Post-War Testimony

Witness testimonies provided after the Second World War and the Holocaust

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Post-War Testimony

Testimony of Freigang, Adele on Kulmhof (Chełmno) Extermination Camp (16 April, 1962)

Introduction

On April 16, 1962, Adele Freigang, former resident of the village Chełmno nad Nerem (Kulmhof), provided a detailed testimony to West-German investigators . In autumn 1941, Freigang heard rumors of a Gestapo commando in Kulmhof, which later seized several key buildings. Reports surfaced about transports of Jewish people, initially believed to be going through a transit camp but later revealed to be destined for extermination. The victims were killed in gas vans, and their bodies disposed of in the nearby forest.

Testimony of Adele Freigang

LKA-NW/Dez. 15

z.Z. Arnsberg, den 16.4.1962

Zur Vernehmung bestellt erscheint im Dienstgebäude der
Kreisverwaltung Arnsberg die Zeugin

Adele Freigang, geb. Steinke,
geb. am 20. 4. 1906 in Ostruwek/Lenschitz-Polen,
wohnh. in Arnsberg, Bahnhofstr. 51,

und gibt mit dem Gegenstand der Vernehmung bekanntgemacht
folgendes an:

Bis zum Jahre 1940 bewirtschafteten mein Ehemann Friedrich Freigang und ich einen kleinen Bauernhof in der Ortschaft Schönhagen, Kr. Warthbrücken / Warthegau. Die Ortschaft Schönhagen gehörte zur Gemeinde Kulmhof. Dann wurden wir von einem gewissen Herrn Meier, der im Kreise Warthbrücken mit der Ansiedlung von Auslandsdeutschen und der Umsiedlung von Volksdeutschen zu tun hatte, nach Kulmhof umgesiedelt. Wir mussten einen größeren Hof bewirtschaften, der am Rande der Ortschaft etwa 1 1/2 km von Mittelpunkt des Ortes entfernt lag.

Die Ortschaft Kulmhof ist an der Hauptstraße zwischen Eichstädt und Warthbrücken, etwa 6 km von Eichstädt und 12 km von Warthbrücken entfernt. Sie bestand aus etwa 40 – 50 Häusern, bei denen es sich in der Hauptsache um Bauernhöfe
handelte. Von Warthbrücken nach Eichstädt führte eine Kleinbahn, die auch Kulmhof berührte. Inmitten des Dorfes befand sich ein verfallenes Schloss. Nicht weit davon entfernt befand sich die Kirche. Beide Gebäude lagen an einer Seite
der Hauptstraße. Auf der anderen Straßenseite lagen diesen Gebäuden gegenüber das Gemeindehaus, das Schützenhaus und die Schule. Hinter dem Schloss und der Kirche verlief ein Fluss, der Ner genannt wurde.

Wieviel Einwohner Kulmhof hatte, weiß ich nicht. Bei den Einwohnern handelte es sich in der Hauptsache um polnische Staatsangehörige, jedoch waren auch einige volksdeutsche bzw. auslandsdeutsche Familien umgesiedelt worden.
Ich erinnere mich noch an die Familien Semmler, Selent, Beck, Stahnke, Dickhoff, Ryll, Popko und Lippert, jedoch ist mir nicht bekannt, wo diese sich heute aufhalten.

Amtskommissar der Gemeinde Kulmhof war der Konrad Schulz der in Schönhagen wohnte. Wo er sich heute aufhält, ist mir nicht bekannt. Ortsvorsteher in Kulmhof war der Friedrich Semmler, jetziger Aufenthalt nicht bekannt. Ortsbauernführer war der Jakob Semmler, der im Januar 1945 von russischen Soldaten auf der Flucht erschossen wurde. Weiter gab es in Kulmhof noch einen sog. Umsiedlerbetreuer, bei dem es sich um einen gewissen Wauer handelte. Wo dieser sich heute aufhält, weiss ich ebenfalls nicht. Lehrer der Gemeinde Kulmhof war ein gewisser Michelsohn. Auch dessen Aufenthalt ist mir nicht bekannt. Weitere wichtige Persönlichkeiten gab es in Kulmhof nicht.

Im Herbst des Jahres 1941 erfuhr ich vom Hörensagen, dass ein Kommando der Gestapo nach Kulmhof gekommen war. Wie stark das Kommando war, habe ich nicht erfahren. Zunächst wusste ich auch nicht, was dieses Kommando in Kulmhof zu tun hatte. Von den Gestapoleuten wurden das Schloss, die Schule, das Schützenhaus sowie einige Häuser in der Mitte des Ortes beschlagnahmt. Kurz darauf kam auch ein grösseres Polizeikommando nach Kulmhof, welches in Schulzimmern und in der Schule untergebracht wurde. Einige Zeit später erfuhr ich ebenfalls vom Hörensagen, dass fortlaufend Transporte mit jüdischen Menschen in Kulmhof einträfen. Zunächst wurde erzählt, dass die jüdischen Menschen lediglich durch das von der Gestapo in Kulmhof errichtete Durchgangslager durchgeschleust würden und ins Reichsgebiet kämen. Im Frühjahr 1942 erfuhr ich jedoch, dass diese Sachen getötet wurden. Es wurde erzählt, dass die Menschen sich in das Schloss entkleiden
mussten und dann in sog. Gasautos mit Gas erstickt wurden. Ob das mit den Auspuffgasen der Kraftwagen geschah, habe ich nicht erfahren. Weiter habe ich vom Hörensagen erfahren, dass die Leichen der Menschen im Walde von Maydani in
Massengräber verscharrt wurden. Soviel ich weiss, kamen die Judentransporte mit der Kleinbahn in Kulmhof an. Manchmal habe ich von meiner Wohnung aus diese Transporte in die Ortschaft fahren sehen. Ab Sommer 1942 wurden von dem Gestapo- und Polizeikommando die Leichen im Walde verbrannt. Aus dem Walde konnte man den Rauch aufsteigen sehen, und wenn der Wind auf die Ortschaft stand, war ein furchtbarer Geruch wahrzunehmen.

Meines Wissens wurde die Vernichtung der jüdischen Menschen ununterbrochen bis Januar 1945 durchgeführt. Als das Gebiet von russischen Truppen besetzt wurde, flüchtete das Gestapokommando, nachdem auch die letzten Arbeitsjuden getötet
worden waren. Soviel ich weiss, wurde die Unterkunft der Juden im Brand gesteckt, wodurch diese Leute umkamen. Wieviel Juden in Kulmhof im Laufe der Jahre getötet wurden, weiss ich nicht zu sagen.

Ich weiss auch nicht, wer der Kommandant des Vernichtungslagers gewesen ist und wer dem Gestapokommando und dem Polizeikommando angehört hat. Ich habe mich seinerzeit um diese Leute nicht gekümmert. Die mir vorgehaltenen Namen
sagen mir nichts. Auch habe ich auf den mir vorgezeigten Lichtbildern keine Personen wiedererkannt. Ob Schultz, Friedrich Semmler, Jakob Semmler und Wauer Beziehungen zu den Gestapokommandos hatten und an der Judenvernichtung irgendwie beteiligt gewesen sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Ein Mann namens Otto Herkner, der einen Gutshof in Schönhagen bei Warthbrücken bewirtschaftet haben soll, ist mir nicht bekannt.

Ob im Laufe der Jahre höhere SS-Führer das Vernichtungslager inspiziert haben, weiss ich ebenfalls nicht.

Weitere Angaben kann ich zur Sache nicht machen.

Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben:
[Unterschrift]

Geschlossen:
[Unterschrift]
(Kofner) KM.

LKA-NW/department 15

Currently in Arnsberg, April 16, 1962

Summoned for interrogation, the witness

Adele Freigang, née Steinke,
born on April 20, 1906, in Ostruwek/Lenschitz, Poland,
residing in Arnsberg, Bahnhofstr. 51,

appears at the office building of the Arnsberg district administration and, informed of the subject of the interrogation, gives the following statement:

Until 1940, my husband Friedrich Freigang and I ran a small farm in the village of Schönhagen, district of Warthbrücken / Warthegau. The village of Schönhagen belonged to the municipality of Kulmhof. Then we were resettled to Kulmhof by a certain Mr. Meier, who was involved with the resettlement of ethnic Germans and the settlement of Germans from abroad in the Warthbrücken district. We had to manage a larger farm located about 1.5 km from the center of the village.

The village of Kulmhof is on the main road between Eichstädt and Warthbrücken, about 6 km from Eichstädt and 12 km from Warthbrücken. It consisted of about 40 – 50 houses, mainly farms. A small railway led from Warthbrücken to Eichstädt, passing through Kulmhof. In the middle of the village was a dilapidated castle. Not far from it was the church. Both buildings were on one side of the main street. On the other side of the street were the community center, the shooting house, and the school. Behind the castle and church flowed a river called Ner.

I do not know how many inhabitants Kulmhof had. Most of the inhabitants were Polish citizens, but some ethnic German or foreign German families had also been resettled there. I remember the families Semmler, Selent, Beck, Stahnke, Dickhoff, Ryll, Popko, and Lippert, but I do not know where they are today.

The administrative commissioner of the municipality of Kulmhof was Konrad Schulz, who lived in Schönhagen. I do not know his current whereabouts. The local leader in Kulmhof was Friedrich Semmler, whose current whereabouts are unknown. The local farmers’ leader was Jakob Semmler, who was shot by Russian soldiers while fleeing in January 1945. There was also a resettlement advisor named Wauer in Kulmhof. I do not know his current whereabouts either. The teacher of the municipality of Kulmhof was a certain Michelsohn, whose current whereabouts are also unknown. There were no other important personalities in Kulmhof.

In the autumn of 1941, I heard rumors that a Gestapo commando had arrived in Kulmhof. I did not learn the strength of the commando. Initially, I did not know what this commando was doing in Kulmhof. The Gestapo confiscated the castle, the school, the shooting house, and some houses in the middle of the village. Shortly thereafter, a larger police commando arrived in Kulmhof, which was housed in the schoolrooms. Some time later, I also heard rumors that transports of Jewish people were arriving continuously in Kulmhof. Initially, it was said that the Jewish people were merely being routed through a transit camp established by the Gestapo in Kulmhof and then sent to the Reich. However, in the spring of 1942, I learned that these people were being killed. It was said that the people had to undress in the castle and were then suffocated in so-called gas vans. I did not learn whether this was done with the exhaust gases of the vehicles. I further heard rumors that the bodies of the people were buried in mass graves in the forest of Maydani. As far as I know, the Jewish transports arrived in Kulmhof by the small railway. Sometimes I saw these transports driving into the village from my home. From summer 1942, the Gestapo and police commandos burned the bodies in the forest. Smoke could be seen rising from the forest, and when the wind blew towards the village, a terrible smell was noticeable.

To my knowledge, the extermination of the Jewish people continued uninterrupted until January 1945. When the area was occupied by Russian troops, the Gestapo commando fled after killing the last Jewish workers. As far as I know, the Jews’ accommodation was set on fire, resulting in their deaths. I cannot say how many Jews were killed in Kulmhof over the years.

I do not know who was the commander of the extermination camp or who belonged to the Gestapo and police commandos. At that time, I did not concern myself with these people. The names mentioned to me mean nothing to me. I also did not recognize any persons in the photographs shown to me. Whether Schultz, Friedrich Semmler, Jakob Semmler, and Wauer had relations with the Gestapo commandos and were involved in the extermination of the Jews is beyond my knowledge. I am not familiar with a man named Otto Herkner, who is said to have managed an estate in Schönhagen near Warthbrücken.

I also do not know whether higher SS leaders inspected the extermination camp over the years.

I cannot provide any further information on the matter.

Read aloud, approved, and signed:
[Signature]

Closed:
[Signature]
(Kofner) KM.

Archivial reference:
BArch B 162/3249, p. 207-209

Interrogation protocol of Josef Peham, dated December 12, 1962, on his experiences in Kulmhof (Chelmno) extermination camp.
Post-War Testimony

Testimony of Peham, Josef on Kulmhof / Chelmno Extermination Camp (December 12, 1962)

Introduction

Interrogation protocol of Josef Peham, dated December 12, 1962, on his experiences in Kulmhof (Chelmno) extermination camp.

Testimony of Josef Peham

Vernehmung des Beschuldigten

Landes-Gericht für Strafsachen Wien
am 12.12.1962, Beginn 9 Uhr

Gegenwärtig:

Richter: LGR. Dr. Johann Tinhof
Schriftführer: VB. Christine Mayer

Strafsache gegen:
Der Beschuldigte wird ermahnt, die vorzulegenden Fragen bestimmt, deutlich und wahrheitsgemäß zu beantworten.

Er gibt über seine persönlichen Verhältnisse an:

Vor- und Zuname:
(bei Frauen auch Mädchenname)
Josef Peham

Ruf- oder Hausname:

Familienstand:
verh.,

Namen der Eltern:
(nur Mutter Elisabeth Peham, (ae. Vater Jakob Buchegger))

Vorname des Gatten:
Rosalia, geb. Ryll

Tag, Monat, Jahr der Geburt:
1.3.1918

Ort, Bezirk, Land der Geburt:
Schönau-Bad Schallerbach, Bez. Grieskirchen O.Ö.

Staatszugehörigkeit:
Österreich

Glaubensbekenntnis:
rk.

Beruf und Stellung im Beruf:
Pol.Ray.Insp.

Letzter Wohn-(Aufenthalts-)ort, Bezirk, (Straße, Hausnummer):
Wien, 2., Engerthstr. 245/8/2/7

Schulbildung:
8 Volksschule

Vermögen und Einkommen:
keines, ca. S 2450,- monat. netto

Pflicht zu sorgen für:
Gattin

Vorstrafen:
keine

Gemäß § 38/3 StPO. wegen Verd. d. Verbrechens des Mordes nach §§ 134, 135/5 StG. vernommen, gebe ich an:

Die Vorkehrungen, die in dieser Strafsache angeblich gegen mich vorliegen, wurden mir vorgehalten. Ich bekenne mich der mir zur Last gelegten Straftat nicht schuldig. Es ist wohl richtig, dass ich einem Sonderkommando der Schutzpolizei angehörte, welches im Vernichtungslager Kulmhof-Polen eingesetzt war. Bei diesem Einsatz habe ich die mir aufgetragenen Befehle nur so weit ausgeführt, dass ich mich heute einer strafbaren Handlung nicht schuldig fühlen muss. Ich habe meines Erachtens keine Handlung gesetzt, derentwegen ich nunmehr beschuldigt werden könnte, an der Vernichtung von Menschen im Kulmhof teilgenommen zu haben.

Ich wurde am 1.3.1918 in Schönau, Bez. Grieskirchen von Elisabeth Pelham geboren. Mein Vater Jakob Buchegger war Hilfsarbeiter. Ich bin mit ihm nur wenig in Berührung gekommen. Aufgezogen wurde ich durch meine Großeltern Josef und Elisabeth Pelham in Schönau. Meine Mutter war in Wien als Haushaltshilfe tätig. Mit meiner Mutter lebte ich niemals im gemeinsamen Haushalt. Sie heiratete später. Dieser Ehe entstammt ein Sohn; es ist dies mein einziger Stiefbruder. Andere Geschwister besitze ich nicht.

In Schönau besuchte ich 8 Klassen Volksschule; nach meinem Schulaustritt im Jahre 1932 war ich zunächst als landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter tätig; später war ich ebenfalls als Hilfsarbeiter in einem Schotterwerk und danach wieder in der Landwirtschaft tätig. Beruf erlernte ich zunächst keinen. Im Herbst 1938 wurde ich zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Unser Lager befand sich in Kammer-Schörfling am Attersee. Im Frühjahr 1939 wurde ich aus dem Arbeitsdienst entlassen. Nach meiner Entlassung war ich wieder als landwirtschaftlicher Arbeiter tätig.

Am 1. Juni 1940 wurde ich zur Schutzpolizei eingezogen, nachdem ich mich freiwillig gemeldet hatte. Ich hatte die Absicht Polizeibeamter zu werden. Der Standort der Polizeieinheit zu der ich eingezogen wurde, war an sich Wien. Ich wurde jedoch sofort zu dem Polizeiausbildungsbataillon nach Pohrlitz-Niederdonau eingezogen. Meiner Erinnerung nach war ich bei der 3.Kompani. Nach ca.3-monatiger Grundausbildung wurde ich mit meiner Kompanie zu einer Radfahrerersatzschwadron der SS-Polizeidivision nach Katschar in Oberschlesien versetzt. Bei dieser Division dürfte ich glaublich nicht ganz 1 Jahr gewesen sein. Glaublich im März 1941 wurde ich mit meiner damaligen Einheit zu einem Polizeiausbildungsbataillon nach Litzmannstadt versetzt. Welcher Komp. ich damals zugeteilt war, weiss ich heute nicht mehr genau. Mein Kompaniechef war Polizeihauptmann N. Dietrich. In Litzmannstadt wurde unsere Ausbildung weiterbetrieben; neben der Ausbildung wurden wir aber auch bereits zu örtlichen Polizeidiensten, so vor allem für Streifen und Absperrdiensten herangezogen. Wir wurden hierzu einzelnen Polizeirevieren zugeteilt.

Ende 1941 oder Anfang 1942 den näheren Zeitpunkt vermag ich heute nicht mehr zusagen wurde ich mit anderen Angehörigen meiner Komp. nach Kulmhof Polen abkommandiert. In Kulmhof wurden wir einem Polizeikommando zugeteilt. Wir hatten Absperrdienst und Wachdienst im und am Schloss sowie im Waldlager zu leisten.

Am 1. April 1943 heiratete ich meine nunmehrige Frau Rosalia. Sie war eine Volksdeutsche und wohnte in einer Ortschaft welche in der Nähe von Kulmhof lag. Schon vorher nämlich am 28.2.1943 hatte meine Frau unsere Tochter Hertha geboren. Da ich mich im Zeitpunkt meiner Verehelichung noch bei dem Sonderkommando in Kulmhof befand nahm ich an dass etwa um diese Zeit das Kommando von Kulmhof abgezogen wurde. Es ist möglich dass ich mich zum Zeitpunkt der Verehelichung bereits im Urlaub befand und das Sonderkommando einige Zeit vorher aus Kulmhof abgezogen wurde. Die Abkommandierung dürfte aber frühestens anfangs Mitte März 1943 erfolgt sein. Jedenfalls war ich bis zu diesem Zeitpunkt bei dem Sonderkommando der Schutzpolizei in Kulmhof.

Mit dem Pol.Sonderkommando wie den Angehörigen des ebenfalls in Kulmhof eingesetzten SS-Sonderkommando wurde ich im Anschluss zu der SS-Waffendivision “Prinz Eugen” nach Jugoslawien versetzt. Ich war inzwischen zum Polizeirottwachtmeister befördert worden.

Bei der SS-Division Prinz Eugen wurden wir als Polizeidivision eingesetzt, wobei wir auch zur Partisanenbekämpfung herangezogen wurden. In Jugoslawien trugen wir die Uniform der Waffen-SS, ebenso erhielten wir die Dienstgradbezeichnungen der Waffen-SS.

Am 14.10.1944 geriet ich bei Negotin/Jugoslawien in russische Kriegsgefangenschaft. Ich wurde in der Folge nach Russland abtransportiert und befand mich zuletzt in dem Kriegsgefangenenlager in Kasan. Bereits von den Russen wurde ich wegen meiner Zugehörigkeit zu dem Sonderkommando in Kulmhof vernommen und wurde deswegen 11 Monate lang in Einzelhaft gehalten.

Im März oder April 1948 wurde ich schließlich von den Russen an die Engländer ausgeliefert. Der Grund dieser Auslieferung war, weil ich 1944 bei einem Transport eines englischen Abwehroffiziers, es soll sich hierbei um den Neffen Churchills gehandelt haben, in Jugoslawien dabei waren. Es wurden damals übrigens neben diesem Abwehroffizier noch mehrere andere in Jugoslawien gefangenommene Engländer nach Belgrad transportiert.

Nach der Übergab an die Engländer an der Zonengrenze in Berlin wurde ich in Hamburg-Altona von den Engländern verhört und versch. Personen gegenübergestellt. Es stellte sich heraus dass ich mit der Angelegenheit die die Engländer untersuchten nichts zu tun hatte. Ich wurde hierauf im Juni oder Juli 1948 ordnungsgemäß aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Ich begab mich zunächst zu einer Tante nach Wels, meine Grosseltern waren ja inzwischen verstorben. Ich hielt mich noch in Wels auf, als ich um Aufnahme bei der Gend. bzw. bei der Polizei ansuchte. Durch die Bundespolizeidirektion Wien wurde meinem Ansuchen Folge gegeben; glaublich Ende Juli anfangs August 1948 zog ich nach WIen. Ich hatte mich mit dem richtigen Namen und richtigen Personaldaten in Wien polizeilich gemeldet. Am 30.10.1948 wurde ich als Polizeianwärter zur Ausbildung eingezogen; nach der Ausbildung verrichtete ich an verschiedenen Polizeikommissariaten in Wien Dienst und befinde mich seit etwa Ende 19455 bei der Alarmabteilung. Meine unmittelbar vorgesetzte Dienststelle ist das Generalinspektorat der SW. Mein dzt. Dienstrang in Polizei-Ray.Insp.

Seit September 1948 wohne ich mit meiner Frau beisammen, der es geglückt war, von Polen nach Westdeutschland zu flüchten und von dort nach Wien zu mir zu kommen.

Meine Frau ist zur Zeit als Vorarbeiterin berufstätig.: meine Tochter ist bereits selbst erhaltungsfähig. Vermögen besitze ich keines.

Mitglied der NSDAP oder einer ihrer Organisationen war ich nicht.

Zur Sache:

Wie ich bereits angab, weiss ich heute nicht mehr genau, welcher Kompanie des Bataillons der Schutzpolizei in Litzmannstadt ich angehörte. Chef meiner Kompanie war zuerst Hauptmann Dietrich und später H. Maas. Die Namen der einzelnen Angehörigen meiner Kompanie weiß ich heute auch nicht mehr. Ich glaube mich zu erinnern dass Johann Heilbrunner, Theo Malzmüller, Michalsky bei meiner Kompanie waren. Sicher weiß ich das heute aber nicht mehr. Wer das Bataillon in Litzmannstadt führte, weiß ich heute nicht mehr. Zuletzt waren wir in einem Barackenlager an der “Böhmischen Linie” in Litzmannstadt kaserniert.

In Litzmannstadt wurde die Infanterieausbildung fortgesetzt. Wir wurden aber auch schon zu Polizeidiensten herangezogen, so vor allem zu Streifendienst, Bewachung des Ghettos in Litzmannstadt u.a.

Glaublich Ende 1941 oder anfangs 1942 wurde ich einem Sonderkommando zugeteilt, das in Litzmannstadt aus Angehörigen des Bataillons der Schutzpolizei zusammengestellt wurde. Ich meldete mich zu diesem Sonderkommando nicht freiwillig sondern wurde hierzu befohlen. Nach welchen Gesichtspunkten die Abkommandierung erfolgte, weiss ich nicht. Ich weiss heute nicht mehr sicher, ob wir bereits in Litzmannstadt über den Einsatz des Sonderkommandos unterrichtet wurden. Ich kann mich nicht mehr erinnern, von wem das Sonderkommando von Litzmannstadt nach Kulmhof geführt wurde und mit welchen Transportmitteln wir dort hin gebracht wurden. In Litzmannstadt hatte ich von dem in Kulmhof errichteten Vernichtungslager noch nicht gehört.

Kulmhof war eine kleine polnische Ortschaft gelegen an dem dort vorbeifließenden Fluss “Ner”. Bei meinem Eintreffen in diesem Ort war bereits ein Wachkommando der Schutzpolizei vorhanden ebenso ein SS-Sonderkommando. Ich nehme an dass wir zur Verstärkung des Wachkommandos gekommen sind. Ich konnte nicht feststellen dass auf Grund unseres Eintreffens eine größere Anzahl von Angehörigen der Schutzpolizei von Kulmhof abgezogen worden wären.

Meiner Erinnerung nach wurde das Wachkommando von Pol.Oberleutnant Hüfing geführt.

Das SS-Sonderkommando setzte sich m.W. aus Angeh. des SD zusammen und wurde von SS-Hauptsturmführer Bothmann geführt. Er war auch Kommandant des Lagers Kulmhof. Sein Stellvertreter war SS-Untersturmführer Platte [Plate].

Kurz nach unserem Eintreffen in Kulmhof hielt uns Bothmann eine Ansprache und erklärte uns den Zweck unseres Einsatzes in Kulmhof und verpflichtete uns zu strengstem Stillschweigen. Schon bei unserem Eintreffen in Kulmhof er fuhr ich von den schon länger dort anwesenden dass im Schloss Juden vergast und deren Leichen in einem nahe gelegenen Waldstück verscharrt werden. Durch Bothmann erfuhr ich es nun offiziell. Ich kann mich nicht erinnern, ob und welche Strafsanktionen von Bothmann für die Verletzung der Verschwiegenheitspflicht angedroht wurden. Ich weiss aber, dass die Vorgänge in Kulmhof als “Geheime-Reichssache” bezeichnet wurden.

Die Angehörigen des Wachkommandos waren in Privathäusern in Kulmhof untergebracht. Das Wachkommando war in Gruppen aufgeteilt. Die Stärke des Polizei-Wachkommandos schätze ich auf 50-60 Mann. Das Wachkommando wurde eingesetzt zur Bewachung des Waldlagers, der Kirche, welches als Magazin für die den Juden abgenommen Kleider und Wertgegenstände diente, der Mühle und insbesondere zur Bewachung der jüdischen Arbeitskommandos.

In Kulmhof war ich bereits Unterwachtmeister (Gefreiter).

Ich glaube mich zu erinnern dass wir nach unserem Eintreffen in Kulmhof von Bothmann durch das Schloss geführt wurden. Die Örtlichkeiten im Schloss kenne ich aber auch durch meine Dienstleistung im und am Schloss. Wann ich erstmals zum Wachdienst im oder am Schloss eingeteilt wurde, weiss ich heute nicht mehr.

Das Schloss selbst war ein altes, baufälliges glaublich zweistöckiges Steingebäude. Vorne, nämlich zur Landstrasse hin, war es von einem Bretterzaun umgeben. Der rückwärtige, zum Fluss abfallende Teil dürfte von einem Drahtzaun umgeben sein. Ausser dem Hauptgebäude befanden sich in der Umzäunung noch ein oder zwei Schuppen.

Als Wachtposten ausserhalb des Schlosses also am Schloss, hatte man die Aufgabe niemand Unbefugten in das Schloss hineinzulassen; vor allem aber eine Flucht oder einen Ausbruch der im Schloss untergebrachten jüdischen Arbeitskommandos zu verhindern.

Als Posten am Schloss wurde ich sehr häufig und zu jeder Tageszeit herangezogen. Bewaffnet waren wir bei diesem Posten meiner Erinnerung nach mit einer Pistole. Wir hatten den Befehl auf Juden, wenn sie flüchten wollten, zu schießen. Ich selbst wurde niemals vor die Entscheidung gestellt, ob ich diesen Befehl ausführen soll oder nicht, weil während meiner Wachzeit am Schloss niemand flüchtete.

Bald nach unserem Eintreffen in Kulmhof konnte ich selbst wahrnehmen, dass mittels LKWs Menschen in das Schloss transportiert wurden. Meinen Wahrnehmungen nach handelte es sich hierbei um Juden, wobei sowohl Frauen als auch Männer in jegliche. Altersstufen, aber auch Kinder antransportiert worden waren.

Die LKW wurden von Angehörigen des SS-Sonderkommandos und zivilen Fahrern gelenkt. Die LKW waren meistens sehr stark beladen. Mitunter kamen täglich mehrere Transport an. ZU meiner Zeit wurden die Juden immer per LKW ins Schloss gebracht. Auf jedem LKW befand sich jeweils ein Wachposten von unserem Wachkommando, der mit einem Karabiner oder einer Pistole bewaffnet war.

Vom Hören her weiss ich , dass die Juden hauptsächlich aus Polen stammten, doch sollten einige Transporte auch aus Wien und dem damaligen “Altreich” gekommen sein.

Die Anzahl der Menschen, die während meines Aufenthaltes in Kulmhof herangebracht und getötet wurden, weiss ich nicht. Es waren aber sehr viele.

Auf Grund meiner Wahrnehmungen als Wachposten bei der “Mühle” weiss ich, dass Juden mit einer Kleinbahn hergebracht wurden. Die “Mühle” war ein grosses Gebäude , aber nicht mehr als Mühle in Betrieb. Die Kleinbahn endete etwa 300 bis 300 m vor der Mühle. Nach der Ankunft der Kleinbahn mussten die Juden aussteigen und wurden zur Mühle geführt. In der Mühle mussten sie meistens übernachten und wurden am nächsten Tag mit LKW ins Schloss gebracht.

Ich war sehr oft zum Wachdienst bei der Mühle eingeteilt. Insgesamt waren wir jeweils drei Wachposten bei der Mühle und wurden nach zwei Stunden Dienst abgelöst und nach vier Stunden Freizeit wieder eingesetzt. Da sich die Juden in der Mühle immer ruhig verhielten und den notwendigen Anordnungen ohne Widerstand Folge leisteten, kam ich selbst niemals in die Lagen einen Juden mit Gewalt oder sonstigen Misshandlungen gefügig zu machen. Ich konnte nicht wahrnehmen und habe auch nichts davon gehört, dass Juden wegen eines etwaigen Fluchtversuches oder sonstigen Widersetzlichkeiten bei der Mühle misshandelt, erschossen oder auf andere Art getötet worden wären. Beim Verladen auf die Lkw mussten meinen Wahrnehmungen nach ebenfalls keine Gewaltmaßnahmen ergriffen werden, weil sie sich nicht widersetzlich zeigten.

Im Schloss selbst war ich nur sehr selten als Wachposten eingeteilt. Wenn ich eingeteilt war, dann nur zur Bewachung der im Schlossgebäude untergebrachten jüdischen Arbeitskommandos. Das Arbeitskommando, das ich zu bewachen hatte, hatte die Aufgabe, Kleider und Wertgegenstände, die den Juden vor ihrer Tötung abgenommen wurden, zu sortieren. Das Arbeitskommando setzte sich durchschnittlich aus 10-15 Juden zusammen, die an ihren Füßen mit Ketten gefesselt waren. Die Kleider oder Wertgegenstände, die zu sortieren waren, befanden sich entweder im Schlosshof oder in der Kirche, wobei ich hinzufügen muss, dass die Kleider und Wertgegenstände aus einem höhergelegenen Raum durch ein Fenster zu den zum Fluss abfallenden Hang des Schlossgebäudes geworfen wurden. Bei der Entkleidung der Juden, welche meines Wissens in einem höher gelegenen Raum im Schloss stattfand, war ich nie zugegen. Dies war Hauptaufgabe von eigens hierzu herangezogenen Polen. Ich war auch niemals Posten in jenen Kellergängen, durch die die Juden zum “Gaswagen” geführt oder getrieben wurden. Mir ist aber bekannt, dass die antransportierten Juden nach ihrer Entkleidung mit dem Hinweis, dass sie baden gehen müssten, zum Gaswagen geführt und dort vergast wurden.

Mit der Bedienung oder Handhabung des Gaswagens hatte ich nichts zu tun. Wie die Wachposten in den Kellergängen bzw. in den Umkleideräumen oder in der Nähe des Gaswagens bewaffnet waren, weiß ich nicht. Meines Wissens waren 3 oder 4 Gaswagen im Einsatz. Gelenkt wurden diese von Angehörigen des SS-Sonderkommandos. Wie die Lenker hießen, weiß ich heute nicht mehr. Das Gas wurde meines Wissens vom Auspuff des Motors mittels eines Schlauches in das Wageninnere geführt. Wer die Verbindung zwischen dem Auspuffrohr und dem Wageninneren mit dem Schlauch jeweils herstellte, entzieht sich meiner Kenntnis. Dem Hören nach dürften in einem Gaswagen 50-60 Leute hineingegangen sein. Wer die Zugangstüren zum Gaswagen schloss, nachdem die Juden drinnen waren, weiß ich nicht.

Mir ist aber bekannt, dass der Gaswagen mit den getöteten Menschen in das nahegelegene Waldlager fuhr. In der ersten Zeit wurden die getöteten Menschen im Waldlager verscharrt, später in einem errichteten Verbrennungs-Ofen verbrannt.

Das Waldlager war vom Schloss ca. 3-4 km entfernt und konnte vom Schloss her auf der Landstraße, welche nach Wartbrücken führte, erreicht werden. Als ich nach Kulmhof kam, bestand dieses Waldlager bereits, bei dem es sich um eine Waldlichtung im Ausmaß von ca. 300 m zu 600 m handelte.

Wieviel Massengräber und in welchem Ausmass in diesem Waldlager waren, weiss ich nicht. Ich bin wohl auch als Wachposten beim Waldlager eingeteilt worden, doch meistens nur zur Nachtzeit und immer ausserhalb des Lagers. Zur Bewachung der jüdischen Arbeitskommandos im Waldlager wurde ich nicht eingeteilt. Aufgabe der Wachposten ausserhalb des Waldlagers war, das Hineingehen Unbefugter zu verhindern und die Flucht der dort eingesetzten jüdischen Arbeitskommandos hintanzuhalten. Das Waldkommando wurde von einem Polizeimeister geführt. Ich weiss aber heute nicht mehr, wie dieser hiess. Ich selbst habe bei meinem Nachtdienst im Waldlager niemals ein Angehörigen der dort eingesetzten jüdischen Arbeitskommandos misshandelt oder getötet. Ich habe auch nicht wahrgenommen, dass im Waldlager Juden aus irgendeinem Grund, sei es, weil sie arbeitsunfähig geworden sind oder sich Anordnungen widersetzten, erschossen worden wären.

Mir ist bekannt, dass in dem errichteten Verbrennungs-Ofen im Waldlager die Leichen der getöteten Menschen verbrannt wurden. Ich habe lediglich gehört, aber nicht selbst gesehen, dass Leichen aus Massengräbern herausgenommen und verbrannt wurden. Es wurden also nicht nur die kurz zuvor im Gaswagen getöteten, sondern schon längere Zeit vorher getöteten Menschen im Waldlager verbrannt. Der Verbrennungsofen wurde von einem Angehörigen der Schutzpolizei errichtet. Es dürfte dies Hauptwachtmeister Runge gewesen sein. Ich selbst habe nicht wahrgenommen oder gehört dass auch noch lebende Menschen in den Verbrennungsofen geworfen wurden.

Meines Wissens wurde das jüdische Arbeitskommando, welches im Waldlager eingesetzt wurde, jeweils mit LKW in das Waldlager gebracht. Ich selbst war niemals beim Antransport des jüdischen Arbeitskommandos dabei. Das Brennmaterial für den Verbrennungsofen wurde in den umliegenden Wäldern von einem eigenen Waldkommando besorgt. Mit der Besorgung des Brennmaterials hatte ich niemals etwas zu tun.

Ich war des Öfteren auch als Wachtposten bei der Kirche eingesetzt, wo jüdische Arbeitskommando damit beschäftigt waren, Kleidungsstücke und sonstige Wertgegenstände zu sortieren. Die sortierten Gegenstände wurden mittels LKWs weggeschafft; man erzählte dass die Kleidungsstücke in eine Kleiderfabrik bzw. Stofffabrik gebracht wurden. Sie sollten dort angeblich als Ausgangsstoff für die Erzeugung neuer Stoffe verwendet worden sein. Was mit den Wertgegenständen geschah , weiss ich nicht. Ich selbst habe keinen wie immer gearteten Gegenstand der den Juden abgenommen wurde, erworben oder sonst wie an mich gebracht.

Für die Dienstleistungen in Kulmhof erhielten wir Sonderzulagen in Geld und Naturalien. Die Geldzulage betrug glaublich 12 Mark. Die Verpflegung war ganz gut. Während unserer Freizeit war es uns gestattet Filmvorführungen zu besuchen und mit en in der Nähe ansässigen Volksdeutschen persönlichen Kontakt aufzunehmen. Ich lernte auf diese Weise meine nunmehrige Gattin kennen, welche die Tochter eines Besitzers in der Nähe gelegenes Gutshofes war, es handelte sich um einen grösseren landwirtschaftlichen Betrieb. Ich dürfte mit dem Wachtkommando der Schutzpolizei bis ca. Mitte März 1943 in Kulmhof gewesen sein. Jedenfalls wurde ich mit den Angehörigen meines Wachtkommandos und Oberleutnant Hüfing sowie SS-Hauptsturmführer Bothmann und dessen Stellvertreter, SS-Untersturmführer N. PLatte [Plate] gleichzeitig zur SS-Division “Prinz Eugen” nach Jugoslawien versetzt und dort der Feldgendarmerie zugeteilt.

Ich glaube mich zu erinnern dass wir vor unserer Verlegung nach Jugoslawien auch in Berlin waren wo uns von einem höheren SS-Offizier eine Ansprache gehalten wurde. Ob uns in Berlin neuerlich strengstens Stillschweigen über die Vorgänge in Kulmhof auferlegt wurde, weiss ich nicht mehr. Wie ich bereits aufzeigte, geriet ich in Jugoslawien in russische Kriegsgefangenschaft. Nach Kulmhof kehrte ich nicht mehr zurück.

Lediglich vom Hörensagen weiss ich, dass das Vernichtungslager in Kulmhof später nochmals eröffnet worden sein soll. Wer damals dort eingesetzt war und von wem das Lager damals geleitet wurde, vermag ich nicht zu sagen.

Die Vernichtung der Juden wurde bei verschiedenen dienstlichen Anlässen und Besprechungen in Kulmhof als unbedingt notwendige Massnahme dargestellt. Es wurde hierbei von der “Lösung des Judenproblems” gesprochen. Ich selbst war innerlich mit diesen Massnahmen niemals einverstanden. Den Befehl mit dem Sonderkommando nach Kulmhof zu gehen und nachdem ich den wahren Zweck des Sonderkommandos in Kulmhof erfahren hatte, dort zu bleiben und den mit aufgetragenen Wachdienst zu versehen, konnte ich mich auf Grund der damaligen Situation nicht entziehen. Ich habe es gar nicht versucht meine Versetzung zu erreichen da ich ein diesbezügliches Ansuchen als zwecklos hielt. Ich habe auch niemals gehört dass es irgendeinem geglückt wäre, seine Versetzung zu erreichen. Ich habe niemals gehört dass man allenfalls durch eine Meldung zum Fronteinsatz eine Versetzung erreichen könnte. Für den Fall einer Befehlsverweigerung hatte ich mit strengster Bestrafung rechnen müssen, obwohl ich heute nicht mehr sicher weiss, mit welcher Bestrafung man bei Befehlsverweigerung hätte rechnen müssen.

Da ich lediglich den mir auf ertragenen Wachdienst verrichtete, selbst aber keine Menschen in Kulmhof misshandelte oder durch sonstige Handlungen oder Unterlassungen zu ihrer Tötung beigetragen habe, fühle ich mich des Tatbestands der mir nunmehr strafrechtlich vorgeworfenen wird, nicht schuldig.

Über das Verhalten und die Funktion der einzelnen Angehörigen des Polizeiwachtkommandos und des SS-Sonderkommandos kann ich heute keine sicheren Angaben mehr machen. Wenn mir nun einzelne Namen vorgehalten werden, so gebe ich hierzu wie folgt an:

SS-Hauptsturmführer Lange: Wie er mit Vornamen hiess, weiss ich nicht. Er war Lagerkommandant vor dem SS-Hauptsturmführer Bothmann. Wie sich Bothmann gegenüber den Juden verhielt, ob er persönlich Juden tötete, oder sie sonst misshandelte, weiss ich nicht.

SS-Untersturmführer Platte [Plate] war meines Wissens Stellvertreter von Bothmann. Sowohl er als auch Bothmann hielten sich sehr häufig sowohl im Schloss als auch im Waldlager auf.

Erwin Bürstinger: Meines Wissens war er Angehöriger des SS-Sonderkommandos. Er hatte glaublich den Dienstrang eines Oberscharführers. Weitere Angaben kann ich über ihn nicht machen.

Burmeister: Der Name kommt mir bekannt vor. Ich weiss aber nicht mehr, welche Funktion er in Kulmhof ausübte.

Ludwig Jung [Junk]: Mit diesem dürfte ich glaublich schon in Litzmannstadt beisammen gewesen sein. Er war so wie ich, lediglich Wachtposten in Kulmhof.

Theodor Malzmüller: Auch mit diesem war ich in Litzmannstadt schon beisammen. Ob er und Ludwig Jung gleichzeitig mit mir nach Kulmhof kamen, weiss ich nicht sicher, es könnte aber so gewesen sein.

Gustav Laabs: Er war Angehöriger des SS-Sonderkommandos. Ich glaube mich zu erinnern, dass er mit einem Gaswagen fuhr.

Gustav Hüfing: Er war Kommandant des Polizeiwachtkommandos und der unmittelbare Vorgesetzte der Polizeiangehörigen.

Otto Böge: Sicher weiss ich, dass er während meiner Zeit in Kulmhof war, kann mich aber nicht mehr ganz an seine Funktion erinnern. Es ist möglich das er Spieß des Polizeiwachtkommandos war.

Polizeimeister Willi Lenz: An einen Mann solchen Namens kann ich mich nicht erinnern.

Polizeimeister Alois Häfele: Dieser war hauptsächlich im Schloss tätig. Ihm unterstanden m.W. auch die Polen.

Revieroberwachtmeister Johannes Runge: Dieser war glaublich mit einem Kommando aus Posen gekommen. Er war ständig im Waldlager eingesetzt und Erbauer des Verbrennungsofens.

Johann Heilbrunner: Mit diesem war ich schon in Porlitz beisammen; ob ich mit ihm gleichzeitig nach Kulmhof kam, vermag ich jedoch nicht zusagen. Welche Funktionen er in Kulmhof innehatte und wie er sich den Juden gegenüber verhielt, weiss ich nicht.

Die übrigen aus dem Akt vorgehaltenen Namen der Angehörigen des Polizeiwachtkommandos S.31 – 37 sind mir zum Teil bekannt, jedoch vermag ich über das Verhalten und die Funktion dieser Namensträger in Kulmhof keine sicheren Angaben zu machen.

Lichtbilder von mir aus der Zeit in Kulmhof besitze ich nicht, da sie durch die Kriegsereignisse verloren gegangen sind.

Ende 16 Uhr

VB. Mayer eh.
Dr. Tinhof eh.
Josef Peham e.h.

Regional Court for Criminal Matters Vienna
on 12.12.1962, Start at 9 am

Present:

Judge: LGR. Dr. Johann Tinhof
Recorder: VB. Christine Mayer

Criminal case against: The accused is admonished to answer the questions to be presented clearly, precisely, and truthfully.

He states the following about his personal circumstances:

First and last name: (for women, also maiden name) Josef Peham

Nick or house name:

Marital status: married,

Names of parents: (only mother Elisabeth Peham, (father Jakob Buchegger))

First name of spouse: Rosalia, née Ryll

Day, month, year of birth: 1.3.1918

Place, district, country of birth: Schönau-Bad Schallerbach, District Grieskirchen Upper Austria

Nationality: Austrian

Religious affiliation: Roman Catholic

Occupation and position: Police Inspector

Last place of residence (address, district): Vienna, 2nd district, Engerthstr. 245/8/2/7

Education: 8 years of elementary school

Assets and income: none, approximately S 2450,- monthly net

Responsible for supporting: Wife

Previous convictions: none

According to § 38/3 StPO. due to suspicion of the crime of murder under §§ 134, 135/5 StG. interrogated, I state:

The provisions allegedly against me in this criminal case were presented to me. I plead not guilty to the crime charged against me. It is true that I belonged to a special unit of the Schutzpolizei, which was deployed in the Kulmhof extermination camp in Poland. During this deployment, I carried out the orders given to me only to the extent that I do not feel guilty of any criminal act today. I believe I did not commit any acts that could now make me accused of participating in the extermination of people at Kulmhof.

I was born on 1.3.1918 in Schönau, District Grieskirchen, to Elisabeth Pelham. My father, Jakob Buchegger, was a laborer. I had little contact with him. I was raised by my grandparents, Josef and Elisabeth Pelham, in Schönau. My mother worked as a housemaid in Vienna and never lived with me. She later married, and from this marriage, I have one half-brother, my only sibling.

In Schönau, I attended 8 years of elementary school. After leaving school in 1932, I worked initially as an agricultural laborer, then in a gravel plant, and later returned to agriculture. I did not initially learn a trade. In autumn 1938, I was drafted into the Reich Labor Service. Our camp was in Kammer-Schörfling at Attersee. In spring 1939, I was discharged from the Labor Service. After my discharge, I worked again as an agricultural laborer.

On June 1, 1940, I was drafted into the Schutzpolizei after volunteering. I intended to become a police officer. The police unit to which I was drafted was based in Vienna, but I was immediately sent to the police training battalion in Pohrlitz-Niederdonau. To my recollection, I was in the 3rd company. After about three months of basic training, my company was transferred to an SS-Police Division cyclist replacement squadron in Katschar, Upper Silesia. I was with this division for not quite a year, I believe. In March 1941, I was transferred with my then-unit to a police training battalion in Litzmannstadt. I no longer remember exactly which company I was assigned to then. My company commander was Police Captain N. Dietrich. In Litzmannstadt, our training continued; we were also used for local police duties, especially for patrol and cordoning duties. We were assigned to individual police stations for this purpose.

At the end of 1941 or the beginning of 1942, I was transferred to Kulmhof, Poland, with other members of my company. In Kulmhof, we were assigned to a police command. We had to perform cordoning and guard duties at the castle and in the forest camp.

On April 1, 1943, I married my current wife Rosalia. She was an ethnic German and lived in a village near Kulmhof. My wife had already given birth to our daughter Hertha on February 28, 1943. Since I was still with the special unit in Kulmhof at the time of my marriage, I assume that the unit was withdrawn from Kulmhof around that time. It is possible that I was on leave at the time of the marriage and the special unit had been withdrawn from Kulmhof some time before. The transfer probably occurred no earlier than mid-March 1943. In any case, I was with the special unit of the Schutzpolizei in Kulmhof until that time.

With the police special unit, as well as the members of the SS special unit also deployed in Kulmhof, I was transferred to the SS-Waffen Division “Prinz Eugen” in Yugoslavia. I had meanwhile been promoted to Police Sergeant.

With the SS Division “Prinz Eugen,” we were used as a police division, also for partisan combat. In Yugoslavia, we wore the uniform of the Waffen-SS and received the ranks of the Waffen-SS.

On October 14, 1944, I was captured by the Russians near Negotin/Yugoslavia. I was subsequently transported to Russia and ended up in the prisoner-of-war camp in Kazan. Already by the Russians, I was interrogated about my involvement with the special unit in Kulmhof and was kept in solitary confinement for 11 months because of this.

In March or April 1948, I was finally handed over to the British by the Russians. The reason for this transfer was because I was involved in the transport of a British intelligence officer in Yugoslavia in 1944; it was said to be Churchill’s nephew. Besides this intelligence officer, several other British prisoners captured in Yugoslavia were transported to Belgrade.

After handing me over to the British at the border zone in Berlin, I was interrogated by the British in Hamburg-Altona and confronted with various persons. It turned out that I had nothing to do with the matter the British were investigating. I was duly released from captivity in June or July 1948. I initially went to an aunt in Wels, as my grandparents had meanwhile passed away. I was still in Wels when I applied to join the Gendarmerie or the police. My application was granted by the Federal Police Directorate in Vienna; I believe I moved to Vienna at the end of July or the beginning of August 1948. I registered with the police in Vienna under my real name and real personal details. On October 30, 1948, I was drafted as a police recruit for training; after the training, I served at various police stations in Vienna and have been with the Alarm Department since around the end of 1955. My immediate superior department is the General Inspectorate of SW. My current rank is Police Inspector.

Since September 1948, I have been living with my wife, who managed to flee from Poland to West Germany and from there came to Vienna to join me.

My wife is currently working as a forewoman; my daughter is already self-sufficient. I have no assets.

I was never a member of the NSDAP or any of its organizations.

To the case:

As I already stated, I do not know exactly which company of the Schutzpolizei battalion in Litzmannstadt I belonged to. My company commander was first Captain Dietrich and later H. Maas. I no longer remember the names of the individual members of my company. I think I recall that Johann Heilbrunner, Theo Malzmüller, and Michalsky were in my company. But I am not sure about that today. I do not know who commanded the battalion in Litzmannstadt. We were last quartered in a barracks camp on the “Bohemian Line” in Litzmannstadt.

In Litzmannstadt, infantry training continued. But we were also used for police duties, mainly for patrols and guarding the Litzmannstadt ghetto.

I believe I was assigned to a special unit at the end of 1941 or early 1942, composed of members of the Schutzpolizei battalion in Litzmannstadt. I did not volunteer for this special unit but was ordered to join it. I do not know the criteria for the assignment. I do not remember if we were informed about the special unit’s mission in Litzmannstadt. I do not remember who led the special unit from Litzmannstadt to Kulmhof and how we were transported there. In Litzmannstadt, I had not heard about the extermination camp established in Kulmhof.

Kulmhof was a small Polish village situated by the “Ner” river. When I arrived in this place, a guard command of the Schutzpolizei and an SS special unit were already present. I assume we came to reinforce the guard command. I did not notice any significant withdrawal of Schutzpolizei members from Kulmhof due to our arrival.

To my recollection, the guard command was led by Police Lieutenant Hüfing.

The SS special unit consisted of members of the SD and was led by SS Captain Bothmann. He was also the commandant of the Kulmhof camp. His deputy was SS Second Lieutenant Platte [Plate].

Shortly after our arrival in Kulmhof, Bothmann gave us a speech explaining the purpose of our deployment in Kulmhof and imposing strict confidentiality on us. From those already there, I learned that Jews were gassed in the castle and their bodies buried in a nearby forest area. Bothmann confirmed this officially. I do not remember if any penalties were threatened by Bothmann for violating confidentiality. But I know the operations in Kulmhof were classified as “Reich secret.”

The guard command members were housed in private homes in Kulmhof. The guard command was divided into groups. I estimate the strength of the police guard command at 50-60 men. The guard command was used to guard the forest camp, the church (which served as a depot for clothing and valuables taken from the Jews), the mill, and particularly to guard the Jewish labor commands.

In Kulmhof, I was already an under-sergeant (private first class).

I believe we were guided through the castle by Bothmann after our arrival in Kulmhof. But I know the premises from my service in and around the castle. I do not remember when I was first assigned to guard duty at or near the castle.

The castle itself was an old, dilapidated two-story stone building. The front, facing the main road, was enclosed by a wooden fence. The rear, sloping down to the river, was probably surrounded by a wire fence. Apart from the main building, there were one or two sheds within the enclosure.

As a guard outside the castle, our task was to prevent unauthorized persons from entering the castle, and especially to prevent the escape of the Jewish labor commands housed in the castle.

I was frequently assigned to guard duty at the castle at all times of day. We were armed with pistols. We were ordered to shoot Jews attempting to escape. I was never faced with the decision to carry out this order, as no one attempted to escape during my guard duty at the castle.

Soon after our arrival in Kulmhof, I saw people being transported to the castle by trucks. To my knowledge, these were Jews, including women, men of all ages, and children.

The trucks were driven by members of the SS special unit and civilian drivers. The trucks were often heavily loaded, and sometimes several transports arrived daily. During my time, Jews were always brought to the castle by truck. Each truck had a guard from our guard command, armed with a carbine or a pistol.

I heard that the Jews mainly came from Poland, but some transports also came from Vienna and the “Old Reich.”

I do not know the number of people brought to Kulmhof and killed during my stay. But it was very many.

Based on my observations as a guard at the “mill,” I know that Jews were also brought by a narrow-gauge railway. The “mill” was a large building no longer in operation as a mill. The narrow-gauge railway ended about 300-400 meters from the mill. After the train arrived, the Jews had to disembark and were taken to the mill. They usually spent the night there and were transported to the castle by truck the next day.

I was often assigned to guard duty at the mill. There were always three guards at the mill, rotating every two hours with four hours off. The Jews always behaved quietly and followed necessary orders without resistance, so I never had to use force or other means to subdue them. I did not observe or hear of Jews being mistreated, shot, or otherwise killed at the mill for attempting to escape or other insubordination. Loading them onto trucks did not require force, as they did not resist.

I was rarely assigned to guard duty inside the castle. When I was, it was only to guard the Jewish labor commands housed there. These commands sorted clothing and valuables taken from the Jews before their killing. The labor command consisted of 10-15 Jews, chained at the feet. The clothing and valuables to be sorted were in the castle yard or the church. The clothing and valuables were thrown from a higher room through a window to the slope leading to the river. I was never present during the undressing of the Jews, which took place in a higher room in the castle. This was mainly done by specially assigned Poles. I was also never a guard in the basement corridors where the Jews were led to the “gas van.” But I know the Jews were led to the gas van with the pretense of going to bathe and were gassed there.

I had no involvement in operating the gas van. I do not know how the guards in the basement corridors, undressing rooms, or near the gas van were armed. As far as I know, three or four gas vans were in use. These were driven by members of the SS special unit. I do not remember the drivers’ names. The gas was fed from the exhaust pipe into the van interior using a hose. I do not know who connected the exhaust pipe to the van interior. I heard that 50-60 people could fit in one gas van. I do not know who closed the doors of the gas van after the Jews were inside.

But I know the gas van with the killed people was driven to the nearby forest camp. Initially, the bodies were buried in the forest camp, later burned in a constructed incineration oven.

The forest camp was about 3-4 km from the castle, accessible via the main road to Wartbrücken. When I arrived in Kulmhof, this forest camp already existed, a clearing of about 300 m by 600 m.

I do not know how many mass graves were in this forest camp. I was assigned as a guard at the forest camp mainly at night and always outside the camp. I was not assigned to guard the Jewish labor commands in the forest camp. The guards’ task outside the forest camp was to prevent unauthorized entry and the escape of the Jewish labor commands. The forest command was led by a police sergeant. I do not remember his name. During my night shifts at the forest camp, I never mistreated or killed any Jewish labor command members. I did not observe any Jews being shot or killed for becoming unable to work or disobeying orders.

I know the bodies of the killed people were burned in the incineration oven in the forest camp. I only heard, but did not see, that bodies were removed from mass graves and burned. So, not only the recently killed but also those killed much earlier were burned in the forest camp. The incineration oven was built by a member of the Schutzpolizei, probably Master Sergeant Runge. I never saw or heard that living people were thrown into the incineration oven.

As far as I know, the Jewish labor command working in the forest camp was brought there by truck. I was never present during the transport of the Jewish labor command. The fuel for the incineration oven was gathered by a separate forest command from the surrounding woods. I had nothing to do with gathering the fuel.

I was often assigned to guard duty at the church, where Jewish labor commands sorted clothing and valuables. The sorted items were removed by truck; it was said the clothing was taken to a factory for new fabric production. I do not know what happened to the valuables. I did not acquire any items taken from the Jews.

For the services in Kulmhof, we received special allowances in cash and kind. The cash allowance was 12 marks, I believe. The food was quite good. During our free time, we were allowed to attend film screenings and interact with ethnic Germans in the vicinity. This is how I met my current wife, the daughter of a nearby estate owner. It was a large agricultural operation. I was with the Schutzpolizei guard command in Kulmhof until about mid-March 1943. In any case, I was transferred with the members of my guard command, Lieutenant Hüfing, SS Captain Bothmann, and his deputy, SS Second Lieutenant N. Plate, to the SS Division “Prinz Eugen” in Yugoslavia, and assigned to the field gendarmerie.

I believe we were in Berlin before our transfer to Yugoslavia, where a senior SS officer addressed us. I do not remember if we were again strictly instructed to keep silent about the events in Kulmhof. As I mentioned, I was captured by the Russians in Yugoslavia. I never returned to Kulmhof.

I only heard that the extermination camp in Kulmhof was reopened later. I do not know who was deployed there then and who led the camp at that time.

The extermination of Jews was presented at various official events and meetings in Kulmhof as an absolutely necessary measure. It was referred to as the “solution to the Jewish problem.” I was never internally in agreement with these measures. I could not avoid the order to join the special unit in Kulmhof and, after learning its true purpose, to stay and perform the guard duty assigned to me. I did not attempt to request a transfer, as I considered such a request pointless. I never heard of anyone successfully getting a transfer. I never heard that one could request a transfer by volunteering for frontline duty. In case of refusing orders, I would have faced severe punishment, although I do not remember what the specific punishment would have been.

Since I only performed the guard duty assigned to me and did not mistreat or contribute to the killing of people in Kulmhof, I do not feel guilty of the crime now charged against me.

I cannot make any reliable statements about the behavior and function of the individual members of the police guard command and the SS special unit today. If individual names are presented to me, I state as follows:

SS Captain Lange: I do not know his first name. He was the camp commandant before SS Captain Bothmann. I do not know how Bothmann treated the Jews, whether he personally killed or mistreated them.

SS Second Lieutenant Platte [Plate] was, as far as I know, Bothmann’s deputy. Both he and Bothmann were often present in both the castle and the forest camp.

Erwin Bürstinger: As far as I know, he was a member of the SS special unit. He was likely a senior squad leader. I cannot provide any further information about him.

Burmeister: The name is familiar. But I do not remember his function in Kulmhof.

Ludwig Jung [Junk]: I believe I was already with him in Litzmannstadt. Like me, he was only a guard in Kulmhof.

Theodor Malzmüller: I was also with him in Litzmannstadt. I am not sure if he and Ludwig Jung came to Kulmhof with me, but it is possible.

Gustav Laabs: He was a member of the SS special unit. I believe he drove a gas van.

Gustav Hüfing: He was the commander of the police guard command and the immediate superior of the police members.

Otto Böge: I know he was in Kulmhof during my time there, but I do not clearly remember his function. He may have been the sergeant major of the police guard command.

Police Master Willi Lenz: I do not remember a man by this name.

Police Master Alois Häfele: He was mainly active in the castle. He was also in charge of the Poles, as far as I know.

District Sergeant Johannes Runge: He came with a command from Posen, I believe. He was constantly deployed in the forest camp and built the incineration oven.

Johann Heilbrunner: I was already with him in Pohrlitz; I cannot say if he came to Kulmhof with me. I do not know his functions in Kulmhof or how he treated the Jews.

The other names of police guard command members presented in the file on pages 31-37 are partially familiar, but I cannot provide reliable information about their behavior and function in Kulmhof.

I have no photographs of myself from the time in Kulmhof, as they were lost during the war.

End at 4 pm

VB. Mayer signed Dr. Tinhof signed Josef Peham signed

Archivial reference:
Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 352.3, Nr. 16511

Interrogation Wilhelm Görlich Sonderkommando Kulmhof
Post-War Testimony

Testimony of Görlich, Wilhelm on Kulmhof Extermination Camp (21 December 1960)

Introduction

Interrogation protocol of Wilhelm Görlich, former member of the SS-Sonderkommando Kulmhof, dated 21 December 1960, recorded in Bonn on his participation and experiences in the extermination camp Kulmhof (Chełmno). He was assigned to the Kulmhof extermination camp in April 1942. According to the testimony, Görlich’s role at Kulmhof was largely administrative. He was responsible for managing supplies and financial matters for the camp’s personnel. He recounted that he had no direct involvement in the extermination processes but learned through conversations with other camp members that the purpose of the Sonderkommando was the extermination of Jewish people. Victims were stripped, driven into gas vans, and killed using exhaust fumes. The corpses were transported to nearby woods for mass burial or cremation.

Interrogation Wilhelm Görlich Sonderkommando Kulmhof

Testimony of Wilhelm Görlich

Der Leitende Oberstaatsanwalt bei dem Landgericht

– 8 Js 52/60 –

Bonn, den 21.12.1960

Gegenwärtig: Staatsanwalt Solbach als Vernehmender
Justizangestellte Kehren als Protokollführerin

Auf Vorladung erscheint der Pförtner Wilhelm Görlich, geb. am 14.6.1913 in Saatz/Sudetenland, wohnhaft in Königsbach Krs. Pforzheim, Baumstraße 9, und erklärt, nachdem ihm der Gegenstand seiner Vernehmung bekannt ge- geben, er zur Wahrheit ermahnt und über sein Aussage- verweigerungsrecht gem. § 55 StPO belehrt worden ist:

Als Sudetendeutscher war ich tschechischer Staatsange- höriger. Beim Einmarsch der deutschen Truppen am 10. Oktober 1938 wurde ich mit vielen anderen Sudetendeutschen aufgerufen, mich zu melden. Ich meldete mich dement- sprechend bei der Stadtverwaltung und wurde einem deutschen Einsatzkommando zugeteilt, aus dem später die Staatspolizei- und Grenzpolizeidienststellen gebildet wurden. Ich wurde als Hilfspolizeibeamter angestellt und später Polizeiassistentenanwärter. 1940 wurde ich zum außerplanmäßigen Polizeiassistenten – nach bestehen- der Prüfung – in Karlsbad ernannt. Am 6.1.1941 wurde ich zur Stapo-Stelle Hohensalza in den Warthegau versetzt. 1941 wurde ich hier zum planmäßigen Polizeiassistenten ernannt. Leiter der Stapo-Leitstelle Hohensalza war Regierungsrat Hegenscheid. Folgende Angehörige der Stapo- Stelle sind mir noch bekannt: Polizeiinspektor Rudi Hermann, Geh. Sekretär Müller, Polizeisekretär Bergmann, Kriminalsekretär Mitsch. Ich selbst führte bei der Stapo-Stelle die Bekleidungskammer, die gleichzeitig auch für die Kriminalpolizei Hohensalza zuständig war. Leiter der Verwaltung der Stapo-Stelle Hohensalza war Polizeiinspektor oder Oberinspektor Siebert oder Sieberts.

Im März/April 1942 wurde mir mitgeteilt, durch wen, weiß ich heute nicht mehr, daß ich zu einem Sonderkommando abkommandiert sei, über dessen Aufgaben mir jedoch noch nichts gesagt wurde. Es wurde mir gesagt, die Abkommandierung erfolge nur für kurze Zeit. Ich weiß heute nicht mehr, von welcher Stelle der Befehl zur Abkommandierung ergangen war. Wenn ich in meinem Lebenslauf im R.- und S.-Fragebogen (Bl. 39 Sonderheft Görlich) angegeben habe, daß die Abkommandierung am 10.4.1942 durch den Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD in Posen erfolgt sei, so werde ich dies damals so erfahren haben. Ich habe jedenfalls nichts Falsches niedergeschrieben, insbesondere auch nicht, weil Lebenslauf und Fragebogen dem Leiter der Stapo-Stelle, Hegenscheid, der über die Abkommandierung ja informiert war, vorgelegen haben (Vgl. Bl. 31 Sonderheft Görlich). Es wurde mir seinerzeit auch nicht gesagt, welche Verwendung ich bei dem Sonderkommando finden sollte. Es hieß seinerzeit lediglich, daß sich das Sonderkommando in der Nähe von Wartbrücken befinde. Wahrscheinlich wurde mir auch die Ortschaft Kulmhof genannt.

Jedenfalls sollte ich mich in Kulmhof bei einem Kriminalkommissar Lange melden. Nach meiner Erinnerung wurde mir von der Stapo-Stelle Hohensalza ein Dienstkraftwagen zur Verfügung gestellt, mit welchem ich nach Kulmhof fuhr. Dieser Kraftwagen stand mir auch in der Folgezeit zur Verfügung. In Kulmhof angekommen, meldete ich mich auftragsgemäß bei dem Kriminalkommissar Lange. Dieser erklärte mir, in Kulmhof sei ein Sonderkommando tätig, welches sich aus Gestapo-Angehörigen und Schutzpolizeibeamten aus Litzmannstadt vom Polizeibataillon Litzmannstadt zusammensetze. Für dieses Sonderkommando sollte ich die Verwaltungsgeschäfte führen. Er übergab mir auch Listen, auf welchen sämtliche Angehörige des Sonderkommandos aufgeführt waren. Über die Aufgaben des Sonderkommandos sagte Lange mir nichts. Er wies mir ein Dienstzimmer an in dem Gebäude der Gemeindeverwaltung des Ortes Kulmhof.

Erst in der Folgezeit habe ich gesprächsweise bei Unterhaltungen mit Angehörigen des Sonderkommandos erfahren, daß dieses Sonderkommando die Aufgabe hatte, jüdische Menschen zu vernichten. Ich habe auch erfahren, daß Juden in dem sogenannten Schloß der Ortschaft Kulmhof sich entkleiden mußten und anschließend in sogenannte Gaswagen getrieben wurden, in welchen sie mit Auspuffgasen umgebracht wurden. Weiter wurde mir vom Hörensagen bekannt, daß die Leichen mit den Gaswagen zu einem mehrere Kilometer von Kulmhof entfernten Waldstück in Richtung Wartbrücken transportiert wurden, wo sie in Massengräbern verscharrt wurden oder verbrannt wurden. Über diese Vorgänge habe ich jedoch selbst nichts gesehen. Ich habe weder einer Vernichtung von Menschen in den Gaswagen noch der Beseitigung der Leichen beigewohnt. Lediglich habe ich mehrfach beobachtet, daß in Kulmhof Transporte mit Menschen ankamen. Sie kamen entweder mit der Kleinbahn an, welche von Wartbrücken nach Kulmhof führte, oder sie wurden auch mit Lastkraftwagen herantransportiert. Diese Menschen wurden dann in jedem Fall zu dem sogenannten Schloß geführt. Das Schloß selbst habe ich nie betreten. Auch bin ich niemals im Waldlager gewesen. Während meines Aufenthaltes in Kulmhof bin ich auch niemals an der Vernichtung von Menschen beteiligt gewesen.

Meine Aufgabe als Führer der Verwaltungsgeschäfte des Sonderkommandos bestand darin:

1. Die Verpflegungsmarken für das gesamte Kommando bei der Dienststelle des Reichsstatthalters in Posen zu besorgen,
2. sogenannte Sammelberechtigungsscheine, ebenfalls beim Reichsstatthalter in Posen zu besorgen,
3. sogenannte Beschäftigungsgelder beim Oberbürgermeister in Litzmannstadt – Abt. Ghettoverwaltung – für das Kommando zu empfangen und an die einzelnen Angehörigen monatlich zweimal zur Auszahlung zu bringen.

Nach meiner Erinnerung erhielten die Angehörigen des Polizeiwachkommandos täglich 12,- Reichsmark Beschäftigungsgeld. Die Polizeimeister erhielten 14,- oder 15,- Reichsmark täglich, die Gestapoangehörigen erhielten Dienstgradmäßig die gleichen Beträge. Der Kommandoführer erhielt 16,- oder 17,- Reichsmark. Diesen Betrag erhielt auch der Führer des Polizeiwachkommandos. Welche Mengen Spirituosen auf jeden einzelnen Angehörigen des Kommandos entfielen, kann ich heute nicht mehr sagen.

Außer diesen angegebenen Tätigkeiten habe ich während meiner Zugehörigkeit zum SS-Sonderkommando Kulmhof keine weiteren Tätigkeiten ausgeübt.

Wenn mir vorgehalten wird, daß ich auch die Gelder, welche den Juden in Kulmhof abgenommen worden waren, nach Litzmannstadt bringen und dem Leiter der Ghettoverwaltung Hans Biebow aushändigen mußte, so trifft das zu. Ich möchte aber einräumen, daß Lange mir für diese Tätigkeit keine besondere Anordnung gegeben hatte. Die Gelder wurden mir von dem SS-Hauptsturmführer Fritz Ismer und Polizeiwachtmeister Max Sommer übergeben, weil es offenbar vorher schon so gehandhabt worden war; da ich die Rechnungsgeschäfte machte, hatte ich dagegen auch keine Einwendungen. Ebenfalls wurden mir die den Juden abgenommenen Schmuck- und Wertsachen von Ismer und Sommer zwecks Weiterleitung an die Ghettoverwaltung Litzmannstadt übergeben. Diese Schmuck- und Wertsachen wurden von mir listenmäßig erfaßt. Diese Listen gingen ebenfalls an die Ghettoverwaltung. Auch bezüglich dieser Angelegenheiten bestand keine besondere Anweisung von Lange. Ich machte diese Tätigkeit, weil ich offenbar als Rechnungsführer dafür zuständig war. Es ist nicht gesagt, daß ich in jedem Falle die Sachen zur Ghettoverwaltung abführte. Es kam auch vor, daß Ismer und Sommer die Wertsachen nach Litzmannstadt brachten. Weiter kam es vor, daß Wert- und Schmucksachen mit einem Lastkraftwagen nach Litzmannstadt transportiert wurden, wenn größere Mengen angefallen waren, die ich in meinem PKW nicht unterbringen konnte. Die ausschließliche Aufgabe von Ismer und Sommer war es, die den Juden abgenommenen Gelder und Wertsachen zu übernehmen und zu sortieren. Zu diesem Zweck hatten sie einen Raum im Gebäude der Gemeindeverwaltung Kulmhof zur Verfügung.

Ich möchte noch erwähnen, daß meine Tätigkeit erforderte, daß ich mich sehr wenig in Kulmhof aufhielt. Die meiste Zeit befand ich mich auf Dienstreisen nach Litzmannstadt und Posen, so daß ich von den Vorgängen in Kulmhof selbst sehr wenig erfahren habe. Erwähnen möchte ich auch noch, daß eine listenmäßige Erfassung der Schmuck- und Wertsachen nicht vorgeschrieben war. Ich stellte die Listen aus eigenem Interesse zusammen, damit später niemand hätte sagen können, daß ich mir irgendwelche Sachen angeeignet hätte.

Schließlich möchte ich noch erwähnen, daß ich im Mai oder Juni 1942 in der Nähe von Wartbrücken einen Unfall hatte, bei welchem ich mir eine schwere Gehirnerschütterung sowie eine Meniskusverletzung zuzog. Ich lag dann ca. 4 Wochen im Kreiskrankenhaus Wartbrücken und erhielt anschließend vier Wochen Genesungsurlaub. Im August oder September 1942 übernahm ich wieder meine Tätigkeit in Kulmhof. Zwischenzeitlich hatte die Geschäfte meines Wissens der vorerwähnte Sommer geführt.

Folgende Personen gehörten seinerzeit dem Gestapo- oder SS-Sonderkommando in Kulmhof an:

1. Kriminalkommissar und SS-Hauptsturmführer Lange, Vorname nicht bekannt; Heimatort nicht bekannt. Ich kann auch nicht sagen, wo Lange sich heute aufhält. Nach meiner Erinnerung war er bis Ende April oder Anfang Mai 1942 Kommandant des Vernichtungslagers Kulmhof. Wann er nach Kulmhof gekommen ist, kann ich nicht sagen. Er war für die gesamte Vernichtung von jüdischen Menschen in Kulmhof bis zu diesem Zeitpunkt verantwortlich.

2. Kriminalkommissar und SS-Hauptsturmführer Hans Bothmann. Er kam von der Gestapo-Leitstelle Posen und war der Nachfolger des vorerwähnten Lange.

3. Kriminalsekretär und SS-Untersturmführer Albert Plate. Er kam von der Stapo-Stelle Litzmannstadt und wohnte mit seiner Familie ebenfalls in Litzmannstadt. Nach seinem Dialekt stammte er aus Norddeutschland. Wo er sich heute aufhält, weiß ich nicht. Auf einem mir vorgelegten Lichtbildbogen (Lichtbildbogen des Albert Plate, geb. am 31.12.1903 in Rüstringen, im Sonderheft Plate) habe ich Plate einwandfrei wiedererkannt. Plate war Stellvertreter von Lange und Bothmann. Ich muß mich berichtigen, denn ich kann nicht sagen, ob er Stellvertreter gewesen ist. Ich weiß nicht, welche Funktionen er in dem Vernichtungslager ausgeübt hat. Ich weiß lediglich, daß er dem Sonderkommando angehörte. In welcher Weise er sich an der Vernichtung von jüdischen Menschen beteiligt hat, habe ich weder gesehen noch erfahren. Sonst kann ich über Plate nichts sagen.

4. SS-Unterscharführer oder Scharführer Walter Burmeister, Heimatort nicht bekannt. Ich kann auch nicht sagen, wo er sich heute aufhält. Ich weiß auch nicht, von welcher Dienststelle er nach Kulmhof kam. Auf einem mir vorgelegten Lichtbildbogen (Lichtbilder des Walter Burmeister, geb. am 2.5.1906, im Sonderheft Walter Burmeister) habe ich diesen einwandfrei wiedererkannt. Er war Fahrer des Lagerkommandanten Bothmann und sorgte auch für dessen Verpflegung. In welcher Weise er an der Judenvernichtung beteiligt war, kann ich nicht sagen.

5. SS-Scharführer oder Oberscharführer Erwin Bürstinger aus Österreich. Meines Wissens kam er von der Stapo-Leitstelle Posen. Auf dem mir vorgelegten Lichtbildbogen des Erwin Bürstinger, geb. am 26.2.1908 (siehe Sonderheft Bürstinger) habe ich diesen einwandfrei wiedererkannt. Bürstinger war meines Wissens in Kulmhof Schirrmeister für die zum Sonderkommando gehörenden Kraftfahrzeuge. Dazu gehörten zwei Gaswagen, zwei bis drei Personenkraftwagen und einige Lastkraftwagen. Bürstinger unterstand auch die Versorgung dieser Kraftwagen mit Benzin. Woher er dies erhielt, weiß ich nicht. Ob er noch in anderer Weise an der Vernichtung von jüdischen Menschen in Kulmhof beteiligt gewesen ist, ist mir nicht bekannt.

6. SS-Oberscharführer Hiecke-Richter, Vorname nicht bekannt; Heimatort nicht bekannt; ich weiß auch nicht, wo er sich heute aufhält. Er war von der Stapo-Leitstelle Posen. Er sprach meines Erachtens den Berliner Dialekt. Welche Funktionen er in dem SS-Sonderkommando Kulmhof ausgeübt hat, weiß ich nicht. Auf den mir vorgelegten Lichtbildern (Lichtbildbogen des Herbert Hiecke-Richter, geb. am 2.8.1911, aus dem Sonderheft Hiecke-Richter) habe ich ihn einwandfrei wiedererkannt. Weitere Angaben kann ich über ihn nicht machen.

7. SS-Scharführer oder Oberscharführer Laabs, Vorname nicht bekannt; Heimatort nicht bekannt, von welcher Dienststelle er kam, weiß ich ebenfalls nicht, auch kann ich nicht sagen, wo er sich heute aufhält. Soviel ich weiß, war Laabs Fahrer eines Gaswagens. Sonst kann ich über Laabs nichts sagen.

8. SS-Hauptscharführer Fritz Ismer aus Berlin. Er kam von der Umwandererzentrale Litzmannstadt zum SS-Sonderkommando Kulmhof. Als ich nach Kulmhof kam, war er schon dort. Wie ich schon angegeben habe, hatte Ismer im Vernichtungslager die Aufgabe, die den Juden abgenommenen Schmuck- und Wertsachen zu übernehmen und zu sortieren. Ich kann nicht sagen, ob er noch in anderer Weise an der Vernichtung der Juden beteiligt gewesen ist.

9. Ein SS-Angehöriger namens Hering. Vorname und Dienstgrad nicht bekannt. Ich weiß auch nicht, von welcher Dienststelle er kam, ebenfalls ist mir nicht bekannt, wo er beheimatet war bzw. wo er heute aufhältig ist. Welche Tätigkeit er in dem Vernichtungslager ausübte, weiß ich ebenfalls nicht.

Weitere Angehörige des SS-Sonderkommandos sind mir nicht mehr erinnerlich. Ich glaube auch nicht, daß mehr Gestapo- oder SS-Leute, wie sie vorstehend aufgeführt sind, zum Sonderkommando gehörten.

Von den Angehörigen des Polizeiwachkommandos Kulmhof sind mir noch folgende Personen in Erinnerung:

1. Polizeioberleutnant Hüfing, Heimatort nicht bekannt, jetziger Aufenthalt nicht bekannt. Weiteres kann ich über ihn nicht sagen. Ich weiß auch nicht, ob er direkte an der Vernichtung von Juden beteiligt gewesen ist.

2. Polizeimeister Alois Häfel aus Karlsruhe. Welche Funktionen er in Kulmhof hatte, weiß ich nicht. Wenn ich an dem Schloß vorbeikam, habe ich gesehen, daß er dort auf dem Hof herumlief. Inwieweit er an der Judenvernichtung beteiligt war, weiß ich nicht. Sonst kann ich über ihn nichts sagen.

3. Polizeimeister Willi Lenz, Heimatort nicht bekannt, jetziger Aufenthalt nicht bekannt. Von welcher Schutzpolizeistelle er kam, weiß ich ebenfalls nicht. Über ihn weiß ich lediglich zu berichten, daß er immer mit Angehörigen des Polizeiwachkommandos zum Waldlager hinausfuhr. Welche Tätigkeit er in dem Waldlager ausübte, habe ich weder gesehen noch erfahren. Sonst kann ich über ihn nichts sagen. Auf Befragen erkläre ich, daß ich nie etwas darüber gehört habe, daß er im Waldlager Juden durch Genickschuß getötet hat. Ob er den Spitznamen “Doktor” hatte, weiß ich nicht. Mir wurden Lichtbilder eines Willi Lenz, geb. am 9.1.1911 (siehe Lichtbildbogen im Sonderheft Lenz) vorgelegt; Bei diesem handelt es sich nicht um den Beschuldigten Lenz.

4. Polizeioberwachtmeister oder Hauptwachtmeister Hans oder Johannes Runge, Heimatort nicht bekannt, jetziger Aufenthalt nicht bekannt. Meines Wissens kam er von der Ordnungspolizei in Posen. Bezüglich seiner Tätigkeit in Kulmhof weiß ich lediglich zu berichten, daß er immer gemeinsam mit Lenz zum Waldlager hinausfuhr. Welche Tätigkeit er dort ausübte, habe ich nie erfahren. Mir ist auch nicht bekannt geworden, in welcher Weise er an der Judenvernichtung beteiligt gewesen ist. Mir wurden heute Lichtbilder eines Johannes Runge, geb. am 16.9.1903 sowie eines Johannes Runge, geb. am 17.4.1907 (siehe Sonderheft Runge) vorgelegt, auf welchen ich den Beschuldigten Runge jedoch nicht wiedererkannt habe. Weiter wurde mir eine Lichtbildmappe (Beweismaterialheft XIII) vorgelegt, in welcher ich auf einem Lichtbild (Lichtbild Nr. 34) den Beschuldigten Runge wiedererkannt habe. Weitere Angaben kann ich zu Runge nicht machen.

5. Polizeiwachtmeister oder Oberwachtmeister Kretschmer, Vorname nicht bekannt, beheimatet war er meines Wissens in Sachsen. Über seine Funktionen im Vernichtungslager Kulmhof weiß ich nichts zu sagen. Auf den mir vorgelegten Lichtbildern des Erich Kretschmer, geb. am 29.5.1907 (siehe Sonderheft Kretschmer), habe ich den Beschuldigten nicht wiedererkannt. Nachdem mir die Lichtbildmappe (Beweismaterialheft XIII) vorgelegt wurde, möchte ich sagen, daß es sich bei der auf dem Lichtbild Nr. 35 abgebildeten Person um den Beschuldigten handelt.

6. Polizeimeister Heider, Vorname nicht bekannt, Er stammte aus Bayern. Wo er sich heute aufhält, weiß ich nicht. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, welche Tätigkeit er in Kulmhof ausübte. Ich weiß auch nicht, inwieweit er an der Vernichtung von Juden beteiligt war.

7. Polizeiwachtmeister Max Sommer aus Sachsen. Wo er sich jetzt aufhält, weiß ich nicht. Wie ich schon angegeben habe, hatte er gemeinsam mit Ismer im Vernichtungslager Kulmhof die Aufgabe, die angefallenen Schmuck- und Wertsachen zu übernehmen und zu sortieren. Ob er noch in anderer Weise an der Vernichtung von jüdischen Menschen beteiligt gewesen ist, weiß ich nicht.

8. Polizeioberwachtmeister oder Hauptwachtmeister Erwin Schmidt aus dem Sudetengau. Jetziger Aufenthalt nicht bekannt. In Kulmhof war er der Fourier des gesamten Kommandos. Eine andere Tätigkeit hat er in Kulmhof nicht ausgeübt.

9. Polizeihauptwachtmeister Fiedler aus dem Sudetengau, Vorname nicht bekannt. Welche Funktionen er in Kulmhof ausübte, weiß ich nicht. Sonst kann ich über ihn nichts sagen.

An weitere Angehörige des Polizeiwachkommandos kann ich mich nicht mehr erinnern.

Nachdem mir weitere Namen vorgehalten wurden, erinnere ich mich noch an folgende Personen:
Polizeiwachtmeister Baumgartner – Fourier von Erwin Schmidt,
Fritz Hagen – Koch des Sonderkommandos,
Sonst kann ich über diese beiden Personen nichts sagen.
Die weiter mir vorgehaltenen Personen bzw. Namen von Angehörigen des Sonderkommandos sagen mir heute nichts mehr.

Mir wurden nachträglich noch Lichtbilder eines Oskar Hering, geb. am 23.10.1908, (siehe Sonderheft Hering) vorgelegt, doch kann ich nicht sagen, ob es sich hierbei um den Beschuldigten Hering handelt.

Den Beschuldigten Fritz Ismer habe ich auf einem mir vorgelegten Lichtbild wiedererkannt (siehe Sonderheft Ismer – Lichtbild des Fritz Ismer, geb. am 1.9.1908).

Den Beschuldigten Bürstinger habe ich außerdem auf einem weiteren Lichtbild (Lichtbildband Beweismittelheft XIII Bild Nr. 32) wiedererkannt.

Auf Befragen erkläre ich noch, daß das Polizeiwachkommando seinerzeit aus ca. 50 bis 60 Polizeibeamten bestand, die meines Wissens vom Polizeibataillon Litzmannstadt kamen.

Im Februar oder März 1943 wurde das Vernichtungslager Kulmhof aufgelöst. Ob auch eine Abschlußfeier in einer Gaststätte in Wartbrücken unter Teilnahme des Gauleiters Greiser stattgefunden hat, weiß ich nicht. Ich habe jedenfalls an einer derartigen Feier nicht teilgenommen. Wie die Auflösung des Vernichtungslagers bzw. die Beseitigung von Spuren der Menschenvernichtung vor sich gegangen ist, ist mir nicht bekannt, da ich damit nichts zu tun hatte. Ich weiß nur noch, daß Bothmann eines Tages sagte, das Vernichtungslager würde aufgelöst. Das gesamte Kommando einschließlich Schutzpolizisten erhielt mehrere Wochen Urlaub. Es hieß, daß wir Bescheid erhalten würden, sobald wir einen anderen Einsatz bekämen. Während meines Urlaubs habe ich im April meine erste Ehefrau geheiratet. In diesem Monat erhielt ich auch die Nachricht, daß ich mich in Posen bei einer SS-Dienststelle zu melden hätte. Um welche Dienststelle es sich handelte, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls traf ich dort wieder mit den anderen Angehörigen des Sonderkommandos Kulmhof zusammen. Von einem Arzt wurden wir dort auf SS-Tauglichkeit bzw. Wehrdiensttauglichkeit untersucht. Ob Bothmann auch anwesend war, weiß ich nicht mehr. Nach der Untersuchung konnten wir alle unseren Urlaub fortsetzen. Am 20.5.1943 erhielt ich einen Gestellungsbefehl für die SS-Division “Prinz Eugen”. Es hieß darin, daß ich mich in einer Kaserne in Wien zu melden hätte. Wo das war, kann ich heute nicht mehr sagen. Jedenfalls traf ich dort abermals mit sämtlichen vormaligen Angehörigen des Sonderkommandos Kulmhof zusammen. Auch Bothmann war anwesend. Wir wurden dort eingekleidet und fuhren uns anschließend unter Führung des Bothmann zum Stab der SS-Division “Prinz Eugen”, der in der Nähe von Belgrad lag, in Marsch. In dieser Division wurden wir eine Feldgendarmerie-Einheit unter Führung des Bothmann.

Auf Befragen erkläre ich, daß wir uns seinerzeit nach Auflösung des Vernichtungslagers Kulmhof nicht in Berlin beim Reichssicherheitshauptamt melden mußten. Ich bin jedenfalls seinerzeit nicht in Berlin gewesen.

Ende 1943 oder Anfang 1944 war Bothmann eines Tages nicht mehr bei der SS-Division “Prinz Eugen”. Auch Bürstinger und Burmeister waren nicht mehr anwesend. Kurz darauf erfuhr ich dann, daß diese Personen wieder nach Kulmhof abkommandiert waren. Woher der Befehl dazu gekommen war, weiß ich nicht. Im April 1944 erhielt ich eines Tages vom Divisionsstab der SS-Division “Prinz Eugen” den Bescheid, daß zur Polizei zurückkommandiert worden sei und mich nach Posen in Marsch zu setzen hätte, wo ich mich bei der Stapo-Leitstelle melden sollte. Woher der Befehl dazu gekommen war, weiß ich nicht. In Posen wurde mir von einem SS-Führer der Stapo-Leitstelle gesagt, daß ich mich wieder nach Kulmhof begeben und bei dem SS-Hauptsturmführer Bothmann melden sollte. In Kulmhof angekommen, setzte mich Bothmann wieder für die gleiche Tätigkeit ein, die ich bereits 1942/43 in dem Vernichtungslager ausgeübt hatte, also Führung der Verwaltungsgeschäfte. Es war wieder ein SS-Sonderkommando, ein Polizeiwachkommando anwesend, Gleichermaßen wie 1942/43 wurden abermals jüdische Menschen in Gaswagen umgebracht, die entweder mit der Kleinbahn oder mit Lastkraftwagen nach Kulmhof transportiert wurden. Die Transporte habe ich öfters gesehen, jedoch bin ich bei den Vergasungen der Menschen bzw. bei der Beseitigung der Leichen nie zugegen gewesen. Von den SS-Leuten waren in Kulmhof anwesend: Bothmann, Bürstinger, Burmeister. Wer sonst noch von den SS-Angehörigen wieder eingesetzt war, weiß ich nicht. Auch ist mir nicht mehr erinnerlich, wer von den Polizeibeamten wieder in Kulmhof tätig war. Daß Juden auch im Jahre 1944 vergast wurden, weiß ich nur vom Hörensagen.

Als im Januar 1945 die russischen Truppen näher rückten, löste Bothmann das Kommando auf. Wir sollten uns in Wartbrücken sammeln, jedoch ist es dazu nicht gekommen, da alle anderen Angehörigen des Kommandos sich fluchtartig zurückzogen. Ich meldete mich dann bei der Stapoleitstelle in Posen. Dort habe ich keinen Angehörigen des Sonderkommandos wiedergetroffen. Ich wurde dann zur Verteidigung Posens eingesetzt und am 22.2.1945 von russischen Truppen gefangengenommen. Bis zum 20.4.1950 befand ich mich in russischer Gefangenschaft. Dann wurde ich aus der Gefangenschaft entlassen.

Auf Befragen erkläre ich, daß der SS-Hauptsturmführer Lange mir im April 1942, als ich meine Tätigkeit in Kulmhof aufnahm, erklärte, daß ich über alles, was ich zu sehen und zu hören bekäme, unbedingt zu schweigen hätte. Irgendeine Bestrafung für den Bruch des Schweigens drohte er mir nicht an.

Weiter erkläre ich auf Befragen, daß mir nicht bekannt ist, wer über Bothmann und Lange hinaus für das Vernichtungslager Kulmhof verantwortlich gewesen ist. Ich weiß nicht, ob der Höhere SS- und Polizeiführer im Warthegau Dirlewanger die Durchführung der Judenvernichtung in Kulmhof veranlaßt hat. Ebenfalls ist mir nicht bekannt, ob der Höhere SS- und Polizeiführer das Vernichtungslager inspiziert hat. Ich weiß auch nicht, daß andere höhere Führer das Vernichtungslager in den Jahren 1942 – 1944 inspiziert haben.

Ich kann nicht sagen, wieviel jüdische Menschen in den ganzen Jahren in dem Vernichtungslager Kulmhof umgebracht worden sind.

[….]


The Chief Public Prosecutor at the District Court
– 8 Js 52/60 –

Bonn, December 21, 1960

Present: Prosecutor Solbach as the interrogator
Judicial clerk Kehren as the recorder

In response to a summons, the doorman Wilhelm Görlich, born on June 14, 1913 in Saaz/Sudetenland, residing in Königsbach district of Pforzheim, Baumstraße 9, appears and declares, after being informed of the subject of his interrogation, being admonished to tell the truth, and being instructed about his right to refuse to testify according to § 55 StPO:

As a Sudeten German, I was a Czechoslovakian citizen. During the German troops’ entry on October 10, 1938, I was called upon with many other Sudeten Germans to report. Accordingly, I reported to the city administration and was assigned to a German task force, from which the state police and border police service units were later formed. I was employed as an auxiliary police officer and later as a police assistant candidate. In 1940, I was appointed as an extraordinary police assistant after passing the examination in Karlsbad. On January 6, 1941, I was transferred to the Stapo-Stelle Hohensalza in the Warthegau. In 1941, I was appointed as a regular police assistant here. The head of the Stapo-Leitstelle Hohensalza was Government Councillor Hegenscheid. The following members of the Stapo-Stelle are still known to me: Police Inspector Rudi Hermann, Secret Secretary Müller, Police Secretary Bergmann, Criminal Secretary Mitsch. I personally managed the clothing chamber at the Stapo-Stelle, which was also responsible for the criminal police in Hohensalza. The head of administration at the Stapo-Stelle Hohensalza was Police Inspector or Chief Inspector Siebert or Sieberts.

In March/April 1942, I was informed, by whom I do not remember today, that I was to be assigned to a special unit, but nothing was said about its tasks. I was told that the assignment would only be for a short time. I do not remember today from which office the order for the assignment came. If I indicated in my resume in the R.- and S.-questionnaire (Bl. 39 Special Issue Görlich) that the assignment took place on April 10, 1942, by the Inspector of the Security Police and the SD in Posen, I must have learned this at the time. I certainly wrote nothing false, especially since my resume and questionnaire had been submitted to the head of the Stapo-Stelle, Hegenscheid, who was informed about the assignment (Cf. Bl. 31 Special Issue Görlich). At that time, I was also not told what function I would have with the special unit. At that time, it was merely stated that the special unit was located near Wartbrücken. I was probably also told the locality of Kulmhof.

In any case, I was to report to a criminal commissioner Lange in Kulmhof. As I recall, a service car was provided for me by the Stapo-Stelle Hohensalza, with which I drove to Kulmhof. This vehicle was also available to me later. Upon arriving in Kulmhof, I reported as instructed to the criminal commissioner Lange. He explained to me that a special unit in Kulmhof was active, consisting of Gestapo members and protection police officers from Litzmannstadt of the Litzmannstadt police battalion. I was to manage administrative duties for this special unit. He also handed me lists on which all members of the special unit were recorded. Lange did not tell me anything about the tasks of the special unit. He assigned me an office in the municipal administration building of Kulmhof.

Only later did I learn through conversations with members of the special unit that this unit had the task of exterminating Jewish people. I also learned that Jews had to undress in the so-called castle of the locality of Kulmhof and were then driven into so-called gas vans where they were killed with exhaust gases. Furthermore, I heard that the corpses were transported in the gas vans to a wooded area several kilometers away from Kulmhof in the direction of Wartbrücken, where they were buried in mass graves or burned. I have not seen any of these events myself. I have neither witnessed an extermination of people in the gas vans nor the disposal of the corpses. I only observed several times that transports with people arrived in Kulmhof. They either came by the small railway from Wartbrücken to Kulmhof or were also transported by trucks. These people were then always brought to the so-called castle. I never entered the castle myself. I have also never been to the forest camp. During my stay in Kulmhof, I was never involved in the extermination of people.

My duties as head of the administrative affairs of the special unit consisted of:

1. Obtaining food coupons for the entire unit from the office of the Reich Governor in Posen,

2. Obtaining so-called collection permits, also from the Reich Governor in Posen,

3. Receiving so-called employment funds from the mayor in Litzmannstadt – Dept. of Ghetto Administration – for the unit and disbursing them to the individual members twice a month.

As far as I remember, members of the police guard unit received 12 Reichsmarks per day as employment pay. The police sergeants received 14 or 15 Reichsmarks daily, the Gestapo members received the same amounts according to rank. The unit leader received 16 or 17 Reichsmarks. This amount was also received by the leader of the police guard unit. I can no longer say today how much liquor was allocated to each member of the unit.

Apart from the activities mentioned, I did not perform any other duties during my affiliation with the SS special unit Kulmhof.

If it is alleged that I also had to bring the money taken from the Jews in Kulmhof to Litzmannstadt and hand it over to the head of the ghetto administration Hans Biebow, this is true. However, I want to admit that Lange did not give me any special orders for this task. The money was handed over to me by SS-Hauptsturmführer Fritz Ismer and police sergeant Max Sommer, because it had apparently been handled this way before; since I was managing the accounts, I had no objections. The jewelry and valuables taken from the Jews were also handed over to me by Ismer and Sommer for forwarding to the ghetto administration in Litzmannstadt. These jewelry and valuables were recorded by me in lists. These lists also went to the ghetto administration. There were no special instructions from Lange regarding these matters either. I performed this task because I was apparently responsible for it as the accountant. It is not said that I handed over the items to the ghetto administration in every case. It also happened that Ismer and Sommer brought the valuables to Litzmannstadt. It also happened that valuables and jewelry were transported to Litzmannstadt by a truck when larger quantities were involved that I could not carry in my car. The sole task of Ismer and Sommer was to take over and sort the money and valuables taken from the Jews. For this purpose, they had a room in the municipal administration building of Kulmhof at their disposal.

I would like to mention that my duties required that I spent very little time in Kulmhof. Most of the time I was on business trips to Litzmannstadt and Posen, so I learned very little about what was going on in Kulmhof itself. I would also like to mention that a systematic recording of the jewelry and valuables was not required. I compiled the lists out of my own interest so that later no one could claim that I had appropriated any items.

Finally, I would like to mention that in May or June 1942 I had an accident near Wartbrücken, in which I suffered a severe concussion and a meniscus injury. I then spent about 4 weeks in the district hospital in Wartbrücken and received four weeks of convalescent leave. In August or September 1942, I resumed my duties in Kulmhof. In the meantime, the aforementioned Sommer had conducted the business.

The following persons belonged to the Gestapo or SS special unit in Kulmhof at that time:

1. Criminal commissioner and SS-Hauptsturmführer Lange, first name unknown; hometown unknown. I also cannot say where Lange is today. According to my memory, he was commander of the extermination camp Kulmhof until the end of April or the beginning of May 1942. When he came to Kulmhof, I cannot say. He was responsible for the entire extermination of Jewish people in Kulmhof up to that point.

2. Criminal commissioner and SS-Hauptsturmführer Hans Bothmann. He came from the Gestapo office in Posen and was the successor of the aforementioned Lange.

3. Criminal secretary and SS-Untersturmführer Albert Plate. He came from the Stapo office in Litzmannstadt and also lived in Litzmannstadt with his family. From his dialect, he seemed to come from northern Germany. Where he is today, I do not know. I have clearly recognized Plate on a photo presented to me (photo of Albert Plate, born on 31.12.1903 in Rüstringen, in the special issue Plate). Plate was a deputy of Lange and Bothmann. I must correct myself, for I cannot say whether he was a deputy. I do not know what functions he performed in the extermination camp. I only know that he belonged to the special unit. In what way he participated in the extermination of Jewish people, I have neither seen nor heard. Otherwise, I can say nothing about Plate.

4. SS-Unterscharführer or Scharführer Walter Burmeister, hometown unknown. I also cannot say where he is today. I also do not know from which office he came to Kulmhof. On a photo presented to me (photos of Walter Burmeister, born on 2.5.1906, in the special issue Walter Burmeister) I have clearly recognized him. He was the driver of the camp commander Bothmann and also took care of his provisions. In what way he participated in the extermination of Jews, I cannot say.

5. SS-Scharführer or Oberscharführer Erwin Bürstinger from Austria. As far as I know, he came from the Stapo office in Posen. On the photo presented to me of Erwin Bürstinger, born on 26.2.1908 (see special issue Bürstinger) I have clearly recognized him. Bürstinger was, to my knowledge, the master sergeant responsible for the vehicles of the special unit in Kulmhof. This included two gas vans, two to three cars, and several trucks. Bürstinger was also in charge of supplying these vehicles with gasoline. Where he got it from, I do not know. Whether he was involved in any other way in the extermination of Jewish people in Kulmhof, I do not know.

6. SS-Oberscharführer Hiecke-Richter, first name unknown; hometown unknown; I also do not know where he is today. He came from the Stapo office in Posen. He spoke, in my opinion, the Berlin dialect. What functions he performed in the SS special unit in Kulmhof, I do not know. I have clearly recognized him on the photos presented to me (photo of Herbert Hiecke-Richter, born on 2.8.1911, in the special issue Hiecke-Richter). I cannot make any further statements about him.

7. SS-Scharführer or Oberscharführer Laabs, first name unknown; hometown unknown, I also do not know from which office he came, and I cannot say where he is today. As far as I know, Laabs was a driver of a gas van. I cannot say anything else about Laabs.

8. SS-Hauptscharführer Fritz Ismer from Berlin. He came from the Umwandererzentrale Litzmannstadt to the SS special unit Kulmhof. When I came to Kulmhof, he was already there. As I have already indicated, Ismer had the task in the extermination camp of taking over and sorting the jewelry and valuables taken from the Jews. I cannot say whether he was involved in any other way in the extermination of the Jews.

9. An SS member named Hering. First name and rank unknown. I also do not know from which office he came, nor do I know where he was based or where he is today. What function he performed in the extermination camp, I also do not know.

I cannot remember any other members of the SS special unit. I also do not think that more Gestapo or SS personnel, as listed above, belonged to the special unit.

From the members of the police guard unit in Kulmhof, I remember the following persons:

1. Police lieutenant Hüfing, hometown unknown, current residence unknown. I cannot say anything more about him. I also do not know if he was directly involved in the extermination of Jews.

2. Police master Alois Häfel from Karlsruhe. What functions he performed in Kulmhof, I do not know. When I passed the castle, I saw him walking around the yard. To what extent he was involved in the extermination of Jews, I do not know. Otherwise, I cannot say anything about him.

3. Police master Willi Lenz, hometown unknown, current residence unknown. I also do not know from which protection police station he came. I only know that he always went with members of the police guard unit to the forest camp. What functions he performed in the forest camp, I neither saw nor heard. Otherwise, I cannot say anything about him. When asked, I declared that I had never heard that he shot Jews in the forest camp. Whether he had the nickname “Doctor,” I do not know. Photos of a Willi Lenz, born on 9.1.1911 (see photo collection in the special issue Lenz) were presented to me; this is not the accused Lenz.

4. Police senior sergeant or chief sergeant Hans or Johannes Runge, hometown unknown, current residence unknown. As far as I know, he came from the Ordnungspolizei in Posen. Regarding his activities in Kulmhof, I can only report that he always went with Lenz to the forest camp. What functions he performed there, I never found out. I also do not know how he was involved in the extermination of Jews. I have been shown photos of a Johannes Runge, born on 16.9.1903, and another Johannes Runge, born on 17.4.1907 (see special issue Runge), on which I did not recognize the accused Runge. I was also shown a photo album (evidence book XIII) in which I recognized the accused Runge on one photo (photo no. 34). I cannot make any further statements about Runge.

5. Police sergeant or senior sergeant Kretschmer, first name unknown, he was based in Saxony, as far as I know. I cannot say anything about his functions in the extermination camp Kulmhof. On the photos presented to me of Erich Kretschmer, born on 29.5.1907 (see special issue Kretschmer), I did not recognize the accused. After the photo album (evidence book XIII) was shown to me, I would like to say that the person depicted on photo no. 35 is the accused.

6. Police master Heider, first name unknown, he was from Bavaria. Where he is today, I do not know. I cannot remember what functions he performed in Kulmhof. I also do not know to what extent he was involved in the extermination of Jews.

7. Police sergeant Max Sommer from Saxony. Where he is today, I do not know. As I have already indicated, he, together with Ismer, had the task in the extermination camp Kulmhof of taking over and sorting the jewelry and valuables taken from the Jews. Whether he was involved in any other way in the extermination of Jewish people, I do not know.

8. Police senior sergeant or chief sergeant Erwin Schmidt from Sudetenland. Current residence unknown. In Kulmhof, he was the quartermaster of the entire unit. He did not perform any other duties in Kulmhof.

9. Police chief sergeant Fiedler from Sudetenland, first name unknown. I do not know what functions he performed in Kulmhof. Otherwise, I cannot say anything about him.

I cannot remember any further members of the police guard unit.

After being confronted with additional names, I remember the following persons:
Police sergeant Baumgartner – quartermaster for Erwin Schmidt,
Fritz Hagen – cook of the special unit,
Otherwise, I cannot say anything about these two persons.
The further names of persons or members of the special unit do not mean anything to me today.

Later, I was shown photos of an Oskar Hering, born on 23.10.1908 (see special issue Hering), but I cannot say if it was the accused Hering.

I recognized the accused Fritz Ismer on a photo presented to me (see special issue Ismer – photo of Fritz Ismer, born on 1.9.1908).

I also recognized the accused Bürstinger on another photo (photo book evidence book XIII photo no. 32).

Upon questioning, I also declare that the police guard unit at that time consisted of about 50 to 60 police officers, who, as far as I know, came from the police battalion Litzmannstadt.

In February or March 1943, the extermination camp Kulmhof was dissolved. Whether a farewell party took place in a tavern in Wartbrücken with the participation of Gauleiter Greiser, I do not know. I did not participate in any such celebration. How the dissolution of the extermination camp or the disposal of the traces of the extermination of people took place, is unknown to me, as I had nothing to do with it. I only remember that one day Bothmann said that the extermination camp would be dissolved. The entire unit, including the protection police, received several weeks of leave. It was said that we would be informed as soon as we received another assignment. During my leave, I married my first wife in April. That same month, I also received the message that I was to report to a SS office in Posen. I do not remember what office it was. In any case, I met again there with the other members of the special unit Kulmhof. We were examined by a doctor there for SS fitness or military service fitness. Whether Bothmann was also present, I do not remember. After the examination, we were allowed to continue our leave. On May 20, 1943, I received an enlistment order for the SS Division “Prinz Eugen.” It stated that I was to report to a barracks in Vienna. Where that was, I do not remember today. In any case, I met there again with all the former members of the special unit Kulmhof. Bothmann was also present. We were outfitted there and then set off under Bothmann’s command to the headquarters of the SS Division “Prinz Eugen,” which was near Belgrade.

Upon questioning, I declare that we did not have to report to the Reich Main Security Office in Berlin after the dissolution of the extermination camp Kulmhof. I was not in Berlin at that time.

At the end of 1943 or early 1944, Bothmann was one day no longer with the SS Division “Prinz Eugen.” Bürstinger and Burmeister were also no longer present. Shortly thereafter, I learned that these persons had been reassigned to Kulmhof. Where the order came from, I do not know. In April 1944, I was one day informed by the division headquarters of the SS Division “Prinz Eugen” that I had been reassigned to the police and had to report to Posen to the Stapo office. Where the order came from, I do not know. In Posen, I was told by an SS officer at the Stapo office that I was to go to Kulmhof again and report to SS-Hauptsturmführer Bothmann. Arriving in Kulmhof, Bothmann assigned me the same duties I had already performed in the extermination camp in 1942/43, namely, the management of administrative affairs. There was again an SS special unit and a police guard unit. As in 1942/43, Jewish people were again killed in gas vans, which were either transported to Kulmhof by the small railway or by trucks. I often saw the transports, but I was never present at the gassings of the people or the disposal of the corpses. In Kulmhof, the following SS members were present: Bothmann, Bürstinger, Burmeister. I do not know who else from the SS was reassigned there. I also do not remember which police officers were reassigned to Kulmhof. That Jews were also gassed in 1944, I only know from hearsay.

When the Russian troops advanced in January 1945, Bothmann disbanded the unit. We were supposed to gather in Wartbrücken, but this did not happen because all other members of the unit fled. I reported to the Stapo office in Posen. I did not meet any members of the special unit there. I was then deployed for the defense of Posen and was captured by Russian troops on February 22, 1945. I was in Russian captivity until April 20, 1950. Then I was released from captivity.

Upon questioning, I declare that SS-Hauptsturmführer Lange told me in April 1942, when I took up my duties in Kulmhof, that I should absolutely keep silent about everything I saw and heard. He did not threaten me with any punishment for breaking this silence.

Furthermore, I declare upon questioning that I do not know who, beyond Bothmann and Lange, was responsible for the extermination camp Kulmhof. I do not know whether the Higher SS and Police Leader in the Warthegau Dirlewanger initiated the extermination of Jews in Kulmhof. Nor do I know whether the Higher SS and Police Leader inspected the extermination camp. I also do not know that other higher leaders inspected the extermination camp in the years 1942 – 1944.

I cannot say how many Jewish people were killed in the extermination camp Kulmhof over the years.

[…]

Archivial reference:

Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 352.3, Nr. 16507

1st page of interrogation of Walter Burmeister on Kulmhof / Chelmno Extermination Camp
Post-War Testimony

Testimony of Burmeister, Walter on Kulmhof Extermination Camp

Introduction

Interrogation protocol of Walter Burmeister, former member of the SS-Sonderkommando Kulmhof, dated 24 January 1961, recorded in Flensburg on his participation and experiences in the extermination camp Kulmhof (Chełmno). According to this, in late 1941, Burmeister was assigned to drive Hauptsturmführer Herbert Lange to Kulmhof, where a special unit was established for the extermination of Jews and Sinti and Roma. He described his duties, which included managing the kitchen, driving duties, and distributing special rations. He also detailed the killing operations at Kulmhof, including the use of gas vans to murder victims. Burmeister admitted to giving deceptive speeches to victims about to be killed and driving gas vans. He claimed he could not recall his thoughts or motivations at the time, nor could he explain why he did not resist the orders.

1st page of interrogation of Walter Burmeister on Kulmhof / Chelmno Extermination Camp
1st page of interrogation of Walter Burmeister on Kulmhof / Chelmno Extermination Camp

Testimony of Walter Burmeister

Der Leitende Oberstaatsanwalt bei dem Landgericht in Bonn

z.Zt. Flensburg, den 24. Januar 1961

– 8 Js 52/60 – (4)

Gegenwärtig:
Staatsanwalt S. als Vernehmender,
Justizangestellte P. als Protokollführerin.

In der Haftanstalt in Flensburg wurde der Beschuldigte Walter Burmeister, geb. am 2.5.06 in Ahlbeck-Seebad, Kr. Usedom/Wollin, wohnhaft in Flensburg, Büchersstr. 15, aufgesucht. Nachdem ihm der Gegenstand seiner Vernehmung und der gegen ihn erhobenen Beschuldigung bekanntgegeben und er zur Wahrheit ermahnt worden ist, erklärte er:

Ich habe gegen den Haftbefehl Beschwerde eingelegt, bin aber damit einverstanden, daß, bevor die Akten der Strafkammer in Bonn zur Entscheidung über meine Beschwerde vorgelegt werden, ich durch den Sachbearbeiter der Staatsanwaltschaft in Bonn zur Sache vernommen werde. Es ist mir mitgeteilt worden, daß diese Vernehmung voraussichtlich bis Donnerstag, den 26.1.1961 dauern wird. Die Akten sollen daher der Kammer erst am Freitag, den 27.1.61 vorgelegt werden.

Meine Eltern sind der Klempnermeister Georg Burmeister und dessen Ehefrau Klara geb. Knüppel. Ich hatte noch 2 Schwestern, eine war 2 Jahre jünger, die andere 2 Jahre älter als ich. In Ahlbeck-Seebad habe ich 8 Jahre die Volksschule besucht. Als ich am 20. März 1920 aus der Schule entlassen wurde, ging ich bei meinem Vater in die Klempner- und Installateurlehre. Nach dreijähriger Lehrzeit legte ich am 10.4.1923 die Gesellenprüfung ab. Während der Lehrzeit besuchte ich die gewerbliche Fortbildungsschule. Nach bestandener Gesellenprüfung arbeitete ich bis zum Kriegsanfang 1939 weiter im Geschäft meines Vaters. Am 3. März 1932 legte ich die Meisterprüfung als Klempner- und Installateurmeister vor der Handwerkskammer Stettin-Köslin ab. Im Oktober 1935 trat ich auf Drängen verschiedener Arbeitskollegen in die SS ein. Nach etwa 2 Jahren wurde ich zum Rottenführer befördert. 1937 wurde ich auch Mitglied der NSDAP. Ich habe mich hierum nicht besonders bemüht, sondern wurde als SS-Mann ohne mein Zutun in die Partei übernommen. Am 27.8.1937 heiratete ich Hildegard Drews. Aus dieser Ehe ist ein am 20.5.1938 geborener Junge hervorgegangen. Ich lebe heute von meiner Frau getrennt, bin jedoch nicht geschieden. Mein Sohn lebt bei meiner Frau. Als ich kurz vor Kriegsende (am 2.5.1945) verwundet wurde, bin ich in ein Flensburger Lazarett eingeliefert worden. Als ehemaliger Angehöriger der SS – ich war damals Unterscharführer – wurde ich in das Internierungslager Neuengamme eingewiesen. Dort war ich 2 1/2 Jahre interniert. Nach meiner Entlassung habe ich meinen Wohnsitz im Landkreis Flensburg genommen. Seit einigen Jahren habe ich mich in Flensburg selbständig gemacht und besitze hier einen Klempner- und Installateurbetrieb. Ich beschäftige 4 Gesellen.

1938 nahm ich an einer sechswöchigen Ausbildung bei der SS teil. Ich wurde zunächst nach Oranienburg eingezogen, die Wehrausbildung erfolgte aber im Ausbildungslager Jüterbog. Um welchen SS-Verband, insbesondere ob Waffen-SS oder Totenkopf-Verband, es sich gehandelt hat, weiß ich heute nicht mehr. Am 5.9.1939 wurde ich erneut zur SS nach Oranienburg eingezogen. Die Einheit, der ich zugeteilt war, nannte sich Polizeiverstärkung. Nach 2 Tagen – nachdem wir eingekleidet und aufgestellt worden waren – fuhren wir mit Kraftfahrzeugen nach Polen. Unser Verband war mehrere Kompanien stark gewesen sein. In Polen selbst fuhren wir zu verschiedenen Orten ohne daß jedoch ein Einsatz erfolgte. Als schließlich Verpflegungsschwierigkeiten auftraten, weil die Wehrmacht sich weigerte uns zu verpflegen, fuhren wir nach Oranienburg zurück. Hier blieben wir kurze Zeit und wurden dann nach Dachau verlegt, wo die SS-Totenkopf-Division aufgestellt wurde. In Dachau wurde ich als Koch ausgebildet. Mein Dienstgrad war damals SS-Sturmmann oder SS-Rottenführer. Ich bin während des ganzen Krieges Totenkopf geblieben.

Ich muß mich berichtigen: Im Jahre 1943, als ich in Kroatien bei der SS-Division “Prinz Eugen” eingesetzt war, wurde ich Unterscharführer. Danach bin ich aber nicht mehr befördert worden. Nach Beginn des Frankreichfeldzuges wurde auch unsere Einheit in Frankreich eingesetzt. Ich hatte jedoch nur einmal Feindberührung, weil ich ja als Koch eingesetzt war. Bei diesem Gefecht wurde ich am Finger verwundet und kam im Mai 1940 nach Trier ins Lazarett. Als ich nach 4 Wochen entlassen wurde, wurde ich zu meiner Einheit nach Frankreich zurückkommandiert. Ich wurde nunmehr als Koch beim Bataillon beschäftigt. Im Herbst 1940 wurde ich entlassen, weil ich damals schon 35 Jahre alt war und der SS nur Männer angehören sollten bis zu 30 Jahren. Etwa ein halbes Jahr war ich zu Hause. Im Frühjahr 1941 wurde ich jedoch erneut und zwar diesmal zu einem Polizeilehrgang in Sachsen eingezogen. Ich war aber auch weiterhin Angehöriger der Waffen-SS. Auf diesem Lehrgang erhielten wir vor allem Polizeiunterricht. Nach Beendigung des Lehrgangs, der etwa 6 – 8 Wochen dauerte, wurde ich mit etwa 8 – 10 anderen Personen zur Staatspolizeileitstelle in Posen abkommandiert. Hier tat ich Dienst als Kraftfahrer eines Lkw’s im Dezernat II E, das der Kriminalkommissar und Hauptsturmführer Herbert Lange leitete. Ich führte Fahrten für sämtliche Referatsangehörigen aus.

Im Spätherbst 1941 erhielt ich eines Tages von der Dienststelle, also von der Stapo-Leitstelle Posen, den Befehl zu einer Fahrt mit dem von mir geführten Kraftfahrzeug mit Hauptsturmführer Lange. Es ging entweder unmittelbar oder über Litzmannstadt zu einem kleinen Ort namens Kulmhof. An diesem Ort wurde – wie Lange mir entweder bei der Hinfahrt oder nach dem Eintreffen in Kulmhof sagte – ein Sonderkommando gebildet. Von der Stapoleitstelle Posen waren dem Sonderkommando folgende Personen zugeteilt, die entweder mit uns oder doch etwa zur gleichen Zeit in Kulmhof eintrafen:

1.) Bürstinger, dessen Spitzname “Bazi” war, weil er aus Österreich stammte,
2.) Behm und
3.) Richter; ob dieser den Doppelnamen Hiecke-Richter führte, kann ich nicht sagen. Es war jedenfalls beim Sonderkommando nur eine Person namens Richter.

In Kulmhof trafen etwa zur gleichen Zeit auch SS-Leute anderer Dienststellen z.B. von der Stapoleitstelle Litzmannstadt ein. Ich erinnere mich an folgende Personen:

1.) Otto (dies ist der Nachname), wahrscheinlich Untersturmführer,
2.) Görlich, der aus dem Sudetengau stammte und Rechnungsführer war,
3.) Plate, Albert, der Stellvertreter des Kommandoführers wurde als Otto vom Sonderkommando wegkommandiert wurde. Er ist in Kroatien gefallen.

Von Posen kam gleichfalls ein polnisches Arbeitskommando von 6 oder 7 Personen, die vorher Gefangene im Fort VII in Posen gewesen waren. Kurz nach unserer Ankunft in Kulmhof kam auch eine aus Schutzpolizisten bestehende Wachmannschaft dort an. Deren Führer wechselten. Ich erinnere mich noch, daß einer Hüffing hieß. Die SS-Leute und Schutzpolizisten waren in den Häusern des Dorfes, das beiderseits einer Landstraße angeordnet war, untergebracht. Ich selbst wohnte in dem Haus, in dem auch Lange und später Bothmann wohnte. Dies hatte seinen Grund darin, daß ich in erster Linie mit einem Pkw für die Kommandoführer Fahrten auszuführen hatte und deshalb leicht erreichbar sein mußte. Daneben hatte ich die Aufgabe, die Küche zu leiten. Das Kochen übernahmen Schutzpolizisten. Für den Kommandoführer Bürstinger, Plate und mich kochte ich meist besonders. Mit der Verpflegung selbst hatte ich nichts zu tun, dies war Aufgabe des Polizeibeamten Erwin Schmidt. Die Fahrten, die ich mit Lange und Bothmann auszuführen hatte, führten vornehmlich nach Posen und Litzmannstadt; in Posen zur Staatspolizei-Leitstelle und auch zu dem Gebäude, in dem der Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD und der Höhere SS- und Polizeiführer ihren Sitz hatten. Ferner war es noch meine Aufgabe, Zigaretten und Alkohol, die den Angehörigen des Sonderkommandos als Sonderzuteilung zugedacht waren, zu verwalten und auszugeben. Diese Waren kaufte ich auch auf mir ausgehändigte Zuteilungsscheine hin ein. Etwas abseits vom Dorf, mit der Landstraße durch einen Feldweg verbunden, lag das “Schloß”. Neben diesem befand sich noch ein steinerner Kornspeicher. Eingezäunt war das Gelände zunächst mit einem Drahtzaun, später wurde stattdessen ein Bretterzaun errichtet. Auf einer Anhöhe im Dorf lag die Kirche, die wir als Garage für unsere Wagen benutzten. Ob die 2 Gaswagen, die später zur Tötung der ankommenden Menschen benutzt wurden, schon bei unserer Ankunft in Kulmhof waren oder kurz danach ankamen, kann ich nicht sagen. Die Namen Dr. Kallmeyer und Christian Wirth – beide höhere SS-Führer – kenne ich nicht. Ich weiß auch heute nicht mehr, wer die beiden Gaswagen in der Anfangszeit, nämlich so lange bis 1942 die späteren Gaswagenfahrer Laabs und Hering nach Kulmhof kamen, gefahren hat. Die Namen Fritz Walther und Basler oder Batzler sagen mir nichts.

Durch das polnische Arbeitskommando wurde im Keller des Schlosses eine hölzerne Rampe mit einem Zaun errichtet. Das polnische Arbeitskommando war im Schloß untergebracht und konnte sich hier frei bewegen. Die aus den ersten in Kulmhof ankommenden Judentransporten gebildeten jüdischen Arbeitskommandos, deren Füße mit eisernen Fesseln aneinander gekettet waren, wohnten entweder im Schloß oder im Kornspeicher. Dieses jüdische Arbeitskommando hatte verschiedene Arbeiten sowohl im Schloß als auch im Waldlager zu verrichten. Die genaue Einteilung und die Namen der beaufsichtigenden Schutzpolizisten kenne ich nicht mehr. Als Waldlager wurde ein Waldstück bezeichnet, das einige Kilometer vom Schloß entfernt lag und in den die Leichen der getöteten Menschen vergraben oder verbrannt wurden. Bevor die ersten Menschentransporte nach Kulmhof kamen, mußten wir alle eine Erklärung unterschreiben, daß wir über alles, was wir hören und sehen, nicht sprechen würden, da es sich um eine geheime Reichssache handele.

Nachdem das Schloß mit der Rampe versehen worden war, kamen alsbald mit LKW’s aus Litzmannstadt Menschen in Kulmhof an. Es handelte sich vorwiegend um Juden; es waren jedoch auch einmal Zigeuner; ein andermal kamen nur Kinder. Wenn die Menschen von den Lastkraftwagen abgestiegen waren, wurde ihnen im Schloßhof oder in einem Saal des Schlosses, in den sie hingeführt wurden, eine Ansprache gehalten. Den Menschen wurde erklärt, sie müßten baden, ihre Kleider müßten desinfiziert werden, sie könnten nützliche vorher abgeben, die notiert würden und die sie nach dem Bad zurück erhalten würden. Auf Anweisung des Kommandoführers Lange habe ich selbst einige Male – wie oft genau, kann ich heute nicht mehr sagen – eine solche Ansprache im Schloß an die dort wartenden Menschen gehalten. Durch die Ansprache sollten die Menschen darüber getäuscht werden, was ihnen bevorstand. Wenn die Menschen sich entkleidet hatten, wurden sie angewiesen, in den Keller des Schlosses und hier über einen Gang auf die Rampe und von dort in die Gaswagen zu gehen. Im Schloß waren Schilder mit der Aufschrift angebracht “Zum Bad”.

Bei den Gaswagen handelte es sich um große LKW’s mit einem etwa 4 – 5 m langen, etwa 2.20 m breiten und 2 m hohen Kastenaufbau. Dieser war innen mit Blech verkleidet. Auf dem Boden lag ein Holzrost. Im Boden des Kastenaufbaus war eine Öffnung angebracht, die mit einem beweglichen Metallschlauch mit dem Auspuff verbunden werden konnte. Wenn die Wagen voller Menschen waren, wurden die Flügeltüren an der Rückseite geschlossen und die Verbindung von Auspuff und Wageninneres hergestellt. Soweit ich dies gesehen habe, geschah dies durch die Angehörigen des polnischen Arbeitskommandos. Die als Fahrer des Gaswagens eingeteilten Kommandoangehörigen ließen alsdann den Motor an, sodaß die im Wageninneren befindlichen Menschen durch die Verbrennungsgase des Motors erstickten. War dies der Fall, wurde die Verbindung vom Auspuff zum Wageninneren gelöst und der Wagen zum Waldlager gefahren. Hier wurden die Leichen entladen und die erste Zeit in Massengräbern vergraben, später verbrannt. Es kam einige Male – viermal mag es wohl gewesen sein -, wenn nämlich die eigentlichen Gaswagenfahrer nicht da waren, vor, daß ich von Lange den Befehl erhielt, den Gaswagen zu fahren. In solchen Fällen war der Schlauch vom Auspuff zum Wageninneren immer schon durch einen Angehörigen des polnischen Arbeitskommandos angeschlossen. Da ich es vermeiden wollte, selbst den Motor anzulassen, habe ich in diesen Fällen den Angehörigen des polnischen Arbeitskommandos gesagt: “Laßt den Motor an”. Diese taten das denn auch. Wenn die Menschen an den ins Wageninnere geleiteten Auspuffgasen erstickt waren, löste ein Angehöriger des polnischen Arbeitskommandos den Schlauch vom Auspuff wieder. Ich fuhr sodann mit dem Wagen ins Waldlager, wo er durch das jüdische Arbeitskommando entladen wurde. Alsdann fuhr ich den Wagen zum Schloß zurück und stellte ihn dort ab. Hier wurde er gesäubert und von den Ausscheidungen der in ihm gestorbenen Menschen gereinigt. Danach wurde er wieder erneut zu Vergasungen benutzt.

Frage: Warum haben Sie die Befehle Lange’s, Ansprachen an die zur Tötung bestimmten Menschen zu halten und die Gaswagen zu fahren, befolgt, ohne zu versuchen in irgendeiner Weise, sei es durch Ausreden oder Vorspiegeln körperlicher Erkrankungen Ihrer Person oder z.B. technischer Mängel des LKW’s zu umgehen oder gar die Ausführung zu verweigern?

Antwort: Was ich damals gedacht habe und ob ich überhaupt etwas gedacht habe, kann ich heute nicht mehr sagen. Ich kann auch heute nicht mehr sagen, ob ich durch die damalige Propaganda so beeinflußt war, daß ich mich dem mir erteilten Befehl nicht widersetzt habe.

Die Vernehmung wird unterbrochen, da Einschluß in der Haftanstalt erfolgt.

Bis hierhin selbst gelesen, genehmigt und unterschrieben:

gez. Walter Burmeister

The Chief Public Prosecutor at the Regional Court in Bonn

Currently in Flensburg, January 24, 1961

– 8 Js 52/60 – (4)

Present:
Prosecutor S. as the interrogator,
Judicial Employee P. as the recorder.

The accused, Walter Burmeister, born on May 2, 1906 in Ahlbeck-Seebad, district of Usedom/Wollin, residing in Flensburg, Büchersstr. 15, was visited in the detention facility in Flensburg. After being informed of the subject of his interrogation and the charges against him, and after being admonished to tell the truth, he declared:

I have filed a complaint against the arrest warrant, but I agree that before the files are submitted to the criminal chamber in Bonn for a decision on my complaint, I will be interrogated by the case officer of the public prosecutor’s office in Bonn. I have been informed that this interrogation will probably last until Thursday, January 26, 1961. Therefore, the files will be submitted to the chamber on Friday, January 27, 1961.

My parents are the master plumber Georg Burmeister and his wife Klara, née Knüppel. I had 2 sisters, one was 2 years younger, the other 2 years older than me. In Ahlbeck-Seebad, I attended elementary school for 8 years. When I was released from school on March 20, 1920, I started an apprenticeship as a plumber and installer with my father. After a three-year apprenticeship, I passed the journeyman’s examination on April 10, 1923. During the apprenticeship, I attended a vocational school. After passing the journeyman’s examination, I continued working until the beginning of the war in 1939 in my father’s business. On March 3, 1932, I passed the master craftsman examination as a plumber and installer before the Chamber of Crafts in Stettin-Köslin. In October 1935, at the urging of various colleagues, I joined the SS. After about 2 years, I was promoted to Rottenführer. In 1937, I also became a member of the NSDAP. I did not particularly strive for this but was accepted into the party as an SS man without any effort on my part. On August 27, 1937, I married Hildegard Drews. From this marriage, a boy was born on May 20, 1938. I live separated from my wife today but am not divorced. My son lives with my wife. When I was wounded shortly before the end of the war (on May 2, 1945), I was admitted to a Flensburg hospital. As a former member of the SS – I was an Unterscharführer at the time – I was sent to the internment camp at Neuengamme. I was interned there for 2 1/2 years. After my release, I took up residence in the Flensburg district. For several years, I have been self-employed in Flensburg and own a plumbing and installation business here. I employ 4 journeymen.

In 1938, I participated in a six-week training course with the SS. I was initially drafted to Oranienburg, but the military training took place in the Jüterbog training camp. I no longer know which SS unit it was, especially whether it was the Waffen-SS or the Totenkopf unit. On September 5, 1939, I was again drafted into the SS to Oranienburg. The unit I was assigned to was called Police Reinforcement. After 2 days – after we were outfitted and assembled – we drove to Poland with motor vehicles. Our unit must have consisted of several companies. In Poland, we drove to various places without any deployment taking place. When supply difficulties eventually arose because the Wehrmacht refused to supply us, we returned to Oranienburg. We stayed there for a short time and were then transferred to Dachau, where the SS-Totenkopf Division was formed. In Dachau, I was trained as a cook. My rank at that time was SS-Sturmann or SS-Rottenführer. I remained with the Totenkopf throughout the entire war.

I need to correct myself: In 1943, when I was stationed in Croatia with the SS Division “Prinz Eugen”, I became an Unterscharführer. However, I was not promoted after that. After the start of the French campaign, our unit was also deployed in France. However, I only had one encounter with the enemy because I was deployed as a cook. During this skirmish, I was wounded in the finger and came to the hospital in Trier in May 1940. After 4 weeks, when I was discharged, I was reassigned to my unit in France. I was now employed as a cook with the battalion. In the fall of 1940, I was discharged because I was already 35 years old and the SS only accepted men up to 30 years old. I was at home for about six months. In the spring of 1941, I was drafted again, this time for police training in Saxony. However, I remained a member of the Waffen-SS. During this course, we received mainly police training. After completing the course, which lasted about 6 – 8 weeks, I was assigned with about 8 – 10 other people to the State Police Headquarters in Posen. Here, I served as a truck driver in Department II E, which was led by Criminal Commissioner and Hauptsturmführer Herbert Lange. I drove for all the department’s staff.

In late autumn 1941, one day I received an order from the office, namely from the Stapo headquarters in Posen, to drive Hauptsturmführer Lange in the vehicle I was driving. We went either directly or via Litzmannstadt to a small place called Kulmhof. In this place, as Lange told me either on the way there or after arriving in Kulmhof, a special unit was being formed. From the Stapo headquarters in Posen, the following persons were assigned to the special unit, who either arrived with us or about the same time in Kulmhof:

1.) Bürstinger, whose nickname was “Bazi” because he was from Austria,
2.) Behm, and
3.) Richter, whether he used the double name Hiecke-Richter, I cannot say. In any case, there was only one person named Richter in the special unit.

At about the same time, SS men from other offices, such as the Stapo office in Litzmannstadt, also arrived in Kulmhof. I remember the following persons:

1.) Otto (this is the last name), probably an Untersturmführer,
2.) Görlich, who came from the Sudetenland and was a treasurer,
3.) Plate, Albert, the deputy commander who was reassigned from the special unit as Otto. He was killed in Croatia.

From Posen, a Polish labor detachment of 6 or 7 persons, who had previously been prisoners in Fort VII in Posen, also arrived. Shortly after our arrival in Kulmhof, a guard unit composed of police officers arrived there as well. Their leaders changed. I still remember that one was named Hüffing. The SS men and police officers were housed in the houses of the village, which were arranged on both sides of a country road. I myself lived in the house where Lange and later Bothmann also lived. This was because I primarily had to carry out driving duties for the commanders with a car and therefore had to be easily reachable. In addition, I was responsible for managing the kitchen. The cooking was done by police officers. For the commander Bürstinger, Plate, and myself, I usually did the cooking. I had nothing to do with the food supply itself; this was the task of police officer Erwin Schmidt. The trips I had to make with Lange and Bothmann were mainly to Posen and Litzmannstadt; in Posen to the State Police Headquarters and also to the building where the Inspector of Security Police and SD and the Higher SS and Police Leader had their headquarters. Furthermore, it was my task to manage and distribute the cigarettes and alcohol that were allocated as special rations to the members of the special unit. I also bought these goods using the llocation slips handed over to me. Slightly off the village, connected to the country road by a dirt path, was the “castle.” Next to it was a stone grain storage building. The area was initially fenced with wire mesh, later a wooden fence was erected instead. On a hill in the village lay the church, which we used as a garage for our vehicles. Whether the two gas vans, which were later used to kill the arriving people, were already there when we arrived in Kulmhof or arrived shortly afterward, I cannot say. I do not know the names Dr. Kallmeyer and Christian Wirth – both senior SS leaders. I also do not know who drove the two gas vans in the early days, namely until 1942, when the later gas van drivers Laabs and Hering arrived in Kulmhof. The names Fritz Walther and Basler or Batzler mean nothing to me.

The Polish labor detachment built a wooden ramp with a fence in the basement of the castle. The Polish labor detachment was housed in the castle and could move freely there. The Jewish labor detachments formed from the first transports of Jews arriving in Kulmhof, whose feet were chained together with iron shackles, lived either in the castle or in the grain storage building. This Jewish labor detachment had various tasks to perform both in the castle and in the forest camp. I no longer know the exact assignments and the names of the supervising police officers. The forest camp referred to a wooded area a few kilometers from the castle where the bodies of the murdered people were buried or burned. Before the first transports of people arrived in Kulmhof, we all had to sign a declaration that we would not speak about anything we heard or saw, as it was a secret Reich matter.

After the castle was equipped with the ramp, people soon arrived in Kulmhof from Litzmannstadt by truck. These were predominantly Jews; however, there were also Gypsies at one time; another time only children arrived. When the people had alighted from the trucks, they were given a speech in the castle courtyard or in a hall of the castle to which they were led. The people were told that they needed to bathe, their clothes needed to be disinfected, they could hand over useful items beforehand, which would be noted and returned to them after the bath. On the orders of the commander Lange, I myself gave such speeches a few times – I cannot say exactly how often – to the people waiting there in the castle. The purpose of the speech was to deceive the people about what was about to happen to them. After the people had undressed, they were instructed to go to the basement of the castle and from there through a corridor to the ramp and from there into the gas vans. Signs were posted in the castle with the inscription “To the Bath.”

The gas vans were large trucks with a body about 4 – 5 meters long, about 2.20 meters wide, and 2 meters high. This body was lined with sheet metal on the inside. A wooden grate lay on the floor. An opening was made in the floor of the body, which could be connected to the exhaust pipe with a flexible metal hose. When the trucks were full of people, the rear doors were closed and the connection between the exhaust pipe and the interior of the truck was made. As far as I have seen, this was done by the members of the Polish labor detachment. The unit members assigned as drivers of the gas vans then started the engine, so that the people inside the truck suffocated from the exhaust gases of the engine. When this was the case, the connection from the exhaust pipe to the interior of the truck was disconnected, and the truck was driven to the forest camp. Here the corpses were unloaded and buried in mass graves in the beginning, later burned. A few times – it may have been four times – when the actual gas van drivers were not there, I received orders from Lange to drive the gas van. In such cases, the hose from the exhaust to the interior of the van was always already connected by a member of the Polish labor detachment. As I wanted to avoid starting the engine myself, in these cases, I told the members of the Polish labor detachment: “Start the engine.” They did so. When the people had suffocated from the exhaust gases directed into the van’s interior, a member of the Polish labor detachment disconnected the hose from the exhaust. I then drove the van to the forest camp, where it was unloaded by the Jewish labor detachment. I then drove the van back to the castle and parked it there. Here it was cleaned and purged of the excretions of the people who had died in it. It was then used again for gassings.

Question: Why did you follow Lange’s orders to give speeches to the people destined for killing and to drive the gas vans, without trying in any way, whether by making excuses or pretending physical illness or technical defects of the truck, to avoid or even refuse the execution?

Answer: What I thought at the time and whether I thought anything at all, I cannot say today. I also cannot say today whether I was so influenced by the propaganda at that time that I did not resist the order given to me.

The interrogation is interrupted as lockup in the detention facility occurs.

Read by myself up to this point, approved, and signed:

Signed, Walter Burmeister

Archivial reference:
BArch B 162/3246, p. 145 – 151

Ismer Chelmno Kulmhof
Post-War Testimony

Testimony of Ismer, Fritz on Kulmhof / Chełmno Extermination Camp

Introduction

Interrogation protocol of Fritz Ismer, former member of the SS-Sonderkommando Kulmhof, dated 9 November 1960, recorded in West-Berlin. Ismer mentions his transfer to Kulmhof (Chełmno) under SS-Hauptsturmführer Lange and describes the mass murder using gas vans and burial in mass graves. He admits that he handled the valuables taken from victims but denied participation in violence. In spring 1942, cremation ovens were built for burning of the bodies in the mass graves. Ismer also mentions SS-Standartenführer Blobel, who directed the open air cremations.

Ismer Chelmno Kulmhof
Ismer Chelmno Kulmhof

Testimony of Fritz Ismer

Der Leitenden Oberstaatsanwalt bei dem Landgericht in Bonn

z.Zt. Berlin, den 9. November 1960

8 Js 52/60

Gegenwärtig:
Staatsanwalt Solbach,
Kriminalmeister Kofner, LKA./NW.
als Vernehmende

Justizangestellte Hartmann
Protokollführerin

Auf mündliche Vorladung erscheint der Bäcker

Fritz Ismer,
Geb. 1.9.1908 in Berlin,
wohnhaft in Berlin NW 21, Havelberger Str. 6

und erklärt, nachdem ihm der Gegenstand der Vernehmung und der Beschuldigung bekannt gegeben worden ist:

Die Angaben in dem von mir geschriebenen Lebenslauf vom 13. März 1934, den in ich Fotokopie eingesehen habe und den ich anerkenne, treffen zu. Die in meiner Karteikarte aus der damaligen Zeit angegeben Beförderungsdaten treffen meiner Erinnerung nach zu. Auch bei Kriegsende war ich noch Hauptscharführer. Im April 1940 wurde ich zur Umwandererzentralstelle in Litzmannstadt, und zwar mit einem Einberufungsbefehl der Waffen-SS, einberufen. Ich trug keine Waffen-SS, sondern die schwarze SS-Uniform. Erst später, wann, kann ich nicht mehr genau sagen, trugen wir eine graue SS-Uniform, ähnlich der, die die Polizei trug. Leiter der Dienststelle in Litzmannstadt war der damalige Obersturmbannführer Krumey.

Ich wurde nach Zgierz befohlen wo eine aus Volksdeutschen bestehende Wacheinheit aufgestellt werden sollte. Zu deren Aufstellung ist es jedoch nicht gekommen. Ich war danach bei verschiedenen Außenstellen der UWZ tätig und hatte die die Aufgabe zu prüfen, ob die uns von den Ansiedlungsstellen mitgeteilten Personen Polen oder deutschblütig waren.

Schließlich wurde ich von Krumey zu einem Lager in Litzmannstadt abkommandiert, das der Hauptsturmführer Witthinrich leitete. Wenn ich jeweils zum Mittagessen zum Umwandererzentrale ging, versuchte Krumey mich über die Personen und Verhältnisse im Lager auszuhorchen. Als mir schließlich klar wurde, dass ich sein Spitzel sein sollte, erklärte ich ihm, dies würde ich nicht tun. Kurze Zeit darauf erhielt ich von ihm den Befehl, mit dem Obersturmführer Otto, der bisher in der UWZ gearbeitet hatte, dem Schar oder Oberscharführer Goede, Karl sowie einem Fahrer, der mit seinem PKW Otto zur Verfügung stand, eine neue Tätigkeit aufzunehmen. Genaueres wurde mir nicht gesagt. Mit den genannten Personen fuhr ich dann in die Gegend von Warthbrücken, wo wir uns bei einem Kommando, das der Hauptsturmführer Lange leitete, meldeten. Dieses Kommando hielt sich vornehmlich in einem verfallenen Schloss in dem Ort Chelmno auf. Dieser Ort lag an einer Landstraße, die Häuser (etwa 30) und die Kirche waren rechts und links der Straße angeordnet. Das Schloss selbst lag etwa vom Ort, aber in gleicher Höhe mit diesem entfernt und zwar zu dem Flüßchen Ner hin. Vor dem Schloss erstreckte sich ein parkähnliches Gelände abfallend zum Fluss hin. Als wir dort ankamen war das Gelände nicht abgesperrt es wurde nur von Wachposten bewacht. Später wurde das unmittelbare Schlossgelände durch einen Bretterzaun von der Umwelt abgeschlossen.

Als wir uns bei Lange meldeten, forderte dieser uns auf mit dem PKW mit ihm zu einem 5 km entfernt liegenden Waldstück zu fahren, damit wir sähen welche Aufgabe das Kommando habe. Vorher hatte Lange uns schon gesagt, dass alles was hier geschehe als Geheime Reichssache zu behandeln sei, über die wir strengstens Stillschweigen bewahren müssten. Als wir in dem Waldstück ankamen, machte zunächst ein Beamter der Schutzpolizei , die das Waldstück, das etwas abseits der Landstrasse lag, und mit dieser durch einen Feldweg verbunden war, bewachte, Meldung. Das Waldstück war zu der Zeit noch nicht eingezäunt.

Dies geschah erst einige Zeit später. Lange forderte uns auf näher zu treten. Wir sahen dann, dass in dem Kahlschlag, der sich auf dem Waldstück befand, ein großer grauer Kasten-LKW stand, dessen hintere Türen auf waren. Der ganze LKW war voller Leichen, die ein jüdisches Arbeitskommando unter Schreien aus dem Wagen herauszog und in ein Massengrab warf. Bei den getöteten handelte es sich ihrem Aussehen nach um Zigeuner. Es waren Männer, Frauen und Kinder darunter. Die Leichen waren bekleidet. Bei diesem grausigen Anblick wurde mir übel und ich musste mich übergeben. Als ich mich etwas erholt hatte, sagte Lange zu mir: “daran werde sie sich schon gewöhnen.” Wir hielten uns nur etwa 10 Minuten dort auf; während dieser Zeit kamen meiner Erinnerung nach noch zwei weitere gleiche LKWs mit Leichen an. Auch in diesem befanden sich Zigeuner. Den genauen Zeitpunkt, wann ich nach Chelmno kam, kann ich nicht mehr sagen. Es war jedenfalls im Winter 1941/1942.

Als wir zurückfuhren sagte Lange, er wolle uns jetzt auch noch den Betrieb im Schloss zeigen. Im Schlosspark sahen wir, dass aus ankommenden LKWs Personen unmittelbar in die Gaswagen getrieben wurde. Zur damaligen Zeit waren zwei Gaswagen eingesetzt, einer kam später noch hinzu. Auch bei diesen Personen handelte es sich um Zigeuner. Lange sagte sodann zu mir, er habe ja gesehen dass ich zart beseitet sei, ich würde daher zum Sortieren von Wertsachen eingesetzt. Mit mir zusammen arbeitete der bereits genannte Goede. Zunächst – etwa 10 Tage lang – sammelten wir die Wertsachen in einem Raum des Obergeschosses des Schlosses. Unmittelbar unter diesem Raum war ein Zimmer, in dem sich die Juden, die in der Folgezeit nach Chelmno verbracht wurden, über eine Rampe in die vor der Rampe stehenden Gaswagen begeben mussten. Zunächst geschah dies in voller Kleidung, jedoch nachdem man den Personen die Wertsachen abgenommen hatte. Dies geschah durch Polen, die im Fort VII in Posen inhaftiert gewesen waren. Die von diesen gesammelten Wertsachen wurden uns gebracht. Später war es dann so, dass die Juden sich im Obergeschoss ausziehen mussten; es wurde ihnen hierbei erklärt, sie müssten baden. Danach wurden sie über eine Treppe an der sich das Hinweisschild “zum Bade” befand in einen Gang geführt, der auf die Rampe führte. Wenn vorhin aufgenommen worden ist, dass es sich um ein Zimmer gehandelt habe, so ist dies nicht richtig, es war nur ein Gang. Die Juden wurden nach Warthbrücken mit der Bahn gebracht, von dort meist mit LKWs zunächst in die Lagerräume einer Wassermühle transportiert und von dort wieder ebenfalls zum Schloss gebracht. Als wir nach 10 Tagen den Raum im Schloss räumen mussten, sammelten wir die Wertsachen in einer vom Schloss etwa 100 m entfernten liegenden Kate. Aber auch diese mussten wir schließlich räumen, weil sie als Unterkunft für die Wachpolizisten gebraucht wurde. Uns wurde ein Zimmer im ehemaligen Pfarrhaus zugewiesen, in dem wir auch – im Dachgeschoss – unser Quartier hatten. In diesem Pfarrhaus war die Wachstube des Polizeiwachkommandos und auch der Rechnungsführer des SS-Kommandos,

Wilhelm Görlich aus Saatz, Sudentengau,

untergebracht. Sein Spitzname war “Saatzer Hopfengurke”. Als wir im Pfarrhaus einquartiert wurden mit der Sammelstelle für Wertsachen war, Goede schon nicht mehr in Chelmno, sondern – wohin weiss ich nicht – versetzt worden. Mein neuer Mitarbeiter war

Max Sommer, Rottwachtmeister,

der vorher Polizist in Posen gewesen war und aus Plauen stammte. Er und ich holten mit einem Leiterwagen die vom polnischen Arbeitskommando bereits gesammelten Wertsachen dann ab, wenn am Tage keine Jude mehr vergast wurden. Bei einer dieser Gelegenheiten als wir zu früh am Schloss kamen, wurden noch Juden aus den LKWs über die Räume des Schlosses in die Gaswagen getrieben. Bei dieser Gelegenheit sah und hörte ich, dass der

SS-Sturmscharführer Albert Plathe (näheres nicht bekannt),

der meiner Auffassung nach Stellvertreter Langes war, auf dem Vorplatz des Schlossgebäudes den ankommenden Juden (pro LKW etwa 40-50) eine Ansprache hielt, sie müssten von Läusen usw. befreit werden und sie kämen in ein anderes Lager oder zum Arbeitseinsatz. Plathe hat auch gesagt sie müssten aus diesem Grunde baden. Ob zu diesem Zeitpunkt die Juden sich schon alle entkleiden mussten, kann ich nicht sagen, später war es aber der Fall. Selbst habe ich einmal gesehen dass die Juden unbekleidet über die Rampe den Gaswagen bestiegen. In beiden Fällen waren es Frauen und Männer jeglichen Alters. Bei der letzten Gelegenheit war ich ins Schloss gegangen um meine Uniform durch das in den Kellerräumen arbeitende jüdische Schneiderkommando ändern zu lassen. Hier ist noch zu erwähnen, dass die Angehörigen des SS-Kommandos, also auch ich, auf der Uniform die schwarze Raute mit dem Zeichen des SD trugen.

In der Folgezeit kamen laufend LKW-Transporte mit Juden in Chelmno an. Ich habe auch mehrfach von meiner Unterkunft aus Lastkraftwagen mit Juden vorbeifahren sehen. Dass fortlaufend Judentransporte ankamen stellte ich aber in der Hauptsache dadurch fest, dass ich fast täglich mit kurzen Unterbrechungen von dem Schloss mit einem Leiterwagen Wertsachen abholte.

Besonders in Erinnerung ist mir jedoch ein Kindertransport, der an einem Sommertag in Chelmno ankam. Es muss 1942 gewesen sein. Von meiner Unterkunft aus sah ich drei Lastwagen auf der Straße zum Schloß stehen, auf welche sich Kinder befanden, die mir auffallend gut gekleidet erschienen, jedenfalls besser als sonst die Juden. Ich meine dass es ca. 200 Kinder waren die sich auf drei LKWs befanden. Ob noch weitere LKWs mit Kindern angekommen waren, ist mir nicht bekannt. Offenbar wurden diese Kinder auch vergast, jedoch habe ich darüber Bestimmtes nicht erfahren.

Die Wertsachen, d.h. Ringe Uhren, Schmucksachen wurden von uns in mit Zink ausgeschlagenen Behälter verpackt, die mit einem Vorhängeschloss abgeschlossen wurden und sodann zur Ghettoverwaltung in Litzmannstadt mit LKWs transportiert wurden. Das eingesammelte Geld wurde dem Rechnungsführer Görlich ausgehändigt, der es mit einem PKW nach Litzmannstadt zum Leiter der Ghetto-Verwaltung

Hanns Biebow

brachte. Bei einer solchen Gelegenheit sind Sommer und ich mit gefahren. Bei dieser Gelegenheit habe ich von der Ghetto-Verwaltung zwei Uhren und einen oder zwei Ringe gekauft. Auch Sommer kaufte bei der Ghetto-Verwaltung einen Brillantenring ein. Ob Görlich an diesem Tage einen Kauf getätigt hat, kann ich nicht sagen.

Im Frühjahr oder Frühsommer 1942 begann man im Waldlager damit, Verbrennungsöfen zur Verbrennung der Leichen zu bauen und auszuprobieren. Dieses wusste ich aber zunächst nur vom Hörensagen. Soviel ich erfuhr, wurden die in den Massengräbern im Waldlager befindlichen Leichen von jüdischen Arbeitskommandos ausgegraben und in den Verbrennungsöfen verbrannt. Es wurden aber auch gleichzeitig in den Öfen die Leichen von den Juden verbrannt, die mit neuen Transporten in Chelmno ankamen. Ab Herbst 1942 trafen in Chelmno keine Transporte mit Juden mehr ein. Es hieß seinerzeit dass das Lager demnächst aufgelöst würde. Da keine Juden mehr ankamen, fielen auch keine Wertsachen mehr an. Da ich somit keine Tätigkeit mehr hatte, erhielten Sommer und ich von dem Lagerkommandanten

SS-Hauptsturmführer Bothmann

den Auftrag uns täglich mit dem Polizeiwachkommando zum Waldlager zu begeben und an der Beaufsichtigung der jüdischen Arbeitskommandos teilzunehmen. Ich muss erläutern, dass der erste Lagerkommandant Lange Anfang des Jahres 1942 von Bothmann abgelöst wurde. Meines Wissens kam Bothmann von der Gestapo Posen.

Als ich im Waldlager meine Tätigkeit aufnahm, war ein Verbrennungsofen im Betrieb. Es waren dort noch zwei weitere Verbrennungsöfen, die aber nicht mehr benutzt wurden. Im Waldlager befanden sich 2 große Massengräber von ca. 150 m Länge, 3-4 m Breite und 3 m Tiefe. Weiter befand sich dort ein Massengrab von ca. 50 m Länge und den gleichen Abmessungen wie vorher beschrieben. Auch stellte ich dort noch 12-20 quadratische Massengräber fest, die verschiedenartige Abmessungen hatten. Die in diesen Massengräbern befindlichen Leichen wurden von jüdischen Arbeitskommandos fortlaufend ausgegraben und in dem Verbrennungsofen verbrannt. Schätzungsweise haben sich in sämtlichen Massengräbern ca. 75 bis 100,000 Leichen befunden.

Bei den Ausgrabungen standen Posten einmal innen in der Lichtung und zum anderen auch außen am Waldstück. Die jeweilige Tätigkeit wechselte. Die jüdischen Arbeitskommandos, von denen es mehrere gab, die an verschiedenen Massengräbern eingesetzt waren, wurden zum Teil jeweils von einem bestimmte Beamten beaufsichtigt. Ich weiß noch, dass eine dieser Arbeitskommandos von dem

Polizeihauptwachtmeister Kurt Hoffmann

beaufsichtigt wurde. Es kam häufig vor dass die Juden der Arbeitskommandos infolge der schlechten Ernährung und schweren Arbeit schlapp machten. Wenn sie dies einem Polizeibeamten mit teilten, schickten sie dieser zum “Doktor”. Doktor war der Spitzname des

Polizeimeisters Willi Lenz,

der die Aufsicht über die gesamten Ausgrabungen führte. Dieser erschoss die betreffenden Juden stehend durch Genickschuss. Ich kann heute nicht mehr sagen, wer im einzelnen Juden zum “Doktor” geschickt hat. Ich habe es nie getan. Der Vertreter von Lenz war der

Polizeimeister Heider.

An den Öfen standen

Revieroberachtmeister Karl Heinel und

Ober- oder Hauptwachtmeister “Hannes” Runge.

Auch von den letzten drei Personen kann ich nicht sagen, daß sie Juden getötet oder Arbeitsunfähige zum “Doktor” geschickt haben. Als die Ausgrabungen – etwa im März 1943 – beendet waren, wurden die Juden, die die Anstrengungen und Tötungen bisher überlebt hatten, von Albert Plathe erschossen. Ausser dem Polizeimeister Willi Lenz ist mir ein Polizeibeamter gleichen oder ähnlichen Namens z.B. Letz nicht bekannt. Meiner Erinnerung nach gab es einen solchen auch nicht.

Häufig suchte das Lager ein Standartenführer der SS, namens

Blobel

auf. Diesem sollten – wie man damals sagte – die Durchführung der Vernichtungsaktionen in Kulmhof und anderen Lagern übertragen worden sein. Ich weiß, dass er insbesondere bei den Ausgrabungen und Verbrennungen Anweisungen gegeben und auch Versuche über geeignete Verbrennungsmaßnahmen vorgenommen hat.

Als das Lager geschlossen wurde, fand eine Abschlussfeier in Warthbrücken statt, an der auch Greiser mit einem Stab höherer SS-Führer teilgenommen hat. Ich kann jedoch nicht sagen, welche SS-Führer, insbesondere ob der damalige Höhere SS- und Polizeiführer Wilhelm Koppe daran teilgenommen hat. Auch Besuche Koppes in Kulmhof sind mir nicht bekannt geworden. Das Kommando wurde unter dem Kommandoführer Bothmann zur SS-Division “Prinz Eugen” versetzt. Vorher mussten wir alle nach Berlin zum Reichssicherheitshauptamt. Dort wurde von einem höheren SS-Führer eine Ansprache gehalten und wir nochmals zum Schweigen verpflichtet. Im April 1944 erkrankte ich und wurde nach meiner Genesung zunächst zur Ersatztruppe in Weimar und dann zur SS-Division “Frundsberg” nach Frankreich versetzt. In Kulmhof bin ich nicht mehr eingesetzt worden.
en.

[…]

Ich habe Gewalttaten gegen Juden weder begangen noch mich an solchen – und sei auch auch nur mittelbar – beteiligt.

Sonstige sachdienliche Angaben kann ich nicht machen.

Selbst gelesen, genehmigt und unterschrieben:
[Unterschrift]

Geschlossen:
[Unterschrift]

The Senior Chief Public Prosecutor at the Regional Court in Bonn

Currently in Berlin, November 9, 1960

8 Js 52/60

Present:

Prosecutor Solbach,
Criminal Master Kofner, LKA./NW.
as Interrogators

Justice Clerk Hartmann
Protocol Officer

In response to a verbal summons, the baker

Fritz Ismer,
Born 1.9.1908 in Berlin,
residing in Berlin NW 21, Havelberger Str. 6

appears and states, after being informed of the subject of the interrogation and the charges:

The information in the résumé I wrote on March 13, 1934, which I have reviewed in photocopy and acknowledge, is accurate. The promotion dates listed on my index card from that time are correct according to my memory. At the end of the war, I was still a Hauptscharführer. In April 1940, I was called up to the Central Resettlement Office in Litzmannstadt with a draft order from the Waffen-SS. I did not wear the Waffen-SS uniform but the black SS uniform. Only later, exactly when I cannot say, did we wear a gray SS uniform, similar to that of the police. The head of the office in Litzmannstadt was then Obersturmbannführer Krumey.

I was ordered to Zgierz where a guard unit consisting of ethnic Germans was to be established. However, this establishment did not take place. I then worked at various branches of the UWZ and had the task of verifying whether the persons reported to us by the settlement offices were Polish or of German blood.

Eventually, I was assigned by Krumey to a camp in Litzmannstadt, led by Hauptsturmführer Witthinrich. Whenever I went to the Central Resettlement Office for lunch, Krumey tried to pry information from me about the people and conditions in the camp. When it finally became clear to me that he wanted me to be his informant, I told him I would not do it. Shortly thereafter, I received orders from him to take up a new position with Obersturmführer Otto, who had previously worked at the UWZ, Scharführer or Oberscharführer Goede, Karl, and a driver who had made his car available to Otto. I was not given precise details. With the aforementioned persons, I then drove to the area around Warthbrücken, where we reported to a command led by Hauptsturmführer Lange. This command was mainly staying in a dilapidated castle in the town of Chelmno. This town was located on a country road, with houses (about 30) and a church arranged on both sides of the road. The castle itself was located somewhat away from the town, but at the same level, towards the small river Ner. In front of the castle, there was a park-like area sloping down to the river. When we arrived there, the area was not fenced off; it was only guarded by sentries. Later, the immediate castle grounds were enclosed by a wooden fence, isolating it from the surroundings.

When we reported to Lange, he instructed us to drive with him in the car to a forested area about 5 km away, so we could see the command’s task. Lange had previously told us that everything happening here was to be treated as a top-secret Reich matter, about which we had to maintain the strictest silence. When we arrived at the forested area, an officer of the Schutzpolizei, who was guarding the area, which was somewhat off the main road and connected to it by a dirt road, initially reported to us. At that time, the forested area was not yet fenced off.

This fencing happened some time later. Lange asked us to come closer. We then saw that in the clearing within the forested area, there was a large gray box truck with its rear doors open. The entire truck was full of corpses, which a Jewish labor detachment was pulling out of the truck amidst screams and throwing into a mass grave. The deceased appeared to be Gypsies. There were men, women, and children among them. The bodies were clothed. The gruesome sight made me nauseous, and I had to vomit. Once I had somewhat recovered, Lange said to me, “You will get used to it.” We stayed there for only about 10 minutes; during this time, as I recall, two more identical trucks with bodies arrived. These also contained Gypsies. I cannot precisely recall the exact time I arrived in Chelmno. In any case, it was in the winter of 1941/1942.

As we drove back, Lange said he would now show us the operation in the castle. In the castle park, we saw that people were being driven directly from arriving trucks into the gas vans. At that time, two gas vans were in use, with a third added later. These people were also Gypsies. Lange then said to me that he had seen I was sensitive, so I would be assigned to sorting valuables. I worked together with the previously mentioned Goede. Initially, for about 10 days, we collected valuables in a room on the upper floor of the castle. Directly below this room was a chamber where the Jews, who were later brought to Chelmno, had to go via a ramp into the gas vans standing in front of the ramp. This initially happened while they were fully clothed, although their valuables had been taken from them. This was done by Poles who had been imprisoned in Fort VII in Posen. The valuables collected by them were brought to us. Later, the Jews had to undress on the upper floor; they were told they needed to bathe. They were then led down a staircase marked with a sign “to the baths” into a corridor leading to the ramp. If it was previously stated that it was a chamber, this is incorrect; it was just a corridor. The Jews were brought by train to Warthbrücken and from there mostly transported by trucks first to the storage rooms of a watermill and then again to the castle. After 10 days, when we had to clear the room in the castle, we collected the valuables in a hut located about 100 meters from the castle. But we had to clear this too, as it was needed as accommodation for the watch police. We were assigned a room in the former parsonage, where we also had our quarters in the attic. This parsonage housed the guardroom of the police watch command and also the accountant of the SS command,

Wilhelm Görlich from Saatz, Sudetengau,

nicknamed “Saatzer Hopfengurke”. By the time we were quartered in the parsonage with the collection point for valuables, Goede was no longer in Chelmno; where he was transferred, I do not know. My new colleague was

Max Sommer, Rottwachtmeister,

who had previously been a policeman in Posen and was from Plauen. He and I would collect the valuables already gathered by the Polish labor detachment with a handcart when no Jews were being gassed during the day. On one of these occasions, when we arrived at the castle too early, Jews were still being driven from the trucks through the rooms of the castle into the gas vans. On this occasion, I saw and heard that

SS-Sturmscharführer Albert Plathe (further details unknown),

who I believe was Lange’s deputy, gave a speech to the arriving Jews (about 40-50 per truck) in the castle courtyard, telling them they needed to be freed from lice, etc., and that they were going to another camp or for work deployment. Plathe also said they needed to bathe for this reason. Whether the Jews had to undress at this point, I cannot say, but later it was the case. I once saw Jews boarding the gas van naked via the ramp. In both instances, there were women and men of all ages. On the last occasion, I had gone to the castle to have my uniform altered by the Jewish tailoring detachment working in the basement rooms. It should also be mentioned that the SS command members, including myself, wore the black diamond with the SD symbol on our uniforms.

Subsequently, truck transports of Jews continuously arrived in Chelmno. I also repeatedly saw trucks with Jews passing by from my accommodation. I mainly determined that continuous transports of Jews were arriving because I almost daily collected valuables from the castle with a handcart, with only short interruptions.

I particularly remember a transport of children that arrived in Chelmno on a summer day. It must have been 1942. From my accommodation, I saw three trucks on the road to the castle, which had children on them who seemed to me to be noticeably well-dressed, certainly better than the usual Jewish arrivals. I believe there were about 200 children on these three trucks. I do not know if other trucks with children also arrived. Apparently, these children were also gassed, but I did not learn any specific details about this.

The valuables, such as rings, watches, and jewelry, were packed by us in containers lined with zinc, which were locked with padlocks and then transported by truck to the ghetto administration in Litzmannstadt. The collected money was handed over to the accountant Görlich, who took it by car to the head of the ghetto administration,

Hanns Biebow.

On one such occasion, Sommer and I accompanied him. During this trip, I bought two watches and one or two rings from the ghetto administration. Sommer also bought a diamond ring from the ghetto administration. I cannot say whether Görlich made any purchases that day.

In the spring or early summer of 1942, they began building and testing cremation ovens for burning bodies in the forest camp. Initially, I only knew this from hearsay. As far as I learned, the bodies in the mass graves in the forest camp were exhumed by Jewish labor detachments and burned in the cremation ovens. Simultaneously, the bodies of Jews who arrived in new transports to Chelmno were also burned in the ovens. From the autumn of 1942, no more transports of Jews arrived in Chelmno. At that time, it was said that the camp would soon be dissolved. Since no more Jews arrived, there were no more valuables either. Since I no longer had any duties, Sommer and I were instructed by the camp commandant,

SS-Hauptsturmführer Bothmann,

to go daily with the police guard command to the forest camp and participate in supervising the Jewish labor detachments. I should explain that the first camp commandant, Lange, was replaced by Bothmann at the beginning of 1942. To my knowledge, Bothmann came from the Gestapo in Posen.

When I began my duties in the forest camp, one cremation oven was in operation. There were two other cremation ovens there, but they were no longer in use. In the forest camp, there were two large mass graves, each approximately 150 meters long, 3-4 meters wide, and 3 meters deep. Additionally, there was a mass grave about 50 meters long with the same dimensions as previously described. I also observed 12-20 square mass graves of various sizes. The bodies in these mass graves were continuously exhumed by Jewish labor detachments and burned in the cremation oven. It is estimated that there were approximately 75,000 to 100,000 bodies in all the mass graves.

During the exhumations, guards were stationed both inside the clearing and outside the forest area. The duties rotated. The Jewish labor detachments, of which there were several, working at different mass graves, were each supervised by specific officers. I recall that one of these detachments was overseen by

Polizeihauptwachtmeister Kurt Hoffmann

It was common for the Jews in the labor detachments to collapse due to poor nutrition and hard work. When they reported this to a police officer, they were sent to the “doctor.” The nickname “doctor” referred to

Polizeimeister Willi Lenz

who was in charge of the entire exhumation operation. He would shoot the affected Jews in the back of the neck while they were standing. I cannot say today who specifically sent Jews to the “doctor.” I never did it. Lenz’s deputy was

Polizeimeister Heider.

At the ovens were stationed

Revieroberachtmeister Karl Heinel and

Ober- oder Hauptwachtmeister “Hannes” Runge.

I cannot say whether these last three individuals killed Jews or sent those unfit for work to the “doctor.” When the exhumations were completed—around March 1943—the Jews who had survived the exertions and killings up to that point were shot by Albert Plathe. Apart from Police Master Willi Lenz, I am not aware of any police officer with a similar name, such as Letz. To my recollection, there was no such person.

A frequent visitor to the camp was an SS Standartenführer named

Blobel. It was said at the time that he was in charge of carrying out the extermination actions in Kulmhof and other camps. I know that he specifically gave instructions during the exhumations and cremations and conducted experiments on suitable cremation methods.

When the camp was closed, a concluding ceremony took place in Warthbrücken, attended by Greiser with a staff of senior SS leaders. However, I cannot say which SS leaders attended, specifically whether the then Higher SS and Police Leader Wilhelm Koppe participated. I also have no knowledge of visits by Koppe to Kulmhof. The command, under Commander Bothmann, was transferred to the SS Division “Prinz Eugen.” Before this, we all had to go to Berlin to the Reich Main Security Office. There, a senior SS leader gave a speech, and we were once again sworn to secrecy. In April 1944, I fell ill and, after recovering, was initially transferred to a replacement unit in Weimar and then to the SS Division “Frundsberg” in France. I was no longer deployed in Kulmhof.

[…]

I have neither committed acts of violence against Jews nor participated in such acts, even indirectly.

I cannot provide any other relevant information.

Read, approved, and signed:
[Signature]

Closed:
[Signature]

Archivial reference:
BArch B 162/3246, p. 71 – 83

Hans Staegemeir Stägemeir
Post-War Testimony

Testimony of Staegemeir, Hans on Kulmhof extermination camp

Introduction

Certified copy of interrogation protocol of former forester Hans Staegemeir, dated 30 August 1961, recorded in Paderborn (West-Germany) on his experiences and observations on the extermination of Jews near Kulmhof (Chełmno). Staegemeir was appointed as a district forester to Wartheland and witnessed unusual and secretive operations involving the transportation of Jewish people and the ominous presence of gas vans. The area was heavily policed and eventually fenced off and raised suspicions among local forestry officials. Staegemeir described the regular shuttle movement of sealed, gray vehicles that resembled small furniture vans, intensifying in frequency, sometimes every 10 minutes. His observations are also recalled in Heinrich May’s manuscript on Kulmhof from early 1945.

Hans Staegemeir Stägemeir
Hans Staegemeir

Testimony

Ausfertigung

Paderborn, 30. August 1961

Der Untersuchungsrichter bei dem Landgericht Bonn

13 UR 1 / 61
Gegenwärtig:
Landgerichtsrat Dr. S. als Richter
Just.-Angest. K. als Urkundsbeamter der Geschäftsstelle

In dem Voruntersuchungsverfahren gegen Wilhelm Koppe u.a. wegen Mordes
erschien der nachbenannte Zeuge.

Dieser wurde mit dem Gegenstand der Untersuchung und mit der Person der Angeschuldigten bekannt gemacht, zur Wahrheit ermahnt und darauf hingewiesen, dass er seine Aussage möglicherweise schon jetzt zu beeiden haben werde. Sodann wurde er über die Bedeutung des Eides sowie über die strafrechtlichen Folgen einer vorsätzlich oder fahrlässig eidlich oder uneidlich unrichtig oder unvollständig erstatteten Aussage belehrt. Ferner wurde er darauf hingewiesen, dass er berechtigt sei, die Auskunft auf solche Fragen zu verweigern, deren Beantwortung ihm selbst die Gefahr strafrechtlicher Verfolgung zuziehen würde. Schließlich wurde er auch darüber belehrt, dass Wahrheitspflicht und Eid sich auch auf die Beantwortung solcher Fragen beziehen, die ihm zu seine Person und seine persönlichen Verhältnisse vorgelegt würden.

Daraufhin wurde der Zeuge in Abwesenheit der später noch zu hörenden Zeugen wie folgt vernommen:

Ich heisse Hans Staegemeier, Revierförster a.D., bin 73 Jahre alt, wohnhaft in Paderborn…. Ich weise mich aus durch die Vorlage der Ladung und der Aussagegenehmigung des Reg.Präs. Detmold.

Z.S.:

Ich bin als Sohn eines Forstbeamten in Schlesien geboren und in der Umgebung von Posen aufgewachsen. Nach Besuch der Forstschule bin ich im Forstdienst in Schlesien, Westpreußen und später Westfalen tätig gewesen. Im August oder September 1941 wurde ich als Revierförster nach dem Wartheland versetzt und von der Regierung in Posen der Försterei in Kolo, damals Warthbrücken zugewiesen. Leiter des dortigen Forstamts war damals der Forstamtmann und spätere Forstmeister May. Von diesem wurde mir das Revier Ladau zugeteilt. Dieses Revier lag zwischen Warthbrücken und Eichstädt. ich habe dieses Revier bis Januar oder Februar 1943 betreut, wo ich zum Forstamt Burgstädt versetzt wurde.

Zunächst habe ich bei einer Volksdeutschen Witwe in Ladau ein Zimmer gehabt, nach kürzerer Zeit bezog ich dann im ein anderes Zimmer, schließlich ein früher polnisches Forsthaus. Während dieser Zeit hatte ich meine Stammdienststeile in Westfalen beibehalten und war lediglich abkommandiert. Meine Frau kam zeitweilig ebenfalls nach dort, um mir den Haushalt zu führen.

Eines Tages stellte ich beim Gang durch mein Revier fest, daß ein grünuniformierter Polizist mit Karabiner mich nicht durchlassen wollte und daß auf der anderen Seite des so abgesperrten Waldstücks ebenfalls ein Posten stand. Ein Vorgesetzter dieser Posten erklärte mir auf meinen Protest hin, er bedaure, mich nicht hereinlassen zu können. Daraufhin habe ich meinen Forstamtmann benachrichtigt. Der Vorgesetzte der Polizeibeamten hatte mir noch erklärt, hier würde scharf geschossen. Bald darauf kamen Herren in Zivil zu mir und ließen mich eine Schweigeverpflichtung unterschreiben.

Nach einiger Zeit sickerte durch, es würde hier gegen die Juden vor gegangen. Die Herren dieses Kommandos sind wohl öfters in mein Forsthaus gekommen, um von dort aus zu telefonieren. Ich habe aber keine nähere Fühlung mit ihnen gehabt, weiß ihre Namen und Dienstgrade nicht. Man sah in der Nähe meiner Behausung eine Art von verschlossenen Omnibusse vorbeifahren. Es sickerte durch, daß dort Vergasungen vorgingen. Ich habe mehrmals versucht, in den gesperrten Bereich einzudringen, aber vergeblich. Um den gesperrten Bereich wurde ein großer Drahtzaun gezogen. Ich habe auch gehört, daß drinnen geschossen wurde.

Einmal bin ich zusammen mit Forstamtmann May im Inneren dieser Absperrung gewesen. Dabei ist es May noch übel geworden. Die in dem Inneren angelegten Gruben wurden mit Ginster bepflanzt. Von dem abgesperrten Gelände ging ein übler Geruch, wie nach, Schimmel aus, vor dem die Pferde meines Gespannes scheuten. Das Gelände, innerhalb dessen abgesperrt war, war ein noch junger Bestand, der forstlich noch nicht genutzt werden konnte.

Auf Fragen :

Daß ich den Polizisten im Walde begegnete muß nach meiner Erinnerung wohl irgendwann im Frühjahr 1942 gewesen sein. Genau kann ich es nicht mehr sagen. Ich war damals vollkommen überrascht. Man hatte mich in keiner Weise vorher benachrichtigt oder verständigt. Ebenso war Forstamtmann May überrascht über meine Mitteilung. Auf welche Weise das Kommando dieser Polizisten ihre Tätigkeit ausgerechnet an diesen Ort verlegt hat, ist mir unbekannt.

Ebenso wie die dort tätigen Volksdeutschen wußte nach einiger Zeit auch ich, daß durch das Kommando Juden vergast wurden. Das ist mir niemals durch die Polizisten oder SS-Leute klar und deutlich gesagt worden. Vielmehr sickerte es in der Bevölkerung durch. Wahrscheinlich hing das auch damit zusammen, daß die bei dem Kommando tätigen Polizisten mit Volksdeutschen Familien aus der Umgebung vielfach Bekanntschaften schlossen. Weil man aber Angst vor der SS hatte, wurde über diese Dinge nicht gern gesprochen. Für mich persönlich kam noch hinzu, daß man mich ja schriftlich zur Geheimhaltung verpflichtet hat.

Der Waldbereich, welcher von den Polizisten abgesperrt war, und später eingezäunt wurde, war insgesamt vielleicht 40 bis 50 Hektar groß. Er lag an der Landstraße, die von Warthbrücken über Kulmhof nach Eichstädt führte, und zwar, innerhalb eines größeren Waldgebiete zwischen Warthbrücken und Eichstädt ungefähr in der Mitte. Wie weit das abgesperrte Gelände von Kulmhof entfernt war, kann ich nicht mehr genau sagen. Ich weiß aber noch, daß ich von meinem nicht weit von der Absperrung gelegenen Forsthaus mi Pferd und Wagen ungefähr eine Stunde brauchte , wenn ich nach Warthbrücken oder nach Eichstädt fuhr. Von meiner Försterei bis nach Kulmhof konnte man in vielleicht 3/4 Std zu Fuß gehen.

Das abgesperrte Gelände lag, ln der Richtung von Warthbrücken nach Eichstädt gesehen, rechts von der Landstraße. An der Landstraße standen zunächst die etwas höheren Bestände von 12 bis 14—Jährigen Kiefern. Diese zeigten später, wohl infolge der Ausdünstungen aus den abgesperrten Bereich, einen Schimmelbefall um das Stämmchen herum. Weiter ins Waldinnere hinein standen immer jüngere Bestände, “Kusseln”. Eine Lichtung war in diesem Waldbereich zuvor nicht, sie muß wohl durch die Leute des Kommandos erst angelegt worden sein. Der Wald erstreckte sich von der Landstraße aus noch einen guten Kilometer landeinwärts in Richtung auf den Ort Meiden.

Der üble Geruch, der von dem abgesperrten Bereich ausging, zeigte sich nicht sofort in der ersten Zeit, sondern erst etwa im späten Sommer 1942. Dann war er aber so stark, daß ich in meiner Försterei die Fenster geschlossen halten mußte, wenn der Wind auf uns zu stand, weil der süß-säuerliche Geruch zu unangenehm war. Der Geruch war so auffallend, daß die Polen der Försterei mit Bezug auf ihm zu mir sagten, “nix schön, nix schön”; ich als deutscher Beamter konnte ihnen nichts darauf antworten.

Wenn ich vorhin die zwischen Kulmhof und dem abgesperrten Waldstück fahrenden Wagen als eine Art von Omnibussen bezeichnet habe, so war das nicht ganz genau. Es waren festverschlossene und grau angestrichene Fahrzeuge von 4 bis 5 m Länge, die aussahen wie kleinere Möbelwagen. Von diesem Fahrzeugen waren mehrere vorhanden, die zwischen Kulmhof und dem Waldstück hin und her pendelten. Man kann wohl sagen, daß sie, solange ich noch dort war, beinahe ununterbrochen jeden Tag gefahren sind. Von meiner Försterei aus konnte ich sie auf der Straße fahren sehen, wenn ich, im Zimmer meine schriftlichen Arbeiten erledigte.

Die Wagen kamen aus Kulmhof. Dort befand sich am Ortsrand ein größeres Gebäude, das wohl früher einmal ein Gutssitz gewesen war und einen schloßartigen Eindruck machte. Schräg gegenüber war der Sitz des deutschen Amtskomnissars, dort war die Zentrale des Kommandos. Das ganze Schloßgelände wurde auch abgesperrt, es standen Posten davor und es war unmöglich, hineinzukommen. Aus diesem abgesperrten Schloßgelände heraus fuhren die von mir geschilderten Wagen jeweils ab. Zu diesem Schloßgelände wurden die Juden von auswärts her transportiert, Das geschah in großen Lastzügen, Lastwagen mit hohem Boden. Man konnte sehen, daß darauf Menschen transportiert worden, vielleicht je 100 Menschen, jung und alt. Man konnte erkennen, daß es Juden waren. Daß die ersten der geschilderten Gaswagen fuhren, war nicht sofort, als das Gelände abgesperrt wurde, sondern dauerte noch einige Zeit, schätzungsweise vielleicht drei bis vier Wochen. Was die Schüsse angeht, so hat man diese aus den abgesperrten Waldgelände gerade in der ersten Zeit dagegen öfters gehört als später. Vielleicht hat man die Juden in der ersten Zeit durch Genickschuß getötet und ist erst später dazu übergegangen, sie zu vergasen.

Daß ich zusammen mit Forstamtmann Mai [May] in dem Inneren des abgetrennten Geländes gewesen bin, war in der ersten Zeit, als der Betrieb des Kommandos dort schon einige Wochen lang lief. Mai [May] und ich haben uns durch das Gelände durchgeschlichen, um zu sehen, was dort los war. Wir sahen dort dann große Grabgruben, die bereits offenbar zur Tarnung nit Ginster bepflanzt wurden. Wie dieses Kommando an den Ginster gekommen war, weiß ich nicht. An solchem Ginster bestand ja für den Forstmann keinerlei Interesse. Wir haben nicht etwa bei dieser Gelegenheit das gesamte Gelände besichtigt, sondern konnten nur ein kleines Stück hinein eindringen.

Ich weiß nichts darüber, ob das in Kulmhof tätige Kommando Holzlieferungen bezogen hat. Wenn Holz von ihnen auf ordnungsmäßige Art und Weise gekauft worden wäre, hätte das ja durch mich laufen müssen, dies ist aber nicht geschehen. Offensichtlich haben sich diese Herrschaften das für die Pfähle der Absperrung und sonstige Zwecke benötigte Holz aus den Beständen einfach selbst geholt. Brandgeruch, Rauch oder aufsteigende Flammen aus dem abgesperrten Gelände habe ich nicht beobachtet und hätte ich von meiner Försterei aus wahrscheinlich auch gar nicht beobachten können.

Der Bereich, der von dem Kommando abgesperrt worden war, war wenig wildreich. Ich halte es zwar für möglich, daß von den Leuten des Kommandos gelegentlich etwas gewilddiebt worden ist. Einzelne Fälle davon sind mir aber nicht bekannt. Ich weiß auch nichts davon, daß sich Wild in den Zäunen der Absperrung verfangen hätte. Ebenso weiss ich nichts davon, ob die Offiziere des Kommandos Jagden veranstaltet haben. In meinen Revier ist das jedenfalls nicht geschehen. Als ich Januar oder Februar 1943 nach Burgstädt versetzt wurde und das bisher innegehabte Forstamt verließ, ging die Tätigkeit des Sonderkommandos in Kulmhof immer noch so, wie ich sie jetzt geschildert habe.

Nach nochmaliger Befragung und Hinweis auf die Bedeutung dieser Aussage angesichts der abweichenden Einlassung einiger der Angeschuldigten: Ich habe nichts davon bemerkt, daß in der Zeit vor meinem Weggang Februar oder Januar 1943 der Vernichtungsbetrieb des Kommandos, also die ankommenden Judentransporte, das Fahren der Gaswagen und der Geruch aus dem Walde sich vermindert hätte oder gar ganz auf gehört hättet. Deshalb ist es nicht richtig, falls behauptet wird, vom Herbst 1942 an seien solche Transporte und Vergasungen nur noch unregelmäßig oder selten erfolgt. Was nach meinem Weggang geschehen ist, kann ich natürlich nicht sagen.

Die mir vorgehaltenen Namen der Angeschuldigten Koppe, Laabs, Häfele, Walter Burmeister, Mehring, Heinl, Bock, Ernst Burmeister sagen mir nichts. Auch nachdem mir geschildert wird, welche Ränge und Funktionen sie damals gehabt haben sollen, kann ich darüber nichts sagen. Die Zeit ist zu lange her. Auch nachdem mir die Namen Bothmann, Lange, Plate und Lenz genannt und deren damalige Stellung beschrieben wurde, kann ich mich an sie nicht erinnern.

Wenn die Herren des Kommandos bei mir Telefongespräche führten, was sehr selten vorkam, bin ich meistens herausgegangen. Wenn ich etwas näheres davon gehört habe, waren es nur kurze Mitteilungen an ihre Dienststelle in Kulmhof. Ich weiß nichts davon, ob und welche höheren Persönlichkeiten das Kommando in Kulmhof besichtigt haben.

Ich habe nun alles berichtet, was mir von meinen damaligen Erlebnissen und Beobachtungen noch erinnerlich ist. Es kann sein, daß ich in der langen Zwischenzeit angesichts meines Alters und der vielen, zum Teil schmerzlichen Erlebnisse seitdem einiges vergessen habe. Was ich aber jetzt noch zur Sache weiß, habe ich jetzt ausgesagt.

Nach Vorhalt der Aussage des Zeugen May :

Daß ich zum Forstamt Kolo versetzt wurde, war im August oder September 1942 [recte 1941!]. Ich erinnere mich noch, daß wir bei meiner Meldung bei May das bevorstehende Aufgehen der Hasenjagd, zu sprechen gekommen sind. Die Absperrung des Waldstückes durch die Polizei kann also erst nach diesem Zeitpunkt gewesen sein. Sie ist auch erst erfolgt, als ich bereits einige Zeit der Einarbeitung in meiner Försterei hinter mir hatte. Wenn ich zuvor den Zeitpunkt des Auftauchens der Polizeibeamten mit dem Frühjahr angegeben habe, so kann ich mich darauf nicht mit Sicherheit festlegen. Dazu ist das alles zu lange her. Wenn der Zeuge May angegeben hat, dies sei Ende des alten oder Anfang des neuen Jahres gewesen, was dann meiner Überzeugung nach 1941 – 1942 gewesen sein muß, so kann ich nicht sagen, diese Zeitangabe nach der Jahreszeit sei unrichtig. Ich kann mich daran eben nicht mehr genau erinnern.

Nach Vorhalt der Angaben Mays über das Schicksal des Gemeindesekretärs von Kulmhof: Darüber ist mir heute garnichts mehr in Erinnerung. Es kann sein, daß so etwas damals vorgefallen ist, wenn ja, dann ist es mir aber inzwischen entfallen, Ich hatte mit der Gemeinde Kulmhof auch unmittelbar gar nichts zu tun.

Nach Vorhalt der Bekundungen des Zeugen May darüber, was er von dem Zeugen Staegemeir über die Dichte des Fahrens der Gaswagen erfahren habe :

So ist es gewesen und so werde ich es May auch gesagt haben. Der Pendelverkehr, den ich beobachtet habe, ist so gewesen, daß die Wagen an manchen Tagen in Abständen von nur 10 Minuten verkehrten.

Selbst gelesen, genehmigt und unterschrieben:

gez. Hans Staegemeir

gez. Dr. S.

gez. K.

Ausgefertigt:
Paderborn, den 10.8.1961
[Unterschrift] Justizobersekretär als Urkundsbeamter der Geschäftstelle des Amtsgerichts Paderborn

Certified Copy

Paderborn, August 30, 1961

The Examining Magistrate at the Bonn Regional Court

13 UR 1 / 61

Present:

Regional Court Council Dr. S. as judge
Judicial Clerk K. as the certifying officer of the registry

In the preliminary investigation against Wilhelm Koppe and others for murder, the following witness appeared.

He was made aware of the subject of the investigation and the identity of the accused, admonished to tell the truth, and informed that he might have to swear an oath on his statement right away. He was then instructed about the significance of the oath and the criminal consequences of intentionally or negligently making a false or incomplete statement, whether under oath or not. Furthermore, he was advised that he had the right to refuse to answer any questions whose responses might incriminate him. Finally, he was also informed that the obligation to tell the truth and the oath applied to the answers to questions concerning his person and personal circumstances.

Subsequently, the witness was interrogated in the absence of the witnesses who were to be heard later as follows:

To the subject:

I was born in Silesia as the son of a forestry official and grew up in the vicinity of Posen. After attending forestry school, I worked in the forestry service in Silesia, West Prussia, and later Westphalia. In August or September 1941, I was transferred as a district forester to the Wartheland and assigned by the government in Posen to the forestry office in Kolo, then known as Warthbrücken. The head of that forestry office at the time was the forestry office manager and later forestry master May. He assigned me to the Ladau district. This district was located between Warthbrücken and Eichstädt. I managed this district until January or February 1943, when I was transferred to the forestry office in Burgstädt.

Initially, I stayed in a room at a Volksdeutsche widow’s house in Ladau, after a short time I moved to another room, eventually to a former Polish forestry house. During this time, I maintained my permanent service units in Westphalia and was merely on detached duty. My wife also came there from time to time to manage the household.

One day, while walking through my district, I discovered that a green-uniformed policeman with a carbine would not let me pass, and that there was another guard on the other side of the cordoned-off section of the forest. A superior of these guards told me in response to my protest that he regretted being unable to let me in. I then notified my forestry office manager. The police officers’ superior had also informed me that shooting was enforced in the area. Shortly thereafter, some civilians came to me and had me sign a nondisclosure agreement.

After some time, it leaked out that actions were being taken against Jews here. The officers of this commando often came to my forestry house to make phone calls. However, I did not have close contact with them and do not know their names or ranks.

Near my housing, one could see a type of sealed buses passing by. It leaked out that gassings were taking place inside them. I have tried several times to enter the restricted area, but in vain. A large wire fence was erected around the restricted area. I also heard that shots were being fired inside.

Once, I was inside this enclosure together with Forestry Officer May. During that visit, May became quite ill. The pits created inside were planted with broom. A foul smell, like mold, emanated from the enclosed area, which made the horses of my team skittish. The area within the enclosure was still young growth, not yet usable for forestry purposes.

Upon questioning:

I must have encountered the policemen in the forest sometime in the spring of 1942, as I recall. I can’t say exactly. I was completely surprised at the time. I had not been notified or informed in any way beforehand. Forestry Officer May was also surprised by my report. How exactly the command of these policemen came to operate in this location is unknown to me.

Like the ethnic Germans working there, after some time, I also knew that Jews were being gassed by the commando. This was never clearly and explicitly told to me by the policemen or SS men. Rather, it seeped through the population. Probably this was also related to the fact that the policemen working with the commando often made acquaintances with ethnic German families from the surrounding area. However, because of fear of the SS, these matters were not willingly discussed. For me personally, it was additionally complicated because I had been formally obligated to secrecy in writing.

The forest area, which was cordoned off by the police and later fenced in, was perhaps 40 to 50 hectares in size. It was located along the country road that led from Warthbrücken via Kulmhof to Eichstädt, roughly in the middle of a larger forested area between Warthbrücken and Eichstädt. I can’t say exactly how far the cordoned area was from Kulmhof. However, I do remember that from my forestry house, which was not far from the cordon, it took about an hour by horse and wagon to travel to Warthbrücken or Eichstädt. It was perhaps a 3/4-hour walk from my forestry to Kulmhof.

The cordoned area, looking from Warthbrücken towards Eichstädt, was to the right of the country road. Initially, there were somewhat taller stands of 12 to 14-year-old pines along the roadside. These later showed mold around the trunk, probably due to emissions from the cordoned area. Further into the forest were progressively younger stands, “Kusseln.” There had been no clearing in this forest area before; it must have been created by the people of the commando. The forest extended from the road about a good kilometer inland towards the town of Meiden.

The foul smell from the cordoned area was not noticeable at first but became apparent in late summer 1942. It then became so strong that I had to keep the windows closed at my forestry office when the wind blew from that direction because the sweet-sour smell was too unpleasant. The smell was so noticeable that the Poles at the forestry commented to me, “nix schön, nix schön” (not nice, not nice); as a German official, I could not respond to them.

If I previously referred to the vehicles traveling between Kulmhof and the cordoned forest section as a kind of buses, that was not entirely accurate. They were sealed and gray-painted vehicles, 4 to 5 meters long, resembling smaller furniture vans. Several of these vehicles were present, shuttling back and forth between Kulmhof and the forest area. It can be said that they operated almost continuously every day while I was still there. From my forestry, I could see them driving on the road when I was in my room doing paperwork.

The vehicles came from Kulmhof. There, on the outskirts of the town, was a larger building that might once have been a manor house and had a castle-like appearance. Diagonally opposite was the seat of the German Commissioner; there was the command center. The entire castle area was also cordoned off, with guards posted in front, and it was impossible to enter. The vehicles I described departed from this cordoned castle area. Jews were transported to this castle area from elsewhere, in large cargo trains, trucks with high floors. It was visible that people, perhaps about 100 individuals, young and old, were being transported. It was evident that they were Jews. The first of the described gas vans did not start operating immediately when the area was cordoned off but took some time, perhaps about three to four weeks. Regarding the gunshots, they were heard from the cordoned forest area more often in the beginning than later. Perhaps the Jews were initially killed by gunshot to the neck and only later did they start gassing them.

That I was inside the separated area with Forestry Officer May was in the early days when the command’s operation there had already been running for several weeks. May and I sneaked through the area to see what was going on. We then saw large burial pits that had apparently been planted with broom for camouflage. How this commando had obtained the broom, I do not know. Such broom held no interest for a forester. We did not inspect the entire area on this occasion, but were only able to penetrate a small part.

I know nothing about whether the command operating in Kulmhof received wood deliveries. If wood had been purchased in a regular manner, it would have had to go through me, but this did not happen. Apparently, these gentlemen simply took the wood needed for the fence posts and other purposes themselves from the stocks. I did not observe any burning smell, smoke, or rising flames from the cordoned area, and I probably would not have been able to observe it from my forestry.

The area that had been cordoned off by the commando was not very rich in wildlife. Although it is possible that the commando personnel might have occasionally poached, I am not aware of any specific instances of this. I also do not know of any cases where wildlife got caught in the fences of the enclosure. Likewise, I am unaware whether the commando officers organized any hunts. In my district, this certainly did not happen. When I was transferred to Burgstädt in January or February 1943 and left the forestry office I had been managing, the operations of the special commando in Kulmhof were still continuing as I have just described.

After being questioned again and reminded of the importance of this statement given the differing claims of some of the accused: I did not notice any reduction in the extermination operations of the commando, including the arrival of Jewish transports, the operation of gas vans, and the smell from the forest, before I left in February or January 1943, nor did they cease entirely. Therefore, it is not correct to claim that such transports and gassings occurred only irregularly or rarely from autumn 1942 onward. What happened after my departure, I obviously cannot say.

The names of the accused, Koppe, Laabs, Häfele, Walter Burmeister, Mehring, Heinl, Bock, Ernst Burmeister, are not familiar to me. Even after being described their ranks and functions at that time, I cannot provide any information about them. It has been too long. Even after the names Bothmann, Lange, Plate, and Lenz were mentioned and their positions at the time described, I cannot remember them.

When members of the commando conducted telephone conversations, which was very rare, I usually left the room. If I ever heard anything, it were only brief messages to their office in Kulmhof. I do not know if and which high-ranking personalities may have visited the commando in Kulmhof.

I have now reported everything that I can recall from my experiences and observations at that time. It is possible that I have forgotten some details over the long interval, given my age and the many, sometimes painful, experiences since then. However, what I still remember about the matter, I have now testified.

Following the statement presented by the witness May:

That I was transferred to the forestry office in Kolo was in August or September 1942 [correctly 1941!]. I remember that during my report to May, we discussed the upcoming rabbit hunting season. Therefore, the police cordon of the forest area must have been implemented after this time. It also only occurred after I had spent some time getting acquainted with my duties in my forestry office. If I previously mentioned that the police officers appeared in the spring, I cannot be certain about that. It has all been too long ago. If witness May has stated that this was at the end of the old or the beginning of the new year, which then must have been 1941 – 1942, I cannot say that his timing by the season is incorrect. I just can’t remember exactly anymore.

Following the information provided by May about the fate of the community secretary from Kulmhof: I have no recollection of that today. It is possible that such an event occurred back then, but if so, I have since forgotten it. I also had no direct dealings with the community of Kulmhof.

Following the testimony of the witness May about what he learned from witness Staegemeir regarding the frequency of the gas vans:

That is how it was, and that is how I must have told May. The shuttle traffic that I observed operated such that some days the vans ran at intervals of only 10 minutes.

Read by myself, approved, and signed:

signed, Hans Staegemeir

signed, Dr. S.

signed, K.

Certified:

Paderborn, August 10, 1961
[Signature] Chief Judicial Secretary as the certifying officer of the registry of the Paderborn District Court

Archivial reference:
LAS, Abt. 352.3, Nr. 16509, p. 263 – 269

Note: May is misspelled Mai; corrected in transcription and translation

Heinrich May
Post-War Testimony

Testimony of May, Heinrich on Kulmhof extermination camp

Heinrich May

Certified copy of interrogation protocol of forestry official Heinrich May dated 13 December 1960, recorded in Bonn (West-Germany) on his experiences and observations on Holocaust operations near Kulmhof (Chełmno). May was a longstanding member of the NSDAP and SS, career took a dark turn during WWII when he found himself managing a forestry office near Kulmhof extermination camp. May witnessed suspicious activities, including the movement of “gas vans” used for exterminating Jewish individuals. Despite not seeing the killings firsthand, the evidence was overwhelming, with frequent sightings of smoke rising from the forest. Bothmann, the commander of the Sonderkommando operating the site, later revealed to May the presence of mass graves and confirmed the scale of the atrocities. At the end of the war, May penned a manuscript, “The Great Lie,” which recounted these details but was never published. In this post-war interrogation, May corroborated the details presented in his manuscript.

Heinrich May
Heinrich May

Testimony

– 8 Js 52/60 –

Bonn, den 13.12.1960

Gegenwärtig:
Staatsanwalt M.
KOM W.
KK K.
als Vernehmende

JA S.
als Protokollführerin

Auf Vorladung erscheint der Forstmeister a.D. Heinrich Wilhelm May, geb. am 28. 11. 1896 in Misselberg bei Nassau/Lahn, wohnhaft in Bergnassau bei Nassau/Lahr… und erklärt mit dem Gegenstand seiner Vernehmung vertraut gemacht und zur Wahrheit ermahnt, zur Sache folgendes:

Ich wurde als Sohn des Landwirtes Karl Theodor May in Misselberg geboren. Nach dem Besuch der achtklassigen Volkschule in Dienethal kam ich am 1. Oktober 1910 als Forsteleve an die Fortmeisterei in Naussau. Beim Ausbruch des 1. Weltkrieges meldete ich mich als Kriegsfreiwilliger. Nach Beendigung des 1. Weltkrieges übernahm ich vertretungsweise die Försterei Singhofen bei Nassau. Nach Ablegung der Förstereiprüfung wurde mir diese Försterei übertragen. Am 1. Oktober 1927 wurde ich zum Oberförster befördert und übernahm im Forstamt Hachenburg/Süd die Oberförsterstelle Mündersbach. Bei der Mobilmachung im August 1939 wurde ich als Feldwebel zum Infanterieregiment 463 eingezogen. Auf Aufforderung des Reichsforstamtes wurde ich kurz vor Weihnachten 1939 vom Wehrdienst freigestellt und hatte mich in Posen bei Landforstmeister Sommermeyer gemeldet. Dann wurde mir die Leitung des Forstamtes Kolo (Warthbrücken) übertragen. Meines Wissens ist Sommermeyer jetzt Oberlandförster in Hannover. Das mir übertragene Forstamt befand sich in dem Dörfchen Gaj an einem kleinen See bei Izbica – nördlich von Kolo. Das Forstamt Kolo umfasste ca. 51000 ha Staatswald und ca. 2000 ha Privatwald als Aufsichtswald. Mir unterstand auch die Försterei Kulmhof, welche nordwestlich von dem Ort Kulmhof (Chelmno) lag direkt am Waldrand. Diese Försterei wurde zunächst von einem polnischen Förster geleitet. Dieser Förster wurde nach meiner Erinnerung Ende 1940 oder Anfang 1941 durch einen deutschen Förster, es handelte sich um den Revierförster Staegemeier1, Vorname nicht bekannt abgelöst. Meines Wissens stammte dieser Förster aus Westfalen. Nach meiner Schätzung ist er etwa 1885 bis 1888 geboren. Die Leitung des Forstamtes Kolo übte ich bis Januar 1945 als die russischen Truppen das Gebiet besetzten.

Der NSDAP habe ich seit 1926 angehört. Eine Funktion hatte ich in dieser Partei nicht. Der allgemenen SS habe ich seit 1933 angehört. Bis zum Jahre 1936 war ich in der SS Hauptsturmführer. Diesen Dienstgrad habe ich bis Kriegsende behalten.

Ende des Jahres 1941 – den genauen Zeitpunkt kann ich nicht mehr angeben – meldete mir der Revierförster Staegemeier aus Kulmhof es seien im Walde bei Kulmhof ein größeres Kommando der Gendarmerie erschienen und habe ein größeres Waldstück abgesperrt und mit dichten Postengruppe umgeben. Ihm sei erklärt worden, er dürfe dieses Waldstück nicht mehr betreten. Zu welchem Zweck das Waldgebiet abgesperrt wurde, wusste Staegemeier zu diesem Zeitpunkt nicht. Daraufhin führte ich Beschwerde beim Landesforstamt in Posen, jedoch wurde mir von dort aus mitgeteilt dass daran nichts zu ändern sei. Es wurde aber nicht gesagt, was es mit der Absperrung des Waldgebietes auf sich hatte.

In den folgenden Monaten interessierte ich mich natürlich dafür was in dem Waldgebiet vor sich ging. Vom Hörensagen erfuhr ich von Volksdeutschen und Polen, dass in den betreffenden Waldgebiet jüdische Menschen in Gaswagen umgebracht wurden. Gesehen habe ich davon jedoch nichts. Im Verlaufe des Jahres 1942 habe ich dann mehrfach sog. Gaswagen die einen geschlossenen Kastenaufbau hatten und dunkel gestrichen waren vom Schloss in Kulmhof in Richtung des abgesperrten Waldgebietes fahren sehen, woraus ich schloss dass die jüdischen Menschen im Schloss die Gaswagen besteigen mussten, anschließend darin umgebracht wurden die Leichen anschließend zum Wald gefahren wurden. Einmal habe ich gesehen dass einer der Gaswagen an der Straße zum Walde in den Straßengraben abgerutscht war und Gendarmeriebeamte mittels eines zweiten Gaswagens versuchten den abgerutschen Wagen herauszuziehen. Ich habe auch mehrfach beobachtet, dass Gaswagen aus einem Tor am Schloss herausgefahren kamen, welche sich in einem hohen Bretterzaun befand, mit welchem das Schloss umgeben war.

Diese Beobachtungen habe ich aber nur gemacht wenn ich durch Kulmhof auf einem Dienstweg mit meinem Wagen durchgefahren bin. Ein Anhalten auf der Straße in Kulmhof war verboten, was durch Schilder zum Ausdruck gebracht wurde. Einmal habe ich auch am Schloss Menschen gesehen die mit Ketten an den Beinen und Händen gefesselt waren und von einem Gendarm bewacht wurden. Auf meinem Dienstfahrten habe ich auch mehrfach im Verlaufe des Jahres 1942 beobachtet dass viele Menschen mit der Kleinbahn von Kolo in Richtung Kulmhof transportiert wurden. Diese Beobachtungen habe ich aber immer nur aus grösserer Entfernung gemacht. Wie ich seinerzeit erfahren habe wurden diese Menschen an einem Gut zwischen Kulmhof und Kolo ausgeladen und mit Lastkraftwagen Richtung Kulmhof weitertransportiert. An dem Betreffenden Gut habe ich auch in einem Falle eine grössere Anzahl Menschen lagern sehen. Bei dem Gutsverwalter handelte es sich um einen Reichsdeutschen namens Herkner. Dieser erzählte mir einmal dass jüdische Menschen die gebrechlich waren und nicht mehr die Lastwagen besteigen konnten hinter einer Hecke des Gutes von Wachmannschaften erschossen worden seien.

Aus all dem, was ich bisher geschildert habe bestätigte sich mir das was mir vom Hörensagen bekannt wurde und zwar dass in dem Waldgebiet bei Kulmhof jüdische Menschen umgebracht wurden. Die Gewissheit darüber erhielt ich Ende 1942 oder Anfang 1943. In diesem Zeitpunkt wurde ich eines Tages zum Landesforstamt nach Posen befohlen. Von hier aus wurde ich zu einem Regierungsbeamten in Posen geschickt, auf dessen Namen ich mich aber nicht mehr besinnen kann. Dieser erklärte mir dass sich der Führer des in dem abgesperrten Waldgebiet bei Kulmhof tätigen. Kommandos bei mir zwecks Aufforstung einer im Wald gerodeten Fläche melden würde, und ich ihn zwecks Aufforstung dieser Fläche fachmännisch beraten sollte. Kurz darauf suchte mich ein gewisser Bothmann in meinem Forstamt auf, und wir fuhren gemeinsam in das abgesperrte Waldgebiet. Dort sah ich inmitten des Waldes eine geredete Fläche von etwa 200 m Länge und 150 m Breite. Auf dieser Fläche waren 2 grosse Massengräber, welche mit erde zugeworfen waren. Bothmann brachte beiläufig zum Ausdruck, dass dort ca 250 Tausend Menschen unter der Erde lügen, und noch Platz für viele vorhanden sei. Dieses brachte er in zynischer Weise zum Ausdruck, jedoch äusserte er sich weiter nicht, und ich fragte ihn auch nicht näher. Ich beriet Bothmann dann wie am zweckmäßigsten diese Fläche aufzuforsten sei. Nach meiner Erinnerung sagte ich, dass Ginstersamen säen solle, weil Ginster am schnellsten wachse. Die Aufforstung wollte Bothmann selbst durchführe. Anschließend verabschiedete ich mich von Bothmann.

Einige Monate später erschien abermals Bothmann in meinem Forstamt und bam mich mit ihm gemeinsam abermals das abgesperrte Waldgebiet aufzusuchen um ihn darüber zu beraten was er mit einer Anzahl Bäumen machen solle, welche bei der Verbrennung von Leichen angebrannt seien, da das Feuer auf den Waldbestand übergegriffen hatte. Er brachte zum Ausdruck dass die Gefahr bestehe dass Unbefugte in den Wald einsehen konnten, wenn die Bäume umstürzten. Ich sah mir daraufhin mit Bothmann den Schaden an, und ich erklärte Bothmann er brauchte vorerst ein Umstürzen der Bäume nicht zu befürchten da sie ja noch mit den Wurzeln fest im Erdreich verwachsen seien. Bei dieser Gelegenheit habe ich gesehen dass ein grösseres Massengrab von ca. 80 m Länge geöffnet war. Leichen habe ich jedoch in diesem Massengrab nicht sehen können, da ich nicht näher herantreten durfte. Nachdem ich Bothmann die betreffende Auskunft gegeben hatte erklärte er mir er wolle mir einmal seine neuste Errungenschaft zeigen und er führte mich zu einer Bretterbude. In dieser Bretterbude befand sich eine Maschine, und er erklärte dass es sich hierbei um eine Knochenmühle handele, in welcher die Knochen der Leichen zermahlen würden, da diese nicht richtig verbrennen würden. Hieraus schloss ich dass die Leichen irgendwie verbrannt wurden. Für die Einstellung des Bothmann ist bezeichnend, dass er einen älteren Mann bei dem es sich wahrscheinlich um einen Juden handelte herbeirief und ihn beauftragte aus einem Sack in der Bretterbude eine Hand von Mehl herauszuholen. Als dieser Mann nun mit beiden Händen voll Mehl ankam fragte Bothmann ihn ob er wisse was das sei. Als dieser Mann keine Antwort gab, sagte Bothmann: “Das sind deine Rassegenossen.” In sein Schicksal ergeben sagte der alte Mann: “Nun, was kann man da machen.” Erwähnen möchte ich noch dass sich in der Bretterbude noch weitere Säcke befanden in welchem offenbar ebenfalls Knochenmehl vorhanden war. Weiter muss ich noch erwähnen dass ich im Vorbeigehen in der Nähe der Bretterbude ca. 4-5 Leichen habe liegen sehen, die meines Erachtens Kopfschüsse aufwiesen, da von den Stirnen Blutstreifen über die Gesichter liefen. Weitere Beobachtungen habe ich an diesem Tage nicht gemacht, jedoch war mir endgültig klar geworden, dass in dem Waldgebiet viele Menschen umgebracht worden waren.

Kurz darauf kaufte Bothmann bei mir grössere Mengen Brennholz auf. Offenbar benötigte er das Holz zum Verbrennen von Leichen. Schließlich forderte Bothmann so große Mengen Holz, dass ich diese Mengen aus dem planmäßigen Einschlag nicht mehr liefern konnte. Daraufhin wandte er sich an die Regierung Posen und ich erhielt von dort vom Landesforstamt den Auftrag das Holz unter allen Umständen zu liefern, ggfls. durch Vernahme eines Kahlschlages. Somit war ich gezwungen an Bothmann weiter Holz zu liefern. Das Holz wurde von Bothmann mit Lastkraftwagen abgeholt. Bezahlt wurden die Lieferungen an die Forstkasse in Konin. Wie die Leichenverbrennung in dem Waldgebiet vor sich geht, habe ich weder gesehen noch erfahren. Ich habe lediglich öfter gesehen dass aus dem Waldgebiet Rauchwolken aufstiegen. Im Jahre 1943 , den Zeitpunkt weiss ich nicht mehr, wurde das Vernichtungslager aufgelöst. Das Schloss in Kulmhof war, wie ich einmal sah, gesprengt worden. Das Vernichtungskommando war auf einmal nicht mehr anwesend. Das Waldgebiet blieb jedoch in der Folgezeit durch Polizeiposten abgesperrt, auch 1944 über. Auf Befragen erkläre ich dass ich mich nicht erinnern kann, ob das Vernichtungslager Kulmhof 1944 wieder in Betrieb genommen wurde.

Weiter erkläre ich auf Befragen dass ich ausser mit Bothmann mit keiner anderen Person, die dem Sonderkommando in Kulmhof angehörte, Verbindung hatte. Ich kann auch keine Namen von Angehörigen des Sonderkommandos angeben. Von wem das Sonderkommando in Kulmhof eingesetzt war bzw. wem das Vernichtungslager unterstanden hat, kann ich nicht sagen. Mir ist ist lediglich noch in Erinnerung dass es sich bei dem Vorgesetzten des Bothmann um einen SS-Oberführer Damzog handelte. Woher ich das erfahren habe, weiss nicht mehr. Ob der Höhere SS- und Polizeiführer Koppe für dieses Vernichtungslager verantwortlich war, weiß ich nicht. Ich habe auch niemals gesehen, dass Koppe, der mir vom Anschein bekannt war, das Vernichtungslager Kulmhof aufgesucht hat.

Nach dem Kriege habe ich über meine Erlebnisse in Polen ein Manuskript “Die grosse Lüge” verfasst, in welche ich in dem Unterabschnitt “Der große Judenmord” Schilderungen über das Vernichtungslager Kulmhof gemacht habe. Ich hatte die Absicht eine Broschüre herauszugeben, wozu es aber nicht gekommen ist. Die Sachverhalte in dem Kapitel entsprechen den Tatsachen. Ich muss lediglich einschränken dass ich nicht alles selbst erlebt habe, was in diesem Kapitel niedergeschrieben ist, wenn es auch beim LEsen desselben manchmal so scheinen mag. Wenn ich auf Bl.38 angebe, dass ich ich mich im Jahre 1942 zwecks Aufforstung des Vernichtungslagers in der Reichstatthalterei in Posen bei dem SS-Oberführer Dr. Mehlhorn habe melden müssen, so trifft das zu. Jetzt kann ich mich auf diesen Namen wieder besinnen. Wenn ich auf Bl. 43 angegeben habe, dass im Frühjahr 1944 das Sonderkommando unter Bothmann abermals in Kulmhof tätig gewesen sei, so dürfte das wohl zutreffen. Als ich das Manuskript schrieb war mir alles noch frisch in Erinnerung, jedoch kann ich mich heute darauf nicht mehr besinnen. Meines Erachtens kann das Manuskript “Die große Lüge” voll und ganz als Beweismittel vewendet werden. Die darn niedergeschriebenen Sachverhalte dürften den Tatsachen entsprechen. Von dem Manuskript hatte ich noch eine Durchschrift in meinem Besitz jedoch konnte ich sie bisher nicht wiederfinden, trotzdem ich mehrfach zu Hause danach gesucht habe.

Weitere Angaben kann ich zum Sachverhalt nicht machen.

Laut diktiert, genehmigt und unterschrieben:
[Unterschrift]
Heinrich May

Geschlossen:
[Unterschrift]
Beglaubigt:
[Unterschrift]
Justiz Ass. als Urkundsbeamter der Geschäftsstelle des Landgerichts

– 8 Js 52/60 –

Bonn, 13 December, 1960

Present:
Prosecutor M.
Kriminalobermeister W.
Kriminalkommissar K.
as examiners

Judicial Clerk S.
as recorder

The retired forester Heinrich Wilhelm May, born on November 28, 1896, in Misselberg near Nassau/Lahn, living in Bergnassau near Nassau/Lahr…,appears upon summon and declares that he has been made aware of the subject of his interrogation and is urged to tell the truth, states the following regarding the matter:

I was born in Misselberg as the son of the farmer Karl Theodor May. After attending the eight-grade public school in Dienethal, I joined the forestry office in Nassau as a forestry apprentice on October 1, 1910. At the outbreak of World War I, I volunteered for military service. After the end of World War I, I temporarily took over the forestry office in Singhofen near Nassau. After passing the forestry examination, this forestry office was assigned to me. On October 1, 1927, I was promoted to head forester and took over the head forester position at the forestry office in Hachenburg/South in Mündersbach. During the mobilization in August 1939, I was drafted as a sergeant into Infantry Regiment 463. Shortly before Christmas 1939, at the request of the Reich Forestry Office, I was released from military service and reported to the regional forestry master Sommermeyer in Posen. I was then assigned to manage the forestry office in Kolo (Warthbrücken). To my knowledge, Sommermeyer is now a senior forester in Hanover. The forestry office assigned to me was located in the small village of Gaj by a small lake near Izbica, north of Kolo. The Kolo forestry office comprised approximately 51,000 hectares of state forest and about 2,000 hectares of private forest under supervision. I was also responsible for the Kulmhof forestry office, which was located northwest of the town of Kulmhof (Chelmno), right at the edge of the forest. Initially, this forestry office was led by a Polish forester. To my recollection, at the end of 1940 or beginning of 1941, he was replaced by a German forester, the district forester Staegemeier, whose first name is unknown. To my knowledge, this forester was from Westphalia. I estimate he was born around 1885 to 1888. I managed the Kolo forestry office until January 1945 when Russian troops occupied the area.

I have been a member of the NSDAP since 1926. I did not hold any position in this party. I have been a member of the general SS since 1933. Until the year 1936, I was a Hauptsturmführer in the SS. I retained this rank until the end of the war.

At the end of 1941 – I cannot specify the exact time – the district forester Staegemeier from Kulmhof reported to me that a large gendarmerie unit had appeared in the forest near Kulmhof, cordoned off a large area of the forest, and surrounded it with dense groups of guards. He was told that he was no longer allowed to enter this part of the forest. Staegemeier did not know the purpose of the closure at that time. Subsequently, I filed a complaint with the regional forestry office in Posen, but I was informed that nothing could be done about it. However, they did not disclose what the closure of the forest area was about.

In the following months, I naturally took an interest in what was happening in the forest area. From hearsay, I learned from ethnic Germans and Poles that Jewish people were being killed in gas vans in the specified forest area. However, I did not see this myself. Over the course of 1942, I repeatedly saw so-called gas vans, which had a closed box structure and were painted dark, driving from the castle in Kulmhof towards the cordoned-off forest area. From this, I deduced that the Jewish people had to board the gas vans at the castle, were then killed inside, and the bodies were subsequently driven to the forest. Once, I saw one of the gas vans slide into the ditch on the road leading to the forest, and gendarmerie officers were trying to pull the slipped van out with the help of a second gas van. I also observed several times that gas vans were driving out of a gate at the castle, which was surrounded by a high wooden fence.

I only made these observations when I passed through Kulmhof on official business in my vehicle. Stopping on the road in Kulmhof was prohibited, as indicated by signs. Once, I also saw people at the castle who were shackled at the legs and hands and guarded by a gendarme. During my official journeys, I also observed several times throughout 1942 that many people were transported by narrow-gauge railway from Kolo in the direction of Kulmhof. However, these observations were always made from a distance. As I learned at the time, these people were unloaded at an estate between Kulmhof and Kolo and then transported further towards Kulmhof by truck. At this particular estate, I also once saw a large number of people being held. The estate manager was a Reich German named Herkner. He once told me that Jewish people who were frail and could no longer board the trucks were shot by the guard teams behind a hedge on the estate.

From everything I have described so far, what I had heard by hearsay was confirmed, namely that Jewish people were being killed in the forest area near Kulmhof. I became certain of this at the end of 1942 or the beginning of 1943. At that time, I was summoned one day to the regional forestry office in Posen. From there, I was sent to a government official in Posen, whose name I can no longer recall. He explained to me that the leader of the commando operating in the cordoned-off forest area near Kulmhof would contact me regarding the reforestation of a cleared area in the forest, and that I should provide expert advice on how to reforest this area. Shortly thereafter, a certain Bothmann visited my forestry office, and we went together to the cordoned-off forest area. There, in the middle of the forest, I saw a cleared area about 200 meters long and 150 meters wide. On this area, there were 2 large mass graves that had been covered with earth. Bothmann casually mentioned that there were approximately 250 thousand people buried under the earth, and that there was still room for many more. He expressed this in a cynical manner, but did not elaborate further, and I did not inquire further. I then advised Bothmann on the most appropriate way to reforest the area. From what I recall, I suggested sowing broom seeds because broom grows the fastest. Bothmann wanted to carry out the reforestation himself. After that, I bid Bothmann farewell.

Several months later, Bothmann reappeared at my forestry office and asked me to visit the cordoned-off forest area with him again to advise him on what to do with a number of trees that had been scorched during the burning of bodies, as the fire had spread to the surrounding forest. He expressed concern that if the trees fell, unauthorized individuals could see into the forest. I then inspected the damage with Bothmann and explained to him that he need not worry about the trees falling for the time being, as they were still firmly rooted in the ground. On this occasion, I saw that a larger mass grave, about 80 meters long, had been opened. However, I could not see any bodies in this mass grave, as I was not allowed to approach it closely. After I had given Bothmann the relevant information, he told me he wanted to show me his latest acquisition and led me to a wooden shack. Inside this shack was a machine, and he explained that it was a bone mill, where the bones of the bodies would be ground up because they would not burn properly. From this, I concluded that the bodies were somehow being burned. It is characteristic of Bothmann’s attitude that he summoned an older man, who was probably Jewish, and instructed him to retrieve a handful of flour from a sack in the shack. When the man arrived with his hands full of flour, Bothmann asked him if he knew what it was. When the man did not respond, Bothmann said, “These are your fellow race members.” Resigned to his fate, the old man said, “Well, what can one do.” I should also mention that there were further sacks in the shack which apparently also contained bone meal. Additionally, I must mention that in passing near the shack, I saw about 4-5 bodies lying on the ground, which, in my opinion, had headshots, as streaks of blood ran down their faces from their foreheads. I did not make any further observations that day, but it had become definitively clear to me that many people had been killed in the forest area.

Shortly thereafter, Bothmann purchased large quantities of firewood from me. Apparently, he needed the wood for burning bodies. Eventually, Bothmann requested such large amounts of wood that I could no longer supply them from the scheduled logging. He then turned to the government in Posen, and I received orders from the regional forestry office there to deliver the wood under any circumstances, possibly by conducting a clear-cutting. Thus, I was compelled to continue supplying wood to Bothmann. The wood was picked up by Bothmann using trucks. The deliveries were paid for at the forestry cash office in Konin. How the burning of bodies in the forest area was conducted, I neither saw nor learned. I only frequently noticed that smoke clouds were rising from the forest area. In 1943, I don’t remember the exact time, the extermination camp was dissolved. The castle in Kulmhof, as I once saw, had been blown up. The extermination squad was suddenly no longer present. However, the forest area remained cordoned off by police posts, even in 1944. Upon questioning, I declare that I cannot remember whether the Kulmhof extermination camp was put back into operation in 1944.

Additionally, upon questioning, I declare that I had no contact with anyone from the special commando in Kulmhof other than with Bothmann. I also cannot name any members of the special commando. I do not know who deployed the special commando in Kulmhof or under whose authority the extermination camp operated. I only remember that Bothmann’s superior was an SS-Oberführer named Damzog. Where I learned this from, I no longer remember. Whether the Higher SS and Police Leader Koppe was responsible for this extermination camp, I do not know. I have also never seen Koppe, who I knew by appearance, visit the Kulmhof extermination camp.

After the war, I wrote a manuscript titled “The Great Lie” about my experiences in Poland, in which I described the Kulmhof extermination camp in the subsection “The Great Jewish Murder”. I intended to publish a pamphlet, but it never came to fruition. The facts in that chapter are accurate. I must qualify that I did not personally experience everything written in this chapter, even though it may seem so when reading it. If I stated on page 38 that I had to report to SS-Oberführer Dr. Mehlhorn at the Reich Governor’s office in Posen in 1942 for the reforestation of the extermination camp, this is correct. Now, I can recall this name again. If I stated on page 43 that in the spring of 1944, Bothmann‘s special commando was active again in Kulmhof, this is likely accurate. When I wrote the manuscript, everything was still fresh in my memory, but I can no longer recall it today. In my opinion, the manuscript “The Great Lie” can be fully used as evidence. The facts written down there should correspond to the truth. I had another copy of the manuscript in my possession, but I have not been able to find it despite searching several times at home.

I cannot provide any further information on the matter.

Dictated aloud, approved, and signed:
[Signature]
Heinrich May

Closed:
[Signature]

Certified:
[Signature]
Justice Assistant as the certifying officer of the registry of the District Court

Archivial reference:
LAS, Abt. 352.3, Nr.16508.1, p. 210 – 216

Note: In the document, Staegemeier is misspelled Staegmeier / Staegmeyer, corrected both in transcription and translation.

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