die sich im unteren Teil des Lagers befanden. Die oben erwähnten zwei Ukrainer, welche die Motoren bedienten, die haben oben geschlafen, weil sie auch die Lichtmaschine beaufsichtigt haben, die sich im Bereich der kleinen Gaskammern befand. Auch Franz ist regelmäßig im oberen Lager gewesen, wenn dort gearbeitet wurde. Wie groß die Transporte zahlenmäßig jeweils waren, weiß ich nicht, weil ich Unterlagen darüber nie gesehen habe.

IV.) Im unteren Lager gab es etwas abseits einen besonders eingezäunten Platz, der das “Lazarett” genannt wurde. Dieser Platz war durch in den Zaun gesteckten Reisig gegen Einsicht geschützt. Es befand sich auf diesem umzäunten Raum eine Hütte und eine große Grube. Die Grube war von der Art wie die Gruben im oberen Lager, wenn auch nicht so groß. In das Lazarett wurden die Toten gebracht, die aus den Transportzügen ausgeladen wurden. Zum Lazarett wurden aber auch kranke und gebrechliche Menschen gebracht, die mit den Transporten angekommen waren. Diese sind dann dort im Lazarett erschossen worden. Miete war meist dabei. Wer sonst noch, kann ich im Augenblick jedenfalls nicht sagen.

Ich erinnere mich, daß etwa Ende 1942 im Lazarett auch typhuskranke Arbeitsjuden erschossen worden sind. In welchem Umfang das geschehen ist, kann ich nicht sagen. Entweder am Eingang vom Lazarett oder irgendwo drinnen – ich weiß das nicht mehr genau – befand sich übrigens ein rotes Kreuz auf weißem Felde, wie es sonst bei einem Lazarett üblich war. Ob auch Franz im Lazarett Erschießungen vorgenommen hat, das kann ich nicht sagen.

V.) Mir wird ein Fotoalbum vorgehalten. In diesem Album erkenne ich folgende Personen:
1. Auf Seite 1 erkenne ich ganz einwandfrei Lambert;
2. auf Seite 4 unten erkenne ich neben Franz den Kommandanten Stangl;
3. auf Seite 9 sind die Bagger abgebildet, die im oberen Lager eingesetzt gewesen sind. Nach schnellem Betrachten des Albums kann ich jetzt nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es sich um Treblinka handelt. Die Bagger waren jedoch von der Art, wie sie in Treblinka Verwendung gefunden haben;
4. auf Seite 10 erkenne ich den Baggerführer, kann jedoch seinen Namen nicht nennen, weil er mir entfallen ist. Der links unten Stehende war ein Flieger aus der Leipziger Gegend. Ich kann mich nur noch an seinen Vornamen Willi erinnern.
5. Auf Seite 11 ist der Hund von Franz abgebildet. Ich glaube, er hat “Barry” geheißen. 6. Auf Seite 12 links ist in der Mitte Stangl abgebildet. Links neben ihm dürfte, soweit man dies von hinten, bzw. von der Seite erkennen kann, Wentsig abgebildet sein. Dieser war zunächst Unter- später Oberscharführer. Er hat die schriftlichen Arbeiten für die Kommandantur gemacht. Mit Vornamen hieß er, glaube ich, Willi. Er war aus der Nähe von Breslau zu Hause. Damals mag er Anfang 30 Jahre gewesen sein. Auch er ist in Italien gewesen.
7. Auf Seite 12 rechts ist der gestern von mir erwähnte Fahrer Schmidt Fritz abgebildet.
8. Im übrigen erkenne ich außer Franz auf den sonstigen Bildern niemanden.

VI.) Den oben erwähnten Hund Barry hat Franz oft mitgenommen, wenn er durchs Lager ging. Es war ein Bernhardinerhund. Der Hund konnte bissig werden, wenn man ihn gestichelt hat. Daß er Häftlinge gebissen hat, habe ich nicht gesehen. Ich habe auch nicht gesehen, daß Franz den Barry auf Häftlinge gehetzt hat. Ich erinnere mich, daß darüber gesprochen wurde.

VII.) Franz war in seinem Auftreten in Treblinka recht sehr selbstbewußt und arrogant. In seiner Uniform steilte er was her. Sein Uniform war auch immer sehr gepflegt. Er hat einen Arbeitsjuden gehabt, der ihm das alles sauber gemacht hat. Wenn mir vorgehalten wird, daß Franz seine Schuhe selbst geputzt haben will, so erkläre ich: Das kann ich nicht glauben. Wir haben uns alle die Schuhe nicht zu putzen brauchen. Dann wird Franz nicht gerade eine Ausnahme gemacht haben. Den Häftlingen gegenüber war Franz recht streng. Franz war schnell aufgeregt und dann leicht dabei, die Pistole zu ziehen. Ich kann mich nicht erinnern, daß er dann auch geschossen hat. Unter Kameraden ist jedoch davon gesprochen worden, daß er auf Häftlinge geschossen hat. Selbst gesehen habe ich, daß Franz Häftlinge geschlagen hat und zwar mit einer Peitsche. Die allgemein im Lager üblichen Peitschen bestanden aus geflochtenem Leder. Ich kann mich nicht besinnen, daß Franz Häftlinge auf diese Weise totgeschlagen hat. Ich kann mich auch nicht erinnern, daß davon gesprochen worden ist.

Wenn mir vorgehalten wird, Franz habe sich dahin eingelassen, er sei lediglich Führer der ukrainischen Wachmannschaft gewesen, die Ukrainer hätten das Lager von außen bewacht und er selbst hätte mit dem inneren Lagerbetrieb nichts zu tun gehabt, so erkläre ich: Das ist ganz bestimmt nicht richtig. Ob Franz in Treblinka geritten ist und sich oft zu Pferde gezeigt hat, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich kann mich nur an eine Exekution erinnern, bei welcher ein Arbeitsjude gehängt worden ist. Das ist im unteren Lager geschehen. Von welchem Arbeitskommando der Jude war, weiß ich nicht. Ich kann mich nicht erinnern, wer von SS-Angehörigen dagegen war. Ich habe es nur aus einiger Entfernung gesehen. Es war ein Galgen aufgebaut. Ob die Erhängung mit den Füßen nach unten oder nach oben erfolgt ist, das kann ich jetzt nicht mehr sagen. Ich erinnere mich nicht daran. Die Arbeitshäftlinge waren bei dieser Erhängung nicht angetreten.

Auf nochmaligen Vorhalt: wenn ich gefragt werde, ob Franz bei dieser Erhängung zugegen war, so muß ich das bejahen. Ich habe Franz von der Stelle herkommen sehen, wo der Galgen stand. Ich habe die Beobachtung von meiner Wohnbaracke aus gemacht. Ich wohnte zusammen mit Schiffner Karl, Seidel Kurt und dem „Mülli“, dessen Bild ich heute in dem Fotoalbum gesehen habe. An sonstige Erhängungen kann ich mich nicht erinnern, auch nachdem mir entsprechende Einzelheiten über derartige Fälle vorgehalten worden sind.“

Mit Bestimmtheit kann ich mich erinnern, daß Küttner wiederholt Arbeitsjuden, die irgendwie aufgefallen waren, zum Lazarett geschickt hat oder selbst mit ihnen zum Lazarett gegangen ist. Diese Juden dürften dann von Küttner selbst, von Mietek oder sonst jemandem dazu Bestimmten erschossen worden sein.

Daß Häftlinge, die irgendwie aufgefallen waren, beim Appell geprügelt worden sind, das ist öfters vorgekommen. Es gab eine besondere Bank, über die die Häftlinge gelegt wurden. Geschlagen haben viel dazu eingestellte Häftlinge. Geschlagen wurde mit der von mir schon erwähnten Lederpeitsche. In der Peitsche war kein Draht eingeflochten und auch kein Blei. Manchmal mußten die Häftlinge, die geschlagen wurden, die Hosen runterlassen, manchmal auch nicht. Zeitweise haben auch SS-Angehörige selbst geschlagen. Wer von der SS geschlagen hat, das weiß ich heute nicht mehr mit Sicherheit.

Die Häftlinge haben 15, 20 auch 25 Peitschenschläge bekommen. Ich glaube nicht, daß sie auch mehr bekommen haben. Die geschlagenen Häftlinge waren hinterher ganz fertig. Sie wurden von einem jüdischen Arzt versorgt. Am nächsten Tage mußten sie wieder zur Arbeit antreten. Der jüdische Arzt konnte einen solchen Häftling wohl auch für einen Tag krank schreiben. Was geschehen ließ, wenn der Häftling dann noch nicht wieder arbeitsfähig war, das kann ich nicht sagen.

VIV.) Wenn ich gefragt werde, wo sich die Werkstätten des Tischlerkommandos befunden haben, so erkläre ich: Es hat im oberen und im unteren Lager eine Werkstatt gegeben. Im oberen Lager war die Werkstatt an die kleinen Gaskammern angebaut (vergleiche IV, 86 ff.).

X.) Der von mir gestern genannte Schiffner war Geburtsjahrgang 1901. Er ist keinesfalls in Festenberg geboren, sondern in meiner engeren Heimat, d. h. in Weißkirchlitz oder zumindest im Kreis Teplitz-Schönau. (vergl. Auskunft WAST. v. 3.3.60)

XI.) Wenn im Laufe meiner Vernehmung ganz allgemein von SS-Angehörigen gesprochen ist, so möchte ich dazu erläuternd noch folgendes sagen:

Angehörige der Waffen-SS sind nur wenige in Treblinka gewesen. Meiner Erinnerung nach waren das nur Franz und Mätzig. Dann gab es solche, die bei der Polizei aktiv gewesen waren, wie z. B. Küttner und schließlich diejenigen, die zur Polizei oder zur Tätigkeit in einer Heilanstalt dienstverpflichtet worden sind.

Wir haben nachher in Treblinka alle SS-Uniform getragen und zwar in feldgrau. Die SS-Runen durften nur die Angehörigen der Waffen-SS tragen. Die Dienstverpflichteten sind automatisch in die allgemeine SS aufgenommen worden. So ist das auch bei mir 1940 der Fall gewesen.

[…]

v.g.u.

District Court of Düsseldorf, Investigating Judge I

Currently in Garmisch-Partenkirchen, March 31, 1960

UR I 21/59
In the preliminary investigation against Franz
Present:
District Court Councillor Schwedercky as Investigating Judge,
Assistant Judge Riedlberger as the clerk of the court office.

The witness named below appeared upon summons. He was once again instructed, admonished, and informed in accordance with §§ 57, 69 of the Code of Criminal Procedure.

He declared:

Regarding his person:
Münzberger Gustav, 56 years old, construction and furniture carpenter, residing in Unterammergau, Mühlgasse 207. He is not related to the accused either by blood or marriage. The witness was instructed in accordance with § 55 StPO.

Regarding the matter:
At the beginning of the war, I was living in my birthplace, Weikschitz, district of Teplitz-Schönau. At that time, I was a self-employed construction and furniture carpenter. Around August 1940, I was conscripted for service. I was sent to the Sonnenstein psychiatric institution near Pirna. I worked there for about two months in the institution’s carpentry workshop. Then I was assigned as a kitchen helper. My kitchen chief there was Franz, Kurt. I remained in Sonnenstein until around August 1942. I was always working in the kitchen there. Franz left some time before I did. I myself, along with about 20 people from Pirna, was sent to a camp near Lublin. There, we were briefly trained militarily by active police officers. That transport from Pirna was the only one at that time to that camp. Around the end of September 1942, I came to Treblinka. I wore an SS uniform. At first, I held the rank of Rottenführer and later SS-Scharführer. Eventually, everyone serving in Treblinka held at least the rank of Unterscharführer.

In Treblinka, I encountered Franz again. According to my recollection, he was deputy commandant. The actual work in the camp was carried out by so-called “labor Jews.” The individual work details were led and supervised by SS members. Franz was in charge and oversaw the individual work details. The Ukrainian guard unit was also subordinate to Franz. The sergeant among the guards was a Berliner, older than I, by profession a nurse. He may have held the rank of Oberscharführer. His first name was “Otto.” If the name Stadie is mentioned, that could have been his last name.

The Treblinka camp was divided into the lower camp – the reception camp – and the upper camp. The gassings took place in the upper camp. Franz supervised the work details in both the lower and the upper camp.

When I am asked who the commandant was, I recall that his name was Stangl, and he came from Linz or Wels in Austria. According to my recollection, Stangl left in the summer of 1943. I can no longer say whether that was before or after the uprising. In the final period, to my recollection, only Franz remained in Treblinka as camp leader. I left at the end of November or beginning of December 1943. I belonged to the last group that left Treblinka. I believe Franz left somewhat before me. I was then sent to anti-partisan duty in northern Italy, in the region around Trieste and Fiume. I saw Franz again there once; to the best of my knowledge, he was serving under the Higher SS and Police Leader.

At the time of the uprising in Treblinka, I was on home leave. I believe I returned to Treblinka around August 20, 1943. I remember being at home for my father’s birthday on August 13. After I returned from leave, no more extermination transports arrived. However, labor Jews still arrived in Treblinka, who were used for cleanup work. These Jews were later transferred again. They were not exterminated in Treblinka.

Up until I went on leave, transports were still arriving at the camp, and the transportees were exterminated. During this period, however, the transports no longer came daily, but perhaps at intervals of 4 to 5 days.

The Ukrainian guards served both inside and outside the camp. Inside the camp, they were present when transports arrived. They guarded the Jews as they disembarked, when they had to undress, and when they were led through the corridor to the gas chambers. The Ukrainians also stood guard in the upper camp when the Jews were brought into the gas chambers and when the corpses were later removed and thrown into pits, or later burned.

[…]

read, approved, and signed

The witness was summoned for continuation of the interrogation with explicit reference to the instructions contained in the written summons for today’s appointment, and was verbally summoned for April 1, 1960, at 9:15 a.m.

District Court of Düsseldorf, Investigating Judge I
Currently in Garmisch-Partenkirchen, April 1, 1960
UR I 21/59

In the preliminary investigation against Franz

Present:
District Court Councillor Schwedercky as Investigating Judge,
Assistant Judge Riedlberger as the clerk of the court office.

The witness Münzberger (Personal Details VI, 128) appeared upon summons for continuation of his testimony. He was once again instructed, admonished, and informed in accordance with §§ 57, 69, 55 of the Code of Criminal Procedure.

He declared:

III.) The “processing” of the transports occurred as follows:
The trains were pushed into the camp so that the locomotive remained outside the camp. The tracks were set lower, so there was no need to step down when opening the doors. The wagons were usually freight cars, only occasionally passenger cars.

Upon arrival of a transport, present were the camp commandant, his deputy Franz, then Küttner and Städl. Also present were the SS personnel assigned for duty and the Ukrainian guards.

The Jews had to get out of the wagons and proceed toward the undressing area. There, the men had to undress in the open air, while the women and children did so in a barrack designated specifically for this purpose. After undressing, the Jewish men had to bring all the clothes to the sorting area. The same applied to the women. Upon further reflection, it is possible that the men also had to carry the women’s clothes.

When everyone had undressed and the clothes had been handed in, the Jews were led through the passage between the two parts of the camp to the gas chambers. They were told they were going to take a bath. This was said to them by Ukrainians and also by the on-duty SS personnel.

Except for the early period of my stay in Treblinka, women had their hair cut off. This was done by a work detail. The hair was collected in sacks; it was said at the time that it was somehow needed for submarines.

The gas chambers had only small entrances. When I arrived in Treblinka, there were three small gas chambers. The larger gas chambers were still under construction. Later, there may have been about eight large gas chambers.

Motor exhaust gases were fed into the gas chambers. Once the large chambers were operational, a special engine room was in use. From the motor located there, connecting pipes led to each gas chamber. This engine room had been set up by the SS man Schmidt Fritz, whom I mentioned yesterday. He also trained two Ukrainians in the use of the engine. These two Ukrainians were permanently stationed there. One of them was very tall and strong, and he was called Iwan. I do not recall the name or nickname of the other.

I cannot say exactly how long the gas chambers remained sealed – perhaps 15 to 30 minutes.

After opening the large doors on the other side of the gas chambers, the bodies were removed by special work details. Other work details searched the corpses for hidden valuables. Gold teeth were also extracted. Finally, the corpses were disposed of. In the beginning, they were thrown into large pits, sprinkled with chlorinated lime, and then covered with a layer of sand. Later, the corpses were burned by placing them on railroad rails supported by concrete blocks. Strong wood fires were burned underneath the rails. When the burning of corpses began, the previously buried bodies were also exhumed and burned.

The work details in the upper camp were also guarded by Ukrainians. These Ukrainians were not housed separately in the upper camp but together with the others in the Ukrainian barracks located in the lower part of the camp. The two Ukrainians who operated the engines slept in the upper camp because they also supervised the generator near the small gas chambers. Franz also regularly visited the upper camp when work was being done there. I do not know the numerical size of each transport, as I never saw any documentation.

IV.) In the lower camp, a fenced-off area called the “lazaret” (infirmary) was located somewhat apart. This area was shielded from view by brushwood stuck into the fence. Inside the fenced space was a hut and a large pit, similar to the pits in the upper camp, though not as large.

The dead who were unloaded from the transport trains were brought to the lazaret. Also brought there were sick and infirm individuals who had arrived with the transports. These people were then shot there in the lazaret. Mietek was usually involved. I cannot say for certain who else was.

I remember that around the end of 1942, typhus-infected Jewish laborers were also shot in the lazaret. I cannot say to what extent this happened. Either at the entrance to the lazaret or somewhere inside – I no longer recall exactly – there was a red cross on a white background, like typically seen at infirmaries. Whether Franz also participated in executions at the lazaret, I cannot say.

V.) I am shown a photo album. In this album, I recognize the following persons:
1. Page 1: I clearly recognize Lambert.
2. Page 4 (bottom): I recognize, next to Franz, the commandant Stangl.
3. Page 9: Shows the excavators used in the upper camp. After quickly browsing the album, I cannot say definitively if it is Treblinka, but the excavators match the type used there.
4. Page 10: I recognize the excavator operator but cannot recall his name. The man standing at the lower left was a pilot from the Leipzig area; I only remember his first name: Willi.
5. Page 11: Shows Franz’s dog. I believe its name was “Barry.”
6. Page 12 (left): In the center is Stangl. To his left, viewed from the back or side, is likely Wentsig, who was first an Unterscharführer and later an Oberscharführer. He did clerical work for the commandant’s office. I believe his first name was Willi. He was from near Breslau and was about 30 years old at the time. He also went to Italy.
7. Page 12 (right): Shows the driver Schmidt Fritz, whom I mentioned yesterday.
8. Other than Franz, I do not recognize anyone else in the remaining photos.

VI.) The dog Barry mentioned above was often taken by Franz when he walked through the camp. It was a Saint Bernard. The dog could become aggressive if provoked. I did not witness it biting inmates. I also did not see Franz set the dog on inmates. I do recall, however, that such things were talked about.

VII.) Franz appeared quite self-confident and arrogant in Treblinka. He cut quite a figure in his uniform, which was always very well maintained. He had a Jewish laborer who cleaned everything for him. If I am confronted with the claim that Franz cleaned his shoes himself, I can only say: I don’t believe that. None of us had to clean our own shoes. Franz surely wouldn’t have been an exception. He was quite strict with the prisoners. He was quick to become agitated and would easily draw his pistol. I cannot recall that he actually shot anyone, but among comrades it was said that he did shoot prisoners. I personally saw Franz beat prisoners with a whip. The whips commonly used in the camp were made of braided leather. I cannot recall that Franz ever beat prisoners to death in this manner, nor do I remember anyone talking about it.

If I am confronted with the claim that Franz only served as the leader of the Ukrainian guards, that the Ukrainians guarded the camp from the outside, and that Franz had nothing to do with the internal camp operations, I state: That is definitely not true. Whether Franz rode horses in Treblinka and was often seen on horseback, I cannot remember. I recall only one execution, in which a Jewish laborer was hanged. This took place in the lower camp. I do not know which labor detail the Jew belonged to. I cannot recall which SS member was responsible. I only saw it from some distance. A gallows had been set up. Whether the hanging was carried out feet up or feet down, I can no longer say. I do not remember. The labor prisoners were not assembled for this hanging.

Upon further questioning: if I am asked whether Franz was present at this hanging, I must say yes. I saw Franz coming from the area where the gallows stood. I observed this from my residential barrack. I lived with Karl Schiffner, Kurt Seidel, and “Mülli,” whose photo I saw today in the album. I do not remember any other hangings, even after being confronted with details of such cases.

I can state with certainty that Küttner repeatedly sent Jewish laborers who had drawn attention for some reason to the infirmary or accompanied them there himself. These Jews were likely shot by Küttner himself, by Mietek, or someone else designated for that purpose.

It happened more than once that prisoners who had drawn attention for some reason were beaten during roll call. There was a special bench over which the prisoners were laid. Many designated prisoners carried out the beatings. The beatings were done with the leather whip I already mentioned. The whip did not contain braided wire or lead. Sometimes the prisoners had to lower their trousers before the beating, sometimes not. Occasionally, SS members carried out the beatings themselves. I can no longer say for certain which SS members did this.

Prisoners received 15, 20, or even 25 lashes. I do not think they received more. The beaten prisoners were completely exhausted afterward. They were treated by a Jewish doctor. The next day they had to return to work. The Jewish doctor could certify such a prisoner as sick for one day. What happened if the prisoner was still unfit for work after that, I do not know.

VIV.) If I am asked where the workshops of the carpentry detail were located, I state: There was a workshop in both the upper and lower camp. In the upper camp, the workshop was attached to the small gas chambers (see IV, 86 ff.).

X.) The “Schiffner” I mentioned yesterday was born in 1901. He was definitely not born in Festenberg, but in my home region, i.e., in Weißkirchlitz or at least in the Teplitz-Schönau district (cf. WAST report of 3.3.60).

XI.) If SS personnel have been generally referred to during the course of my interrogation, I would like to add the following explanation: Only a few members of the Waffen-SS were in Treblinka. As I recall, that was only Franz and Mätzig. Then there were those who had previously served in the police, such as Küttner, and finally those who were conscripted for service in the police or in a mental institution.

Later, all of us in Treblinka wore SS uniforms, field-grey in color. The SS runes were allowed only to be worn by members of the Waffen-SS. The conscripted personnel were automatically incorporated into the General SS. That was the case with me in 1940.

[…]

read, approved, and signed

Archival reference:

Bundesarchiv, B 162/3821, p. 27 – 34.

Memo of June 5, 1942 on gas vans
Contemporary Source

1942-06-02 / SS-Officer Just’s Memo on Gas Vans: “97,000 have been processed using 3 deployed vehicles”

Introduction

Memo dated June 5, 1942, authored by SS-Hauptsturmführer Willy Just of RSHA office II D 3 a (Motor Vehicle Department of the Security Police) on technical modifications to the gas vans used in mass killing operations. Just reports that “since December 1941 97,000 have been processed using 3 deployed vehicles, without any defects occurring in the vehicles” and “the known explosion in Kulmhof (Chełmno) is to be considered an isolated case due to an operating error”. He proposes the following “technical modifications to the special vehicles”:

1. Ventilation slots on the upper rear wall to allow “a rapid inflow of CO without causing overpressure”.

2. shortening the cargo box to improve off-road capability and “as the empty spaces also need to be filled with CO”.

3. Relocating the filler neck to prevent corrosion of the “connecting hoses between the exhaust and the vehicle”.

4. Improved drainage and cleaning system, including a floor drain with a sloped surface and a siphon bend.

5. Elimination of “observation windows as they are practically never used”,

6. Reinforced lighting protection, with an arched iron grid over the lamps to prevent “damage to the lamp windows.”

7. Installation of a “retractable grate” to enable “quick and easy unloading of the vehicle.”

The proposal was reviewed by SS-Obersturmbannführer Walther Rauff, head of the Motor Vehicle Department, on June 10, 1942. He approved the implementation of the modifications on a prototype vehicle.

See also Rebuttal of Alvarez on Gas Vans: The Just Memo.

Document

II D 3 a (9) Nr. 214/42 g.Rs

Berlin, den 5. Juni 1942

Einzigste Ausfertigung.

Geheime Reichssache!

I. Vermerk:

Betrifft: Technische Abänderungen an den im Betrieb eingesetzten und an den sich in Herstellung befindlichen Spezialwagen.

Seit Dezember 1941 wurden beispielsweise mit 3 eingesetzten Wagen 97000 verarbeitet, ohne daß Mängel an den Fahrzeugen auftraten. Die bekannte Explosion in Kulmhof ist als Einzelfall zu bewerten. Ihre Ursache ist auf einen Bedienungsfehler zurückzuführen. Zur Vermeidung vonderartigen Unfällen ergingen an die betroffenenDienststellen besondere Anweisungen.

Die Anweisungen wurden so gehalten, daß der Sicherheitsgrad erheblich heraufgesetzt wurde. Die sonstigen bisher gemachten Erfahrungen lassen folgende technische Abänderungen zweckmäßig erscheinen:

1.) Um ein schnelles Einströmen des CO unter Vermeidung von Überdrucken zu ermöglichen, sind an der oberen Rückwand zwei offene Schlitze von 10 x 1 cm lichter Weite anzubringen. Dieselben sind außen mit leicht beweglichen Scharnierblechklappen zu versehen, damit ein Ausgleich des evtl. eintretenden Überdruckes selbsttätig erfolgt.

2.) Die Beschickung der Wagen beträgt normalerweise 9 – 10 pro m2. Bei den großräumigen Saurer-Spezialwagen ist eine Ausnutzung in dieser Form nicht möglich, weil dadurch zwar keine Überlastung eintritt, jedoch die Geländegängigkeit sehr herabgemindert wird. Eine Verkleinerung der Ladefläche erscheint notwendig. Sie wird erreicht durch Verkürzung des Aufbaues um ca. 1 m. Vorstehende Schwierigkeit ist nicht, wie bisher, dadurch abzustellen, daß man die Stückzahl bei der Beschickung vermindert. Bei einer Verminderung der Stückzahl wird nämlich eine längere Betriebsdauer notwendig, weil die freien Räume auch mit CO angefüllt werden müssen. Dagegen reicht bei einer verkleinerten Ladefläche und vollständig ausgefülltem Laderaum eine erheblich kürzere Betriebsdauer aus, weil freie Räume fehlen. In einer Besprechung mit der Herstellerfirma wurde von dieser Seite darauf hingewiesen, daß eine Verkürzung des Kastenaufbaues eine ungünstige Gewichtsverlagerung nach sich zieht. Es wurde betont, daß eine Überlastung der Vorderachse eintritt. Tatsächlich findet aber ungewollt ein Ausgleich in der Gewichtsverteilung dadurch statt, daß das Ladegut beim Betrieb in dem Streben nach der hinteren Tür immer vorwiegend dort liegt. Hierdurch tritt eine zusätzliche Belastung der Vorderachse nicht ein.

3.) Die Verbindungsschläuche zwischen Auspuff und Wagen rosten des öfteren durch, da sie im Innern durch anfallende Flüssigkeiten zerfressen werden. Um dieses zu vermeiden, ist der Einfüllstutzen nunmehr so zu verlegen, daß eine Einführung von oben nach unten erfolgt. Dadurch wird ein Einfließen von Flüssigkeiten vermieden.

4.) Um eine handliche Säuberung des Fahrzeuges vornehmen zu können, ist der Boden in der Mitte mit einer dicht verschließbaren Abflußöffnung zu versehen. Der Abflußdeckel mit etwa 200 bis 300 mm Ø erhält einen Syphonkrümmer, sodaß dünne Flüssigkeit auch während des Betriebes ablaufen kann. Zur Vermeidung von Verstopfungen ist der Krümmer oben mit einem Sieb zu versehen. Dicker Schmutz kann bei der Reinigung des Wagens durch die große Abflußöffnung fortgespült werden. Der Boden des Fahrzeuges ist zur Abflußöffnung leicht zu neigen. Hierdurch soll erreicht werden, daß alle Flüssigkeiten unmittelbar zur Mitte abfliessen. Ein Eindringen der Flüssigkeiten in die Röhren wird somit weitgehendst unterbunden.

5.) Die bisher angebrachten Beobachtungsfenster können entfallen, da sie praktisch nie benutzt werden. Bei der Fertigung weiterer Fahrzeuge wird durch den Fortfall der Fenster mit Bezug auf die schwierige Anbringung und dichte Abschließung derselben erhebliche Arbeitszeit eingespart.

6.) Die Beleuchtungskörper sind stärker als bisher gegen Zerstörungen zu sichern. Das Eisengitterwerk ist so hoch gewölbt über den Lampen anzubringen, daß eine Beschädigung der Lampenfenster nicht mehr möglich ist. Aus der Praxis wurde vorgeschlagen, die Lampen entfallen zu lassen, da sie angeblich nie gebraucht werden. Es wurde aber in Erfahrung gebracht, daß beim Schließen der hinteren Tür und somit bei eintretender Dunkelheit immer ein starkes Drängen der Ladung nach der Tür erfolgte. Dieses ist darauf zurückzuführen, daß die Ladung bei eintretender Dunkelheit sich nach dem Licht drängt. Es erschwert das Einklinken der Tür. Ferner wurde festgestellt, daß der auftretende Lärm wohl mit Bezug auf die Unheimlichkeit des Dunkels immer dann einsetzt, wenn sich die Türen schließen. Es ist deshalb zweckmäßig, daß die Beleuchtung vor und während der ersten Minuten des Betriebes eingeschaltet wird. Auch ist die Beleuchtung bei Nachtbetrieb und beim Reinigen des Wageninnern von Vorteil.

7.) Um eine schnelle und leichte Entladung des Fahrzeuges zu erreichen, ist ein ausfahrbarer Rost einzubringen. Er ist auf kleinen Rädern in U-Eisen-Schienen zu führen. Das Aus- und Einfahren hat mit einer unter dem Wagen angebrachten Drahtseilzugwinde zu geschehen. Die mit der Anbringung beauftragte Firma hält diese Ausführungsart wegen Kräfte- und Materialmangel z.Zt. für undurchführbar. Die Ausführung ist bei einer anderen Firma anzuregen. Vorstehende technische Abänderungen sind an den im Betrieb befindlichen Fahrzeugen nur dann nachträglich auszuführen, wenn jeweils ein Fahrzeug einer anderen größeren Reparatur unterzogen werden muß. An den in Auftrag gegebenen 10 Saurer-Fahrgestellen sind die vorstehenden Abänderungen so weit als möglich zu berücksichtigen. Da die Herstellerfirma gelegentlich einer Rücksprache betonte, daß konstruktive Abänderungen z.Zt. nicht oder nur für kleinste Abänderungen möglich sind, ist bei einer anderen Firma der Versuch zu unternehmen, mindestens eines dieser 10 Fahrzeuge mit allen Neuerungen und Abänderungen, die sich bisher aus der Praxis ergaben, auszustatten. Ich schlage vor, die Firma in Hohenmauth mit der Einzelausführung zu beauftragen. Nach den Umständen ist bei diesem Fahrzeug mit einer späteren Fertigstellung zu rechnen. Es ist dann nicht nur als Muster-, sondern auch als Reserve-Fahrzeug bereitzuhalten bzw. einzusetzen. Bei Bewährung sind die übrigen Fahrzeuge nacheinander aus dem Betrieb zu ziehen und dem Musterfahrzeug entsprechend umzubauen.

II. Gruppenleiter II D SS-Obersturmführer Rauff

mit der Bitte um Kenntnisnahme und Entscheidung vorgelegt.
I.A.
[Unterschrift Just]

II D 3 a (9) Nr. 214/42 g.Rs

Berlin, June 5, 1942

Single copy.

Secret State Affair!

I. Note:

Subject: Technical modifications to the special vehicles currently in operation and those under production.

Since December 1941, for example, 97,000 have been processed using 3 deployed vehicles, without any defects occurring in the vehicles. The known explosion in Kulmhof (Chełmno) is to be considered an isolated case. Its cause is due to an operating error. To prevent such accidents, special instructions were issued to the affected service offices.

The instructions were designed such that the safety level was significantly increased. Other experiences gained so far suggest the following technical modifications appear advisable:

1.) To enable rapid inflow of CO without causing overpressure, two open slots of 10 x 1 cm clear width should be installed on the upper rear wall. They should be covered externally with easily movable hinged sheet metal flaps, so that any occurring overpressure is automatically compensated.

2.) Normally, the loading of the vehicles is 9 – 10 per m2. This is not feasible with the large-volume Saurer special vehicles, as it does not lead to overloading, but significantly reduces off-road capability. A reduction in loading area seems necessary, achieved by shortening the structure by about 1 m. The aforementioned difficulty cannot be resolved as before, by reducing the number of units during loading. Reducing the number leads to a longer operational duration, as the empty spaces also need to be filled with CO. In contrast, a reduced loading area and a fully filled cargo space require significantly shorter operation time because there are no free spaces. In a discussion with the manufacturing company, it was pointed out that shortening the box structure would result in unfavorable weight shifting. It was emphasized that this would lead to overloading of the front axle. However, an unintended balance in weight distribution occurs as the cargo tends to move toward the rear door during operation. This prevents additional load on the front axle.

3.) The connecting hoses between the exhaust and the vehicle often rust through, as they are corroded internally by accumulated liquids. To prevent this, the filler neck is now to be relocated so that introduction is from top to bottom, thus preventing the inflow of liquids.

4.) To facilitate easy cleaning of the vehicle, the floor in the center should have a tightly sealable drain opening. The drain cover, approximately 200 to 300 mm in diameter, will have a siphon bend, allowing thin liquid to drain even during operation. To prevent clogs, the bend should be topped with a sieve. Heavier dirt can be washed away through the large drain opening during vehicle cleaning. The vehicle floor should slope towards the drain opening, ensuring all liquids flow directly to the center. This largely prevents the penetration of liquids into the tubes.

5.) The previously installed observation windows can be omitted, as they are practically never used. The elimination of windows in the production of further vehicles will save significant labor time due to the difficulties of their installation and sealing.

6.) The lighting fixtures should be more strongly secured against damage than before. The iron grid should be arched high over the lamps so that damage to the lamp windows is no longer possible. It has been suggested from practice that the lamps be omitted, as they are allegedly never used. However, it was found that when the rear door is closed and darkness ensues, there is always strong pushing of the load towards the door. This is due to the load moving towards the light when darkness falls, complicating the latching of the door. Furthermore, it was observed that noise often begins when the doors close, probably related to the eeriness of the darkness. It is therefore advisable to turn on the lighting before and during the first minutes of operation. Lighting is also beneficial during night operation and when cleaning the interior of the vehicle.

7.) To achieve quick and easy unloading of the vehicle, a retractable grate should be installed. It should run on small wheels along U-iron rails. The extension and retraction should be performed using a wire rope winch attached under the wagon. The firm tasked with the installation currently deems this type of implementation unfeasible due to a lack of resources and materials. It is suggested to propose the implementation to another firm. The aforementioned technical modifications should only be retrofitted to vehicles in operation when a vehicle is already undergoing a major repair. The modifications outlined should be considered as much as possible for the 10 Saurer chassis on order. As the manufacturing firm emphasized during a consultation that structural modifications are currently not possible or only feasible for minor changes, an attempt should be made with another firm to equip at least one of these 10 vehicles with all the new features and modifications that have emerged from practice. I suggest contracting the firm in Hohenmauth for the individual implementation. Given the circumstances, a later completion date for this vehicle is expected. It should then be held not only as a prototype but also as a reserve vehicle. If proven effective, the remaining vehicles should be sequentially withdrawn from operation and retrofitted according to the prototype.

II. Group Leader II D SS-Obersturmführer Rauff

Submitted for your attention and decision.

By order.
[Signature Just]

Archivial reference:
Bundesarchiv R 58/871, p. 1-3

Kurt Franz interrogation
Post-War Testimony

1959-12-03 / Testimony of Kurt Franz on Belzec and Treblinka Extermination Camps

Introduction

Copy of interrogation protocol of Kurt Franz, a former member of Sonderkommando Reinhard and deputy commander and later commander of the Treblinka extermination camp. In his testimony, Franz discusses the Euthanasia facilities as well as the Belzec and Treblinka extermination camps, downplayed his role in the extermination sites as “logistical” and overseeing Ukrainian guards.

Document

Abschrift

Der Oberstaatsanwalt Düsseldorf, den 3. Dezemb. 1959

– 8 Js 10 904/59 –

Gegenwärtig:
Erster Staatsanwalt Dr. Theiß,
Gerichtsassessor Zeug von der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen Ludwigsburg
als Vernehmende,

Justizangestellte Dietz als Protokollführerin.

Vorgeführt erscheint
der Beschuldigte Kurt Franz,
geb. am 17.1.1914 in Düsseldorf,
wohnhaft dortselbst, Augustastr. 25,
Koch und Küchenchef, verheiratet,
Deutscher, nicht vorbestraft
und macht, zur Wahrheit ermahnt, folgende Angaben:

I. Zur Person:

Ich bin am 17.1.1914 in Düsseldorf geboren. Meine Eltern waren der Kaufmann Ewald Franz und Gertrud Amalie Franz geb. Schmitz. Ich habe noch eine Schwester, die heute in Wuppertal wohnt. Von 1920 bis 1928 besuchte ich die Volksschule in Düsseldorf. Nach der Entlassung aus der Volksschule habe ich im Wittelsbacher Hof in Düsseldorf Koch gelernt. Im Jahre 1932 gründete ich mit mehreren Ratinger Kameraden ein Arbeitsdienstlager des freiwilligen Arbeitsdienstes. In den Jahren 1934 und 1935 war ich als Volontär bei dem Metzgermeister Stollmann in Düsseldorf tätig. Im Oktober 1935 wurde ich dann zur Wehrmacht eingezogen, und zwar zu dem Art. Regiment 6 in Minden/Westfalen. Ich war dann bis September 1937 Soldat, zuletzt mit dem Dienstgrad eines Oberkanoniers.

Ich bin dann im Oktober 1937 in die SS eingetreten, und zwar in die Totenkopfstandarte “Thüringen”. Um die Einstellung hatte ich mich schon während meiner aktiven Dienstzeit bei der Wehrmacht beworben. Veranlaßt wurde ich hierzu durch Kameraden, die mit mir aktiv zur Wehrmacht eingezogen waren, vorher jedoch schon der Totenkopfstandarte Thüringen angehört hatten. Ich möchte mich berichtigen, der Name “Thüringen” wurde unserer Einheit erst später gegeben. Eingetreten bin ich als Staffelanwärter bei der 30. Totenkopfhundertschaft. Diese lag damals in der Nähe von Chemnitz. Ende 1937 oder Anfang 1938 wurde ich mit meiner Einheit nach Weimar verlegt. Hier hat unsere Einheit die Bezeichnung Totenkopfverband “Thüringen” bekommen. Es handelte sich bei unserer Einheit um die 3. Totenkopfstandarte. Ich gehörte der 6. Kompanie an. Kompanieführer waren zunächst ein Obersturmführer Rudi Dirnaegel und später ein Obersturmführer Rosenbusch. Unsere Einheit hatte den Wachdienst im Konzentrationslager Buchenwald zu versehen. Nach einiger Zeit wurde ich zur Kommandantur des Konzentrationslagers abkommandiert. Ich habe da noch kurze Zeit als Koch für die Unterführer gearbeitet.

Ende des Jahres 1939 wurde ich nach Berlin abkommandiert. Es ist möglich, daß es aber auch schon Mitte 1939 gewesen sein kann. Ich hatte damals den Dienstrang eines SS-Rottenführers. Mit mir kommandiert wurden ein Fritz Jirmann, und ein Herbert Floß, Jirmann stammte aus dem Sudetenland, ich glaube aus Teplitz-Schönau, Floß dürfte aus Chemnitz gestammt haben. Floß war damals Oberscharführer und Jirmann etwa Rottenführer. Diese beiden hatten der Kommandantur des KZ Buchenwald angehört. In Berlin mußten wir uns bei dem Reichsärzteführer melden. Es war dies ein Standartenführer Brandt. Wir wurden anschließend von Brandt selbst oder einem gewissen Blankenburg verpflichtet. Vorher hatte man uns einen Film gezeigt, der sich mit dem Schicksal der Geisteskranken befaßte. Der Film sollte uns zu der Überzeugung bringen, daß diese Menschen nur eine Belastung für das deutsche Volk seien und daß es doch das Beste sei, sie umzubringen. Die Organisation, der ich nun zugeteilt wurde, nannte sich “Gemeinnützige Stiftung für Anstaltspflege”. An sonstige Angehörige der Stiftung in Berlin kann ich mich nicht erinnern. Der Name Dr. Bohne ist mir zwar in Erinnerung, ich kann mich im Augenblick jedoch nicht an dessen Funktion erinnern. Es ist möglich, daß mir nach längerem Nachdenken diesbezüglich noch mehr in Erinnerung kommen wird.

In der Folgezeit war ich als Koch in den Anstalten Grafeneck, Linz a.d. Donau und Sonnenstein bei Pirna tätig. Ich habe zwar davon Kenntnis erhalten, daß zu meiner Zeit in diesen Anstalten Geisteskranke ermordet wurden. Da ich jedoch immer nur als Koch tätig war, hatte ich keinen näheren Einblick in die Vorgänge. Ich kann mich noch daran erinnern, daß in Grafeneck 2 Ärzte namens Dr. Baumhardt und Dr. Horst Schumann, beide aus Halle, tätig waren. In Linz habe ich den Kriminalkommissar Christian Wirth kennengelernt. Er trug später die Uniform eines SS-Sturmbannführers. Auf dem Sonnenstein habe ich dann den bereits genannten Dr. Schumann wiedergetroffen. Ich glaube, daß er dort Chefarzt war. Es war jedoch immer ein großer Wechsel innerhalb der Ärzteschaft. Wenn mir vorgehalten wird, daß ich nach den DC-Unterlagen auch in Brandenburg/Havel tätig war, so ist dies richtig. Ich war jedoch nur ganz kurze Zeit ebenfalls als Koch dort tätig.

Ende 1941 oder Anfang 1942 wurde ich nach Berlin versetzt. Ich habe dann in der Folgezeit dort in der Wilhelmstraße 40 wieder als Koch gearbeitet. In dem dortigen Speisesaal haben Angehörige aus dem Amt in der Tiergartenstraße 4 und aus der Führerkanzlei zu Mittag gegessen. Etwa im Frühjahr 1942 wurde ich von Berlin nach Polen abkommandiert. Ich blieb hier bis zum Spätherbst 1943 und kam dann nach Italien zum Höheren SS- und Polizeiführer Triest. Ich wurde hier abkommandiert nach Görz (Gorizia) als Ausbilder an der Landesschutzschule. Mein Vorgesetzter war damals der Major der Gendarmerie Homburg. Ich hatte damals den Dienstrang eines SS-Untersturmführers der Waffen-SS. Ich wurde Ende des Jahres 1944 verwundet und kam nach Arnstadt ins Lazarett.

Etwa Januar 1945 war ich wieder hergestellt und fuhr nochmals zu meiner Einheit zurück. Nach verschiedenen Internierungen war ich schließlich im Juli 1945 wieder in Düsseldorf. Ich habe dann von 1946 bis 1949 beim Brückenbau und ab 1949 wieder in meinem Beruf als Koch gearbeitet. Zuletzt war ich hier in Düsseldorf mit einem Nettogehalt von 700 DM als Küchenchef in einer Filiale der Firma Schmolla, einem Restaurationsbetrieb, tätig.

Geheiratet habe ich im Jahre 1940, Kinder sind aus meiner Ehe nicht hervorgegangen. Ich habe ein außereheliches Kind, das im Jahre 1944 geboren ist. Ich zahlte zuletzt hierfür 60 DM Unterhalt. [….] Wenn mir aus meinen DC-Unterlagen vorgehalten wird, daß ich mich im Jahre 1943 habe scheiden lassen wollen, so ist dies richtig. Es ist hierzu dann aber doch nicht gekommen.

gez. Kurt Franz v.g.u.
gez. Theiß gez. Zeug gez. Dietz

Vermerk: Die Vernehmung wurde unterbrochen von 12.15 Uhr bis 13.30 Uhr zur Vorführung des Beschuldigten bei dem Haftrichter und zur Einnahme des Mittagessens.

II. Zur Sache:

Wie ich schon erwähnt habe, bin ich im Frühjahr 1942 von Berlin nach Polen abkommandiert worden. Es muß im Februar oder März gewesen sein. Eröffnet wurde mir die Abkommandierung in Berlin von dem bereits genannten Sturmbannführer Wirth. Er sagte, daß er in Lublin einen Koch brauche. Ich hatte damals den Dienstrang eines SS-Scharführers. Verpflichtet worden bin ich nicht nochmal. Das Gespräch mit Wirth war ich in der Tiergartenstraße 4 oder in der Wilhelmstraße. Auf jeden Fall erfolgte der Marschbefehl durch die “Gemeinnützige Stiftung für Anstaltspflege”.

Nach Lublin bin ich allein gefahren. Dort habe ich mich bei einem Hauptsturmführer gemeldet, der meiner Erinnerung nach Gottschalk hieß, oder so ähnlich. Ich möchte mich berichtigen, der Name dieses Hauptsturmführers ist mir jetzt wieder eingefallen; Er hieß in Wirklichkeit Michalsen. Er gehörte dem Stab des SS- und Polizeiführers im Distrikt Lublin/Globocnik an. Nähere Angaben zu seiner Person kann ich nicht machen. Ich habe nur dieses eine Mal mit ihm zu tun gehabt. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch erstmals die Bezeichnung “Einsatz Reinhardt” gehört. Ich glaube, daß die Bezeichnung “Reinhardt” von dem Namen eines Gauleiters in der Ostmark namens Reinhardt herrührte. Ich selbst war damals nur einen Tag in Lublin. Sonstige Angehörige des SS- und Polizeiführers habe ich damals nicht kennengelernt. Auch in der späteren Zeit sind mir keine weiteren Namen bekannt geworden. Ich weiß nur noch, daß später Inspekteur des Sonderkommandos der bereits genannte Sturmbannführer Wirth war. Adjutant bei Wirth war später der damals Untersturmführer Josef Oberhauser aus München. Es ist mir außerdem noch in Erinnerung, daß bei dem SS- und Polizeiführer in Lublin ein Gießener Studienrat mit dem Vornamen Ewald war, damals Polizei – Oberleutnant der Gendarmerie. An den Namen kann ich mich jetzt nicht erinnern. Ich möchte mich verbessern, ich habe diesen Offizier nicht in Lublin kennengelernt, sondern erst später in Triest. Dort war er Adjutant von Globocnik. Ob er vorher auch schon in Lublin war, weiß ich nicht. An sonstige Namen in Lublin kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nur, daß der Kopf der “Aktion Reinhardt” sich in Berlin befand, und zwar in der bereits erwähnten Tiergartenstr. 4. Wer damals in Berlin maßgebend tätig war, kann ich nicht sagen. Ich erinnere mich nur noch, daß ich nach Schließung des Vernichtungslagers Treblinka mit dem bereits genannten Blankenburg telefoniert habe und ihn damals frug, was nun werden solle. Außerdem hat uns einmal in Treblinka ein SA. Sturmbannführer Dieter Allers besucht. Er war im Zivilberuf Oberregierungsrat in Berlin. Es ist möglich, daß er auch im Rahmen der “Gemeinnützigen Stiftung” tätig war. Die Personen, deren Unterschriften sich in meinen DC-Akten auf Bl. 18 u. Bl. 22 befinden, sind mir nicht bekannt.

Von Lublin aus wurde ich am letzten Tag in das Vernichtungslager Belzec kommandiert. Es muß dies also im Februar oder März 1942 gewesen sein. In Belzec war ich etwa 1/2 Jahr lang. Lagerkommandant war damals zu Beginn der bereits genannte Wirth. Ich erinnere mich außerdem an folgende Angehörigen der Lagermannschaft in Belzec:

1. Hering
Hering war als Lagerkommandant Nachfolger von Wirth. Der Wechsel in der Lagerführung ist ganz zu Ende meiner Tätigkeit in Belzec vorgenommen worden. Hering war Hauptsturmführer, im Zivilberuf Kriminalbeamter, meiner Erinnerung nach möglicherweise aus der Stuttgarter Gegend. Möglicherweise hieß er mit Vornamen Gottfried. Das kann jedoch ein Irrtum sein. Ob er noch am Leben ist, weiß ich nicht. Hering war damals schon etwa 50 Jahre alt. Ich hatte damals eine Auseinandersetzung mit ihm, da er in meiner Abwesenheit meinen ukrainischen Burschen als angeblichen “Partisanen” hatte erschießen lassen. Es war dies nach meiner Kommandierung nach Treblinka. Ich möchte Hering als ziemlich harten Menschen bezeichnen.

2.) Niemann
Niemann war in Belzec Oberscharführer. Meiner Erinnerung nach ist er später in Sobibor erschlagen worden.

3.) Schwarz
Schwarz hieß mit Vornamen Gottfried, er wurde “Friedel” genannt. Zu seinem Aufgabenkreis gehörte die Vergasung der Juden in Belzec. Auch Niemann war hieran beteiligt. Meiner Erinnerung nach ist Schwarz später in Italien zusammen mit Wirth erschossen worden. Ich glaube das mit ziemlicher Sicherheit sagen zu können. Schwarz hatte in Belzec den Dienstrang eines SS-Hauptscharführers.

4. ) Oberhauser
Wie ich schon erwähnt habe, war Oberhauser später als Untersturmführer Adjutant bei Wirth in Lublin. In Belzec war er SS-Hauptscharführer. Oberhauser hieß mit Vornamen Josef. Er stammt aus München. In Belzec war Oberhauser auch schon Adjutant von Wirth. Ich möchte sagen, daß Oberhauser überhaupt immer die rechte Hand von Wirth war. Meiner Erinnerung nach waren Oberhauser, Niemann und Schwarz vorher in Dachau gewesen. Oberhauser war auch im Rahmen der “Stiftung” tätig. Welchen Aufgabenkreis er hatte, kann ich nicht sagen.

5.) Jirmann
Wie ich bereits erwähnt habe, war Jirmann mit mir ebenfalls im Jahre 1939 zur “Stiftung” abkommandiert worden. Ich traf ihn in Belzec wieder; er hatte hier den Rang eines Scharführers. Jirmann ist später durch einen Kameraden erschossen worden.

6.) Auch Floß habe ich bereits im selben Zusammenhang wie Jirmann erwähnt. Meiner Erinnerung nach ist Floß der in Belzec Oberscharführer war, ebenfalls später umgekommen.

7.) Barbel
Barbel war Österreicher und hieß mit Vornamen Josef. Er war SS-Unterscharführer, trug nur aber die Uniform und muß als ehemaliger Pfleger nach Belzec kommandiert worden sein.

8.) Feix
Feix war aus dem Ausbildungslager Travenicki mit den Ukrainern nach Belzec gekommen. Feix hatte in Belzec die ukrainischen Wachen unter sich. Ich glaube, daß er Oberscharführer war.

9.) Fichner
Erwin Fichner war SS-Unterscharführer und Rechnungsführer des Lagers. Er stammte aus Sachsen und ist später tödlich verunglückt.

10.) Hackenholt
Hackenholt war meiner Erinnerung nach Kraftfahrer in Belzec. Er war auch manchmal bei der Vernichtung eingesetzt.

11.) Girtzig
Ob Girtzig auch in Belzec tätig war, weiß ich nicht mehr genau. Ich habe ihn auf jeden Fall vorher in Grafeneck kennengelernt. Er stammte aus Berlin und war in SS-Uniform.

12.) Schmidt
Schmidt hieß mit Vornamen Heinz oder Willi. Er war Kraftfahrer, gehörte nicht der SS an, sondern war ursprünglich wohl ebenfalls Pfleger und als Kraftfahrer eingesetzt. Dem Dialekt nach stammte er aus Sachsen.

An sonstige Angehörige der Lagermannschaft in Belzec kann ich mich nicht erinnern. Insbesondere ist mir keiner Lagerkommandant namens Obermeier in Erinnerung. Wenn es einen solchen gegeben hätte, dann hätte ich ihn kennen müssen. Es ist möglich, daß mir der genannte Zeuge Pfannenstiel sich irrt und statt Obermeier in Wirklichkeit Oberhauser meint.

An sonstige Personen, die im Rahmen der “Aktion Reinhardt” tätig waren, kann ich mich noch an den Kommandanten von Sobibor erinnern. Dieser hieß Reichleitner, mit Vornamen Franz. Er war Hauptsturmführer, stammte aus Österreich und muß vorher Kriminalbeamter gewesen sein. In Sobibor habe ich außerdem einmal den mir genannten Bruno Weiß gesehen. Ich nehme an, daß er SS-Oberscharführer war. Ich glaube mich jetzt zu erinnern, daß er im Zivilberuf ebenfalls Pfleger war, möglicherweise aus Brandenburg.

Ich selbst war in Belzec zunächst als Koch tätig. Ich wurde nach einiger Zeit durch eine Köchin abgelöst und hatte dann die Aufgabe, die deutschen Unterführer im Lager infanteriemäßig an Waffen auszubilden. Es waren dies insbesondere die ehemaligen Pfleger und Polizeibeamten, die keine Ahnung im Umgang mit Infanterie-Waffen hatten. Später war ich mit der Ausbildung der ukrainischen Wachmannschaften befaßt. Es waren dies etwa 60 – 80 Mann. Dies blieb meine Aufgabe bis zur Versetzung nach Treblinka. Ich bin noch in Belzec zum SS-Oberscharführer befördert worden.

Wieviel Gaskammern in Belzec bestanden, weiß ich nicht genau. Es waren möglicherweise drei. Ich hatte mit der Vergasung nie etwas zu tun. Diese ging so vor sich, daß die Menschen aus den Transportzügen ausgeladen wurden, sich dann in einer Baracke entkleiden mußten und schließlich durch einen engen Schlauch in die Gaskammern getrieben wurden. Später wurde den Frauen dann auch die Haare vorher abgeschnitten. Es ist möglich, daß ich dies auch erst in Treblinka erlebt habe. Männer, Frauen und Kinder wurden gemeinsam vergast. Die Vergasung erfolgte durch Einleitung von Motorabgasen in die Gaskammern. Ich kann mich nicht daran erinnern, daß auf der Baracke mit den Gaskammern ein Schild angebracht war “Stiftung Hackenholt”. Es ist aber richtig, daß der Motor, mit dem das Kohlenoxyd erzeugt wurde, zeitweise von dem bereits genannten Hackenholt bedient wurde. Die Leichen wurden anschließend in große Gruben geworfen, später wieder herausgeholt und dann verbrannt. Zu Arbeiten waren insgesamt etwa 100 Juden in Belzec eingesetzt. Das deutsche Personal betrug etwa 15 Mann.

Vermerk:
Die Vernehmung wurde um 16 Uhr abgebrochen und am 4.12.1959 um 9.30 Uhr fortgesetzt.

Ich bin etwa Ende des Jahres 1942, Anfang 1943 von Belzec nach Treblinka versetzt worden. An den genauen Zeitpunkt kann ich mich nicht mehr erinnern. Kommandant war bei meiner Ankunft ein SS-Untersturmführer, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnern kann. Er hatte den Doktor-Titel, sein Name fing mit E an, er klang etwa wie “Ebel” oder “Eberth”. Ich glaube nicht, daß er der Waffen-SS angehörte. Er wurde bereits wenige Tage später abgelöst, da unter seiner Leitung in dem Lager erhebliche Mißstände geherrscht haben. Nachfolger war der Hauptsturmführer Franz Stangl. Er war damals etwa 38 bis 40 Jahre alt, stammte aus Hamm in Österreich, war im Zivilberuf wahrscheinlich Kriminalbeamter, und trug die Buchstaben SD am Ärmel. Er leitete das Lager bis zu dem Aufstand im August 1943. Er wurde anschließend nach Italien versetzt. Ob er noch am Leben ist, weiß ich nicht. Sonstige SS-Angehörige in Offiziers-Stellung waren in dem Vernichtungslager nicht. Lediglich ich selbst wurde im Juni 1943 zum Untersturmführer befördert.

In Treblinka existierten 3 Lager. Es war dies einmal das Arbeitslager, das unter dem Kommando des Hauptsturmführers van Eupen stand. Dieses Lager hatte mit dem Vernichtungslager überhaupt nichts zu tun und war von diesem etwa 1 km entfernt. Das Vernichtungslager selbst bestand wieder aus zwei Teillagern. Es war dies einmal der Komplex, in dem die Vergasungen durchgeführt wurden und außerdem ein hiervon abgetrennter Teil, in dem die Arbeitsjuden wohnten. In dem Tötungslager selbst war auch eine Unterbringungsmöglichkeit. Es befanden sich hier diejenigen Juden, die bei der Vergasung selbst eingesetzt waren, also die Leichen wegschaffen mußten, und bei der Verbrennung arbeiteten. Meiner Erinnerung nach bestanden in Treblinka zwei oder drei Gaskammern, die ebenfalls mit Motorabgasen gefüllt wurden. Wieviele Juden insgesamt in Treblinka vergast worden sind, kann ich nicht sagen. Es kamen im Durchschnitt täglich jeweils ein großer Zug an, manchmal waren es auch zwei. Dies war jedoch seltener der Fall.

Ich selbst war ebenso wie in Belzec auch in Treblinka Kommandant der ukrainischen Wachmannschaft. Es waren dies auch in Treblinka 60 – 80 Mann. Die Ukrainer hatten insbesondere die Aufgabe, die Posten für die äußere Postenkette und das Lager zu stellen. Nach dem Aufstand im August 1943 leitete ich das Lager noch etwa einen Monat allein. Vergasungen wurden jedoch während dieser Zeit nicht mehr vorgenommen. Es wurde während dieser Zeit das ursprüngliche Lager beseitigt, es wurde alles planiert, es wurden Lupinen angepflanzt. Es sollte auf dem Lagergelände ein Bauernhof errichtet werden. Das noch zu verwertende Material habe ich gegen den Willen von Wirth dem damaligen Reserve-Lazarett in Ostrow, etwa 14 bis 15 km von Treblinka entfernt, zur Verfügung gestellt. Leiter dieses Lazarettes war ein Oberstabsarzt Dr. Friedrich Struwe. Dr. Struwe ist heute Chef oder Oberarzt bei der Landesheil- und Pflegeanstalt in Schleswig. Möglicherweise ist er auch schon pensioniert. Dr. Struwe war damals derjenige, den ich aufzusuchen pflegte, wenn ich irgendwelche Sorgen hatte.

Ich kann mich noch an folgende Angehörige der deutschen Lagermannschaft in Treblinka erinnern:

1.) Stadie
Stadie hieß mit Vornamen Otto. Er war mein Spieß bei den Ukrainern. Er trug die Uniform eines SS-Unterscharführers, war aber von Beruf Pfleger. Er war schon älter, er trug das Eiserne Kreuz aus dem Krieg 1914/18. Er war möglicherweise Berliner, doch dies weiß ich nicht genau.

2.) Küttner
Er hatte den Vornamen Fritz, war von Beruf Polizeimeister, stammte aus Sachsen und trug auch im Lager Treblinka eine große Teil der Mannschaft Polizeiuniform. Ich möchte hierbei bemerken, daß in Treblinka ein großer Teil der Mannschaft Polizeiuniform trug. Küttner war im Lager bei den Juden tätig. Welche Funktion er genau hatte, kann ich nicht sagen. Er war etwa Rapportführer.

3.) Post
Post hat während des Aufstandes im August 1943 in meiner Abwesenheit die ukrainische Wachmannschaft geführt. Mit durch sein Verschulden ist es zum Aufstand gekommen, da er über die Hälfte der Ukrainer an diesem heißen Augusttag zum Baden geführt hatte. Post hieß mit Vornamen Philipp. Er trug auch die SS-Uniform als Scharführer, war jedoch ebenfalls kein Angehöriger der Waffen-SS, sondern wahrscheinlich Pfleger.

4.) Möller
Möller war ebenfalls im Zivilberuf Pfleger. Es war schon ein älterer Mann.

5.) Bredow
Bredow hieß mit Vornamen Paul. Er war aus Berlin. Von Zivilberuf ebenfalls Pfleger und trug Polizeiuniform.

6.) Floß
Floß hieß mit Vornamen Herbert. Ich habe ihn schon oben erwähnt, ebenfalls auch schon, daß er nicht mehr am Leben ist.

7.) Dr. Eberle
Nachdem mir der Name Heperle auf Bl. 482 d.A. vorgehalten worden ist, glaube ich mich jetzt zu erinnern, daß der von mir bereits genannte erste Kommandant des Lagers Dr. Eberle hieß. Nähere Angaben zu seiner Person fallen mir jedoch auch jetzt nicht ein.

8.) Hinze
An den mir genannten Werner Hinze kann ich mich auch nach längerem Nachdenken nicht erinnern. Auch auf den mir gezeigten Fotografien kommt er mir auch nicht bekannt vor.

8.) Ludwig
Ludwig war meiner Erinnerung Kraftfahrer. Er trug die Uniform eines SS-Unterscharführers. Er hieß möglicherweise mit dem Vornamen Heinrich. Es ist möglich, daß er aus Berlin stammt.

9.) Rum
Rum hieß mit Vornamen Franz, er war im Zivilberuf Kellner und trug ebenfalls Polizeiuniform.

10.) Blikat
Ich kann mich erinnern, daß ich diesen habe einmal einsperren lassen, da er im angetrunkenen Zustand mit einer Pistole herumgeschossen hatte. Er wurde auch anschließend abgelöst. Ich hatte in Abwesenheit des Kommandanten Stangl die Befugnis zu solchen Maßnahmen. Vorher hatte ich mit Wirth in Lublin telefoniert.

11.) Münzberger
Münzberger hieß möglicherweise Gustav. Er stammte aus dem Sudetenland. Ich habe ihn auf dem Sonnenstein getroffen. Ob er auch in Treblinka war, weiß ich nicht mit Sicherheit.

12.) Suchemehl
Suchemehl stammte ebenfalls aus dem Sudetenland und zwar möglicherweise aus Krumau. Er war von Beruf Schneider und später Pfleger. Er hieß mit Vornamen möglicherweise auch Franz.

Vermerk:
Dem Beschuldigten wurden nunmehr die Zeugenaussagen (Bl. 473 ff. d.A.) vorgehalten. Der Beschuldigte erklärte hierauf in erheblicher Erregung:

Es ist richtig, daß ich einen Hund “Bari” besaß. Ich möchte mich verbessern, es war vielmehr so, daß dieser Hund aus Traveniki kam und sich mir im Lager angeschlossen hatte. Es war der einzige Hund im Lager. Ich möchte aber ausdrücklich betonen, daß dieser Hund völlig harmlos war. Er hat niemals jemanden gebissen. Dies kann der bereits genannte Dr. Struwe bezeugen, der später den Hund mit nach Deutschland genommen hat. Ich habe diesen Hund niemals auf einen Juden gehetzt. Ich habe überhaupt noch niemals einen Menschen getötet oder überhaupt geschlagen. Ich möchte mich verbessern, das Letztere kann doch schon einmal vorgekommen sein. Grundsätzlich habe ich aber niemals einem Menschen Unrecht getan oder Unrecht tun wollen. Ich bestreite ganz entschieden die mir zur Last gelegten Übergriffe. Ich behaupte, daß das Ganze eine “Mache” ist. Ich glaube, daß ich jetzt fertiggemacht werden soll, einfach allein deshalb, da ich ein SS-Mann war. Ich trug die Uniform eines SS-Offiziers und stand allein schon deshalb im Blickpunkt der Häftlinge. Ich betone noch einmal, daß es meine Aufgabe lediglich war, für die äußere Sicherung des Lagers zu sorgen. Es ist mir nicht bekannt, daß ich damals den Spitznamen “Lalka” = Puppe bei den Häftlingen hatte. Es ist zwar richtig, daß ich nach Stangl der Rangnächste SS-Angehörige im Lager war. Man kann meine damalige Stellung aber nicht als die eines stellvertretenden Lagerkommandanten bezeichnen. Ich möchte noch hinzufügen, daß es sich bei dem Hund “Bari” um einen Neufundländer oder um eine Mischung mit einem Bernhardiner handelte.

Bei den Bildern in dem beschlagnahmten Fotoalbum schwarz-rot handelt es sich um Bilder dieses Hundes. Wenn ich die mir zur Last gelegten Verbrechen getan hätte, dann hätte ich bestimmt nicht bis heute unter meinem richtigen Namen in Düsseldorf gelebt, da Düsseldorf doch meine Geburtsstadt ist, wo ich leicht zu finden bin.

Frage: Ist Ihnen etwas darüber bekannt, ob in Treblinka auch bulgarische Juden vergast worden sind?

Antwort: Hierzu kann ich keine Angaben machen. Die Juden, die ankamen, sahen im wesentlichen alle gleich aus. Ich weiß wirklich nicht, ob sich hierbei auch bulgarische Juden mit griechischer bzw. jugoslawischer Staatsangehörigkeit befanden.

Frage: Können Sie sich an irgendwelche Persönlichkeiten erinnern, die in Treblinka einmal besuchsweise waren?

Antwort: Ich kann mich noch daran erinnern, daß Wirth mehrfach in Treblinka war. In seiner Begleitung war auch mehrfach der bereits genannte Oberhauser. Ich habe außerdem einmal persönlich Globocnik in Treblinka empfangen. An sonstige Besucher – außer dem bereits genannten Oberregierungsrat Allers, Vorname Dieter, kann ich mich nicht erinnern.

Vorhalt: Ich muß Ihnen vorhalten, daß Sie ausweislich Ihrer Personalunterlagen am 21.6.1943 zum SS-Untersturmführer befördert worden sind, da Sie sich “anläßlich der Aktion Reinhardt” besonders ausgezeichnet haben.

Antwort: Es ist richtig, daß ich befördert worden bin. Es ist auch richtig, daß ich der Einzige in Treblinka gewesen bin, der befördert worden ist. Der Grund hierfür war aber der, daß ich in Treblinka praktisch der einzige Angehörige der aktiven SS war.

Vermerk: Dem Beschuldigten wurden nunmehr die in dem sichergestellten schwarz-roten Fotoalbum enthaltenen Bilder erörtert. Der Beschuldigte erklärte hierzu folgendes:

Bei den Bildern auf Bl. 1 und 2 handelt es sich um den Abbruch eines Schornsteines in Malkinia bei Treblinka. Bei dem genannten Lambert handelt es sich um einen Angehörigen der Lagermannschaft in Treblinka. Lambert war SS-Unterscharführer. Die Fotografie auf Bl. 4 links unten dürfte Angehörige der SS-Lagermannschaft in Sobibor darstellen. Die Bilder auf Bl. 6 stellen Füchse dar, die wir in einem Käfig in Treblinka hielten. Auf Bl. 7 sieht man außer den Füchsen noch 3 Bilder von dem Taubenschlag im Lager und in der Mitte außerdem ein Bild von dem Waffenmagazin. Auf Bl. 8 zeigt die Fotografie den Lagerkommandanten Stangl gemeinsam mit mir vor der Baracke, in der Stangl wohnte. Die Bilder auf Bl. 8 zeigen die Bagger, mit denen die Gruben für die vergasten Juden ausgehoben und der Erdboden später wieder planiert wurden. Aus diesen Gruben sind die Leichen später jedoch wieder herausgeholt und verbrannt worden. An die Namen der Polizeiangehörigen, die auf Bl. 10 abgebildet sind, kann ich mich nicht erinnern. Auf Bl. 11 ist der Hund “Bari” abgebildet und außerdem ein Gebäude des Bauernhofes, der zum Schluß auf dem Lagergelände errichtet worden ist. Auf Bl. 12 zeigt das obere Bild den Sturmbannführer Taus in Italien. Taus hat mit den Vorgängen in Polen nichts zu tun. Das Bild links unten zeigt in der Mitte Stangl und rechts einen Oberleutnant, der auch Österreicher war und eine asiatische Einheit, die in Sokolow stationiert war, führte. Das Bild unten in der Mitte zeigt den Bahnhofsvorsteher und Oberinspektor der Reichsbahn in Malkinia. An den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Das rechte untere Bild zeigt den bereits als Kraftfahrer genannten SS-Unterscharführer Schmidt, der im Zivilberuf Pfleger war. Die Bilder auf Seite 13 zeigen wieder den Hund “Bari”. Der Schäferhund auf dieser Seite hat mit Polen nichts zu tun. Die Bilder auf Bl. 14 stellen den bereits genannten Dr. Struwe dar. Das Bild auf Seite 24 rechts oben stellte das Küchenpersonal in der Anstalt Linz/Donau dar.

Wer die fehlenden Bilder in dem Album herausgerissen hat, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, wer die Überschriften teilweise ausradiert hat. Bei der Einheit auf dem Bild Bl. 15 rechts oben handelt es sich um Angehörige der Landschutzschule in Triest.

Ei
v.g.u.

gez. Kurt Franz
gez. Dr. Theiß gez. Zeug gez. Dietz

Copy
The Chief Prosecutor Düsseldorf, December 3, 1959

– 8 Js 10 904/59 –

Present:
Senior Prosecutor Dr. Theiß,
Court Assessor Zeug from the Central Office of State Justice Administrations in Ludwigsburg
as Interrogator,


Court Clerk Dietz as Recorder.

The accused Kurt Franz appears,
born on January 17, 1914, in Düsseldorf,
resident at Augustastr. 25,
a cook and head chef, married,
German, no previous convictions,
and, after being reminded to tell the truth, makes the following statements:


I. Personal Information:

I was born on January 17, 1914, in Düsseldorf. My parents were the businessman Ewald Franz and Gertrud Amalie Franz, née Schmitz. I have one sister, who lives in Wuppertal today. From 1920 to 1928, I attended elementary school in Düsseldorf. After leaving school, I trained as a cook at the Wittelsbacher Hof in Düsseldorf. In 1932, with several comrades from Ratingen, I established a labor service camp for the voluntary labor service. In 1934 and 1935, I worked as an intern for master butcher Stollmann in Düsseldorf. In October 1935, I was drafted into the Wehrmacht, specifically to Artillery Regiment 6 in Minden/Westphalia. I served as a soldier until September 1937, reaching the rank of Oberkanonier (senior gunner).

Then, in October 1937, I joined the SS, specifically the Totenkopfstandarte “Thuringia”. I had already applied for this position while still on active duty in the Wehrmacht, encouraged by comrades who had joined the Totenkopfstandarte “Thuringia” before being drafted alongside me into the Wehrmacht. I should correct myself—the name “Thuringia” was given to our unit only later. I joined as an SS candidate with the 30th Totenkopf Company, stationed near Chemnitz at that time. At the end of 1937 or beginning of 1938, my unit was transferred to Weimar, where it received the designation Totenkopf Division “Thuringia”. Our unit was part of the 3rd Totenkopfstandarte. I was assigned to the 6th Company, initially commanded by Obersturmführer Rudi Dirnaegel and later by Obersturmführer Rosenbusch. Our unit was tasked with guarding the Buchenwald concentration camp. After some time, I was reassigned to the camp command and worked briefly as a cook for the non-commissioned officers.

At the end of 1939, I was reassigned to Berlin. It may also have been mid-1939. At that time, I held the rank of SS-Rottenführer. Alongside me were reassigned a Fritz Jirmann and a Herbert Floß; Jirmann came from the Sudetenland, I believe from Teplitz-Schönau, while Floß was likely from Chemnitz. Floß held the rank of Oberscharführer, and Jirmann was approximately a Rottenführer. Both of them were associated with the Buchenwald command. In Berlin, we had to report to the Reich Medical Leader, a Standartenführer Brandt. Brandt himself, or someone named Blankenburg, inducted us. Prior to this, we were shown a film dealing with the fate of the mentally ill. The film aimed to convince us that these individuals were a burden on the German people and that it was best to eliminate them. The organization to which I was assigned was called the “Charitable Foundation for Institutional Care”. I do not recall other members of the foundation in Berlin. The name Dr. Bohne rings a bell, but I cannot currently remember his role. Perhaps with more time, I may recall more.

In the following period, I worked as a cook in the institutions of Grafeneck, Linz on the Danube, and Sonnenstein near Pirna. I was aware that mentally ill patients were murdered during my time at these institutions. However, as I was always just a cook, I had no further insight into these events. I remember that two doctors, Dr. Baumhardt and Dr. Horst Schumann from Halle, were active in Grafeneck. In Linz, I met police commissioner Christian Wirth, who later wore the uniform of an SS-Sturmbannführer. I later encountered the aforementioned Dr. Schumann again at Sonnenstein, where I believe he was the chief physician. There was, however, frequent turnover among the medical staff. If my DC records show that I also worked in Brandenburg/Havel, that is correct, though I worked there only briefly as a cook.

At the end of 1941 or early 1942, I was reassigned to Berlin, where I resumed work as a cook at Wilhelmstraße 40. The dining hall there served members from the office on Tiergartenstraße 4 and the Führer’s Chancellery. Around spring 1942, I was transferred from Berlin to Poland. I remained there until late autumn 1943, when I was transferred to Italy, to the Higher SS and Police Leader in Trieste. I was then reassigned to Gorizia as an instructor at the National Defense School. My superior was then Major Homburg of the Gendarmerie. At that time, I held the rank of SS-Untersturmführer in the Waffen-SS. At the end of 1944, I was wounded and sent to the hospital in Arnstadt.

Around January 1945, I recovered and returned to my unit. After various internments, I finally returned to Düsseldorf in July 1945. From 1946 to 1949, I worked in bridge construction and then resumed my work as a chef in Düsseldorf, eventually earning a net salary of 700 DM as the head chef at a branch of the Schmolla company, a catering business.

I married in 1940, and no children resulted from this marriage. I have one child born out of wedlock in 1944, for whom I recently paid 60 DM in child support. […] If my DC records indicate that I wanted a divorce in 1943, this is correct, but it never materialized.

Signed Kurt Franz
signed Dr. Theiß, signed Zeug, signed Dietz

Note: The interrogation was interrupted from 12:15 p.m. to 1:30 p.m. for the accused’s appearance before the magistrate and for lunch.

II. Concerning the Matter:

As previously mentioned, I was reassigned from Berlin to Poland in spring 1942, likely in February or March. The reassignment was issued to me in Berlin by the aforementioned Sturmbannführer Wirth. He said he needed a cook in Lublin. I held the rank of SS-Scharführer at that time. I was not formally reassigned again. The discussion with Wirth took place at either Tiergartenstraße 4 or Wilhelmstraße. At any rate, the marching order came through the “Charitable Foundation for Institutional Care”.

I traveled alone to Lublin, where I reported to a Hauptsturmführer, whose name I remember as Gottschalk or something similar. I want to correct myself—the name of this Hauptsturmführer has come back to me: he was actually named Michalsen. He belonged to the staff of the SS and Police Leader in the Lublin District under Globocnik. I cannot provide further information about him, as I only interacted with him on this one occasion. It was also during this encounter that I first heard the term “Einsatz Reinhardt”. I believe that the name “Reinhardt” originated from a Gauleiter in Ostmark named Reinhardt. I was only in Lublin for a day at that time. I did not meet other members of the SS and Police Leader’s staff at that time, and I did not become acquainted with further names over time. I only recall that the inspector of the Sonderkommando was the aforementioned Sturmbannführer Wirth. Wirth’s adjutant later was Untersturmführer Josef Oberhauser from Munich. I also remember that a teacher named Ewald from Giessen, then a police lieutenant in the gendarmerie, was at the SS and Police Leader’s office in Lublin. I do not recall his last name now. I should clarify that I did not meet this officer in Lublin but only later in Trieste, where he was an adjutant to Globocnik. I do not know whether he was also in Lublin previously. Other names from Lublin do not come to mind. I only know that the head of “Aktion Reinhardt” was in Berlin, specifically at the previously mentioned Tiergartenstr. 4. I do not know who was influential there at the time. I only recall that after the closure of the Treblinka extermination camp, I phoned the previously mentioned Blankenburg and asked him what was to happen next. Additionally, we were once visited at Treblinka by SA Sturmbannführer Dieter Allers. He was a senior government councilor in civilian life in Berlin. It is possible he was also active within the “Charitable Foundation”. The people whose signatures are in my DC files on pages 18 and 22 are unknown to me.

From Lublin, I was assigned on the last day to the extermination camp Belzec. This must have been in February or March 1942. I was in Belzec for about half a year. The camp commandant at that time was the previously mentioned Wirth. I also remember the following members of the camp staff in Belzec:

1.) Hering
Hering succeeded Wirth as the camp commandant. The change in command occurred at the very end of my time in Belzec. Hering was a Hauptsturmführer, a police officer by profession, and possibly from the Stuttgart area according to my memory. His first name may have been Gottfried, though that could be mistaken. I don’t know if he is still alive. Hering was already about 50 years old then. I had a confrontation with him because, in my absence, he had my Ukrainian servant shot as an alleged “partisan.” This happened after I was assigned to Treblinka. I would describe Hering as quite a harsh person.

2.) Niemann
Niemann was an Oberscharführer in Belzec. To my knowledge, he was later killed in Sobibor.

3.) Schwarz
Schwarz’s first name was Gottfried; he was called “Friedel.” His duties included overseeing the gassing of Jews in Belzec, in which Niemann also participated. I believe Schwarz was later shot in Italy alongside Wirth. I can say this with some certainty. In Belzec, Schwarz held the rank of SS-Hauptscharführer.

4.) Oberhauser
As I mentioned before, Oberhauser later became Wirth’s adjutant in Lublin as an Untersturmführer. In Belzec, he was an SS-Hauptscharführer. His first name was Josef, and he came from Munich. In Belzec, Oberhauser was already Wirth’s adjutant. I would say that Oberhauser was always Wirth’s right hand. To my knowledge, Oberhauser, Niemann, and Schwarz had previously been in Dachau. Oberhauser also worked under the “Foundation” but I do not know what his responsibilities were.

5.) Jirmann
As I have already mentioned, Jirmann was also assigned to the “Foundation” with me in 1939. I met him again in Belzec; he held the rank of Scharführer. Jirmann was later shot by a comrade.

6.) I have already mentioned Floß in the same context as Jirmann. To my knowledge, Floß, who was an Oberscharführer in Belzec, also died later.

7.) Barbel
Barbel was Austrian and named Josef. He was an SS-Unterscharführer, but he only wore the uniform and must have been assigned to Belzec as a former caregiver.

8.) Feix
Feix came to Belzec from the Travenicki training camp with the Ukrainians. Feix was in charge of the Ukrainian guards in Belzec. I believe he was an Oberscharführer.

9.) Fichner
Erwin Fichner was an SS-Unterscharführer and the camp’s accountant. He was from Saxony and later died in an accident.

10.) Hackenholt
Hackenholt, as I recall, was a driver in Belzec. He was also occasionally involved in the extermination process.

11.) Girtzig
I am unsure if Girtzig also worked in Belzec, but I did meet him earlier in Grafeneck. He was from Berlin and wore an SS uniform.

12.) Schmidt
Schmidt’s first name was either Heinz or Willi. He was a driver, not part of the SS, and was originally a caregiver who was reassigned as a driver. His dialect suggested he was from Saxony.

I do not recall any other members of the camp staff in Belzec. In particular, I do not remember a camp commandant named Obermeier. If there had been one, I would have known him. It is possible that the mentioned witness Pfannenstiel is mistaken and actually meant Oberhauser instead of Obermeier.

As for other individuals involved in “Aktion Reinhardt,” I still remember the commandant of Sobibor. His name was Reichleitner, first name Franz. He was a Hauptsturmführer, from Austria, and must have been a police officer before. In Sobibor, I also saw the man named Bruno Weiß once. I assume he was an SS-Oberscharführer. I now believe he was also a caregiver by profession, possibly from Brandenburg.

In Belzec, I initially worked as a cook. After some time, I was replaced by a female cook and was then tasked with training the German junior officers in infantry weapons. These were primarily former caregivers and police officers who had no experience with infantry weapons. Later, I was responsible for training the Ukrainian guards. This involved around 60–80 men. This remained my task until I was transferred to Treblinka. I was promoted to SS-Oberscharführer in Belzec.

I do not know the exact number of gas chambers in Belzec. There may have been three. I had no involvement in the gassing process. It was carried out as follows: the people were unloaded from the transport trains, had to undress in a barrack, and were then driven through a narrow passage into the gas chambers. Later, the women’s hair was also cut off before. I may have only experienced this process for the first time in Treblinka. Men, women, and children were gassed together. The gassing was carried out by introducing engine exhaust gases into the gas chambers. I do not remember if there was a sign with “Hackenholt Foundation” on the barrack containing the gas chambers. However, it is true that the motor producing the carbon monoxide was occasionally operated by the aforementioned Hackenholt. The corpses were then thrown into large pits, later retrieved, and then burned. Around 100 Jews in total were employed in Belzec for labor. The German personnel consisted of about 15 men.

Note: The interrogation was adjourned at 4 p.m. and resumed on December 4, 1959, at 9:30 a.m.

I was transferred from Belzec to Treblinka around the end of 1942, beginning of 1943. I can no longer remember the exact date. When I arrived, the commandant was an SS-Untersturmführer whose name I no longer remember. He held the title of doctor, and his name began with an E, sounding something like “Ebel” or “Eberth.” I do not believe he belonged to the Waffen-SS. He was replaced a few days later, as there had been significant issues under his leadership. His successor was Hauptsturmführer Franz Stangl. He was about 38 to 40 years old, from Hamm in Austria, likely a police officer by profession, and wore the letters SD on his sleeve. He led the camp until the uprising in August 1943. He was then transferred to Italy. I do not know if he is still alive. There were no other SS officers in leadership roles in the extermination camp. Only I was promoted to Untersturmführer in June 1943.

Treblinka consisted of 3 camps. One was the labor camp, under the command of Hauptsturmführer van Eupen. This camp had nothing to do with the extermination camp and was about 1 km away. The extermination camp itself was divided into two parts. One section housed the gas chambers, while the other, separate section housed the working Jews. The extermination camp also included a living area where Jews assigned to the extermination process, such as those who removed bodies and worked in the cremation process, stayed. As I recall, there were two or three gas chambers in Treblinka, also filled with engine exhaust gases. I cannot say how many Jews were gassed in Treblinka. On average, a large train would arrive daily, sometimes two, though this was less common.

Just like in Belzec, I was also the commander of the Ukrainian guard unit in Treblinka. In Treblinka, there were also 60–80 men. The Ukrainians were mainly responsible for guarding the outer posts and the camp itself. After the uprising in August 1943, I managed the camp alone for about a month. No gassing occurred during this time. During this period, the original camp was dismantled, leveled, and lupins were planted. A farm was supposed to be established on the camp grounds. The remaining materials were, against Wirth’s wishes, made available by me to the reserve hospital in Ostrow, about 14 to 15 km from Treblinka. The head of this hospital was Oberstabsarzt Dr. Friedrich Struwe. Dr. Struwe is now the chief or senior physician at the state healing and care institution in Schleswig. He may already be retired. Dr. Struwe was the person I would visit whenever I had concerns.

I can remember the following members of the German camp staff in Treblinka:

1.) Stadie
Stadie’s first name was Otto. He was my sergeant with the Ukrainians. He wore an SS-Unterscharführer uniform, but he was a caregiver by profession. He was older and had the Iron Cross from the 1914/18 war. He may have been from Berlin, though I am not sure.

2.) Küttner
His first name was Fritz. He was a police officer by profession, from Saxony, and also wore a police uniform in Treblinka. I would like to mention that a large part of the staff in Treblinka wore police uniforms. Küttner worked with the Jews in the camp. I cannot specify his exact role. He was approximately a rapport leader.

3.) Post
During the uprising in August 1943, Post led the Ukrainian guards in my absence. His negligence led to the uprising, as he had taken over half the Ukrainians to bathe on this hot August day. His first name was Philipp. He also wore the SS uniform as a Scharführer but likely worked as a caregiver rather than belonging to the Waffen-SS.

4.) Möller Möller was also a caregiver by profession. He was already an older man.

5.) Bredow Bredow’s first name was Paul. He was from Berlin and a caregiver by profession, also wearing a police uniform.

6.) Floß Floß’s first name was Herbert. I mentioned him before, and I have also mentioned that he is no longer alive.

7.) Dr. Eberle After the name Heperle was shown to me on page 482 of the document, I believe I recall that the first commandant of the camp was named Dr. Eberle. I cannot recall any more details about him.

8.) Hinze
I cannot recall Werner Hinze even after further thought. The photographs shown to me do not seem familiar either.

9.) Ludwig
As I recall, Ludwig was a driver. He wore the uniform of an SS-Unterscharführer and possibly had the first name Heinrich. It is possible he was from Berlin.

10.) Rum
Rum’s first name was Franz. He was a waiter by profession and also wore a police uniform.

11.) Blikat
I remember once having to imprison him because he fired a pistol while drunk. He was subsequently replaced. In Stangl’s absence, I had the authority to enforce such measures. Before this, I had called Wirth in Lublin.

12.) Münzberger
Münzberger’s first name may have been Gustav. He was from the Sudetenland. I met him at Sonnenstein. I am unsure if he was also in Treblinka.

13.) Suchemehl
Suchemehl was also from the Sudetenland, possibly from Krumau. He was a tailor by profession and later became a caregiver. His first name may have been Franz.

Note: The testimonies (pages 473 ff. of the document) were then presented to the accused, who responded in considerable agitation:

It is true that I owned a dog named “Bari.” I would like to clarify that the dog actually came from Traveniki and attached itself to me in the camp. It was the only dog in the camp. I want to emphasize that this dog was completely harmless and never bit anyone. This can be confirmed by Dr. Struwe, who later took the dog back to Germany. I never set this dog on any Jew. I have never killed or even struck a person. I want to clarify that the latter may have occurred once. However, I have never fundamentally harmed or intended to harm anyone. I firmly deny the accusations against me. I believe that I am being “set up” here simply because I was an SS man. I wore the SS officer’s uniform and thus naturally became a focal point for the inmates. I want to emphasize again that my task was solely to ensure the external security of the camp. I am not aware of ever being called “Lalka” (Doll) by the inmates. It is true that, after Stangl, I was the highest-ranking SS member in the camp. However, my position should not be regarded as that of a deputy camp commandant. I would also like to add that “Bari” was a Newfoundland or a mix with a Saint Bernard.

The confiscated black-red photo album contains pictures of this dog. If I had committed the crimes attributed to me, I surely would not have lived under my real name in Düsseldorf until today, as Düsseldorf is my birthplace and where I can easily be found.

Question: Are you aware if Bulgarian Jews were also gassed in Treblinka?

Answer: I cannot provide any information on that. The Jews who arrived generally looked the same. I truly do not know if any Bulgarian Jews with Greek or Yugoslav citizenship were among them.

Question: Do you recall any notable individuals who may have visited Treblinka?

Answer: I remember that Wirth visited Treblinka multiple times. He was often accompanied by the aforementioned Oberhauser. I also personally received Globocnik once in Treblinka. Aside from the already mentioned senior government councilor Dieter Allers, I do not remember other visitors.

Reminder: I must remind you that, according to your personnel records, you were promoted to SS-Untersturmführer on June 21, 1943, for having “distinguished yourself in connection with Aktion Reinhardt.”

Answer: It is correct that I was promoted. It is also correct that I was the only one in Treblinka who was promoted. However, the reason was that I was practically the only active SS member in Treblinka.

Note: The images in the black-red confiscated photo album were then discussed. The accused made the following statements regarding them:

The images on pages 1 and 2 show the demolition of a chimney in Malkinia near Treblinka. The mentioned Lambert was a member of the Treblinka camp staff. Lambert was an SS-Unterscharführer. The photograph on page 4, lower left, likely depicts SS camp personnel in Sobibor. The images on page 6 show foxes we kept in a cage in Treblinka. On page 7, along with the foxes, there are three images of the pigeon coop in the camp and, in the middle, a picture of the weapons magazine. Page 8 shows the camp commandant Stangl with me in front of the barrack where Stangl lived. The images on page 8 show the excavators used to dig pits for the gassed Jews, which were later leveled. The corpses were later removed from these pits and burned. I cannot recall the names of the police personnel depicted on page 10. Page 11 shows the dog “Bari” and a building on the farm that was later built on the camp grounds. Page 12 shows Sturmbannführer Taus in Italy in the upper image. Taus had nothing to do with events in Poland. The lower left image shows Stangl in the center and an Austrian lieutenant with an Asian unit stationed in Sokolow on the right. The lower middle image shows the station master and senior inspector of the Reichsbahn in Malkinia. I cannot remember his name. The lower right image shows the aforementioned SS-Unterscharführer Schmidt, who was a caregiver by profession. The images on page 13 again show the dog “Bari.” The shepherd dog on this page has nothing to do with Poland. The images on page 14 show the aforementioned Dr. Struwe. The image on page 24, upper right, depicts the kitchen staff at the institution in Linz/Donau.

Who removed the missing images from the album, I do not know. I also do not know who erased some of the captions. The unit in the image on page 15, upper right, belongs to the National Defense School in Trieste.

Ei
v.g.u.

Signed, Kurt Franz
Signed, Dr. Theiß, signed, Zeug, signed, Dietz

Archival reference:

Bundesarchiv B 162/4425, p. 80 – 96

Contemporary Source

1942-08-12 Swiss Cardiologist Robert Hegglin’s 1942 Account of Mass Killings in Riga / Latvia

Introduction

The Swiss cardiologist and medical captain Robert Hegglin participated in the so-called third medical mission of the Swiss Red Cross, which took place in Riga, Daugavpils, and Pskov between 18 June and 26 September 1942. Over the course of several months, he documented his experiences in detail in his diary—from train journeys through ravaged Latvia and Russia to clinical cases in overstretched hospitals. Among his entry on August 12, 1942, is a report on the mass shootings of Jews in Nazi-occupied Latvia:

“…based on the reports available to me from German soldiers, officers, and Latvians, that nearly 100,000 Jews have been shot in the Riga area alone since the German occupation. […] Shootings of Jews have also taken place in every other major town in Latvia, and these shootings are not only directed at local Jews, but apparently also at Jews brought here from the Reich, who are executed here. […] The Jews are reportedly made to dig their own mass graves, then ordered to undress completely. Rings and clothes are to be handed in at different stations—well organized, according to the Latvian. Then the shootings follow—either by submachine gun or by a shot to the back of the neck. Men, women, and children are executed in the same manner. […] If the Germans truly require such bloody atrocities, then they are unfit to become the masters of Europe.”

Documents

17.6.1942
Einrücken der Ostfrontfahrer in Bern. Im Ganzen nehmen teil: 29 Ärzte, 30 Krankenschwestern, 19 Krankenwärter und Chauffeure. Die Mission unter dem Patronat des Schweizerischen Roten Kreuzes steht unter der Leitung von Prof. Merke, Basel. Abends Zusammensein mit Prof. Rüedi, Bern, und Dr. Ruppaner, Samaden. Ruppaner ist ein ausgesprochener Renaissance-Mensch, hat in mancher Beziehung viel Ähnlichkeit mit meinem Onkel Durrer. Kennt eine Unmenge von medizinischen Kapazitäten, schreibt nach Persönlichkeiten als medizinische Lehrer. Löffler kommt bei ihm ganz schlecht weg.

18.6.1942
Abfahrt ohne offizielle Verabschiedung in Bern. In Zürich kommt Lise noch an den Bahnhof. Sie tut mir recht leid, und der Abschied fällt mir schwerer, als ich mir gedacht hätte. Sie ist eine tapfere Frau, und man weiss doch nicht, wie die Exkursion ausgehen kann – wenn auch scheinbar eine besondere Gefahr nicht besteht. Man hat mir vielfach meine Teilnahme an der Mission vorgeworfen, weil ich Kinder habe, vielleicht zum Teil mit Recht. Aber ich betrachte die Erweiterung des Horizonts und das Erleben des Leidens, von dem heute Millionen betroffen sind, sowohl für mich persönlich wie für die Schweiz [als] so wesentlich, dass ich glaube, die Gefahren, die für die Familie daraus entstehen könnten, auf mich nehmen zu dürfen – und zu müssen.

19.6.1942
Empfang in Berlin in der militärärztlichen Akademie durch Generalarobertsarzt Handloser in Anwesenheit unseres Ministers Fröhlicher und vielen hohen militärischen Persönlichkeiten. Auch Sauerbruch fehlte nicht. Als Internist war Hartleben, der eine Einführung in die innere Medizin geschrieben hat, anwesend. Einen besonderen Eindruck hat mir dieser engere Kollege nicht gemacht. Als Tischnachbar sei ein Dr. Graevecker erwähnt – unter all den Offizieren der Einzige in Zivil. Alte deutsche Schule – Hamburger –, sehr kultiviert. Dieser Graevecker bedauert auch heute noch aufs Tiefste, dass sich Deutschland und England politisch nicht gefunden haben und dass dieser Kampf sich unter Völkern weitgehend gleicher Rasse und auch weitgehend ähnlicher Grundanschauung abspielen muss. Aber heute muss nun auch dieser unglückselige Kampf ausgekämpft werden.
Leider nicht nur gegen Russland allein, sondern wiederum gegen die ganze Welt.

Abends Empfang in der schweizerischen Gesandtschaft. Unser Minister Fröhlicher ist schwer zu beurteilen. Besonders imponierend jedenfalls ist er bei flüchtiger Bekanntschaft nicht. Einen ausgezeichneten Kontakt hatte man sofort zu einem General i/G Reinhardt, einem Württemberger der unsere Eigenarten jedenfalls ausgezeichnet versteht. Mit den meisten anderen Offizieren ist die Verständigung bei gutem Willen an sich doch schwierig, weil wir ihre Art als steif und fremd empfinden und wir ihnen oft als holperig und wohl auch als nicht vertrauenerweckend erscheinen. Tatsächlich wird uns die Art, wie der Empfang von der militärärztlichen Seite her verlief, doch immer etwas als Fremdes vorkommen müssen.

Über die Aussichten des Sieges Deutschlands wurde in keiner Weise gesprochen. Interessant war die Ansicht des schweizerischen Konsuls Schmitz, bei dem wir nachher noch zu Gaste waren. Schmitz ist seit 13 Jahren in Deutschland. Er meint – ohne sich über
die Endprognose auszusprechen:

1. Ein innerer Zusammenbruch Deutschlands sei in nächster Zeit, das heisst im Winter 42/43, nicht zu erwarten.
2. Im Falle eines Zusammenbruchs sei die kommunistisch-proletarische Revolution sicher. Die Folgen sind selbst auszudenken.

19.6.1942
Im Lazarettzug. Die deutsche Wehrmacht hat uns in ihre Obhut genommen. Wir fahren mit einem sehr langen Lazarettzug von Berlin weg – langsam, ohne Fahrplan –, oft stehen wir lange auf offener Strecke, oft lange in Bahnhöfen. Auf diese Weise werden wir über Königsberg-Dünaburg nach Riga fahren.

20.6.1942
Vom Zug aus ist nicht sehr viel zu sehen. Die Felder sind gut bestellt. Das Getreide steht schön. Im Korridor ist vom Kriegsgeschehen nichts mehr zu merken. Nur die Weichselbrücke, welche gesprengt wurde, ist noch nicht wieder instand gestellt. Wir sollen anscheinend über eine neu erstellte Brücke.

Im Zug ist das Personal nicht sehr kriegsbegeistert – vom Stabsarzt über den Assistenzarzt bis zum Feldwebel, einem alten Österreicher mit schlampigem, langem Haar und Facharzt für Chirurgie – herrscht Etappestimmung. Beim Feldwebel allerdings geht diese Stimmung über das Gewöhnliche hinaus. Er ist einer von jenen Menschen, denen Krieg an sich ein Gräuel ist und die ihn auch wohl kaum zu ertragen vermögen, weil ihr ganzes Fühlen sich dem entgegenstellt. Das zeigt mir, dass auch in neuem Deutschland diese Charaktere nicht auszurotten sind – nur sind sie auf irgendeinem untergeordneten Posten kaltgestellt.

26.6.1942
Seit einigen Tagen habe ich die Arbeit in einem Kriegslazarett 608 übernommen. Man übergab mir die Leitung einer inneren Station mit über 200 Betten, inklusive Infektionsabteilung. Besondere Freude macht mir die Infektionsabteilung, weil ich hier nun die Gelegenheit habe, eine Menge von Infektionskrankheiten en masse zu sehen, wie ich das zuhause niemals sehen könnte, zum Beispiel Malaria, Wolhynisches Fieber, Flecktyphus, Typhus usw. Oft sehen wir auch Scharlach, sehr viel Diphtherie.

Die allgemeine Station ist von meiner Abteilung in Zürich nicht wesentlich verschieden. Auch hier gibt es vom Schwerkranken bis zum Simulanten alles. Immerhin ist der Durchgang sehr gross, zum Beispiel habe ich heute 4 Pleuritiden exsudativa aufgenommen.

Die Seele der lettischen Bevölkerung zu erkennen oder zu erfassen ist äusserst schwierig. Man weiss – wenn man mit ihnen [sic!] spricht – eigentlich nie, was sie nun meinen – ob das, was sie sagen, nun tatsächlich stimmt. Zu verargen in ihnen diese Einstellung ja nicht, da sie häufig politischem Wechsel unterworfen waren und ihre saubere, bereite, zielbewusste und charakterfeste Einstellung nicht haben konnten. Spricht man mit den Letten (Ärzten, Krankenschwestern), so bestätigen sie übereinstimmend die Schreckensherrschaft der Russen. 30.000 der besten Leute sollen verschleppt worden sein.

2.7.1942
Die paar Russengefangenen, welche hier im Lazarett beschäftigt werden, haben es in jeder Hinsicht sehr gut. Sie arbeiten im Garten (jäten), sehen gut und frisch aus und scheinen auch ordentlich zu essen zu haben. So viel man uns versichert, bekommen sie die Abfälle der Diätküche.

Die Soldaten, die von der Front kommen, sagen allerdings aus, dass der Krieg ohne Pardon geführt werde. Jedenfalls die Soldaten im Kessel bei Staraja Russa erzählen übereinstimmend, dass auch auf deutscher Seite in diesem Abschnitt kaum Gefangene gemacht werden. Auch Überläufer werden erschossen. Ein Offizier erwähnte, dass an anderen Abschnitten die Gefangennahme der Russen von den Landsers ebenfalls verhindert würde, jedenfalls, wenn sie vorher eigene verstümmelte Kameraden, die in die Hände der Russen gefallen waren, aufgefunden hätten. Solche Verstümmelungen seien aber durchaus an der Tagesordnung. Mehrere Soldaten und Offiziere haben mir das durchwegs bestätigt. Dabei waren die Soldaten, welche mir davon Mitteilung machten, ruhige und nüchterne Leute. Ich habe keine «Aufschneider» darunter entdeckt. Es ist ja überhaupt eigentümlich, wie der Aufschneider, wie wir ihn von unseren eigenen Leuten und von den «Reisenden» kennen, hier bei den Soldaten, welche von der Front kommen, völlig fehlt. Es sind durchwegs ruhige, ernste und nicht prahlerische Menschen. Die Leute haben offenbar zu viel mitgemacht, als dass sie damit prahlen möchten. – Und doch ist es keine offene und angenehme Atmosphäre, warum, weiss ich noch nicht – ich muss erst dahinter kommen. Lautes Lachen habe ich hier überhaupt noch nie gehört. Die ganze Atmosphäre ist notgezwungen gedrückt.

Ob die Deutschen selbst an ihren Sieg glauben? Diese Frage ist nicht ohne weiteres zu beantworten. Manche wenig Tiefblickende sind wohl davon überzeugt, ohne sich viel dabei zu überlegen. Sie übernehmen einfach die Schlagworte, wie sie ihnen von der Propaganda vorgesetzt werden. Andere, unter ihnen Oberarzt W. Lucas, sind bekümmerter und sehen alle Eventualitäten. Bestenfalls hoffen sie, bis Ende 1943 den Feldzug in Europa zum Abschluss gebracht zu haben. Dann rechnen sie mit einemjahrelangen Seekrieg gegen Amerika.

3.7.1942
Mit dem Flugzeug ist heute eine grosse Anzahl von Verwundeten eingetroffen. Muskeldurchschüsse, Bauchstreifschüsse, Gelenkschüsse. Bei einem Verletzten war das Schultergelenk durch Granatsplitter breit eröffnet. Er sah schon kollabiert aus. Bei einem anderen entleerte sich bereits reichlich Eiter aus einer grossen Schussöffnung in der Lendengegend. Sobald diese Verletzten ankommen, müssen sie entlaust werden. Vor den Entlausungsräumen mit Badewannen staut sich dann der Verwundetenzug. Auf den Bahren hegen sie herum. Klagen habe ich keine gehört. Die Schwereren haben nur einen
ängstlichen, schmerzerfüllten Gesichtsausdruck. Die Leichteren erhalten sofort eine reichliche Verpflegung – an diesem Tage Wurst, Gurken, Butter. Sie fangen sofort mit der Mahlzeit an, inmitten von Bergen schmutziger, verlauster Kleider, die in eine Ecke geworfen wurden. Die meisten verzehren so ihre Zwischenverpflegung, zum Teil nackt, manche den grössten Teil ihres Körpers verbunden und geschient. Sie warten essend, bis die Reihe des Badens an sie kommt. Diese ganze Szene des Grauens wirkt umso grotesker, weil zudem mit hoher Lautstärke das Radio irgendwo ein triviales Lied von süsser Liebe und Sentimentalität herunterleiert. Alles wird betäubt. Es darf keine Weihe aufkommen. Sie könnte helfen, über den Menschen nachzudenken. Nichts geschieht mit Absicht. Dies liegt im Geist der Zeit.

10.7.1942
Die Tragik der Deutschen ist ungeheuerlich. Auf der einen Seite Verlieren des Krieges mit allen entsprechenden Folgerungen bis zur Aufgabe der nationalen Existenz. Auf der andern Seite Sieg mit ebenfalls allen Folgen, das heisst weiterer Ausbau des herrschenden Systems und somit weitere Beschränkung der persönlichen Sphäre und des Persönlichkeitswerts. Wenn man diese weitgehende Beschränkung des Persönlichen im Kriege notgedrungen auf sich nimmt, so müssen diese in das Private einschneidenden Massnahmen im Frieden doch ins Unerträgliche gehen. Eines jedenfalls lerne ich hier über alles schätzen: die persönliche Freiheit, die Glaubens- und Gewissensfreiheit. Ich glaube, das ist eine jener Gonzague’schen Konstanten, über die es kein Markten gibt und geben darf. Diese Angst hat auch, wie ich mich hier überzeugen konnte, manche der hellsichtigeren Deutschen ergriffen, besonders denke ich jetzt an einen, der sich als Bürgerlicher zu bezeichnen pflegte. Er sagte, er habe nur zu verlieren – so oder so -, seine Klasse sei vorbei. Die Masse werde in Zukunft regieren und nicht mehr der kultivierte, mehr wissende Mensch. Ich fürchte, er hat Recht. Aber diese Aussicht ist doch grauenerregend. Schon jetzt sehne ich mich unbändig nach einem Tag, an dem ich nur mir selbst gehören kann und selbst Entschlüsse und Pläne machen kann. Nicht ich allein, auch das deutsche Volk hat diese Sehnsucht, das fühle ich.

12.7.1942
Nachmittags in höchst reizvoller landschaftlicher Umgebung lange Diskussion mit K. über die Zukunft Deutschlands und Europas. Die Ausblicke sind auf alle Fälle düster. Als wesentlichste Erkenntnis kam mir heute zum Bewusstsein, dass nur die Menschen wirklich gross sind, die man sich auch unabhängig von allen Ausserlichkeiten und allem Dekor als gross vorstellen kann. Diese Erkenntnis ist natürlich uralt, für mich aber in dieser klaren Fassung doch erstmalig. Ich werde von jetzt ab die Staatsmänner unter diesem Gesichtswinkel betrachten. Wie kommen die heutigen weg? Dass die Engländer den Deutschen trotz allem im Grunde enorm imponieren, beweisen die Geschichten, die sie erzählen und als grosszügig anerkennen: So sollen in Köln61 die Engländer Staffage-Flugplätze zum Teil mit gewöhnlichen Holzkugeln bombardiert haben. Man anerkennt diesen Galgenhumor im Kriege. Die Mitteilung stammt von einem Flakoffizier, der das Bombardement in Köln selbst miterlebt hat.

Offiziere über die Kriegsdauer: Ein wie mir scheint sehr kritischer Offizier (Oberarzt) glaubt, dass der Krieg in Europa noch bis Ende 1945 dauere, der Krieg gegen Amerika sei dann eine Angelegenheit der Marine und könne wohl noch während 10 und mehr Jahren fortgesetzt werden. Ein anderer meint, der Krieg ende 1945. Skeptischer ist der katholische Kriegspfarrer, welcher, ohne es deutlich auszusprechen, ein Ende, das eindeutig siegreich wäre, nicht zu sehen vermag. Kein siegreiches Ende heisst aber Verlust des Krieges.

15.7.1942
Sehr interessanter Abend im Kreise von evangelischen Pfarrern: Kriegspfarrer Regmann, Oberpfarrer Schale und zwei andere, deren Namen ich vergessen habe. Ich bin immer wieder erstaunt, wie trotz bestem Einvernehmen letzten Endes doch eine letzte Verständigung fehlt, nicht nur im Politischen, sondern auch im Menschlichen. Diese fehlende Verständigungsmöglichkeit ist aber doch mehr auf den Gegensatz Theologe-Arzt als Deutscher-Schweizer zu beurteilen. Einerseits der bedingungslose Kampf für das grossdeutsche Reich, und andererseits sehen diese Leute eben doch auch nur den Nihilismus des jetzigen Systems erschreckend vor sich. Für viele ist letzten Endes der Kampf allein das Massgebende, ohne Rücksicht darauf, wofür der Kampf geführt wird. Dieses Kämpfen ohne bestimmtes Ziel und ohne klare Vorstellung wofür, verliert dann viel von der Grösse und kann andererseits denkende Menschen in einen grossen Konflikt stürzen. So die Theologen, welche recht genau wissen, dass ihre Stellung nach dem Kriege, welcher siegreich wäre, recht illusorisch würde. Daher sprach einer der Pfarrer von der ungeheuren Spannung in der Brust. Er findet dann aber den Ausweg über das deutsche Faustische.62 Selten sind mir die Deutschen so unklar vorgekommen wie gestern Abend. Sind es nur die Theologen? Berichte von der Front. Urteile über die Russen: sture Angreifer ohne Führung, Gewehre oft nur von der ersten Welle getragen, die nächsten Wellen nehmen die Gewehre der Gefallenen. Verluste
ungeheuer, 800 Tote in 800 Meter Breite und 200 Meter Tiefe. In Gefangenschaft Russen eher gutmütig. Als Munitionsnachschub
verwendet, wollen nicht zurück. Angst vor Erschiessen. Russische Artillerie gut, aber zu wenig Munition (Rittmeister). Besonders gefürchtet das Schnellfeuer der russischen Artillerie (wie Maschinengewehre), linienmässig und schachbrettmässig.

23.7.1942
61-jähriger Oberzahlmeister. Ganz vorn an der Front als Oberzahlmeister bei einem Bataillon bei Welikije Luki. Von seinem Zimmer aus sah er auf den Höhenzügen die Russen in Hemdärmeln Stellungen bauen. Die Russen immer gut orientiert über die Stellungen der Deutschen. Aller Nachrichtendienst durch Partisanen, oft Bengel von 10/12 Jahren.

29-jähriger Kompanieführer (Leutnant), eher unsympathisch, Typus Führer. Eingesetzt an der Wolchowfront65. Kampf dort sehr schwierig. Gelände flach, aber alles Dickicht, mannshohes Gebüsch, Kleinholz und Gras – Mücken, Mücken, Kreuzottern, ziemlich viele Schlangenbisse. Kompanie stark dezimiert, Mann von 40-50 werden als ordentlich dotiert angegeben. Kompaniestärke aber bis zu 20 Mann abgesunken. Essen muss 1 1/2 bis 2 Kilometer weit von hinten nach vorne getragen werden, weil der Tross nicht nach vorn kann. Nach Ansicht dieses Leutnants ist an ein Weiterkommen in diesem Gebiet nicht zu denken.

Als Prinzipien, über welche nicht zu markten ist und die unbedingt verteidigt werden müssen: Möglichkeit, zu erforschen, zu suchen, nachzudenken und auch darüber zu schreiben, was man für richtig hält – frei von jedem staatlichen oder kirchlichen oder gar parteipolitischen Zwang. Diese These braucht nicht unbedingt als Ausdruck der französischen Revolution angesehen zu werden. Sie kann ebenso gut als Erbe jenes Mannes betrachtet werden, welcher sagte: «Hier stehe ich und kann nicht anders.»
Denjenigen ins Tagebuch, welche glauben, im grossdeutschen Reich mehr Gewicht zu haben und in der Schweiz verkannt zu werden und zu wenig Bedeutung zu haben: In erster Linie dürfte das Hochkommen in Deutschland doch erheblich mehr durch propagandistische Mittel (worunter ich auch die Titel verstehe) als durch persönliche Eigenschaften bedingt sein. Soviel ich bisher erkennen kann, spielen vor allem die charakterlichen Eigenschaften doch eine erheblich geringere Rolle (besonders im guten Sinne). Ich will damit keineswegs sagen, dass bei uns diese Eigenschaften immer den Ausschlag geben müssten (leider nicht!), aber ich glaube doch, dass sie mehr ins Gewicht fallen als in einem Grossstaat. So bin ich überrascht, wie der Hang nach Titeln, Orden usw. hier lebendig ist und zweifellos neben echter Belohnung auch manchen überschüttet, welcher nicht durch Leistung hervorsticht.

Andere, welche glauben, sie wären ordensreif und leer ausgehen, werden dadurch zweifellos abgestossen, welches doch viel böses Blutachen muss. Die Cliquenwirtschaft ist jedenfalls mindestens so gross wie bei uns.

24.7.1942
Die Ausstellung «Ein Jahr Bolschewistenherrschaft in Lettland» besucht. Abgesehen von der sehr propagandistischen Aufmachung
wurde mir auch von Letten bestätigt, dass die Kommunistenherrschaft in Lettland eine schreckliche Zeit war. Diese Ausstellung
brachte mich auch mit der jetzigen Haltung der Letten wieder in Berührung.

Es besteht gar kein Zweifel und wurde mir heute auch von einer Krankenschwester (Lettin) bestätigt, dass das lettische Volk zu einem überwiegend grossen Teil passive Resistenz macht. Andererseits ist es auch sicher, dass dieses selbe lettische Volk alles andere als den russischen Kommunismus wieder haben möchte.

Die Letten wollen wieder frei sein. Darüber, wie sie es werden könnten, machen sie sich auffallend ungenau Gedanken. Die
gescheite lettische Krankenschwester erzählt mir, dass wohl alle den Sieg Deutschlands über Russland wünschten, aber dass sie andererseits den Sieg der angloamerikanischen Kräftegruppe über Deutschland erhoffen. Also eine Einstellung, die man etwa auch bei uns in der Schweiz finden kann.

Im Falle eines russischen Sieges, meinen diese Leute, werde der Kommunismus nicht mehr herrschend sein. Ob diese Ansicht
Berechtigung hat, möchte ich bezweifeln – viel eher ist sie auf Deutschland, wo die alte Schicht doch viel weniger zerstört ist, anwendbar. Unter einem alten Russland würden aber die Letten lieber sein als unter Deutschland.

29.7.1942

Unterredung mit einem russischen Gefangenen (24-jähriger Student der Chemie aus Petersburg). Der Vater kämpfte in der Weissrussischen Armee. Er selbst lebt in Petersburg, ist verheiratet. Frau ist Ingenieur. Verdienst 800 Rubel pro Monat. Als Student 200 Rubel Stipendien. Recht sympathischer Kerl. Wohnte in Einzimmerwohnung ohne Fenster. Bezahlte dafür im Monat 1 Rubel 75 (ein Paar Schuhe kostet um 100-150 Rubel). Wo seine Frau ist, weiss er nicht. Das scheint ihm auch ziemlich gleichgültig. Eine tiefere Bindung hat offenbar nicht bestanden. Nach diesem Gespräch hat man überhaupt den Eindruck, dass tiefere Gefühlwerte seltener geworden seien in Russland. Ich frage ihn, ob sich ein Mann dort auch das Leben nehme, wenn er eine Frau nicht bekäme. Da lachte er und meinte, das sei wohl selten geworden. Ein solcher werde nicht als voller Mann
angesehen. Es gebe ja genug andere Frauen.
Für ihn gibt es nur zwei Richtungen im Leben – entweder Bolschewismus oder Kapitalismus – völliger Materialist. Das Leben ist eine rein chemisch-materialistische Angelegenheit. Dass mit dem Tode alles aus ist, ist selbstverständlich. Immerhin habe es in Leningrad noch eine griechisch-orthodoxe Kirche gegeben, wo alte Leute hätten hingehen können.
Die Berichte von der Front sagen doch immer wieder übereinstimmend, wie schwer der Kampf im Nordabschnitt sein muss. Im Sumpf bis über die Knie – tagelang ohne Nahrung -, indem die Russen die Essensträger abschiessen, und Kampf bis aufs Messer. Dazu Mückenplage usw.
Heute erzählte einer, er hätte einen 62-Tönner vernichtet – die Vernichtung ist offenbar nur durch Handgranatenschuss in die offene Luke möglich.

2.8.1942
Ein Gespräch mit Oberarzt Dr. Lucas zeigte mir wieder die ganze Tragik des deutschen Volkes. Dr. Lucas ist ein sehr eigenwilliger Deutscher. Deutsch bis in die Knochen – es ist ihm auch zweifellos unmöglich, ausserhalb des deutschen Kulturkreises überhaupt nur zu denken. Aber im Ganzen doch ein durchaus eigenwilliger Denker, der sich auch von der Propaganda in keiner Weise etwas vormachen lässt. Dieser Deutsche sieht die Lage so: Wir werden auf alle Fälle durchhalten. Das einzige, das uns ausserordentliche Schwierigkeiten bereiten könnte, ist eine Missernte, denn die Ernährungslage ist zweifellos für Europa ausserordentlich schwierig. Aber auch in diesem Falle würden wir nicht besiegt, weil wir gar keine andere Wahl haben als weiterzukämpfen. Es müssten dann allerdings sehr drakonische Massnahmen ergriffen werden.
Deutschland muss weiterkämpfen, weil es im Falle des Besiegten für Dr. Lucas zweifellos wäre, dass Deutschland ausgelöscht würde, und zwar von den Russen. Dr. Lucas glaubt, dass 20 Millionen Deutsche umgebracht würden und dass Europa restlos an die innerdeutschen Kommunisten beziehungsweise Russen ausgeliefert würde.
Militärisch sieht er die Lage zurzeit nicht ungünstig – wenn er auch davon überzeugt ist, dass der Krieg mit Russland 1942 nicht beendigt sein wird. Man habe auch militärisch schwere Fehler begangen. Zum Beispiel habe ihm ein Generalstabsoffizier am Beginn des Ostfeldzuges gesagt: Militärisch ist Russland für uns überhaupt kein Problem, der Krieg wird in sechs Wochen durch einige Kesselschlachten beendigt sein.

6.8.1942
Oberleutnant, seit Juni 1941 an Front: Die Russen sind vorzügliche Einzelkämpfer, aber schlechte Strategen. Sie schleichen sich oft nachts heran, bleiben dann im Sumpf stundenlang völlig bewegungslos liegen, um dann zu gegebener Zeit aufzustehen und mitten in den Stellungen der Deutschen zu stehen. Das Erstaunlichste ist die Anpassung an das Gelände. Andererseits lassen sie ein bis zwei Stunden vor einem Angriff ein fürchterliches Geheul los, so dass die Deutschen genau wissen, wo der Angriff erfolgen soll und noch Zeit finden, ihre Vorkehrungen zu treffen – auch hinsichtlich Heranbringen von Reserven aus anderen Frontabschnitten, wo es an den Linien ruhiger hergeht. Das Geheul soll hauptsächlich durch die Reden der Kommissäre und die Anfeuerungsmanöver verursacht sein.

Propaganda – Sehr häufig lassen die Russen Propagandalautsprecher laufen. So neulich wieder an das 2. Armeekorps: Es sei schade, dass es jetzt abgelöst würde, sie seien ja zusammen ganz gut ausgekommen. Nun aber kämen sie nach Deutschland, um dort zu hungern. Die SS habe man nach Frankreich geschickt, weil es dort noch mehr zu essen gebe – dann wieder Musik – Schlager wie Lili Marleen usw.
Der deutschen Artillerie sei es bisher im Abschnitt nicht gelungen, den «Kasten» ausfindig zu machen und zu zerschmettern. Im Nordabschnitt zur Zeit wenig Leute. Die Kompanie bestand nur noch aus 36 Mann (aus 19 verschiedenen Einheiten). Es wurde alles von der Rollbahn heruntergeholt, was irgendwie möglich war. Auch Artilleristen waren dabei als Infanteristen eingesetzt.

12.8.1942
Meine in den letzten 4 Tagen durchgeführte Reise zu den vorgeschobenen Positionen unserer Mission, d.h. nach Pskow (Pleskau) und Dünaburg, wird wohl zu den eindrücklichsten Erlebnissen der ganzen Ostfrontmission gehören. Gereist bin ich als Truppenarzt, nachdem die nötigen Sonderausweise vom Chefarzt beschafft werden konnten.
Von Riga nach Pleskau sind es 290 Kilometer. Täglich geht abends 5 Uhr ein so genannter Kurierzug mit Urlaubern nach vom. Dadurch bekommt man natürlich ein ganz anderes Bild vom Wesen und von der Stimmung des eigentlichen Frontsoldaten als in der internen Station eines Kriegslazaretts, wo sich naturgemäss ein grosser Teil der Drückeberger und Neurotiker ansammelt. Tatsächlich ist auch das Milieu ein durchaus verschiedenes und ähnelt sogar bis zu einem gewissen Grade demjenigen, wenn wir im WK in die Manöver ziehen. Die Gesichter sind keineswegs alle so, wie wir uns Helden vorstellen, wenn auch dann und wann solche auffallen, wie wir sie als Titelbilder von den Illustrierten her kennen. Haltung und Kleidung waren durchaus korrekt. Die Haltung
bereits in jeder Hinsicht militärisch. Sie hat nichts mehr von dem Zögern und der Schwermut, wie ich sie auf den Bahnhöfen in Deutschland, wenn Soldaten von den Angehörigen Abschied nehmen, gesehen habe.

Im Zug sind besondere Abteile für Offiziere, übrige Wehrmacht, Kuriere vorgesehen, Zivilreisende sind bei der grundsätzlichen Sperrung jedes Zivilverkehrs nur in äusserst beschränktem Masse zugelassen. Der Zug fährt nachts. Von 5 Uhr abends bis 8 Uhr morgens. Doch jetzt, Mitte August, sind die Nächte noch sehr kurz. Im Zug gibt es selbstverständlich kein Licht.

Im Offiziersabteil wurde etwa in gleicher Weise gesprochen, wie dies in manchen Kreisen auch bei uns möglich wäre – nur nicht über Politik. Die Gespräche waren rein dienstlich – das heisst, es wurde über den Dienst gesprochen und über die unmittelbaren Vorgesetzten geschumpfen. Sie wurden fast so zerpflückt wie bei uns. Zuerst ging die Fahrt durch Lettland. Vorwiegend flaches Gebiet, aber viel sympathischer als die Stadt. Vor dem Eindunkeln erreichten wir noch Estland. Der Charakter wurde viel hügeliger. In vielen Beziehungen ähnelt Estlands Landschaft der Schweiz. Soweit sich das vom Zug aus beurteilen liess, machte die Bevölkerung einen sehr ärmlichen Eindruck.

Etwa eine Stunde vor Pleskau änderte sich die Landschaft plötzlich. Das Gelände wurde topfeben – soweit man gegen Osten blicken konnte. Schon von weitem sah man im Osten vier grüne Kuppeln sich erheben – der Dom, das Wahrzeichen von Pleskau. Je näher man an die Stadt heranfährt, umso mehr häufen sich diese Kuppeln, welche im Ganzen einen echt russischen und für uns eigentümlichen Eindruck erwecken.

An den Brücken über die Welikaja wird eifrig gearbeitet (Organisation] Todt). Beim Einfahren in den Bahnhof hat man fast
den Eindruck eines grossstädtischen europäischen Bahnhofs. Der Ort hat natürlich eine grosse Bedeutung als Nachschubbasis. Kraftwagen und Militärs beherrschen das Bild. Kleinere russische Buben stehen mit Handkarren bereit, um den deutschen Soldaten ihr Gepäck in die Stadt zu bringen. Wegweiser lassen jede gesuchte Stelle in der Stadt auffinden.

Die Stadt selbst ist zu einem grossen Teil zerstört. Die Aussenbezirke sind aber fast völlig erhalten. Die meisten Häuser bestehen aus Holz. Sie sind ärmlich, aber bei weitem nicht durchwegs so zerfallen, wie man es etwa in Propagandaberichten hört. Im inneren Stadtteil sind auch noch einige Steinhäuser erhalten. Diese Häuser inklusive Kasernen sind fast durchwegs 1936/37 erbaut worden, aber noch nicht beendet. Die meisten Häuser zeigen äusserlich noch keinen Verputz, sondern stehen im rohen «Backsteinbau». Die feineren Arbeiten sind ausgesprochen liederlich und nur auf den Schein gemacht (zum Beispiel Säule auf der Terrasse am Haus Versorgungsbezirk Nord).

Ich empfand es als ein höchst merkwürdiges Gefühl, den Fuss auf den Boden jenes Russland zu setzen, von dem wir während 20 Jahren nichts Genaueres erfahren konnten – und das uns heute ebenso Rätsel ist – wie letzten Endes die russische Seele.
Die Strassen sind schlecht und holperig, aus grossen Steinen gepflastert, so dass der Wagen eine gewisse Geschwindigkeit haben muss, um über die Steine zu fliegen.

Die Russen selbst, welche zurückgebheben sind, machen einen recht ordentlichen Eindruck. Das Gleiche gilt von den Gefangenen,
welche für die Mitarbeit ausgewählt wurden. Sie sind recht ordentlich und, so weit ich sehen konnte, auch willig. Einer hat ein Radio von Escher geflickt. Der andere putzte mir die Schuhe mit einer Behendigkeit, wie sie jedenfalls ein Lette nie aufgebracht hätte.

In engeren Kontakt mit den Russen bin ich in dieser kurzen Zeit meines eigentlichen Russlandaufenthaltes nicht gekommen. Während des ganzen Tages habe ich die Mitglieder der Mission, welche auf 3 Kriegslazarette verteilt sind, besucht. Sie befanden sich alle wohlauf.
Psychisch waren allerdings einige über ihren Einsatz nicht sehr begeistert. Das rührt in erster Linie davon her, dass sie zu wenig Arbeit haben, und, zum Teil mangels klarer Stellungnahme der Chefärzte, die Kompetenzen gegenüber schlechter ausgebildeten, aber arroganteren deutschen Kollegen nicht überall scharf abgegrenzt waren. So war [ihnen] eine gewisse Missstimmung nicht zu verargen.

Den Abend verbrachte ich mit Escher Franz, S(chwester] Marike und H. Barraud. Wunderbar war das Kommen der Ju 8879 aus dem Kessel von Demjarsk, etwa 30 Stück, wie sie pünktlich täglich um 5 und 8 Uhr zur Landung ansetzen. Man kann sich offenbar in diese Ju, welche ihren Dienst mit einer Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit verrichten, richtig verlieben, wie mir H. Barraud sagte, die diese Regelmässigkeit nun schon seit über einem Monat beobachtet.

Auch an meinen beiden Pleskauer Tagen zogen dieJu’s majestätisch mit bereits abgedrosselten Motoren ihre Kurven über die Stadt und kippten über dem Flugplatz ab, um zu landen. Die Wetterverhältnisse sind schwierig. Alles Wasser hat einen
gelblich-rötlichen Ton. Vor dem Trinken muss daher alles Wasser gekocht werden, ebenso zum Zähneputzen! Die Wasserhähne geben nur wenig Wasser her, meistens muss es aus der Welikaja geholt werden. Die meisten, welche das Wasser genossen, machten daher in den ersten Tagen die so genannte Pleskauer Krankheit durch, eine Gastroenteritis mit einigen Tagen dauernden Durchfällen. Soviel mir bekannt, konnte bakteriologisch bisher ein Erreger nicht festgestellt werden.

Ich war auch im Dom. Es ist dies ein viereckiger Bau mit 4 russischen Kuppeln. Die dem Eingang gegenüber hegende Wand ist bis
zur Decke mit Heiligenbildern und reichlich Gold bedeckt. Das Ganze etwas kitschig, aber in seiner Art doch einmalig… Rechts
vorne eine kleine, ganz geschwärzte schöne Ikone. Um ein neues Bild bemühte sich ein junger blasser Mann mit langen Haaren und feinem Gesicht, eher klein und schmächtig. Es muss ein Russe gewesen sein, der das bolschewistische System überstanden hat, oder der erst jetzt aus der Emigration zurückkehrte.

Am zweiten Tag meines Aufenthaltes in Pleskau wurde ich als beratender Internist zu einem Fall ins Kriegslazarett 915 gerufen. Nachher befahl man mich zum dienstleitenden Sanitätsoffizier beim Versorgungsbezirk Nord, Oberstabsarzt Prof. Gragert.
Ich hatte Gelegenheit, mich während drei Viertelstunden mit Gragert zu unterhalten. Er macht den Eindruck eines Mannes, der weiss, was er will. Auch geht ihm der Ruf eines ausgezeichneten Organisators voraus.

Wir haben über alles Mögliche gesprochen. Persönliches und Halbpolitisches. Gragert äusserte sich darüber, dass es ihm anno 1938 aufgefallen sei, dass viele Leute, als er in der Schweiz gewesen sei, ihn im Auto mit dem deutschen Gruss begrüssten. Ich konnte diese Tatsache bestätigen, indem ich erwähnte, dass unsere Sympathie für Deutschland immer gross war, aber er dürfe daraus nicht etwa den falschen Schluss ableiten, dass alle diese Leute für den Anschluss bereit wären.
Das wäre zweifellos eine irrtümliche Auffassung. Ich konnte Gragert dies sagen und musste es ihm sagen, weil er vorgängig erwähnte, er könne mir dies schon sagen, da er wisse, wie ich Deutschland gegenüber eingestellt sei. Bekanntlich habe ich aus meiner Sympathie zu Deutschland nie ein Hehl gemacht und auch die europäische Sendung in vollem Umfange anerkannt, aber unser Standpunkt muss doch auch eindeutig umschrieben sein.

Nachmittags war die ganze Schweizerkolonie an der Welikaja versammelt zu gemeinsamem Bad in den schmutzig roten Fluten. Auch Oberstdivisionär Bircher war dabei. Landschaftlich war das Bild wohl einzigartig. Die langsam dahinfliessende, im Bogen die von Kuppeln umsäumte Stadt umfliessende Welikaja mitten in der riesigen Ebene. An den Ufern Holzhäuschen, düster, braungrau zwar – aber alles überstrahlt von der gleichen lieben Sonne, wie sie auch in unseren Bergen leuchtet.

Nachts halb zwölf wollte ich dann nach Riga zurückfahren mit dem Kurierzug. Aber das Schicksal wollte es anders. Ich erwischte einen falschen Zug und fuhr statt nach Riga nach Dünaburg. Gewissheit bekam ich erst am andern Morgen, als ich an einer Station Dünaburg II las. Eine Ahnung hatte ich aber bereits, als ich das Wort Ostrow hörte (bekanntlich fanden dort schwere Panzerkämpfe statt).

Dünaburg kam mir aber gerade gelegen, weil ich dort unsere 3. Abteilung besuchen konnte. Dünaburg selber ist eine mittlere Stadt, die zum grossen Teil (etwa 70 Prozent) zerstört ist. Zerstört heisst in diesem Fall, die Häuser sind ausgebrannt. Es gähnen die leeren Fensterrahmen. Die Dachgiebel sind weg, ein Bild, wie es leider der Krieg erschreckend mit sich bringt.

An diesem heissen Sommertag war ich ziemlich verlassen in Dünaburg. Zuerst suchte ich den Wartsaal des Bahnhofs auf, wo für die Wehrmacht Getränke ausgeschenkt werden. Von diesem Getränk, eine kaffeeersatzähnhche Brühe, versuchte ich zu kosten. Es war mir mit dem besten Willen nicht möglich, mehr als einige Schlucke zu mir zu nehmen, da das Getränk einen äusserst widerlichen Geschmack hatte.

Nachdem ich mich in der Nähe des Bahnhofs rasiert hatte, begann an diesem heissen Sommermorgen meine Wanderung durch die
zerstörte Stadt Dünaburg – überall zerstörte Häuser. Die Menschen zeigten die üblichen groben Gesichtszüge der Letten.
In der so genannten Frontleitstelle Hess ich meine Fahrkarte abstempeln, um damit nachher ungehindert nach Riga fahren zu können. In diesen Dingen ist man übrigens hier sehr grosszügig. Das «Verfahren» wird ein sehr häufiges Ereignis sein.
Anhand der überall angebrachten Wegweiser fand ich unschwer das Kriegslazarett 1/608, welches ausserhalb der Stadt in einem
modernen Irrenhausbau untergebracht ist. Unsere Missionsmitglieder mit Prof. Nägeli als Leiter fand ich allerdings in einem desolaten Zustand, weil die Mission in keiner Weise genügend beschäftigt, oder, noch wahrheitsgetreuer, fast völlig arbeitslos ist. Diese Tatsache schuf natürlich einen schlechten Boden für ein erspriessliches Zusammenarbeiten, und es konnte nicht unterbleiben, dass die Deutschen, welche selbst nicht genügend beschäftigt waren, die Schweizer als Eindringlinge betrachteten.

Es muss noch eine Frage gestreift und besprochen werden, welche zwar äusserst penibel ist, aber in einem objektiven Bericht nicht fehlen darf: die Judenfrage.

Es kann – nach den mir vorliegenden Berichten von deutschen Soldaten, Offizieren und Letten – keinem Zweifel unterliegen, dass in der Umgebung von Riga seit der deutschen Besetzung nahezu 100 000 Juden erschossen worden sind. Die Angaben schwanken zwischen 40000 und 90000. Judenerschiessungen sind auch in allen andern grösseren Orten in Lettland vorgenommen worden, und zwar werden diese Erschiessungen nicht nur an einheimischen Juden hier vorgenommen, sondern es werden offenbar hierher vor allem Juden aus dem Reich gebracht und hier erschossen.

Nach dem Bericht eines lettischen Arztes, dessen Freund bei der lettischen Polizei ist und der selbst bei den Erschiessungen aktiv beteiligt ist, werden Letten in die lettische Polizeimannschaft gezwungen. Nachdem sie die üblichen Gehorsamkeitserklärungen abgegeben haben, werden sie aufgefordert, an den Erschiessungen teilzunehmen. Weigern sie sich, so werden sie selber wegen Unzuverlässigkeit umgebracht.

Es sollen an einem Tag bis 1000 Erschiessungen vorgenommen worden sein. Die Juden schaufeln ihr Massengrab offenbar selbst, werden dann aufgefordert, sich nackt auszuziehen, wobei gut organisiert Ringe und Kleider an verschiedenen Orten abgegeben werden müssen – so erzählt dieser Lette. Dann erfolgt die Erschiessung durch Maschinenpistolen oder auch Nackenschuss. Die Erschiessung wird an Männern, Frauen und Kindern in gleicher Weise durchgeführt. Es soll auch vorgekommen sein, dass die Erschiessungen nicht korrekt durchgeführt wurden. So erzählt der Lette von zwei Mädchen, die abends aus dem Grab gestiegen seien, da sie nur leicht verletzt waren, und die in einem benachbarten Bauernhof Zuflucht suchten.

Noch schaurigere Berichte habe ich von Dünaburg gehört. Man erzählt dort, dass es im Massengrab noch gebrüllt habe, als man begann, das Grab zuzudecken.

Wie es sich mit der Ausschmückung dieser Erschiessungen verhält, weiss ich nicht, absolute Tatsache aber dürfte sein, dass hier in Lettland Tausende von Juden von Letten (unter deutschem Befehl) erschossen worden sind.

Dass es gegenüber diesen Massnahmen unsererseits nur schärfste Ablehnung geben kann, dürfte zweifellos sein.
die Deutschen machen es einem moralisch denkenden Menschen schwer, sich für sie einzusetzen. Haben sie diese blutigen Schandtaten tatsächlich notwendig? Dann sind sie auch nicht bemfen, die Herren Europas zu werden.


16.8.1942
«Schwanensee» von Tschaikowski besucht. Ausgezeichnetes Ballett. Die Musik hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Die Atmosphäre im Theater: vom einfachsten Landser bis zum General (Oberbefehlshaber Ostland) waren alle Grade vertreten. Alles sehr einfach, aber sauber. Nur wenige Letten waren anwesend. Zweimal erhaschte ich eine Welle von bestem französischem Parfüm. Diese Duftwelle erweckte lebhafteste Erinnerungen an Frankreich und schöne Zeiten. Sie erschien mir hier wie verirrt. Die Dame, von der dieser Duft ausging, konnte ich nicht eruieren.

Der Einsatz der Hilfsblessiertenträger erfolgt im Kampf durch die Kameraden beziehungsweise die Infanterie selbst. Es kommt
allerdings im Kampf manchmal vor, dass die Stellung einer entsprechenden Zahl Leute, infolge der Kampfaufgaben, gar nicht möglich ist und dass Leute sterben müssen, die sonst gerettet werden könnten. Folgerung: Ausbildung der Infanterie in Erster Hilfe.

22.8.1942
Sabotsky, Ostpreusse, Träger des Deutschen Kreuzes, Berufssoldat im zwölften Jahr: Der Russe ist ein ausgezeichneter Soldat. Er kann auch was, besonders seine technische Hilfe bei Waffen und Motoren ist besonders gut und erstaunlich. Im Winter laufen seine Motoren, während unsere oft stillstanden. Die Tanks können überall durch, während unsere oft versaufen. Die Kompanie bis auf wenige Mann zusammengeschmolzen.

Der Bataillonsführer ist 24 Jahre alt, Wiener, anfänglich schwieriger Kontakt, jetzt ausgezeichnet. Besonders intensiv die rassische Artillerie, immer genau orientiert über die Standorte der deutschen Artillerie. Die so genannte Stalinorgel fast mehr moralische als effektive Wirkung.

24.8.1942
Wir hatten heute Morgen Gelegenheit, ein Gefangenenlazarett zu besuchen. Es fasst 800 Gefangene und ist teils in einem früheren Irrenhaus, teils in einem Altersheim untergebracht. Äusserlich sieht also alles hervorragend nett aus.
Die Bewachung geschieht durch ukrainische Soldaten, nur hin und wieder ist auch ein deutscher Soldat an der Bewachung beteiligt. Nach Aussagen des leitenden Offiziers, Oberstleutnant Sulzberger, macht besonders die Überwachung des von den Russen aufs Neueste ausgebauten Spitzelsystems enorme Schwierigkeiten.

Das Lazarett selbst scheint, soviel man bei einem raschen Durchgang sehen kann, sehr gut eingerichtet. Auch eine moderne Röntgenapparatur steht zur Verfügung. Allerdings könne, wie mir die Schwester sagte, mangels Filmen nicht geröntgt werden. Auch im Übrigen sah ich in den Medikamentenkasten alles Notwendige stehen, ebenso waren die Wunden mit gewöhnlichem Zellstoff, wie sie auch in der Wehrmacht verwendet werden, gut verbunden. Gepflegt werden die Patienten von russischen und lettischen Schwestern. Die lettische Oberschwester machte einen sehr ordentlichen Eindruck. Die Behandlung erfolgt durch russische Arzte, deren Ausbildungsstand zum Teil recht gut sein soll, insbesondere, was die Spezialärzte betreffe. Neben so genannten Ärzten mit sehr gewöhnlichen Gesichtern sah ich auch eine Zahnärztin, welche einen ausgesprochen netten, etwas schwermütigen russischen Eindruck machte. Ein älterer Arzt, welcher noch die zaristische Zeit erlebt hat, gab über seine Fälle ordentlich Auskunft. Leider war die Unterhaltung durch die Sprache sehr behindert.

Die russische Zahnärztin hat hier ihren Mann an Fleckfieber verloren. Sie sah uns mit ihren grossen traurigen Augen aufmerksam an, aber keine Miene in ihrem Gesicht Hess erraten, was sie dachte oder ob sie überhaupt etwas empfand. Sie schien vollkommen in ihr Schicksal ergeben, stumpf. Die gleiche Beobachtung konnte man übrigens auch bei allen übrigen Gefangenen machen. Nichts in ihrem Mienenspiel Hess ihre Gefühle erraten. Ich habe keinen lächeln sehen. Bei den Kranken sah ich in erster Linie Ödeme an den unteren Extremitäten und bei einem auch Aszites. Der Arzt sagte mir, dass die Eiweissnote im Urin negativ sei. Die Ödeme seien besonders im Anschluss an Durchfälle aufgetreten. Nach dem Bild muss es sich zweifellos um Hungerödeme handeln.
Nur einmal waren die Ödeme vorwiegend im Gesicht und weniger an den Beinen. In diesem Fall könnte es sich um eine Nephritis gehandelt haben. Skorbut sah ich nicht. Er soll im Winter nicht selten gewesen sein. Inanition zeigte wohl fastjeder. Einige waren gerade im Bad; ich entsinne mich nicht, jemals Menschen von einer solchen Magerkeit gesehen zu haben. Sie waren buchstäblich nur Haut und Knochen.

Im Lazarett selbst soll die Verpflegung genügend sein. Nach Aussage der Oberschwester bekommen sie jetzt 350 Gramm Brot und Eintopfgerichte. Das Eintopfgericht selbst haben wir gesehen, und [es] machte einen guten Eindmck. Es war eine Fleischbrühe mit Kohl. Es kommt dabei ja alles auf die Menge an!

Im Winter soll aber ein Handel mit Menschenfleisch und besonders auch mit den inneren Organen der Verstorbenen getrieben worden sein. Für Menschenleber und -niere seien viel getauscht worden.

Die chirurgischen Krankheiten beschränken sich auf kleine chirurgische Fälle (Furunkel usw.) oder Stat[us] nach Verletzungen. Es lagen noch Amputierte da, zum Teil Beinamputationen nach Erfrierungen. Statfus] nach Kieferschüssen. Einen Fall habe ich gesehen, bei dem ein Teil des Unterkiefers weg war. Der andere Teil stand in der Mitte der oberen Zahnreihe. Äusserlich war die Wunde ordentlich verheilt. Nur eben Kauen ging nicht. Es werden auch mittelchirurgische Operationen gemacht, wie zum
Beispiel Hernienoperationen usw. Es ist ein Ziel des Lazaretts, die Russen wieder arbeitsfähig zu machen. Nach der Entlassung aus dem Lazarett erfolgt der Arbeitseinsatz bei den Bauern, da dort immer noch am besten zu essen ist. Erholen sie sich gut, werden sie zum weiteren Arbeitseinsatz ins Reich geleitet.

Die Tuberkulose sei häufig. Die Fälle im Lazarett lagen in einer Liegehalle im Freien, waren also besser untergebracht als unsere Fälle in der Infektionsabteilung.

21.8.1942
Gestern war ich, offenbar durch Vermittlung vom Gesandten Windecker, den ich kürzlich durchleuchtet hatte, beim SS-Oberbrigadeführer Schröder, dem obersten Polizeichef hier in Lettland, eingeladen. Anwesend waren auch Professor Merke, Professor Primann, Rektor der Universität Riga, Generaldirektor Waldmann, ehemaliger Minister, der Finanzminister, Gesandter Windecker und ein Herr (unleserlich] aus Lübeck, der die Schiffahrt wieder in Ordnung zu bringen hat. Eingeladen waren wir bei der Frau von Schröder in ihrem Heim am Strand (beziehungsweise an der Aa. Die Diskussionen dieses Abends von 5 Uhr bis 11 Uhr waren für mich ausserordentlich lehrreich. Sie wurden in voller Offenheit geführt.

1. Sei festgestellt: Ein Verständnis für die besondere Lage der Schweiz mit ihrer einzigartigen Entwicklung ist bei diesen norddeutschen Menschen (fast alle aus Lübeck) nicht vorhanden. Sie kennen vor allem das Besondere der Schweiz gar nicht. Auch der Gesandte Windecker hat, soviel ich vernehmen konnte, dafür kein Verständnis, für ihn kommt es dann nur darauf an, die Angliederung möglichst reibungslos zu vollziehen.

2. Darüber sind sich alle einig, das heisst vom Gesandten bis zum SS-General, dass der Krieg gegenüber England ein Unglück und Wahnsinn ist. Der Gesandte machte den Vorschlag, die Engländer sollten an sie [die Deutschen] die Russen verkaufen, dann würden sie ihnen noch so gerne das gelbe Katzenzeug überlassen. Alle hoffen auf eine Regelung mit England im Sinne eines Sonderfriedens. Der russische Koloss muss erledigt werden.

Der Gesandte kennt die asiatischen Verhältnisse besonders gut, da er in der Zeit vor dem Kriegsausbruch während zwei Jahren in Singapur tätig war und den ganzen Fernen Osten bereist hat. Er bestätigte, dass man niemals hinter die asiatische Stirne sehen könne.

3. Das Verhältnis Lettlands zu Deutschland wurde eingehend besprochen. Die anwesenden Minister benutzten die Gelegenheit, um auf verschiedene Missstände hinzuweisen, und es war erstaunlich, mit welcher Offenheit die Probleme vor Ausländern behandelt wurden. Dass Ausländer da waren, wurde ihnen allerdings offenbar erst später bewusst; der General sagte dann, man könne das ja ruhig tun, wenn anständige Menschen hier seien. Wären aber Halunken da, die der ganzen Sache schlecht wollten, so könnten die allerdings herumreden, was für ein Schweineladen die gemeinsame Verwaltung sei. Aber die Tatsache, dass wir hier seien, beweise doch schon unsere Gesinnungsrichtung.

Von den lettischen Generaldirektoren wurden verschiedene Missstände angeschnitten. Zum Beispiel erwähnte der Finanzminister, er habe in seiner Staatskasse immer Überschüsse, aber er könne damit nichts anfangen, da er nicht wisse, wie viel er abzugeben habe. Man solle ihnen doch sagen, was sie abzuliefern hätten, damit sie endlich einen einigermassen anständigen Finanzhaushalt aufstellen könnten. Dass sie abliefern müssten, sei ihnen völlig klar, das wollten sie auch. Justizminister Waldmann sagte dann, er werde mal nach Berlin fahren, um dort zu erfahren, wo es nicht klappe. Hier in Lettland seien sich sowohl die Selbstverwaltung wie die Verwaltung der Deutschen über die Missstände völlig im Klaren, und doch gelinge es nicht, sie zu beheben. Also müsse es an einer übergeordneten Stelle liegen. Was könne ihm schon passieren; er sei zwar als Deutschenfresser bekannt, aber mehr wie nichts ausrichten könne nicht passieren.

Professor Priman, der Rektor der Universität, brachte vor, wieso es komme, dass Angehörige von an der Front kämpfenden freiwilligen Letten keine Unterstützung erhielten, obwohl ihnen dies von den Deutschen zugesichert worden war. Vom General wurde darauf hingewiesen, dass die Beträge regelmässig an die lettische Selbstverwaltung ausbezahlt würden, dass aber offenbar dort zu wenig genau gearbeitet würde. Nach den verständnisvoUen Blicken der anwesenden Letten scheint das tatsächlich der Fall zu sein, indem an der verantwortlichen Stelle ein Mann sitzt, der offenbar zu nachlässig ist.

4. Auch das Verhalten der Schweiz im gegenwärtigen Ringen wurde berührt. Auffallender Weise wurde dabei der Vorwurf der Nichtbeteiligung an unserem europäischen Kampf im Osten nicht von den Deutschen, sondern in recht scharfer Form von Prof. Priman erhoben. Er könne es einfach nicht verstehen, dass wir unsere Kräfte nicht gegenüber Russland zur Verfügung stellten. Nachdem Professor Merke eine reichlich öde, akribische Erklärung abgegeben hatte, suchte ich unser Verhalten folgendermassen zu formulieren: Wir haben beim Kriegsausbruch unsere Neutralität sowohl gegenüber Deutschland wie England feierlich erklärt und können, da Russland Englands Verbündeter ist, zur Zeit keine Freiwilligen dahin schicken. Nachdem wir uns aber heute Abend alle darüber einig sind, dass der Krieg gegen England ein Wahnsinn ist, müssen wir zuerst die Erfolge der Diplomatie abwarten, das heisst Friedensschluss Deutschland-England. Gelingt dieser Friedensschluss, werden wir sehr bald unsere freiwilligen Verbände an der Murmanbahn stehen haben.

Diese Erklärung schienen die Deutschen merkwürdigerweise einigermassen zu akzeptieren. Als Kuriosum mag vielleicht gelten, dass ich im Haus des SS-Generals auf die Demokratie getrunken habe. Dies war nämlich möglich, nachdem alle beteuert hatten, sie seien im Grunde auch Demokraten, und es könne keine Rede sein, dass Deutschland ein Diktaturstaat sei.
Ein bisschen überrascht waren die Herren bei meinem Toast doch. Psychologisch war interessant, dass ich mit dem SS[-Mann] doch einen sehr guten Kontakt hatte. Er besitzt eine nette, allerdings recht robuste und nicht besonders intelligente Frau und drei schüchterne Kinder. Die Züge des Mannes sind zweifellos brutal, auch wenn er recht gemütlich sein kann. Ich musste immer wieder daran denken, dass dieser Mann die Juden hier, mittelbar jedenfalls, auf dem Gewissen hat.

Mit [dem] Gesandten Windecker wurde noch das Problem Bircher besprochen. Er wollte wissen, ob Bircher so populär sei, was ich ohne weiteres bestätigen konnte. Bircher selbst soll eine etwaige Rolle als Mann, der die Annäherung Deutschland-Schweiz öffentlich zustande bringen könnte, mit der Begründung abgelehnt haben, weil er als viel zu deutschfreundlich bekannt sei und daher sowieso wenig Einfluss habe. Seines Erachtens käme dafür nur alt Bundesrat Schulthess in Frage.

Abreise von Bircher 25.8. im Sanitätsflugzeug Ju 52 nach Pleskau. Begleitet wurde Bircher auf den Flugplatz von General der Luftwaffe a. D. Karlewski. Beim Abflug war Bircher vorn im Führersitz und winkte über das Flugfeld. Es war ein merkwürdiges Bild. Dieser biedere, gutgläubige Schweizerkopf passte irgendwie schlecht zu den Köpfen der L[uftwaffe]-W[ehrmacht]-Ofliziere, die scharf gemeisselt und hart sind.

Späterer Eintrag über Schweizer Radio am 27.8.: Es sei daraufhinzuweisen, dass die Deutschen im Winter, als sie Rückzüge durchführen mussten, dies nicht bekannt gaben, sondern erst, nachdem die Linie gehalten wurde.

2.9.1942
17-jähriger Freiwilliger klagt über Stechen in der Nierengegend. Kommt ambulant. Wie er sich den Krieg vorgestellt hätte? Etwa mit Trompeten und Fanfaren, so wie in den Büchern? – Ja, etwa so, in Wirklichkeit aber ganz anders, viel härter! Ein sympathischer Junge!

L[eu]t[nant] Hopf, Div[isions]-Nachschub durch die Erika-Schneise. 6 Divisionen gegen 4 Armeen. Völlige Einschliessung
nicht gelungen. Schneise 6-7 Kilometer lang. Nachschub: l) Munition, 2) Verpflegung, 3) Marketenderware. Funker, Bataillon. Geräte reichen 12 Kilometer.

Prof. Merke sah im SS-Lazarett in materieller Hinsicht weitgehende Bevorzugung gegenüber der Wehrmacht.

Stabsarzt Voigt hat Sewastopol versinken gesehen. Es steht kein Haus mehr. In der Festung Maxim Gorki eineinhalbjährige Kindsleiche gefunden. In der Festung gab es auch uniformierte Flintenweiber.

10.9.1942
Bircher erzählte anschaulich von einer Frontreise, welche ihn bis 80 Meter an die russischen Stellungen heranführte. Der Wolchowbrückenkopf wurde mit Sturmboot besucht, [war] allerdings ziemlich ruhig damals. Zurzeit ziemlich trocken, aber im Frühjahr sind die Krankenträger buchstäblich bis über die Hüfte im Sumpf ersoffen, auch auf den so genannten Strassen. Die Rücktransporte waren dadurch enorm zeitraubend und brauchten viele Leute. Um einen Transport [über] 4 Kilometer zu bewerkstelligen, wurden 18 Stunden und 12 Träger benötigt.
Man stelle sich die Anstrengungen vor! Transporte nur mit Zelt. Eine Bahre wäre bei den schmalen Wegen im Kurzgestrüpp ständig hängen geblieben.
Dazu die Mückenplage, vorwiegend gegen Abend. Ein General, welcher einen H.V.P. besuchte, fragte nach der Latrine. Er wurde
gewarnt, sie zur selbigen Zeit zu benützen oder nur mit zwei Mann, welche ständig mit Laubbüscheln die Mücken verjagten. Der General wollte davon nichts wissen. Kaum abgesessen, ertönte heftiges Geschrei. Die Mücken hatten ihn an besagter Stelle heftigst überfallen. Die Entlausung und Entwanzung ist und bleibt ein schwieriges Problem. Es ist nicht möglich, bei der Aufnahme in ein Lazarett wieder sämtliche Verbände und Gipse zu entfernen und zu erneuern. Dann bleiben aber unter den Verbänden immer wieder Wanzenherde und Läuse bestehen. Eine völlige Entwanzung eines Kriegslazaretts ist daher eine völlig illusorische Angelegenheit.

Gestern lange Besprechung mit Roost, einem Schaffhauser Schweizer, welcher seit 18 Jahren in Riga ansässig ist und die
Okkupationen mitgemacht hat. Ingenieur, Psychopath. Erzählte ausführlich die mir schon bekannten Tatsachen der Judenerschiessungen, hasst und verachtet die Deutschen, fand es unter den Russen besser, obwohl er kein Kommunist sei. Entschuldigt auch die russischen Verschleppungen mit erklärlichen Sicherungsmassnahmen. Er habe übrigens selbst Karten gesehen von seiner Zeit Verschleppten, welche Auskunft geben über das derzeitige Befinden in Russland. So schlimm
sei es also nicht. Unter den Tscheken habe es recht freundliche Leute gegeben, allerdings auch viele unmenschliche Gestalten. Er habe in seinem Betrieb 600 Rubel monatlich bezogen, davon versoff er 300 monatlich. Das Ende des Krieges sieht er so: Deutschland verliert – Revolution Linksregierung – Zusammenschluss mit Russland – die Schweiz kaum zu halten. Also sehr ähnliche Gedankengänge wie meine, nur ein Unterschied, er erhofft und ich befürchte diese Entwicklung. Wichtig erscheint mir die Bemerkung des so denkenden Mannes, dass er den Schweizer Radionachrichtendienst ganz hervorragend findet.

Ein erfreuliches Bild ist es immer, wenn man eine Buchhandlung hier in Riga betritt. Es gibt viele neue Bücher, wobei ich aber keineswegs alles wertvoll finde, und die Landser und Offiziere kommen scharenweise lesen und kaufen.

June 17, 1942
Arrival of the Eastern Front personnel in Bern. In total, participants include: 29 doctors, 30 nurses, 19 orderlies and drivers. The mission, under the patronage of the Swiss Red Cross, is led by Prof. Merke from Basel. In the evening, gathering with Prof. Rüedi from Bern and Dr. Ruppaner from Samaden. Ruppaner is an outright Renaissance man, in many respects quite similar to my uncle Durrer. He knows an immense number of medical authorities and writes to individuals as medical mentors. Löffler fares very poorly in his estimation.

June 18, 1942
Departure from Bern without an official farewell. In Zurich, Lise still came to the train station. I feel genuinely sorry for her, and the farewell is harder than I had expected. She is a brave woman, and one never knows how the mission might end – even if there appears to be no particular danger. I have often been criticized for participating in the mission, since I have children – perhaps justifiably to some extent. But I consider the broadening of my horizon and the experience of suffering that today affects millions to be so essential – both for myself and for Switzerland – that I believe I may, and must, accept the risks this could pose for my family.

June 19, 1942
Reception in Berlin at the Military Medical Academy by Generaloberstabsarzt Handloser in the presence of our Minister Fröhlicher and many high-ranking military figures. Sauerbruch was also present. Representing internal medicine was Hartleben, who wrote an introduction to internal medicine. This colleague did not make any particular impression on me. A table neighbor worth mentioning: Dr. Graevecker – the only one in civilian clothes among all the officers. Old German school – from Hamburg – very cultured. This Graevecker still deeply regrets that Germany and England did not find political unity and that this war must take place between peoples of largely the same race and similar basic views. But now even this unfortunate struggle must be fought.
Unfortunately, not only against Russia but again against the whole world.

Evening reception at the Swiss legation. Our Minister Fröhlicher is hard to assess. He certainly does not make a particularly impressive impression at a superficial acquaintance. We immediately established excellent rapport with General i/G Reinhardt, a Württemberger who understands our peculiarities very well. With most other officers, communication is difficult, despite good will, because we find their manner stiff and foreign, and we probably appear clumsy and not trustworthy to them. In fact, the manner in which the reception was handled by the military medical authorities must always seem somewhat alien to us.

The prospects for Germany’s victory were not discussed at all. Interesting was the opinion of the Swiss consul Schmitz, with whom we were later guests. Schmitz has been in Germany for 13 years. He believes – without commenting on the ultimate prognosis:

1. An internal collapse of Germany is not to be expected in the near future, i.e., in the winter of 1942/43.
2. In case of collapse, a communist-proletarian revolution is certain. The consequences can be imagined.

On the hospital train. The German Wehrmacht has taken us under its protection. We are traveling in a very long hospital train from Berlin – slowly, without a schedule – we often stand for a long time in the open country, and often for a long time in stations. In this way, we will travel via Königsberg and Dünaburg to Riga.

June 20, 1942
From the train, there is not much to see. The fields are well cultivated. The grain looks good. In the corridor, there is no longer any sign of the war. Only the Vistula bridge, which was blown up, has not yet been restored. We are apparently to cross via a newly constructed bridge.

On the train, the personnel are not very war-enthusiastic – from the senior medical officer to the assistant doctor to the sergeant, an old Austrian with long, unkempt hair and a surgical specialty – there is a rear-echelon attitude. With the sergeant, this attitude goes beyond the ordinary. He is one of those people for whom war is inherently an abomination and who likely cannot endure it because their entire emotional makeup resists it. This shows me that even in the new Germany, such characters cannot be eradicated – they are merely sidelined to subordinate posts.

June 26, 1942
For the past few days, I have taken up work at War Hospital 608. I have been given responsibility for an internal medicine ward with over 200 beds, including an infectious diseases unit. The infectious unit gives me particular joy, because here I now have the opportunity to observe a multitude of infectious diseases en masse, as I never could back home – for example, malaria, Volhynian fever, typhus, spotted fever, etc. We also often see scarlet fever, and very many cases of diphtheria.

The general ward is not significantly different from my department in Zurich. Here too, we have everything from seriously ill patients to malingerers. Still, there is a high turnover – today alone I admitted 4 cases of exudative pleuritis.

Understanding the soul of the Latvian population is extremely difficult. When one speaks with them, it is never clear what they actually mean – whether what they are saying is really true. This attitude cannot be entirely blamed on them, as they have frequently been subjected to political upheaval and have not been able to develop a clean, prepared, purposeful, and strong character. When speaking with Latvians (doctors, nurses), they unanimously confirm the reign of terror under the Russians. Around 30,000 of the best people are said to have been deported.

July 2, 1942
The few Russian prisoners who are employed here at the hospital are treated quite well in every respect. They work in the garden (weeding), look well-fed and healthy, and appear to eat decently. As we are assured, they receive the leftovers from the dietary kitchen.

The soldiers arriving from the front, however, report that the war is fought without mercy. Soldiers from the Staraya Russa pocket unanimously recount that on the German side in that sector, almost no prisoners are taken. Even defectors are shot. One officer mentioned that in other sectors as well, the rank-and-file deliberately prevent the capture of Russians – especially if they had earlier discovered their own comrades mutilated after falling into Russian hands. Such mutilations, they say, are commonplace. Multiple soldiers and officers have confirmed this to me. The soldiers who shared these accounts with me were calm and sober-minded – I encountered no braggarts among them. In fact, it’s striking how the kind of boastful talkers we know from home and among travelers is completely absent among these front-line soldiers. They are universally quiet, serious, and not prone to exaggeration. These men have clearly endured too much to want to brag about it.

And yet, there is no open or pleasant atmosphere here. Why, I do not yet know – I have yet to figure it out. I have not heard a single outburst of loud laughter here. The whole atmosphere is necessarily somber.

Do the Germans themselves still believe in victory? That question is not easily answered. Some less reflective individuals are probably convinced of it without thinking deeply. They simply adopt the slogans handed to them by the propaganda. Others, including senior physician W. Lucas, are more concerned and consider all eventualities. At best, they hope to conclude the European campaign by the end of 1943. After that, they expect a prolonged naval war against America lasting many years.

July 3, 1942
A large number of wounded arrived today by airplane. Muscle perforations, grazing abdominal wounds, joint injuries. One man had his shoulder joint torn open by grenade fragments. He already appeared to be in collapse. Another had thick pus oozing from a large gunshot wound in the lumbar area.
As soon as the wounded arrive, they must be deloused. The delousing area, with bathtubs, quickly becomes jammed with the wounded on stretchers. They lie there waiting. I heard no complaints. The more severely injured had only anxious, pain-stricken expressions. The lighter cases are immediately given generous rations – today: sausage, pickles, butter. They begin eating right away, in the middle of piles of filthy, lice-ridden clothing thrown in a corner. Most of them eat their snack food in this manner – some naked, some with most of their bodies bandaged and splinted. They eat while waiting their turn to bathe.

This entire gruesome scene becomes all the more grotesque because, at high volume, a radio somewhere is blaring a trivial song about sweet love and sentimentality. Everything is numbed. No sense of solemnity is allowed to arise. That might prompt reflection on humanity. Nothing is done deliberately – this is simply the spirit of the times.

July 10, 1942
The tragedy of the Germans is immense. On the one hand, the loss of the war would entail all its consequences, up to the dissolution of national existence. On the other hand, victory would also bring serious consequences: the further expansion of the existing system and thus a continued restriction of personal freedom and the value of the individual. If one accepts such far-reaching limitations on the personal during wartime out of necessity, then these measures, which intrude deeply into private life, would become unbearable in peacetime. One thing I have come to appreciate above all else here: personal freedom, freedom of belief and conscience. I believe this is one of those fundamental constants—like those of Gonzague—for which there can be no compromise.

This fear, as I have come to understand here, has also gripped many of the more clear-sighted Germans—especially one who referred to himself as a bourgeois. He said he had only to lose—either way. His class was finished. The masses would rule in the future, not the cultured, more knowledgeable individual. I fear he is right. But this outlook is appalling. Even now, I long intensely for a day when I can belong only to myself again, when I can make decisions and plans of my own. And I sense I’m not alone in this—this longing is something I feel strongly in the German people as well.

July 12, 1942
In the afternoon, in a highly picturesque landscape, a long discussion with K. about the future of Germany and Europe. The prospects are grim in any case. The most essential realization I had today was this: only those people are truly great whom one can imagine as great even without all the external trappings and decor. This realization is, of course, ancient—but for me, it came today in such a clear form for the first time. From now on, I will judge statesmen by this criterion. How do the current ones measure up?

That the English still hold a deep respect for the Germans despite everything is proven by the stories they tell and the generosity they acknowledge: for instance, the English are said to have bombed decoy airfields in Cologne using ordinary wooden balls. This gallows humor in war is appreciated. The story comes from a flak officer who experienced the bombing in Cologne himself.

One officer, seemingly very critical (a senior physician), believes that the war in Europe will continue until the end of 1945. The war against America, he says, would then become a matter for the navy and could continue for 10 or more years.
Another officer believes the war will end in 1945.
More skeptical is the Catholic military chaplain, who, though he does not say so directly, cannot envision a truly victorious conclusion. But if there is no victorious end, then that means the war is lost.

July 15, 1942
Very interesting evening among Protestant pastors: military chaplain Regmann, senior pastor Schale, and two others whose names I have forgotten. I am always struck by how, despite the best mutual understanding, there is ultimately a final lack of true connection—not only politically, but also humanly. This lack of understanding is due more to the contrast between theologian and physician than between German and Swiss. On the one hand, the unconditional fight for the Greater German Reich; on the other, these men still clearly see only the nihilism of the current system looming before them.

For many, ultimately, the struggle itself is all that matters, regardless of what they are fighting for. This kind of fighting without a clear purpose or vision for what is being fought for loses much of its nobility and can throw thinking people into deep inner conflict. This is especially true of the theologians, who know quite well that their position, should the war end in German victory, would become illusory. One of the pastors therefore spoke of the tremendous tension he felt in his chest. His way out was through what he called the “German Faustian spirit.” Rarely have the Germans struck me as so unclear as they did last night.

But is it just the theologians?

Reports from the front: judgments about the Russians
Stubborn attackers with little leadership. Often only the first wave carries rifles; the following waves pick them up from the fallen. Casualties are immense—800 dead across a width of 800 meters and a depth of 200 meters. In captivity, Russians are said to be rather good-natured. They’re used to carry ammunition, and they don’t want to return—afraid of being shot. Russian artillery is good but has too little ammunition (according to a cavalry captain). Especially feared is the rapid-fire capability of Russian artillery, which acts like machine guns—delivering fire in rows and checkerboard patterns.

July 23, 1942
A 61-year-old Oberzahlmeister (senior paymaster). Stationed at the very front with a battalion near Welikije Luki. From his room, he could see the Russians building positions on the ridges, wearing only shirts. The Russians were always well informed about German positions. All intelligence work was carried out by partisans, often mere boys aged 10 to 12.

A 29-year-old company commander (Lieutenant) – rather unsympathetic, a Führer-type. Deployed on the Volkhov front. Combat there is extremely difficult. The terrain is flat but consists entirely of thickets, man-high brush, undergrowth, and grass – mosquitoes, mosquitoes, adders, and quite a few snake bites. The company was severely decimated; men between 40 and 50 were officially considered fully capable, but company strength had dropped to 20 men. Food had to be carried 1½ to 2 kilometers from the rear to the front, as the supply train could not get forward.
In this lieutenant’s view, any further advance in this area is out of the question.

Principles that are non-negotiable and must be defended:
The ability to explore, to search, to think, and to write about what one believes is right – free from any governmental, ecclesiastical, or especially party-political coercion. This principle does not have to be seen as an expression of the French Revolution. It can just as well be considered an inheritance of the man who said: “Here I stand, I can do no other.”

Note for the diary:
To those who believe they carry more weight in the Greater German Reich and are unrecognized or undervalued in Switzerland: Advancement in Germany is likely much more dependent on propaganda (including the use of titles) than on personal merit. As far as I can tell, character traits – especially positive ones – play a significantly lesser role here. That is not to say that such traits always determine outcomes in Switzerland (unfortunately not!), but I do believe they carry more weight than in a large state.

Others, who believe they deserve honors but receive none, are undoubtedly alienated by this – which must create much resentment. The clique system here is at least as large as ours.

July 24, 1942
Visited the exhibition “One Year of Bolshevist Rule in Latvia.” Apart from the very propagandistic presentation, Latvians also confirmed to me that the period of Communist rule in Latvia had been a terrible time. This exhibition brought me back into contact with the current attitude of the Latvians.

There is no doubt—and this was confirmed today by a Latvian nurse—that the Latvian people, in overwhelming numbers, are engaging in passive resistance. On the other hand, it is equally certain that this same Latvian population absolutely does not want to see Russian communism return.
The Latvians want to be free again. But their thoughts about how this might happen are remarkably vague. The intelligent Latvian nurse told me that everyone wishes for Germany’s victory over Russia—but at the same time they hope for the victory of the Anglo-American forces over Germany. A stance not unlike the one found among many in Switzerland.

In the event of a Russian victory, these people believe that communism would no longer be dominant. I doubt this view has much merit—this might apply more to Germany, where the old social order has been less destroyed. But the Latvians would still rather be under old Russia than under Germany.

July 29, 1942
Conversation with a Russian prisoner of war (24-year-old chemistry student from Petersburg). His father had fought in the White Russian Army. He himself lives in Petersburg, is married. His wife is an engineer. Income: 800 rubles per month. As a student, he received a stipend of 200 rubles. He was quite a likeable fellow. He lived in a one-room apartment without windows. He paid 1 ruble 75 per month (a pair of shoes costs about 100–150 rubles). He doesn’t know where his wife is, and he doesn’t seem to care much. Clearly, no deep emotional bond existed. From this conversation, one got the general impression that deeper emotional values have become rarer in Russia. I asked him whether a man there might take his own life if he couldn’t win over a woman. He laughed and said that hardly happens anymore. Such a man wouldn’t be regarded as a real man. “There are enough other women,” he said. To him, life has only two directions—either Bolshevism or capitalism. He is a complete materialist. Life is a purely chemical-material phenomenon. That death is the end of everything goes without saying. Nevertheless, there was still a Greek Orthodox church in Leningrad, he said, where old people could go.
Reports from the front repeatedly confirm how difficult the fighting in the northern sector must be:
Knee-deep in swamp water for days without food, as Russian snipers target the food carriers; fighting to the death. Plus, the mosquito plague, etc.
Today, one soldier told of having destroyed a 62-ton tank – the destruction was apparently only possible by throwing a hand grenade into the open hatch.

August 2, 1942
A conversation with Senior Physician Dr. Lucas once again revealed to me the entire tragedy of the German people. Dr. Lucas is a very strong-willed German. German to the core – he clearly cannot even think outside the framework of German culture. But overall, he is an independent thinker who is in no way fooled by propaganda.

This German sees the situation as follows: We will endure no matter what. The only thing that could cause us extraordinary difficulties would be a crop failure, because the food situation in Europe is undoubtedly extremely precarious. But even in such a case, we would not be defeated, because we have no choice but to continue fighting. However, extremely drastic measures would then have to be taken.

Germany must continue fighting because, in the event of defeat, Dr. Lucas is absolutely certain that Germany would be exterminated – and by the Russians in particular. Dr. Lucas believes that 20 million Germans would be killed and that Europe would be entirely handed over to the German Communists or the Russians.
From a military standpoint, he does not currently see the situation as unfavorable – although he is convinced that the war against Russia will not be over in 1942. He says grave military mistakes were made. For example, a General Staff officer reportedly told him at the beginning of the Eastern campaign: “Militarily, Russia is no problem at all. The war will be over in six weeks through a few encirclement battles.”

August 6, 1942
A first lieutenant, at the front since June 1941:
The Russians are excellent individual fighters but poor strategists. They often sneak up at night and lie completely motionless in the swamp for hours, only to suddenly stand up and be right inside the German positions. Their ability to adapt to the terrain is astonishing.

On the other hand, one or two hours before an attack, they let out terrible howling, so the Germans know exactly where the attack will take place and still have time to prepare – even to bring in reserves from quieter sectors. The howling is said to be mainly caused by the speeches of the commissars and motivational efforts.
Propaganda:
The Russians very often use loudspeakers for propaganda. Recently, they addressed the 2nd Army Corps again: “It’s a pity you’re being rotated out—we got along fairly well together. But now you’re going to Germany to starve. The SS has been sent to France because there’s more food there.” Then came music – hits like Lili Marleen, etc.

So far, the German artillery in that sector has been unable to locate and destroy the “box” (i.e., the loudspeaker installation).

In the northern sector, there are currently very few men. The company was reduced to just 36 men (from 19 different units). Everything that could be removed from the main road (Rollbahn) was brought into action. Even artillerymen were deployed as infantry.

August 12, 1942
My journey over the past four days to the forward positions of our mission, i.e., to Pskov and Dünaburg, will likely count among the most impressive experiences of the entire Eastern Front mission. I traveled as a military physician after the necessary special permits were arranged by the chief medical officer.

The distance from Riga to Pskov is 290 kilometers. A so-called courier train with soldiers on leave departs each evening at 5 p.m., giving one a very different picture of the character and mood of front-line soldiers than what one sees in the internal ward of a war hospital, where a large proportion of malingerers and neurotics naturally accumulate. Indeed, the atmosphere is entirely different—somewhat like when we go out on maneuvers during training in Switzerland.

The faces were not all what we would imagine of “heroes,” though now and then one would see the kind of face used as a magazine cover. Demeanor and dress were proper. The bearing already thoroughly military. Gone was the hesitation and melancholy I had observed at German train stations when soldiers said farewell to their families.

In the train, there were designated compartments for officers, regular soldiers, couriers; civilian passengers were allowed only in extremely limited numbers due to the general ban on civilian travel. The train traveled overnight—from 5 p.m. to 8 a.m. It being mid-August, the nights were still quite short. The train, of course, had no lighting.

In the officers’ compartment, conversations were much like those in some Swiss circles—except that politics were not discussed. The talk was strictly about duties, and superiors were grumbled about just as thoroughly as at home.

The journey first passed through Latvia—mostly flat terrain, but far more pleasant than the cities. Before dusk, we reached Estonia. The landscape became hillier and in many ways resembled that of Switzerland. From what I could see from the train, the population appeared extremely poor.

About an hour before Pskov, the landscape changed suddenly. The terrain became utterly flat—as far east as the eye could see. From a distance, four green domes became visible—the cathedral, Pskov’s landmark. The closer one got to the city, the more these domes multiplied, evoking a truly Russian and foreign impression.

At the bridges over the Velikaya River, intense construction work was underway (Organization Todt). Pulling into the station, one almost had the impression of a major European city station. The town, of course, holds great importance as a supply base. Trucks and military personnel dominate the scene. Small Russian boys stood ready with handcarts to carry soldiers’ luggage into town. Signposts helped locate any desired place in the city.

The city itself is largely destroyed. The outskirts, however, are almost entirely intact. Most buildings are wooden—poor, but by no means as dilapidated as one might expect from propaganda reports. In the city center, a few stone buildings remain—most built in 1936/37, but never completed. Many remain in raw brickwork, lacking exterior plaster. Finer construction work is slapdash and superficial (e.g., a column on a terrace of the Supply District North building).

I found it a very strange feeling to set foot on the soil of Russia—a land about which we had heard nothing specific for 20 years and which today still remains an enigma to us—just like the Russian soul. The roads are rough and bumpy, paved with large stones, so the car must drive at a decent speed to “fly” over them.

The Russians who have remained behind make a fairly decent impression. The same applies to the selected prisoners who work for us—they are fairly decent and, as far as I could tell, cooperative. One fixed Escher’s radio; another polished my shoes with an agility a Latvian would never show. I had no close contact with Russians during this brief Russian stay. Throughout the day, I visited the members of the mission, who are spread across three war hospitals. All were in good health.

Psychologically, a few were not very enthusiastic about their assignments. This is primarily because they had too little to do and—partly due to a lack of clear direction from the German chief physicians—their responsibilities weren’t clearly defined in relation to less-trained but more arrogant German colleagues. Given that, one could not blame them for being somewhat discontented.

The evening was spent with Franz Escher, Sister Marike, and H. Barraud. The arrival of the Ju 88 aircraft from the Demyansk pocket was a marvelous sight—around 30 planes, landing punctually each day at 5 and 8 p.m. One could almost fall in love with these Ju aircraft, so conscientiously and precisely do they perform their duties, as Barraud, who had been observing them for over a month, told me.

Even during my two days in Pskov, the Ju’s flew their majestic circles over the city with throttled engines and then dipped down toward the airfield to land. The weather is difficult. All water has a yellowish-reddish tinge. Everything must be boiled before drinking—even for brushing teeth! The faucets yield little; most water must be drawn from the Velikaya River. Most people who drank the local water initially experienced the so-called “Pskov sickness”—a gastroenteritis lasting several days. As far as I know, no specific pathogen has yet been identified.

I also visited the cathedral. It is a square building with four Russian domes. The wall opposite the entrance is covered up to the ceiling with icons and a profusion of gold. The overall effect is somewhat kitschy, but nonetheless unique in its own way. To the front right, a small, completely blackened but beautiful icon. A young, pale man with long hair and a fine face, rather small and slender, was working on restoring a new painting. He must have been a Russian who had survived the Bolshevik regime—or one who had only recently returned from emigration.

On the second day of my stay in Pskov, I was called as a consulting internist to a case at War Hospital 915. Afterwards, I was summoned to the duty medical officer of the Northern Supply District, Colonel Medical Officer Prof. Gragert. I had the opportunity to speak with Gragert for about 45 minutes. He gave the impression of a man who knows exactly what he wants and is reputed to be an excellent organizer.

We spoke about all kinds of things—personal and semi-political. Gragert mentioned that during a visit to Switzerland in 1938, he had noticed that many people greeted him with the German salute while he was in his car. I could confirm this, pointing out that our sympathy for Germany had always been strong—but that he should not draw the false conclusion that all those people supported annexation (Anschluss). That would certainly be a mistaken impression. I felt I had to say this to him because earlier he had remarked, “I can speak openly with you, since I know how you stand regarding Germany.” As is well known, I have never hidden my sympathy for Germany, and I have always acknowledged its European mission in full—but our position must still be clearly defined.

In the afternoon, the entire Swiss contingent gathered for a communal bath in the dirty, reddish waters of the Velikaya. Colonel Bircher was also present. The scene was unique: the slowly winding river flowing in a wide arc past the dome-ringed city, right through the vast plain. On the banks, wooden huts—dark, gray-brown—but everything illuminated by the same beloved sun that also shines in our own mountains.

At half-past eleven that night, I wanted to return to Riga on the courier train. But fate had other plans. I boarded the wrong train and ended up in Dünaburg instead of Riga. I only confirmed this the next morning when I read “Dünaburg II” at a station. I had already suspected as much when I heard the word “Ostrow”—known for heavy tank battles.

Dünaburg turned out to be fortuitous, since I was able to visit our 3rd detachment there. The city itself is of medium size and is largely (about 70%) destroyed. “Destroyed” in this case means the houses are burned out—empty window frames gape, roofs are gone. A grim image, such as war sadly brings.

That hot summer day, I felt rather alone in Dünaburg. First, I sought out the waiting room at the train station, where drinks were being served for the Wehrmacht. I tried to taste the drink—a coffee-like brew—but despite my best effort, I couldn’t get down more than a few sips. The taste was extremely unpleasant. After shaving near the station, I began my morning walk through the ruined city. Everywhere, destroyed houses. The people displayed the usual rough Latvian facial features. At the so-called front-line station, I had my train ticket stamped to enable return to Riga without issue. In this regard, things are handled quite generously here. “Misdirection” must be a common event.

Following the clearly marked signposts, I easily found War Hospital 1/608, located outside the city in a modern psychiatric hospital building. I found our mission members, led by Prof. Nägeli, in a rather dismal state—because the mission was in no way adequately engaged, or more truthfully, almost entirely idle.

This fact naturally created a poor foundation for productive cooperation, and it was inevitable that the Germans—who themselves had little to do—viewed the Swiss as intruders.

One more topic must be broached and discussed—though it is extremely delicate—yet cannot be omitted from an objective report: the Jewish question. There can be no doubt, based on the reports available to me from German soldiers, officers, and Latvians, that nearly 100,000 Jews have been shot in the Riga area alone since the German occupation. The figures vary between 40,000 and 90,000.

Shootings of Jews have also taken place in every other major town in Latvia, and these shootings are not only directed at local Jews, but apparently also at Jews brought here from the Reich, who are executed here.

According to the account of a Latvian physician—whose friend is in the Latvian police and has himself participated in the shootings—Latvians are forcibly recruited into the police. After taking the usual oaths of obedience, they are ordered to participate in the executions. If they refuse, they are themselves executed as unreliable.

As many as 1,000 executions a day are said to occur. The Jews are reportedly made to dig their own mass graves, then ordered to undress completely. Rings and clothes are to be handed in at different stations—well organized, according to the Latvian. Then the shootings follow—either by submachine gun or by a shot to the back of the neck. Men, women, and children are executed in the same manner. There have even been botched executions. One Latvian told of two girls who climbed out of the grave at night, only lightly injured, and took refuge at a nearby farm.

Even more horrific stories came from Dünaburg. It was said that screaming could still be heard from the mass grave as it was being covered over.

To what extent these accounts may be exaggerated or embellished, I cannot say. But the fundamental fact is certain: Here in Latvia, thousands upon thousands of Jews have been shot by Latvians under German orders.

That we can only condemn such actions in the strongest possible terms should be beyond dispute. The Germans make it incredibly difficult for any morally thinking person to stand up for them. If they truly require such bloody atrocities, then they are unfit to become the masters of Europe.


August 16, 1942
Attended Swan Lake by Tchaikovsky. Excellent ballet. The music also pleased me greatly. The atmosphere in the theater: from the humblest Landser (rank-and-file soldier) to generals (including the Commander-in-Chief of Ostland), all ranks were represented. Everything was very simple, but clean. Only a few Latvians were in attendance. Twice, I caught a whiff of the finest French perfume. This wave of scent evoked the most vivid memories of France and beautiful times. Here, it seemed completely out of place—like it had gotten lost. I could not identify the lady from whom the scent emanated.

On the battlefield, the task of carrying the wounded is handled during combat by the comrades themselves, i.e., the infantry.
But in battle, it sometimes happens that there simply aren’t enough men to assign to this task due to the demands of the fight—so people die who could otherwise have been saved. Conclusion: infantry must be trained in first aid.

August 22, 1942
Sabotsky, an East Prussian, recipient of the German Cross, a professional soldier in his twelfth year: “The Russian is an excellent soldier. He knows what he’s doing—especially when it comes to technical skills with weapons and engines. His abilities are remarkable.”

In winter, their engines kept running, while ours often stalled. Their tanks can go anywhere, while ours frequently get bogged down. His company has been reduced to just a few men. The battalion commander is 24 years old, Viennese. Initially difficult to get along with, but now excellent. The Russian artillery is especially intense—always precisely informed about the location of German artillery. The so-called “Stalin organ” is said to have more of a psychological than physical effect—but it is indeed feared.

August 24, 1942
This morning we had the opportunity to visit a prisoner-of-war hospital. It houses 800 prisoners and is partially located in a former psychiatric institution and partially in a retirement home. Outwardly, everything looks remarkably neat and well-kept.

Guarding is carried out by Ukrainian soldiers; only occasionally is a German soldier involved. According to the commanding officer, Lieutenant Colonel Sulzberger, the greatest difficulty lies in monitoring the latest expansion of the Russian informant system. The hospital itself, as far as one could judge during a quick walkthrough, appeared to be well equipped. A modern X-ray machine was available, though, as a nurse explained, they couldn’t use it due to a lack of film. The medicine cabinet appeared well stocked. The wounds were properly bandaged with plain cotton wool, the same as is used by the Wehrmacht.

Care was provided by Russian and Latvian nurses. The Latvian head nurse made a very capable impression. Treatment was provided by Russian doctors, some of whom are said to be well trained—especially the specialists. Among the so-called doctors—some with quite common-looking faces—I also saw a female dentist, who made an especially sympathetic, slightly melancholic Russian impression. An older physician, who had lived through the tsarist era, gave decent information about his cases. Unfortunately, communication was greatly hampered by the language barrier.

This Russian dentist had lost her husband here to typhus. She looked at us attentively with her large, sorrowful eyes, but her face betrayed no expression of what she might be thinking—or whether she felt anything at all. She seemed completely resigned to her fate, numb. The same observation applied to all the other prisoners: no facial expression betrayed their feelings. I saw no one smile.

Among the patients, I primarily observed edema in the lower extremities, and in one case ascites. The doctor told me that the urine protein level was negative. The edema appeared especially after episodes of diarrhea. From the clinical picture, these were clearly hunger edemas. Only in one case was the edema mainly in the face and less in the legs—which could point to nephritis. Scurvy was not observed, though it reportedly occurred frequently during the winter. Nearly all showed signs of wasting (inanition). Some were bathing—I cannot recall ever having seen humans so emaciated. They were literally skin and bones.

In the hospital itself, food is reportedly sufficient. According to the head nurse, they now receive 350 grams of bread and stew. We saw the stew, which made a good impression—a meat broth with cabbage. It all depends, of course, on quantity!

During the winter, it was said that a trade in human flesh occurred, particularly involving internal organs of the dead. Human liver and kidneys were highly sought after for barter.

Surgical cases were limited to minor procedures (boils, etc.) or post-injury states. There were still amputees there, some with frostbite-related leg amputations, and some with jaw injuries. I saw one case where part of the lower jaw was missing, with the remaining part misaligned at the upper row of teeth. The wound had healed externally—but chewing was impossible.

Medium-level surgery was also performed—hernia operations, etc. The aim of the hospital was to restore the prisoners to work fitness. After release from the hospital, they were sent to work on farms, since food is still most available there. If they recovered well, they were sent to the Reich for labor.

Tuberculosis was said to be common. Those cases lay in a covered outdoor shelter, and were therefore better accommodated than our cases in the infectious disease ward.

August 21, 1942
Yesterday, apparently through the mediation of Envoy Windecker (whom I had recently examined by X-ray), I was invited to dinner by SS-Oberbrigadeführer Schröder, the chief of police in Latvia.

Also present were Professor Merke, Professor Primann (Rector of the University of Riga), Director-General Waldmann (former minister), the Finance Minister, Envoy Windecker, and a gentleman from Lübeck in charge of reorganizing maritime operations.

The invitation was extended by Schröder’s wife, at their home near the beach (or the Aa River). The discussions, from 5 p.m. to 11 p.m., were extremely instructive. They were conducted in complete openness.


1. Swiss neutrality and special status: There is absolutely no understanding among these North German men (almost all from Lübeck) of Switzerland’s unique position and development. They simply don’t know what makes Switzerland special. Even Envoy Windecker, as far as I could tell, lacks this understanding. For him, the only question is how to ensure a smooth annexation.

2. On the war against England: All present—from the envoy to the SS general—agreed that the war against England was a disaster and madness. The envoy proposed that the English should sell the Russians to the Germans, in which case the Germans would gladly hand over their “yellow feline trash” (i.e., the Japanese?) to them. Everyone hoped for a separate peace with England. The Russian colossus must be destroyed.

Windecker is very familiar with Asian affairs, having worked in Singapore for two years before the outbreak of war and having traveled throughout the Far East. He confirmed the impossibility of reading behind an Asian’s forehead—that is, truly understanding their intentions.

3. On the German occupation of Latvia: The relationship between Latvia and Germany was extensively discussed. The Latvian ministers present used the opportunity to raise numerous grievances—and it was remarkable how openly problems were discussed even in front of foreigners. Apparently, the participants only realized later that foreigners were present; the SS general then remarked that it was fine to speak freely when decent people were in the room. If, however, there were scoundrels present, they could go and spread rumors about what a pigsty the joint administration was. But the fact that we were there already proved our ideological alignment, he added.

The Latvian Director-Generals raised specific issues: – The Finance Minister said he always had a surplus in the state treasury but couldn’t do anything with it because no one told him how much he was supposed to remit. He asked that they at least be told what was expected, so they could set up a proper budget. He fully accepted that they had to deliver, and they were willing to do so.

Justice Minister Waldmann said he would go to Berlin to find out where the problems lay. He noted that in Latvia, both the local administration and the German officials were fully aware of the dysfunctions, yet nothing changed—so the fault had to lie higher up. He concluded sarcastically: “What’s the worst that could happen? I’m already known as a ‘German-eater’—they can’t do worse than ignore me.”

Rector Primann questioned why the families of Latvian volunteers fighting at the front weren’t receiving support—despite German promises. The SS general replied that payments were being made to the Latvian administration, but they must not be handled properly. Judging by the looks exchanged among the Latvians, this was indeed the case: the responsible official was evidently negligent.

4. On Switzerland’s role in the Eastern war: Interestingly, the reproach that Switzerland had not joined the European fight against Russia did not come from the Germans—but rather quite harshly from Rector Primann. He simply couldn’t understand why we did not commit our forces to the eastern struggle. After Prof. Merke offered a long-winded and tedious justification, I attempted to present our stance as follows:

“When war broke out, we solemnly declared our neutrality toward both Germany and England. And since Russia is now England’s ally, we currently cannot send volunteers to Russia. But since we are all agreed tonight that the war against England is madness, we must await the outcome of diplomacy—that is, a peace settlement between Germany and England.If such a peace is achieved, we will soon have our volunteer units stationed along the Murmansk railway.”

Surprisingly, the Germans seemed to more or less accept this explanation.

As an oddity, it may be noted that I toasted democracy in the home of an SS general. This was possible because everyone had just assured me that they were, deep down, democrats too, and that it was not at all accurate to call Germany a dictatorship. They were a little taken aback by my toast—but not offended.

Psychologically interesting: Despite him being an SS man, I had very good rapport with him. He had a pleasant, though robust and not especially intelligent wife, and three shy children. His face was undeniably brutal, though he could be affable. I kept thinking to myself: “This is the man who, directly or indirectly, bears responsibility for the Jews murdered here.”

Via Swiss radio, it was noted that when the Germans were forced to retreat during the winter, they did not publicly announce those withdrawals—only reporting them after the new line had been stabilized.


September 2, 1942
A 17-year-old volunteer complained of stabbing pains in the kidney area. He was treated as an outpatient.
I asked him how he had imagined the war would be. With trumpets and fanfares, like in books? “Yes, something like that.”
“But in reality?” “Completely different—much harder.” A likeable young man.

Lieutenant Hopf, in charge of divisional logistics through the “Erika Gap”: Six divisions against four armies. Complete encirclement not achieved. Gap is 6–7 kilometers wide. Supply priorities: 1. Ammunition, 2. Rations, 3. PX (canteen) goods
Radio operators—equipment covers 12 kilometers.

Professor Merke observed that in the SS hospital, there was significant material favoritism compared to the Wehrmacht.

Staff Doctor Voigt reported having seen Sevastopol leveled. “Not a single house left standing.”

In Fortress Maxim Gorki, the corpse of a child, 1.5 years old, was found. The fortress also reportedly housed uniformed armed women (“Flintenweiber”).

September 10, 1942
Bircher gave a vivid account of a front-line journey that brought him to within 80 meters of Russian positions. The Volkhov bridgehead was reached by assault boat, although things were relatively quiet at the time. At present, the area is fairly dry, but in spring, the stretcher-bearers were literally drowning waist-deep in swamp, even on so-called roads. As a result, casualty evacuations were enormously time-consuming and required many men. To transport one wounded man over 4 kilometers, it took 18 hours and 12 bearers. One can hardly imagine the physical effort involved. Transports were done using stretchers covered with tents. Regular stretchers could not be used, because the narrow trails in the underbrush constantly snagged them.

Then there was the mosquito plague, worst in the evening. A general visiting a field dressing station once asked where the latrine was. He was warned not to go alone—or only with two men waving branches of leaves to drive off the mosquitoes. The general brushed this aside. But as soon as he sat down, he let out a loud yell. The mosquitoes had viciously attacked him in the most sensitive spot.

Delousing and de-bugging remain persistent, unsolved problems. It is not feasible to completely remove and replace all dressings and casts upon admission to a war hospital. As a result, pockets of lice and bedbugs remain under the bandages. A complete eradication of bugs and lice in a war hospital is a totally unrealistic goal.

Yesterday, I had a long conversation with Roost, a Swiss from Schaffhausen, who has lived in Riga for 18 years and has experienced all the occupations. He is an engineer, and clearly a psychopath. He told me in detail the things I already knew—the facts of the mass shootings of Jews.

He hates and despises the Germans, and says that things were better under the Russians, although he claims not to be a Communist. He even defended the Russian deportations, saying they were understandable security measures. He had, incidentally, seen letters from people who had been deported, providing information about their current status in Russia. So things were, he claimed, not as bad as one hears. He said that among the Cheka officials, there were some decent people, though many inhuman ones as well. He himself had earned 600 rubles a month, of which he spent 300 on alcohol.

His outlook on the end of the war: “Germany will lose – there will be a revolution – a leftist government – a union with Russia – Switzerland will hardly be able to maintain itself.” These thoughts are very similar to my own, with one key difference: He hopes for this outcome – I fear it.

One important remark from such a man: He considers the Swiss Radio News Service to be outstanding.

It is always a pleasant sight to enter a bookstore here in Riga. There are many new books, though not all are of high value. Nonetheless, soldiers and officers flock in large numbers to read and buy.

Reference:

Christoph Mörgeli, Die dritte Ärztemission von 1942 an die deutsche Ostfront im Tagebuch des Zürcher Arztes Robert Hegglin, Zürcher Taschenbuch, Band 135 (2015), p. 261 – 315

See also:

Christoph Mörgeli, “Blutige Schandtaten”, Die Weltwoche (07.07.2016) link
Sven-Felix Kellerhoff, „Die Juden schaufeln ihr Massengrab offenbar selbst“, Welt (10.07.2016) link
https://holocaustcontroversies.blogspot.com/2016/11/contemporary-diary-of-swiss-doctor.html

Declaration of committment taken from: Bundesarchiv (Swiss), J2.15-02#1969-7#138/5719535

Rudolf Höss Confession dated March 16, 1946
Post-War Testimony

1946-03-16 Rudolf Höss’ Confession: “I personally arranged the gassing of 2 million persons”

Introduction

On March 16, 1946, while in British custody at Minden, Rudolf Höss, the former commandant of Auschwitz concentration camp, gave a statement that he “personally arranged on orders received from Himmler in May 1941 the gassing of two million persons”.

Document

Erklärung, freiwillig abgegeben im Gefängnis
von Rudolf Höß, ehemaliger Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz, am 16. März 1946

Ich habe persönlich, auf Befehl von Himmler, den ich im Mai 1941 erhielt, die Vergasung von zwei Millionen Menschen zwischen Juni/Juli 1941 und Ende 1943 veranlasst, während ich Kommandant von Auschwitz war.

Unterschrift:
Rudolf Höß
SS – Ostubaf.
fr. Kdt. v. Auschwitz-Birkenau

Bezeugt
am 16. März 1946 im
Gefängnis, Deutschland
Gegenzeichnet: J. [?]

Statement made voluntarily at Gaol
by Rudolf Höss former Commandant of Auschwitz Concentration Camp on 16th day of March 1946

I personally arranged on orders received from Himmler in May 1941 the gassing of two million persons between June/July 1941 and the end of 1943 during which time I was commandant of Auschwitz.

Signed
Rudolf Höss
SS – Ostubaf.
fr. Kdt. v. Auschwitz-Birkenau

Witnessed
This 16th day of March 1946 at
Gaol, Germany
Countersigned: J. [?]

Archivial reference:

The National Archives, WO 309/217

Image taken from:

https://www.nationalarchives.gov.uk/education/resources/holocaust/confession-rudolf-hoss/

Odilo Globocnik’s October 1943 Personnel Report - 92 menassigned "from the Führer’s Chancellery for the execution of Aktion Reinhard"
Contemporary Source

1943-10-27 Odilo Globocnik’s October 1943 Personnel Report – 92 men assigned “from the Führer’s Chancellery for the execution of Aktion Reinhard”

Introduction

Copy of a letter dated October 27, 1943, from SS-Gruppenführer Odilo Globocnik to SS-Gruppenführer von Herff of the SS Personnel Office on the personnel assigned to his office during his tenure as SS and Police Leader in Lublin. Globocnik reports a total staff of 405 men, including 92 personnel assigned “from the Führer’s Chancellery for the execution of Aktion Reinhard” – a reference to the Nazi operation responsible for the mass murder of Jews in occupied Poland through the extermination camps at Belzec, Sobibor, and Treblinka. The letter further notes that “Einsatz Reinhardt has been completely discontinued”.

Documents

Abschrift

Der Höhere SS- und Polizeiführer
in der Operationszone
Adriatisches Küstenland
Gl/Go Tgb.Nr. 291/43

Triest, den 27. Oktober 1943

An das
SS-Personalhauptamt:
SS-Gruppenführer v. Herff,
Berlin

Lieber Gruppenführer v. Herff!

Die Zahl meiner Mitarbeiter auf meinem früheren Arbeitsgebiet in Lublin setzte sich wie folgt zusammen:

Arbeitsstab SS- und Polizeiführer
(Führer, Unterführer, Männer, Polizeiwachtmeister z.B., Zivilangestellte) — 49
Reichskommissar z.b.V. — 16
SS-Mannschaftshaus — 42
DAW — 10
an Kdr.d.Sipo abgesonderte Kräfte (Dolmetscher) — 7
Arbeitslager Trawniki — 3
Ausbildungslager Trawniki — 26
zusammen — 153

Diese Angehörigen gehörten ausschließlich der Dienststelle SS- und Polizeiführer an und wurden auf die verschiedenen Arbeitsgebiete verteilt.

Hierzu kommen noch die von der Vomt, R.K.z.b.V., Ru.S., SS- und Polizeistützpunkte abgestellten Kräfte für die Umsiedlung, zusammen — 186
vom SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt abgestellt für DAW — 19
von der Kanzlei des Führers zur Durchführung der Aktion Reinhardt — 92
Mithin zählte bis zu meinem Abgange von Lublin der gesamte Mitarbeiterkreis — 405 Mann
Von dieser Zahl habe ich aus dem Stab des SS- und Polizeiführers
— 16 Mann
Kanzlei des Führers
— 6
nach hier mitgenommen.
22 Mann
So zählt der gesamte Mitarbeiterstab heute noch
neu hinzugekommene Kräfte — 6
= 434 Mann

Eine starke Reduktion der Arbeit im Distrikt Lublin ist in folgenden Gebieten vor sich gegangen.

1. Während ich früher mit meinem Stab auch noch die übrigen betriebswirtschaftlichen Fragen durchführte, ist diese Belastung durch die Gründung der Ostindustrie weggefallen, da dieser neue Kräfte zur Verfügung gestellt wurden. Alle bisher im Zuge gewesenen Bauarbeiten entfallen. Die Hausverwaltung ist vollends auf die SS-Standortverwaltung übergegangen.

2. Der Reichskommissar f.d. Festigung deutschen Volkstums beschränkt sich heute nur mehr auf die Betreuung der Angestellten, während eine Neusiedlung vorläufig nicht mehr stattfindet.

3. Das SS-Mannschaftshaus, welches zu einem Teil für die Arbeiten des Reichskommissars herangezogen wurde, ist entlastet, als eben die weitere Ansiedlung wegfällt und nur mehr Arbeiten der Forschungsstelle übrig bleiben, die durch einen SS-Befehl des Reichsführers-SS an eine Person gebunden sind.

4. Arbeitslager Trawniki ist von der Osti übernommen.

5. Einsatz Reinhardt ist vollkommen eingestellt.

Wenn also mein Arbeitsstab früher so gross war, so war er hauptsächlich durch die vermehrte Arbeit in der Ansiedlung und der Aktion Reinhardt bedingt. Diese Sonderaufgaben, die ich durchgeführt habe, bedingten automatisch auch eine starke Belastung des unmittelbaren Stabes.

Da nun hier eine starke Arbeitseinschränkung eingetreten ist, müsste also auf allen Gebieten eine starke Personalreduzierung möglich sein.

Ich würde vorschlagen, eine 30%ige Reduzierung der Mitarbeiterzahl in Lublin vorzunehmen, da die Arbeit selbst mindestens um 50% reduziert ist.

Ich bitte Sie, lieber Gruppenführer Herff, diese meine Zeilen nicht dahin aufzufassen, dass ich meine frühere Dienststelle stilllegen will, sondern nur aus der Erkenntnis heraus, dass dort nun brach Arbeitskräfte vorhanden sein müssen, hier aus Ausweg gefunden werden könnte, den Personalmangel in Triest zu beheben, da es sich hierbei auch noch um eingeschulte Leute handelt.

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie eine solche Überprüfung vornehmen könnten.

Meine vorstehenden Behauptungen habe ich aufgrund der Personal­liste, die ich hier habe, festgestellt und aus der Kenntnis heraus wieviel Arbeit bei mir früher angefallen ist und wie stark sie nunmehr reduziert wurde.

Ich grüsse Sie bestens,
Heil Hitler!
Ihr gez. Globocnik
SS-Gruppenführer und
Generalleutnant d. Pol.

F.d.R.

Copy

The Higher SS and Police Leader in the Operational Zone
Adriatic Coastal Area
Gl/Go Registry No. 291/43

Trieste, 27 October 1943

To the
SS Personnel Main Office
SS-Gruppenführer v. Herff
Berlin

Dear Gruppenführer von Herff,

The number of my staff at my previous place of work in Lublin was composed as follows:

Staff of the SS and Police Leader (Leaders, sub-leaders, men, police sergeants, e.g., civilian employees) — 49

Reich Commissioner for Special Duties — 16

SS team house — 42

DAW (German Equipment Works) — 10

Forces assigned to the Commander of the Security Police (interpreters) — 7

Labor camp Trawniki — 3

Training camp Trawniki — 26

Total — 153

These individuals belonged exclusively to the office of the SS and Police Leader and were assigned to various fields of work.

Additionally, the following were deployed for resettlement from the Vomi, Reich Commissioner for Special Duties, RuSHA (Race and Settlement Office), and SS and police bases: — 186

From the SS Economic and Administrative Main Office (WVHA) for DAW — 19

From the Führer’s Chancellery for the execution of Aktion Reinhardt — 92

Thus, up to my departure from Lublin, the total staff amounted to:

405 men

From this number I took with me from the staff of the SS and Police Leader — 16 men

Führer’s Chancellery — 6

Total transferred here — 22 men

Therefore, the entire staff today consists of:

428 men
newly added personnel — 6

= 434 men

A significant reduction in work in the Lublin district has occurred in the following areas:

1. While I previously handled other economic matters with my staff, this burden has disappeared with the creation of the Ostindustrie, since new personnel were made available. All ongoing construction work has ceased. Property management has been entirely transferred to the SS local administration.

2. The Reich Commissioner for the Consolidation of German Ethnicity is now limited solely to managing employees, as resettlement is no longer taking place for the time being.

3. The SS team house, which was partly used for the work of the Reich Commissioner, is now unburdened, as resettlement has ceased. Only research department work remains, which, due to an SS order from the Reichsführer-SS, is tied to one individual.

4. The Trawniki labor camp has been taken over by the Ostindustrie.

5. Einsatz Reinhardt has been completely discontinued.

If my staff was previously so large, it was mainly due to the increased work involved in resettlement and Aktion Reinhardt. These special tasks, which I carried out, automatically required a large immediate staff.

Since there has now been a major reduction in work, a corresponding reduction in personnel should also be possible in all areas.

I would suggest a 30% reduction in the number of personnel in Lublin, since the actual work has decreased by at least 50%.

Dear Gruppenführer Herff, please do not interpret my remarks to mean that I want to shut down my former office, but rather as the realization that there must now be idle workers there, and that a solution could be found to address the staff shortage in Trieste, especially since these are trained personnel.

I would be very grateful if you could carry out such a review.

The above assertions are based on the personnel lists I have here, as well as my knowledge of how much work was previously involved and how much it has now been reduced.

With best regards,

Heil Hitler!
Yours sincerely,
[signed] Globocnik
SS-Gruppenführer and
Lieutenant General of Police

For the correctness

Archivial reference:

Bundesarchiv Berlin, R 9361-III/526483, p. 219 – 221

1944 Swiss Report: Arthur Nebe Fled with Orders for Extermination and Hostage Shootings
Contemporary Source

1944-09-01 Swiss Report: SD Sources Claim Former Chief of Einsatzgruppe B Arthur Nebe Fled with “orders concerning the extermination of Jews”

Introduction

On September 1, 1944, Swiss envoy Hans Frölicher sent a letter to Swiss Foreign Minister Marcel Pilet-Golaz reporting on news he had picked up in Berlin. According to information from the SD (Security Service), the fugitive head of the Reich Criminal Police Office and former chief of Einsatzgruppe B, Arthur Nebe, was “carrying a large amount of material with him – notably orders concerning the extermination of Jews, the shooting of hostages, and other punitive actions”. At the time, the SD feared he might hand this evidence over to the Allies. In reality, however, Nebe had not fled abroad – he was hiding near Berlin and was eventually captured by the Gestapo in January 1945. Footage of a mass gassing carried out by Einsatzkommando 8 of Einsatzgruppe B was discovered in his Berlin apartment after the war.

Document

SCHWEIZERISCHE GESANDTSCHAFT IN DEUTSCHLAND

BERLIN NW 40, den 1. Sept. 1944.

FÜRST BISMARCK-STRASSE 4

P.B. Nr. 37

[Herrn Bundesrat M. Pilet-Golaz, Vorsteher des Eidgenössischen Politischen Departementes, Bern]

Herr Bundesrat,

Ich beehre mich Ihnen mitzuteilen, dass am 29. August wiederum führende Männer von Staat, Partei, ihrer Gliederungen und Organisationen und von der Rüstung zusammengerufen wurden, wie dies in den letzten Monaten öfters geschehen ist, um eine Orientierung über Tagesprobleme entgegenzunehmen. An dieser Versammlung sprachen die Reichsminister Dr. Goebbels und Speer sowie der Fliegergeneral Milch.

Nach mir zugekommenen Nachrichten hatte die Rede von Dr. Goebbels die “Generalüberprüfung von Tat und Gesinnung” zum Gegenstand. Einleitend wies der Redner darauf hin, dass es jetzt 13,6 Millionen Parteigenossen gebe und dass es sich erwiesen habe, dass die Organisation der Partei allen Belastungen gewachsen sei. Die feine Verzweigung der Partei in Zellen und Blocks schaffe den erwünschten Kontakt mit jeder Haushaltung, mit jedem Volksgenossen und garantiere dadurch ihre Volksverbundenheit.

Zu den Ereignissen des 20. Juli übergehend, wies Dr. Goebbels darauf hin, dass die bisherigen Ermittlungen und Untersuchungen leider gezeigt haben, dass die Verschwörer sich nicht, wie zuerst irrtümlich angenommen wurde, nur aus einer kleinen Gruppe militärischer Ehrgeizlinge rekrutierten. Die Verräter hätten weitverzweigte Verbindungen zu den früheren oppositionellen Kreisen, wie zu den früheren Kommunisten, zu den Sozialdemokraten, den Gewerkschaftsführern und dem ehemaligen Zentrum gehabt. Es hätte sich gezeigt, dass allzu viele Elemente bereit waren, Führer und Reich zu verraten. Zum Schutze des Volkes und seiner Zukunft habe sich die Notwendigkeit aufgedrängt, durchzugreifen und endgültig mit den Unbelehrbaren aufzuräumen. Der Volksgerichtshof, dem ohne Rücksicht die Fehlbaren überwiesen werden, biete Gewähr für eine gerechte und unbestechliche Gerichtsbarkeit.

Angesichts der grossen Zahl der durchzuführenden Verfahren und der im Sinne der Volksgerichtsbarkeit liegenden Raschheit der Urteilsfindung und Vollstreckung könne es vorkommen, dass ausnahmsweise auch ein Unschuldiger hingerichtet werde. Ein solcher Einzelfall spiele aber im Verhältnis zu den grossen auf dem Spiele stehenden Interessen, die den Tatbestand des Reichs berühren, keine Rolle. Es sei besser, dass einmal einer zuviel gehängt werde, als dass ein Verräter ausschlüpfe und seiner Strafe entgehe.

Es ist denn auch auffallend, wie gross die Zahl der Verhafteten ist. Allein auf die Aussagen von Dr. Gördeler hin, Aussagen, die jeweils mit allen Mitteln der körperlichen und seelischen Tortur erpresst wurden, sind dem Vernehmen nach über 600 Personen verhaftet worden, darunter die Botschafter von Hassel und Graf von der Schulenburg. Der Terror herrscht nicht nur in Großstädten, sondern erstreckt sich über das ganze Land, bis in die kleinsten Dörfer.

Nach Dr. Goebbels ergriff Reichsminister Dr. Speer das Wort. Er sprach “erfüllt von tiefer Sorge” und sehr ernst und eindringlich. Von der Tatsache ausgehend, dass die Feinde des Reichs die deutsche Rüstung in allen Gebieten überflügelten, komme es im gegenwärtigen Zeitpunkt nur auf zwei Sachen an. Erstens müsse innerhalb weniger Wochen das Kriegsmaterial bereitgestellt werden, das zur Ausrüstung und Bewaffnung der in Aufstellung begriffenen hundert Divisionen neuer Truppen diene. Zweitens müssten, ebenfalls in kürzester Zeit, die in Baumustern vorliegenden neuen Waffen in so grosser Menge hergestellt werden, dass sie verwendungsfähig werden und an die Truppe abgegeben werden können. Vor diesen beiden Hauptproblemen treten alle anderen Anforderungen zurück, wenn sie auch an sich noch so berechtigt und notwendig seien. Damit dieses Ziel erreicht werde, müsse die totale Mobilisierung entsprechend gelenkt werden.

Daraufhin ergriff noch General Milch das Wort. Seine Ausführungen wurden getragen von einem grossen Optimismus und absoluter, kompromissloser Siegeszuversicht. Auf die beiden frühern Referate wirkten die Darlegungen Milchs, wie von einem Teilnehmer an dieser Zusammenkunft berichtet wird, oberflächlich, ja aufreizend.

In der Presse werden die von Dr. Goebbels und Minister Speer entwickelten Grundgedanken in vielen Variationen abgehandelt. Die Tagespresse widmet sich mehrheitlich dem Thema “Kampf um Zeitgewinn”. Die Wochenzeitungen der SA und SS, “Angriff” und “Schwarzer Korps” handeln den Gedanken des unnachgiebigen Durchgreifens vom Gesichtspunkt der Vollendung der NS-Revolution ab.

Aus Kreisen des SD (Sicherheitsdienstes) verlautet, dass angenommen werde, der flüchtige SS-Obergruppenführer und General der Polizei Nebe habe neutrales Ausland erreicht. Da Nebe sehr viel Material mit sich führt, namentlich Befehle über Judenausrottungen, Geiselerschießungen und sonstige Strafaktionen herrscht in eingeweihten Kreisen einiges Unbehagen. Es wird vermutet, dass Nebe versuchen wird, dieses Material, welches für eventuelle Prozesse gegen Kriegsverbrecher Beweise schafft, den Alliierten zu überliefern.

Genehmigen Sie, Herr Bundesrat, die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung.

Der Schweizerische Gesandte in Deutschland:

[Unterschrift]

SWISS LEGATION IN GERMANY
BERLIN NW 40, 1 September 1944
FÜRST BISMARCK-STRASSE 4
P.B. No. 37

Mr. Federal Councillor,

I have the honor to inform you that on 29 August, leading figures of the state, the party, its subdivisions and organizations, and the armament sector were once again convened, as has often happened in recent months, to receive an orientation on current issues. At this meeting, speeches were given by Reich Ministers Dr. Goebbels and Speer as well as General of Aviation Milch.
According to the information available to me, Dr. Goebbels’ speech focused on the “General Review of Deeds and Convictions.” The speaker began by noting that there were now 13.6 million party members and that it had been proven that the party’s organization had withstood all burdens. The fine branching of the party into cells and blocks had created the desired contact with every household, with every citizen, and thereby guaranteed its bond with the people.

Turning to the events of 20 July, Dr. Goebbels pointed out that previous investigations had unfortunately shown that the conspirators were not, as initially mistakenly assumed, only recruited from a small group of military careerists. The traitors had widespread connections to former opposition circles, including former Communists, Social Democrats, trade union leaders, and the former Zentrum party. It had become evident that far too many elements were ready to betray their leaders and the Reich. To protect the people and its future, the necessity had arisen to crack down and finally clear out the incorrigibles. The People’s Court, to which the guilty would be transferred without consideration, would guarantee a fair and incorruptible judiciary.

Given the large number of cases to be processed and the urgency of swift sentencing and execution in the spirit of the People’s Court, it could occur that, exceptionally, an innocent person might be executed. However, such an individual case would not matter in light of the major interests at stake concerning the Reich. It would be better for one too many to be hanged than for a single traitor to escape and avoid punishment.

It is also striking how large the number of those arrested is. Based solely on the testimony of Dr. Gördeler — testimony extracted through all means of physical and psychological torture — reportedly over 600 persons have been arrested, including ambassadors von Hassel and Count von der Schulenburg. Terror reigns not only in large cities but has spread across the entire country, down to the smallest villages.

After Dr. Goebbels, Reich Minister Dr. Speer took the floor. He spoke “filled with deep concern” and very seriously and urgently. Starting from the fact that the enemies of the Reich were outstripping German armament efforts in all areas, he stated that at the present time, two things were critical: First, within a few weeks, war material needed to be made available for the equipment and arming of the hundred new divisions being raised. Second, the newly developed weapons, existing as prototypes, needed to be produced in such quantities in the shortest possible time that they became usable and could be issued to the troops. All other demands had to be subordinated to these two main issues, however justified and necessary they might otherwise be. To achieve this goal, total mobilization had to be appropriately directed.

Afterward, General Milch also spoke. His remarks were characterized by great optimism and absolute, uncompromising confidence in victory. According to a participant in the meeting, Milch’s statements, compared to the earlier reports, appeared superficial — even provocative.

In the press, the basic ideas developed by Dr. Goebbels and Minister Speer are being discussed in many variations. The daily press is primarily dedicated to the theme of “gaining time.” The weekly papers of the SA and SS, “Angriff” and “Das Schwarze Korps,” treat the idea of relentless action from the perspective of completing the Nazi revolution.

Sources from the SD (Security Service) report that it is believed that the fugitive SS-Obergruppenführer and Chief of Police Nebe has reached a neutral foreign country. Since Nebe is carrying a large amount of material with him — notably orders concerning the extermination of Jews, the shooting of hostages, and other punitive actions — there is considerable unease in informed circles. It is suspected that Nebe will attempt to deliver this material, which could serve as evidence for future trials against war criminals, to the Allies.

Please accept, Mr. Federal Councillor, the assurance of my highest consideration.

The Swiss Envoy in Germany:
[Signature]

Archivial Reference:

Schweizerisches Bundesarchiv, E2300#1000-716#129_4518866


intercepted British messages on Hungarian Jews deportations of Letter of July 5, 1944
Contemporary Source

1944-07-05 Intercepted Warnings: Nazi Letter Forwards Report on the Extermination of Hungarian Jews at Auschwitz-Birkenau

Introduction

On July 5, 1944, Horst Wagner, head of Jewish affairs at the German Foreign Office, sent critical information in a letter to SS-Obergruppenführer Ernst Kaltenbrunner, chief of the Security Police and SD. Wagner shared an intercepted radio message between the British Embassy in Bern and the Foreign Office in London. According to the intercepted communication, a Hungarian official had reported that “nearly half of the total 800,000 Jews in Hungary have already been deported” and were “being sent to the death camp at Birkenau near Oswiecim in Upper Silesia.” The message urged immediate military action – “bombing of the railway lines from Hungary to Birkenau” and “strikes on the facilities of the death camps” to disrupt the extermination operations.

Document

(gef. Km) Geheime Reichssache

Ausw. Amt
Leiter Gr. Inland II
Inl. II 399 gRs.

Berlin, den 5. Juli 1944

Sehr verehrter Obergruppenführer!

Der Sonderdienst des Auswärtigen Amtes erfaßte ein Telegramm der Britischen Gesandtschaft in Bern an das Foreign Office in London:

“Folgendes für die jüdische Agentur für Palästina von Lichtheim. Dringend. Erhielt von seinen ungarischen Staatsmann neue Berichte, daß fast die Hälfte von insgesamt 800.000 Juden in Ungarn schon deportiert worden ist, in Gruppen von 900 bis 1200 pro Tag. Die meisten dieser Transporte werden in das Todeslager von Birkenau bei Oswiecim in Oberschlesien geschickt, wo im Laufe der letzten zwei Jahre über 1.500.000 Juden aus allen Teilen Europas getötet worden sind. Wir haben Einzelheiten aus einem Bericht über die Anzahl und die angewandten Methoden. Die vier Krematorien in Birkenau haben Möglichkeiten zur Vergasung und Verbrennung von 60.000 am Tag. In Budapest und Umgebung gibt es noch zwischen 300.000 und 500.000 Juden, einschließlich derjenigen im Arbeitsdienst, aber in den östlichen und nördlichen Provinzen gibt es keine Juden mehr, und nach einem Brief von unserem Geschäftsführer des Palästinabüros in Budapest … zu urteilen, haben die restlichen Juden in dud[sic] um Budapest keine Hoffnung, verschont zu bleiben. Diese Tatsachen, die durch verschiedene Briefe und Berichte aus verlässlicher Quelle belegt werden, sollte man an die breiteste Öffentlichkeit bringen, und die gegenwärtige ungarische Regierung sollte gewarnt werden, daß man sie als verantwortlich ansehen wird, weil sie den Deutschen und ihrer eigenen Polizei hilft, die Juden zu verhaften und zu deportieren und so zu morden. Außerdem werden folgende Vorschläge gemacht: erstens Repressalien gegen Deutsche, die sich in den Händen der Alliierten befinden; zweitens Bombardierung der Eisenbahnlinien von Ungarn nach Birkenau; drittens Zielwurf auf die Einrichtungen der Todeslager; viertens Bombardierung aller Regierungsgebäude in Budapest. Bitte prüfen Sie diese oder andere Vorschläge und unterrichten Sie auch Jerusalem und New York über die Lage. Norton.”

Ich darf Ihnen den Inhalt des Telegrammes zur Kenntnis bringen mit dem Anheimstellen des Weiteren.

Heil Hitler!

gez. Wagner

An den
Chef der Sicherheitspolizei und des SD
SS-Obergruppenführer Dr. Kaltenbrunner
Berlin SW 11
Pr. Albrechtstr. 8

1. Stubaf Günther ist auch auf Schnellbrief hingewiesen worden.
2. ZdA

Secret Reich Matter

Foreign Office
Head of Group Inland II
Inland II 399 gRs.

Berlin, July 5, 1944

Dear Obergruppenführer!

The special service of the Foreign Office intercepted a telegram from the British Embassy in Bern to the Foreign Office in London:

“The following is for the Jewish Agency for Palestine from Lichtheim. Urgent. He received new reports from a Hungarian statesman that nearly half of the total 800,000 Jews in Hungary have already been deported, in groups of 900 to 1,200 per day. Most of these transports are being sent to the death camp at Birkenau near Oswiecim in Upper Silesia, where over the past two years more than 1.5 million Jews from all parts of Europe have been killed. We have details from a report on the numbers and methods used. The four crematoria in Birkenau have the capacity for gassing and burning 60,000 people per day. In Budapest and surrounding areas, there are still between 300,000 and 500,000 Jews, including those in forced labor, but in the eastern and northern provinces, there are no Jews left, and according to a letter from our office manager at the Palestine Bureau in Budapest… the remaining Jews in and around Budapest have no hope of being spared. These facts, substantiated by various letters and reports from reliable sources, should be brought to the broadest public attention, and the current Hungarian government should be warned that they will be held responsible, as they are aiding the Germans and their own police in arresting and deporting Jews and thus contributing to their murder. Additionally, the following suggestions are made: first, reprisals against Germans in Allied hands; second, bombing of the railway lines from Hungary to Birkenau; third, targeted strikes on the facilities of the death camps; fourth, bombing all government buildings in Budapest. Please consider these or other suggestions, and inform Jerusalem and New York about the situation. Norton.”

I am informing you of the contents of this telegram for your consideration of further steps.

Heil Hitler!

[signed] Wagner

To the
Chief of the Security Police and SD
SS-Obergruppenführer Dr. Kaltenbrunner
Berlin SW 11
Prinz-Albrecht-Str. 8

1. Stubaf Günther has also been informed by express letter.
2. To the files.

Archivial reference:

PA AA, RZ 214/100894, p. 33 – 34.

Einsatzgruppe B’s 1941 report, issued by the Nazi Secret State Police, details the execution of over 17,000 Jews in Soviet territories, including 5,281 in Bobruisk alone.
Contemporary Source

1941-12-19 Einsatzgruppen Event Report USSR No. 148: Over 17,000 Jews Killed by Einsatzgruppe B

Introduction

The Event Report USSR No. 101 was issued by the Secret State Police on December 19, 1941. According to the report, over 17,000 Jews were killed in a series of so-called “special actions” by Einsatzgruppe B in November – December 1941. For example, it reported that in Bobruisk “a total of 5,281 Jews of both sexes were shot.”

Document

Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD
Berlin, den 17. Dez. 1941

– IVA 1 – B.Nr. 1 B/41 – GRs.-

[Geheime Reichssache]

65 Ausfertigungen, 51. Ausfertigung

Ereignismeldung UdSSR Nr. 148.

I) Standorte und Nachrichtenverbindungen: Zeit: 19.12.1941.
Höh. SS- u. Pol.-Führer Nord (101) (Jeckein), Standort: Riga.
Einsatzgruppe A: (Dr. Stahlecker), Standort: Krasnogwardeisk, N-Verbindungen: Funkverbindung, Fernschreibverbindung Riga, Feldpost-Nr. 15119.
Sonderkommando la: (Dr. Sandberger), Standort: Reval, Narva, Dorpat, Pernau u. Ahrensburg (Ösel), N-Verbindungen: Funkverbindung Narva, Fernschreibverbindung Reval, Feldpost-Nr. 15119.
Sonderkommando lb: (Ehrlinger), Standort: Tosno, Mjedwjed, Mestonja, Staraja Russa, N-Verbindungen: Funkverbindung Tosno, Feldpost-Nr. 15119.
Einsatzkommando 2: (Strauch), Standort: Teile in Riga, Schaulen u. Libau, N-Verbindungen: Funkverbindung Riga, Fernschreibverbindung Riga u. Libau, Feldpost-Nr. 15447.
Einsatzkommando 3: (Jäger), Standort: Dünaburg, Kowno, Wilna, Baranowicze, Minsk, N-Verbindungen: Funk- und Fernschreibverbindung Kowno, Wilna und Minsk, Feldpost- Nr. 15641.

Höh. SS- u. Pol.-Führer Mitte (102) (von dem Bach), Standort: Mogilew.
Einsatzgruppe B: (Naumann), Standort: Smolensk, Vork. in Moshaisk, N-Verbindungen: Kurierverbindung über Warschau und Fernsprecher über V.D. Smolensk, Funkverbindung Smolensk, Feldpost-Nr. 37857.

Sonderkommando 7a: (Steimle), Standort: Rshew, Kalinin, N-Verbindungen: Funkverbindung Rshew. Feldpost-Nr. 05607.
Sonderkommando 7b: (Rausch), Standort: Nachk. in Brjansk, Vork. Tula, N-Verbindungen: Funkverbindung Orel, Feldpost-Nr. 18555.
Einsatzkommando 8: (Bradfisch), Standort: Mogilew mit Trupps in Witebsk, Gomel, Orscha und Kritschew, N-Verbindungen: Feldpost-Nr. 37857.
Einsatzkommando 9: (Schäfer), Standort: Wjasma mit Trupps in Gshatsk und Smolensk, N-Verbindungen: Funkverbindung Wjasma, Feldpost-Nr. 37857.
Sonderkommando Moskau, Standort: Malojaroslawez, N-Verbindungen: Funkverbindung Malojaroslawez.

Höh. SS- u. Pol.-Führer Süd (103) (Prützmann), Standort: Kriwoj Rog, N-Verbindungen: Fernschreibverbindung Lemberg.
Einsatzgruppe C: (Dr. Thomas), Standort: Kiew, N-Verbindungen: Femschreibverbindung über Lemberg, von dort aus Kurier, Funkverbindung Kiew, Feldpost-Nr. 32704.
Sonderkommando 4a: (Blobel), Standort: Charkow, N-Verbindungen: Funkverbindung Charkow, Feldpost-Nr. 22789.
Sonderkommando 4b: (Braune), Standort: Kramatorskaja mit Teilen in Sochnowtschina, Losowaja, Slawiansk, Konstantinowka, Artemowsk, N-Verbindungen: Funkverbindung a.d. Marsch, Feldpost-Nr. 34310.
Einsatzkommando 5: (Meier), Standort: Kiew, Trupps in Shitomir, Rowno, Winniza, N-Verbindungen: Funkverbindung Nikolajew, Fernschreibverbindung Rowno, Feldpost- Nr. 35102.
Einsatzkommando 6: (Kröger), Standort: Stalino, N-Verbindungen: Funkverbindung Stalino, Feldpost-Nr. 35979.

Höh. SS- u. Pol.-Führer z.b. V. (Korsemann), Standort: Rowno.
Einsatzgruppe D: (Ohlendorf), Standort: Simferopol, N-Verbindungen: Funkverbindung Simferopol, Feldpost-Nr. 47540.
Sonderkommando 10a: (Seetzen), Standort: Taganrog, N-Verbindungen: Feldpost- Nr. 47540.
Sonderkommando 10b: (Persterer), Standort: Feodosia mit Teilk. in Kertsch u. Sudak, N-Verbindungen: Funkverbindung Feodosia, Feldpost-Nr. 47540.
Einsatzkommando 11a: (Zapp), Standort: Jalta, Teilk. in Alupka u. Bachtschisaraj, N-Verbindungen: Funkverbindung Jalta, Feldpost-Nr. 47540.
Einsatzkommando 11b: (Zapp), Standort: Simferopol, Teilk. in Aluschta, Karasubasar, Eupatoria, N-Verbindungen: Funkverbindung Simferopol u. Aluschta, Feldpost- Nr. 47540.
Einsatzkommando 12: (Nosske), Standort: Fedorowka, N-Verbindungen: Funkverbindung Fedorowka, Feldpost-Nr. 47540.

II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

Meldungen der Einsatzgruppe A liegen nicht vor.

Einsatzgruppe B: Standort Smolensk.
Maßnahmen gegen Kriminelle und Plünderer: Es wurden standrechtlich erschossen: Ein Russe, dem nachgewiesen werden konnte, dass er den Bürgermeister Nikita Kaslow in Pudawaja bei Mogilew ermordet hatte; ein Unterleutnant, der in verschiedenen Fällen Unterschlagungen begangen hatte; ein Russe, der sich monatelang vagabundierend umhergetrieben und seinen Lebensunterhalt durch Begehung von Diebstählen gefristet hatte; 2 Juden sowie 2 Russen, die wiederholt geplündert hatten; 4 weitere Russen, die ihren Lebensunterhalt aus der Begehung von strafbaren Handlungen, insbesondere von Diebstählen, bestritten hatten; der Russe Iwan Gorloff in Gshatsk, Mitglied der KP seit 1924, dem nachgewiesen wurde, dass er an Brandstiftungen in Mühlen, Lagern und Speichern beteiligt war; 2 Russen, die nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Gshatsk Lebensmitlelplünderungen und Schwarzschlachtungen durchgeführt hatten; in Kursk 3 Russen, die geplündert hatten; in Orel ein Russe, der bei einer Brandstiftung auf frischer Tat betroffen wurde, und weitere 12 Personen, unter ihnen mehrere Juden, die als Mittäter bei anderen
Brandstiftungen überführt werden konnten; der NKWD-Angehörige Sidarow, der sich in Orel an Brandstiftungen und Plünderungen führend beteiligt hatte; der Leiter des Ordnungsdienstes in Rudnja, Korotschenko, der in keiner Weise die Anordnungen der deutschen Besatzungsbehörden befolgt hatte. In seiner Wohnung wurde in erheblichem Umfange Plünderungsgut gefunden; in Gomel 3 Russinnen, die der Gewerbsunzucht nachgingen und mehrere deutsche Soldaten
infiziert hatten.

Sonderaktionen: Bei einer Durchkämmung des Zwangsarbeitslagers beim Stützpunkt in Mogilew wurden 160 Juden erfasst, die sich aufwieglerisch betätigt hatten. Sie wurden erschossen. Bei unter Hinzuziehung von Ordnungspolizei durchgeführten Kontrollen der Ausfallstrassen von Mogilew wurden insgesamt 135 Personen – zum grössten Teil Juden – ergriffen. Die Juden trugen nicht das für sie vorgeschriebene Kennzeichen; andere Personen befanden sich „auf Wanderschaft“, ohne die vorgeschriebenen Papiere bei sich zu haben. 127 Personen wurden erschossen. Im Einvernehmen mit dem Kommandanten wurde das Dulag in Mogilew nach Juden und Funktionären überholt. 196 Personen wurden überstellt und erschossen. Wie aus
vertraulichen Meldungen hervorging, wurden die Juden in Bobruisk, nachdem das Teilkommando wieder zurückgezogen war, sofort wieder aktiv. Zum Teil trugen sie das vorgeschriebene Kennzeichen nicht mehr, die Arbeitsverweigerungen nahmen zu, Verbindungen zu Partisanen wurden festgestellt und schliesslich auch ein herausforderndes Verhalten gegen Angehörige der
deutschen Besatzung. Zur Unterbindung dieser die öffentliche Sicherheit und Ordnung schwer gefährdenden Machenschaften der Juden musste zu den schärfsten Maßnahmen gegriffen werden. Es wurden daher in Durchführung einer Sonderaktion insgesamt 5281 Juden beiderlei Geschlechts erschossen. Die Stadt Bobruisk und ihre nähere Umgebung sind judenfrei. Da die
Juden in Paritschi bei Bobruisk eine deutschfeindliche Haltung zeigten und enge Bindungen zu Partisanen hatten, wurde eine Sonderaktion durchgeführt, in deren Verlauf 1013 Juden und Jüdinnen erschossen wurden. In Rudnja bei Smolensk war eine grössere Judenaktion erforderlich, da die Juden Partisanen weitestgehend unterstützten, Hetzpropaganda trieben, zum Teil die Arbeit verweigerten und auch das vorgeschriebene Kennzeichen nicht trugen. Es wurden insgesamt 835 Juden beiderlei Geschlechts erschossen. In Gomel wurden 52 Juden ohne Ausweispapiere betroffen, die sich zum Teil als Russen zu tarnen suchten. Unter ihnen befanden sich auch kommunistische Agitatoren. Sie wurden erschossen. Durch V-Männer wurde mitgeteilt, dass die um Gomel noch zahlreich auftretenden Partisanen in jeder Hinsicht durch Juden unterstützt wurden. Es musste daher in Gomel, Rogatschew und Kormu eine Sonderaktion durchgeführt werden. Es wurden insgesamt 2365 Juden und Jüdinnen erschossen. Im Anschluß an eine durch die 221. Sich.Div. in der Gegend von Klimowitsche durchgeführte Partisanenaktion, zu welcher ein Trupp des EK 9 beigezogen war, wurde die Überholung der Ortschaften Klimowitsche und Tscherikow erforderlich, da die Juden dieser Orte sich deutschfeindlich gezeigt und mit den Partisanen sympathisiert hatten. Insgesamt wurden 786 Juden beiderlei Geschlechts erschossen. Aus den gleichen Gründen musste eine Aktion in der Ortschaft Ljubawitschi durchgeführt
werden, in deren Verlauf 492 Juden beiderlei Geschlechts erschossen wurden. In Borissow wurden auf Ersuchen des Ortskommandanten 146 im Gefängnis einsitzende Juden, die wegen Umhertreibens und Gefährdung der öffentlichen Sicherheit festgenommen waren, erschossen. In der Umgebung von Kritschew mussten aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung mehrere Aktionen durchgeführt werden. Es wurden insgesamt 1213 Juden beiderlei Geschlechts erschossen. Aus den gleichen Gründen waren Sonderaktionen in Roslawl und in Schumjatschi bei Roslawl durchgeführt worden. Es wurden insgesamt 510 Juden beiderlei Geschlechts erschossen. In Schumjatschi wurden 16 geisteskranke jüdische und russische Kinder erschossen, die in einem Kinderheim untergebracht waren, das von den sowjetischen Behörden in einem vollkommen verwahrlosten Zustande zurückgelassen war. Die Kinder lagen zum Teil schon seit Wochen in ihrem Kot und hatten durchweg schwere Ekzeme am Körper. Der hinzugezogene deutsche Oberstabsarzt vom Lazarett in Schumjatschi erklärte, dass das Kinderheim mit seinen Insassen einen Seuchenherd erster Ordnung darstelle und dass daher ihre Erschießung geboten sei. In Witebsk wurde das Ghetto geräumt, wobei insgesamt 4090 Juden beiderlei Geschlechts erschossen wurden.

Meldungen der Einsatzgruppen C und D liegen nicht vor.

The Chief of the Security Police and SD
Berlin, December 17, 1941

– IVA 1 – Ref. No. 1 B/41 – Secret Reich Matter –

[Secret Reich Matter]

65 copies, 51st copy

Event Report USSR No. 148

I) Locations and Communications: Time: December 19, 1941

High SS and Police Leader North (101) (Jeckein), Location: Riga.
Einsatzgruppe A: (Dr. Stahlecker), Location: Krasnogvardeisk, Communication Links: Radio link, Telex link Riga, Field Post No. 15119.
Sonderkommando la: (Dr. Sandberger), Locations: Reval, Narva, Dorpat, Pernau, and Ahrensburg (Ösel), Communication Links: Radio link Narva, Telex link Reval, Field Post No. 15119.
Sonderkommando lb: (Ehrlinger), Locations: Tosno, Mjedwjed, Mestonja, Staraya Russa, Communication Links: Radio link Tosno, Field Post No. 15119.
Einsatzkommando 2: (Strauch), Locations: Units in Riga, Schaulen, and Libau, Communication Links: Radio link Riga, Telex link Riga and Libau, Field Post No. 15447.
Einsatzkommando 3: (Jäger), Locations: Dünaburg, Kowno, Wilna, Baranowicze, Minsk, Communication Links: Radio and telex link Kowno, Wilna, and Minsk, Field Post No. 15641.

High SS and Police Leader Center (102) (von dem Bach), Location: Mogilev.
Einsatzgruppe B: (Naumann), Location: Smolensk, Advance units in Moshaisk, Communication Links: Courier connection via Warsaw and telephone via V.D. Smolensk, Radio link Smolensk, Field Post No. 37857.
Sonderkommando 7a: (Steimle), Locations: Rzhev, Kalinin, Communication Links: Radio link Rzhev, Field Post No. 05607.
Sonderkommando 7b: (Rausch), Location: Rear echelon in Bryansk, Advance units Tula, Communication Links: Radio link Orel, Field Post No. 18555.
Einsatzkommando 8: (Bradfisch), Location: Mogilev with units in Vitebsk, Gomel, Orsha, and Kritschev, Communication Links: Field Post No. 37857.
Einsatzkommando 9: (Schäfer), Location: Vyazma with units in Gzhatsk and Smolensk, Communication Links: Radio link Vyazma, Field Post No. 37857.
Sonderkommando Moscow, Location: Maloyaroslavets, Communication Links: Radio link Maloyaroslavets.

High SS and Police Leader South (103) (Prützmann), Location: Krivoy Rog, Communication Links: Telex link Lemberg.
Einsatzgruppe C: (Dr. Thomas), Location: Kiev, Communication Links: Telex link via Lemberg, courier from there, Radio link Kiev, Field Post No. 32704.
Sonderkommando 4a: (Blobel), Location: Kharkov, Communication Links: Radio link Kharkov, Field Post No. 22789.
Sonderkommando 4b: (Braune), Location: Kramatorskaya with units in Sochnovchina, Losovaya, Slavyansk, Konstantinovka, Artemovsk, Communication Links: Radio link en route, Field Post No. 34310.
Einsatzkommando 5: (Meier), Location: Kiev, Units in Zhitomir, Rovno, Vinnitsa, Communication Links: Radio link Nikolayev, Telex link Rovno, Field Post No. 35102.
Einsatzkommando 6: (Kröger), Location: Stalino, Communication Links: Radio link Stalino, Field Post No. 35979.

High SS and Police Leader for Special Assignments (Korsemann), Location: Rovno.
Einsatzgruppe D: (Ohlendorf), Location: Simferopol, Communication Links: Radio link Simferopol, Field Post No. 47540.
Sonderkommando 10a: (Seetzen), Location: Taganrog, Communication Links: Field Post No. 47540.
Sonderkommando 10b: (Persterer), Location: Feodosia with units in Kerch and Sudak, Communication Links: Radio link Feodosia, Field Post No. 47540.
Einsatzkommando 11a: (Zapp), Location: Yalta, Units in Alupka and Bakhchisarai, Communication Links: Radio link Yalta, Field Post No. 47540.
Einsatzkommando 11b: (Zapp), Location: Simferopol, Units in Alushta, Karasubasar, Eupatoria, Communication Links: Radio link Simferopol and Alushta, Field Post No. 47540.
Einsatzkommando 12: (Nosske), Location: Fedorovka, Communication Links: Radio link Fedorovka, Field Post No. 47540.

II) Reports of the Einsatzgruppen and -kommandos:

Reports from Einsatzgruppe A are not available.

Einsatzgruppe B: Location Smolensk.
Actions against criminals and looters: The following were executed by firing squad: A Russian, who was proven to have murdered Mayor Nikita Kaslov in Pudavaja near Mogilev; a second lieutenant who committed various acts of embezzlement; a Russian who wandered about for months and supported himself through theft; 2 Jews and 2 Russians who repeatedly looted; 4 other Russians who lived off criminal acts, particularly thefts; Ivan Gorloff, a Russian in Gshatsk and a member of the Communist Party since 1924, who was proven to have participated in arson of mills, warehouses, and storage facilities; 2 Russians who looted food and engaged in illegal slaughter after the German troops entered Gshatsk; in Kursk, 3 Russians who looted; in Orel, a Russian caught in the act of arson, and another 12 individuals, including several Jews, who were proven to have been accomplices in other acts of arson; the NKVD member Sidorov, who played a leading role in arson and looting in Orel; and Korotschenko, the head of the Order Service in Rudnya, who did not follow the orders of the German occupation authorities in any way. A significant amount of looted goods was found in his residence. In Gomel, 3 Russian women engaged in prostitution infected several German soldiers.

Special actions: During a sweep of the forced labor camp at the Mogilev base, 160 Jews who had been inciting were detained and shot. In checks on the roads leading out of Mogilev, carried out with the assistance of the Order Police, a total of 135 people -mostly Jews – were apprehended. The Jews did not wear the required identifying mark; others were “wandering” without the required papers. 127 people were shot. In agreement with the commandant, the transit camp in Mogilev was searched for Jews and officials. 196 individuals were transferred and shot. According to confidential reports, Jews in Bobruisk became active again after the partial withdrawal of forces. Some no longer wore the required identification, instances of work refusal increased, connections to partisans were observed, and they exhibited defiant behavior toward German occupiers. To halt these Jewish actions, which severely endangered public safety and order, the harshest measures had to be taken. Consequently, in the course of a special action, a total of 5,281 Jews of both sexes were shot. The city of Bobruisk and its surroundings are now free of Jews. As the Jews in Parichi near Bobruisk exhibited an anti-German attitude and had close ties with partisans, a special action was carried out, during which 1,013 Jewish men and women were shot. In Rudnya near Smolensk, a larger Jewish action was necessary as the Jews widely supported partisans, engaged in incitement, at times refused to work, and did not wear the required identification. A total of 835 Jews of both sexes were shot. In Gomel, 52 Jews without identification papers, some attempting to disguise themselves as Russians, were apprehended. Among them were communist agitators. They were shot. Informants reported that partisans, still numerous around Gomel, received extensive support from Jews. Consequently, a special action had to be conducted in Gomel, Rogachev, and Korma. A total of 2,365 Jewish men and women were shot. Following a partisan action carried out by the 221st Security Division in the vicinity of Klimovichi, with a unit from Einsatzkommando 9 attached, a thorough search of the villages of Klimovichi and Tscherykov became necessary because Jews in these locations showed anti-German sentiments and sympathized with partisans. In total, 786 Jewish men and women were shot. For the same reasons, an action was necessary in the village of Lyubavichi, during which 492 Jewish men and women were shot. At the request of the local commander in Borisov, 146 imprisoned Jews who had been detained for vagrancy and endangering public safety were shot. In the vicinity of Krichev, several actions had to be conducted for reasons of public safety and order. A total of 1,213 Jewish men and women were shot. For the same reasons, special actions were conducted in Roslavl and in Shumyachi near Roslavl. A total of 510 Jewish men and women were shot. In Shumyachi, 16 mentally ill Jewish and Russian children who were housed in an orphanage left in complete neglect by Soviet authorities were shot. Some of the children had been lying in their excrement for weeks and all had severe eczema on their bodies. The German chief medical officer called in from the hospital in Shumyachi declared that the orphanage, with its occupants, was a primary infection site and that their execution was necessary. In Vitebsk, the ghetto was cleared, and a total of 4,090 Jewish men and women were shot.

Reports from Einsatzgruppen C and D are not available.

Archival reference:

BArch R 58/219, p. 328 – 337.

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